Leben mit Kindern

Paarbeziehung mit Kind: Warum wir Eltern an erster Stelle stehen!

26. September 2018

Eine Paarbeziehung mit Kind ist alles andere als immer harmonisch romantisch. Leider wird uns das oft suggeriert. Die anderen Paare scheinen immer harmonischer, aber Alltag und Krisen, ups and downs sind normal. In einer längeren Beziehung muss man zwangsläufig anfangen zu „arbeiten“, an der Beziehung nämlich. Gerade Elter waren mal „nur“ ein Paar und sind die Basis für eine Familie. Warum stellen dann so viele Eltern die ich kenne, ihre Paarbeziehung für Jahre in den Hintergrund? Meine Gastautorin Julia erzählt heute, wie es ihr und ihrem Mann gelingt, bei sich zu bleiben: Indem sie sich an die erste Stelle setzen!

Der Ehemann und ich haben gerade das verflixte 7. Jahr unserer Beziehung hinter uns gebracht. Das Schöne daran: Ich fand das Jahr ganz und gar nicht verflixt und ich hoffe, dass das nächste Jahr – unser 7. Ehejahr nämlich – ebenso wenig verflixt wird.

Die Chancen dafür stehen meines Erachtens nach ganz gut und wir sind nach wie vor tatkräftig dabei, unsere Beziehung bzw. Ehe auch weiterhin auf einem sicheren Kurs zu halten. Wie? – Darum soll es in meinem folgenden Text gehen:

Paarbeziehung mit Kind: wie alles anfing

Zunächst muss man sagen, dass mein Mann und ich „schon“ 30 und 25 waren als wir uns kennengelernt haben. Wir kamen beide aus langen, unglücklichen Beziehungen und wollten einfach keine Zeit verlieren. Deshalb ging bei uns am Anfang alles rasend schnell. Wir haben innerhalb von 2,5 Jahren geheiratet, gebaut und unser erstes Kind bekommen. Es gab nie einen langen Urlaub zu zweit, wir waren nur ein paar Mal auswärts Essen und zum Beispiel nie zusammen im Kino oder Theater. All diese Pärchen-Zelebrationen die man so macht, bis man sesshaft wird und anfängt gemeinsam den Ernst des Lebens zu suchen, haben wir nicht gemacht. Weil wir uns vom ersten Tag an einig waren, wo unser Ernst des Lebens ist und wie wir da gemeinsam hin kommen.

Ich für meinen Teil kann sagen, dass die Liebe die ich meinem Mann gegenüber empfinde, so tief und besonders ist, wie kein anderes Gefühl bisher. Natürlich sind da auch noch unsere beiden Kinder und die Liebe zu ihnen. Aber die ist anders – intuitiv und bedingungslos – eben weil sie Mutterliebe ist.

Let’s face it: Elternsein belastet das Paarsein

Das Elternsein hat, andere Eltern kennen das Problem, auch unsere Beziehung in den letzten viereinhalb Jahren seit der Geburt unseres Sohnes belastet. Jeder der etwas anderes behauptet lügt meiner Meinung nach – Kinder sind anstrengend, man ist unausgeschlafener, gereizter und wenn es später an Erziehungsgrundlagen geht, findet man vielleicht auch die ein oder andere Meinungsverschiedenheit zu diesem Thema.

Als unsere Tochter dann vor zwei Jahren dazu kam, nahm auch der Stress nochmal zu. Aber eben auch die Liebe – das Zusammengehörigkeitsgefühl. Unsere Kinder sind beide absolut gewollt und gewünscht. Sie sind das Wertvollste, was wir gemeinsam haben und wir lieben sie unendlich und würden sie, auch trotz der Anstrengung, niemals missen wollen. Und wir wuppen dieses Ding eben einfach gemeinsam…wir gehen da durch, bis wir am Ziel sind.

Die Paarbeziehung mit Kind: Mami und Papi fahren jetzt ins Hotel

Wir sehen uns momentan als Eltern von 2 Kleinkindern, die ihre Zeit als Paar sehr kostbar nutzen müssen. Hierfür versuchen wir uns proaktiv so oft wie möglich Freiräume zu schaffen. Zum Glück haben wir das Privileg der Oma, die einspringt wenn es passt und uns die Kinder hier und da mal abnimmt – manchmal sogar über Nacht. Mein Mann und ich fahren bei einer solchen Gelegenheit fast immer in die nächste Großstadt und nehmen ein Hotelzimmer. Wir gehen essen und lassen es richtig krachen – jedes Mal – haben wir ja noch nicht so oft gemacht 😉

Da mein Mann abends eher spät nach Hause kommt, essen die Kinder mit mir gemeinsam Abendbrot und gehen anschließend relativ zeitig ins Bett. Das Ganze ist zeitlich so abgestimmt, dass wir noch auf den Papa warten und anschließend jeweils ein Elternteil ein Kind ins Bett bringt. Immer abwechselnd. Danach gehören die letzten 3 Stunden des Tages nur uns beiden ganz alleine. Wir kochen jeden Abend, reden, trinken ein Glas Wein oder schauen zum Schluss auch einfach zusammen TV. Wir setzen uns gezielt miteinander auseinander und haben Zeit. Gemeinsam und für uns.

In meinen Augen ist das eine der wichtigsten Gewohnheiten, die uns dazu verhilft, uns im Trubel des Lebens als Familie, beide im Job, nicht unterwegs zu verlieren.

Wie gesagt lieben wir unsere Kinder sehr, aber wir sind eben auch noch ein Liebespaar und nicht nur noch Eltern. Ich sehe mich ganz klar nicht nur in meiner Rolle als Mutter, sondern auch als Frau.  Und es gibt bei uns diese Zeit am Tag, da möchten wir für uns sein und sind froh, wenn die Mäuse im Bett sind.

Die Kinder sind irgendwann aus dem Haus…und dann?

Mein Mann ist der respektvollste, freundlichste und gutherzigste Mensch, der mir in meinem ganzen Leben jemals begegnet ist. Wir stehen uns ebenbürtig und auf Augenhöhe gegenüber und unterstützen uns gegenseitig, wo wir nur können. Er ist mein bester Freund und Berater – einfach mein ein und alles in jeder Hinsicht. Und ich möchte ihn für immer festhalten und bei ihm sein. Unsere Kinder werden unaufhaltsam größer und nach und nach weniger auf uns angewiesen sein. Und auch wenn ich, wie wahrscheinlich jede Mutter, Angst vor der Zeit habe, in der sie mich nicht mehr so sehr wollen und brauchen wie im Moment, so sehr freue ich mich auch darauf.

Weil dann wieder wir beide dran sind. Weil die Freiräume größer und die gemeinsamen Auszeiten länger werden. Meine Kinder werden irgendwann erwachsen sein und auf eigenen Beinen stehen, ihr eigenes Leben führen und eine Familie gründen. Ich möchte sie auf diesen Wegen begleiten, so gut und so nah und so lange ich es kann und darf. Aber ich werde in ihrem Leben irgendwann nicht mehr die erste Geige spielen – so realistisch bin ich.

Irgendwann ziehen sie aus und rufen dann vielleicht noch 2x die Woche hier an oder kommen mal sonntags zum Essen. Und genau dann beginnt die Zeit, vor der ich mich deshalb nicht fürchte, weil ich weiß dass mein Mann dann bei mir ist. Weil es eben die Ehe- oder Lebenspartner sind, die „im Haus“ bleiben und nicht die Kinder. Mir ist das sehr wichtig und ich möchte das immer im Hinterkopf behalten. Wir sind die Einheit, die bis zum Schluss im Einklang existieren soll – das haben wir uns versprochen und das wünschen wir uns. 

Irgendwann sind wir wieder dran

Und unsere Zeit kommt sicher. Ganz bald. Und bis dahin werden wir alles dafür tun, um dann bereit zu sein. Bestimmt haben wir einiges an Nachholbedarf. Aber wir machen das dann einfach alles mit Mitte 40 statt mit 20 – finanziell besser situiert als damals, mit ganz anderen Möglichkeiten. Und wir haben dann schon ein ganzes Stück gemeinsames Leben hinter uns und viele Dinge die uns verbinden und stolz machen.

Mehr von Julia zu lesen gibt es hier und hier. Folgt doch ihrem Insta-Account!

Darauf freue ich mich!

Fotos: privat, Pixabay

 

 

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4 Kommentare

  • Reply Anne aus der Lieblingsmanufaktur 5. Oktober 2018 at 5:56 am

    Ein großes Dankeschön an Julia, für diese so offenen Worte!
    Ich teile Julias Meinung zu 100% , nein zu 150%. Es wird viel zu wenig darüber geredet, dass ein Kind eine Paarbeziehung deutlich verändert. Der Mittelpunkt verschiebt sich und wir bekommen es gar nicht mit. Würde uns das vorher schon jemand sagen, könnten wir vorbeugen oder würden überhaupt etwas davon bemerken. Nicht erst dann, wenn es schon zu spät ist.
    Und auch Punkt 2 ist ganz ganz wichtig: Eine langjährige Beziehung braucht Pflege. Es muss bewusst etwas dafür getan werden, dass es nicht langweilig wird, das Paar nur noch nebeneinander her lebt, nicht alles nur noch selbstverständlich ist. Gemeinsame Gespräche (und natürlich auch Erlebnisse) sind das allerbeste, wobei vielleicht noch wichtig zu sagen wäre, dass es eher ums Zuhören als ums Lösungen finden geht. Also Aussagen lieber umkommentiert stehen lassen als alles zu zerreden. Wenn jeder Aussage gleich ein „Ja, aber…“ folgt, bringen auch viele Gespräche nichts 😉
    Nochmals lieben Dank, Julia, für Deinen so inspirierenden Artikel!

  • Reply Amalia 9. Oktober 2018 at 11:06 am

    Hallo Julia,

    deine Worte sprechen mir aus der Seele. Wir haben eine vier Monate alte Tochter und es ist anstrengend, sehr anstrengend. Bei all dem Babyalltag hat sich unsere Paarbeziehung stark verändert. bye bye Spontanität…und die vielen kleinen und großen Dinge die man als Paar gemeinsam macht. Aber wie hat mein Mann vor kurzem einmal so schön gesagt:“Das Endziel ist es mit dir mit 80 Jahren im Ohrensessel zu sitzen und die verbleibende Zeit gemeinsam zu genießen!“. Herzlichen Dank dir für deine offenen Worte! Viel zu oft hört man die beschönigten Versionen 🙂

  • Reply Daniel 29. April 2019 at 12:28 am

    Hallo Julia,
    es ist sehr schön von einer Frau zu hören, dass die Eltern an erster Stelle einer Beziehung stehen „sollten“. Das freut mich und macht mir zugleich Hoffnung. Nicht für die eigene Beziehung, sondern der Tatsache, dass ich als Mann nicht etwas unmögliches von einer Frau erwarte. Das hilft mir sehr – vielen Dank dafür!
    Ich liebe meine Frau und unseren gemeinsamen Sohn (6) über alles. Für mich ist unserer Familie das aller wichtigste. Bei meiner Frau sieht das „ähnlich“ aus, vorsichtig ausgedrückt. Das wichtigste für sie ist unser Sohn. Das sich das Interesse füreinander in der Paarbeziehung nach ein paar Jahren abkühlt ist für sie vollkommen normal und „willkommen“. Jedoch erreicht sie mit ihrer Einstellung die 100% Umsetzungsquote. D.h. …, ihr Interesse aus kommt locker auf die 0%!
    …, ich bin in einer echt blöden Krise!……..
    Als wäre das nicht genug, öffnen sich meine Augen mehr und mehr.
    Nach diversen Gesprächen mit alten Freunden sehe ich in ihren Beziehungen ein ähnliches oder sogar viel gravierendes Problem. Die Frauen haben ihren Partner komplett aus den Augen verloren.
    Könnt ihr „fremden“ Frauen uns einen Tipp geben? Was wäre der nächste richtige Schritt oder sollen wir tatsächlich die Konsequenzen ziehen und eine Scheidung als den einzigen Ausweg einleiten.
    PS.: Gespräche und gemeinsame Essen, WE, ….. sind über Jahre hinweg mit unseren geliebten Frauen organisiert bzw. dann doch abgesagt worden. Wir haben nichts unversucht gelassen. No. 1 – Kind.
    …, vielleicht werde ich auch nur nicht mehr geliebt….. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

    • Reply SUni 7. Juli 2021 at 10:56 am

      Lieber Daniel,
      wenn ich als Frau einen Tipp in dieser Situation geben darf ist:
      – ändere dein Verhalten und die anderen werden ihr Verhalten dir gegenüber ändern…. bedeutet: Du organisierst ein Essen und gehst dort hin, auch ohne sie… jahaa und hast einen schönen Abend. Sie nimmt dich für selbstverständlich, ist sich sicher sich nicht mehr um dich bemühen zu müssen – das ist dein Spiegel.
      Du planst ein WE – fahre hin, nimm wen anderen mit, einen Freund oder so, leg dich nicht fest, dass deine Partnerin alles mit dir machen muss, aber sie muss auch sehen, dass du glücklich bist auch ohne sie. Glückliche Menschen sind ansteckend und begehrenswert.

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