Leben mit Kindern

Nein sagen: Warum fällt es mir so schwer?

21. Juni 2018
no schriftzug als kunst

Nein sagen bedeutet tatsächlich das: Nein! Zu Angeboten, Aufträgen, Beziehungen, Jobs und ja, auch Bitten. Vielen Frauen fällt das Nein sagen fast schon körperlich schwer. Warum ist das so? Wollen wir wirklich immer von allen und jedem 24/7 gemocht werden und irgendwie „alles lösen“? Warum fällt es uns so schwer, unangenehmen Situationen/Menschen/Angeboten ein klares Nein zu sagen?

Meine Gastautorin Anna beschreibt heute ein Unvermögen, das viele von uns kennen und uns eigentlich nur lähmt. Nein sagen, Schluß machen, mit Dingen abschließen. Nicht einfach, aber Fortschritt ist auch mit einem „nein“ oft viel schneller zu erreichen. Dabei ist das Nein sagen zum Beispiel auch zum Thema Bullying gerade etwas, was wir unseren Töchtern beibringen sollten.

Nein sagen zum Chef

Kürzlich ergab sich für mich eine tolle Gelegenheit, einen neuen Job anzunehmen. Ich freute mich darüber ungemein, nicht nur, weil ich als Dreifachmutter in puncto Karriere Abstriche mache, auch weil ich mit etwas Altem abschließen kann, dass mich inhaltlich nicht mehr befriedigte, um nicht zu sagen, unglücklich machte.

Dieses „Schluss machen“ versetzte mich gleichzeitig in enormen Stress. Alleine der Gedanke an den Moment des Kündigens erzeugte pures Unbehagen. In dieser Situation steckte ich sehr kurzfristig und unverhofft, wenn auch selbst initiiert.

Ich musste nicht zum ersten Mal in meinem Leben feststellen, dass ein Neubeginn auch immer einhergeht mit dem Abschließen des Alten, mit Konfrontationen anderer Menschen in meinem Umfeld, die nicht alle freudig auf meine Entscheidung reagieren. Die ich verletzen muss, um mir selbst treu zu bleiben und meinen Weg zu gehen. „Schluss machen“ impliziert Stress und stellte mich auch in anderen Lebenssituationen vor enorme Herausforderungen.

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Good girls sagen nicht nein

Ich bin sehr schlecht im „Schluß machen“, noch schlechter im Abschließen. Ich halte mir gerne viele Optionen offen, bin sehr harmoniebedürftig und möchte am Liebsten mit allen Menschen im Guten auseinandergehen. Ich hasse Konfrontationen, bei denen ich als bad girl gesehen werde, Fehler zugeben muss oder Andere verletze. So gerne ich auch mal mit Worten provoziere – zumindest sofern ich mich missverstanden oder ungerecht behandelt fühle – die eins zu eins Konfrontation im Zusammenhang des „Schluß- machens“ war noch nie mein favorite.

Wer spielt schon gerne „Wahrheit oder Pflicht“ im richtigen Leben?

Auch beim Nein sagen zu Menschen also beim Beenden von (Liebes-) Beziehungen habe ich mich immer irgendwie gedrückt. Glücklicher Weise liegt der letzte Abschluss einer Lebens- und Beziehungsphase dieser Art schon lange zurück, dennoch erinnere ich mich gut an diese unangenehmen Momente, Gespräche und Gefühle. „Aufschieben“ lautete meine Devise. Fliehen, das Weite suchen, auf Abstand gehen mein Motto. Vielleicht feige, aber wer spielt schon gerne „Wahrheit oder Pflicht“ im richtigen Leben?

Schmerzlich für den damaligen Partner, schmerzlich für mich und vor allem verlorene Lebenszeit. Statt Schluss zu machen, deutlich Nein zu sagen, habe ich frühere Beziehungen teils monatelang heraus gezögert, nur um rückblickend festzustellen: „Unsere Beziehung war eigentlich schon lange am Ende!“ Aber es gehören immer Zwei dazu und damals konnte irgendwie keiner von uns beiden rechtzeitig die Reißleine ziehen.

Hiermit plädiere ich natürlich nicht für das sofortige Hinschmeißen einer Beziehung, wenn mal was nicht läuft. Im Alltag gibt es ups and downs ganz klar, Tendenz zunehmend mit Kindern. Jedoch sollten in meinen Augen die schönen Momente überwiegen.

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Lernt man Nein sagen in der Kindheit?

An ähnlich unangenehme, zwischenmenschliche Situationen erinnere ich mit meinem Vater. Ich habe immer Aussprachen mit ihm gemieden, nachdem ich mit 18 ausgezogen bin. Habe Konfrontationen, was sein Fehlverhalten der Familie gegenüber – sowohl meiner Mutter, als auch uns Kindern – lange hinausgezögert. Rückblickend zu lang. Erst mit Mitte Zwanzig überkamen mich unausgesprochene Themen mit voller Wucht und wieder viel es mir ungemein schwer, „Schluss machen“ mit ihm bzw. dieser bereits länger zurückliegenden Lebensphase „Kindheit“.

Hilfe suchen, um Nein sagen zu lernen

Ich holte mir Hilfe, räumte auf und konnte endlich mit dem Alten abschließen. Nicht, dass es einfach war, geschweige denn, dass ich alle erhofften Antworten in der Konfrontation mit meinem Vater fand, jedoch linderte sich mein Stresspegel und ich lernte, abzuschließen. Erst dieser innere Schlussstrich ermöglichte mir, mich für wieder eine neue Lebensphase zu öffnen, Neues zuzulassen.

Nach einem Nein kommt ein Ja!

So kamen mein Mann und dann die Kinder zu mir. Ohne das „Schluss machen“ wäre das nicht geglückt. Und nun? Bin ich heute schlauer? Die eingangs erwähnte Chance eines beruflichen Wechsels nahm ich wahr. Irgendwie bewältigte ich den Moment des Kündigens und machte Schluss, diesmal mit meinem Chef.

Indirekt war er es übrigens selbst, der mich hierzu bewegte, indem er mich zu einem Coaching schickte, bei dem ich folgende Lebensweisheit zum ersten Mal hörte: „Love it, change it or leave it.“ Wenn dir eine Situation im Leben nicht gefällt, dann lerne, die Sache zu lieben, ändere etwas oder verlasse sie.

 

Foto: pixabay

Fällt Euch Nein sagen auch so schwer? Wie habt Ihr es gelernt?

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