Selbstliebe: Muss die einfach da sein oder dürfen wir nachhelfen? Es scheint so, als ob wir uns alle lieben MÜSSTEN so wie wir sind, oder im Falle von uns Müttern: So wie unser Körper nun nach x Geburten aussieht. Schwerkraft on top gratis dazu. Body Positivity ist an sich eine tolle Entwicklung. Frauen, die es tatsächlich geschafft haben, sich so anzunehmen wie sie sind, zeigen sich und sagen: Dufte, i love myself! Egal, ob nun plus size oder Größe 36. So wie es tausend Körperformen und Vorlieben gibt, so schauen wir aber selbst unterschiedlich auf uns. Für die eine ist e super so, wie es ist, für die andere aber nicht. Und die darf nun fast nicht mehr öffentlich sagen: Nee, ich mag das so nicht und ja, „ich will was machen lassen.“
Julia hat hier bei mir einen sehr beachteten und diskutierten Beitrag über ihren Abnehmweg geschrieben. Bei allem Lob und auch der großen Unterstützung musste sie viel Kritik für ihre persönliche Body Positivity einstecken. Dafür, dass sie sich eben NICHT annehmen konnte, ihren Körper verändern wollte und immer noch will.
Julia (und ich auch) denken ja, dass wir Frauen uns zunächst einmal toleranter begegnen müssen. Das fängt beim Kleidungsstil an, geht weiter bei der Erziehung der Kinder (oder der Entscheidung gegen diese) und hört auch immer noch nicht beim Körper auf.
Selbstliebe: Mein Body- meine „Baustelle“
Nachdem ich vor einiger Zeit sehr viel Gewicht abgenommen habe und mich seitdem automatisch intensiver und auch kritischer mit mir selbst und meinem Körper auseinandersetzt habe, ist persönliche die letzte „Baustelle“ meine Brüste. Sie gefallen mir nicht, ich fühle mich unwohl mit ihnen und möchte sie mir gerne machen lassen. Was ich in diesem Zusammenhang ganz oft gehört habe und nicht akzeptieren kann -weil es meiner inneren Logik widerspricht – ist der Satz: Man muss sich so lieben wie man ist und seinen Körper mit allen „Macken“ gut finden. Warum?
Selbstliebe und Body Positivity: Wo fängt sie an, wo hört sie auf?
Aber muss man seinen Körper denn wirklich immer so lieben, wie er ist, oder hat man vielleicht auch das Recht zu sagen: „Nein, ich bin nicht mit mir zufrieden und ich möchte das ändern. Weil ich es kann.“. Ist es nicht vielleicht eine Ausrede, sich generell selbst für alles zu feiern, was an einem dran ist, ob positiv oder negativ? Weil man so vielleicht nicht in den unbequemen Zustand kommen kann, etwas verändern zu müssen – Stichwort „Verlassen der Komfortzone“?
Ich möchte mich wieder sexy fühlen!
Natürlich hat mein Körper mit der großen Abnahme und der Tatsache, zwei Kindern das Leben geschenkt zu haben, Großartiges geleistet und natürlich bin ich wahnsinnig stolz auf ihn. Aber habe ich nicht trotzdem auch das Recht sagen zu dürfen, dass es deshalb Dinge gibt, die mich an ihm stören? Sagen zu dürfen, dass ich als junge Frau mit 32 Jahren nicht bereit bin, hängende Brüste an mir zu akzeptieren? Dass ich mich sexier fühlen würde, wenn sie straff und prall wären? Und ist es dann ein Verbrechen, auf die moderne Medizin zurückzugreifen, um mir mit deren Hilfe etwas zu ermöglichen, dass ich aus eigener Kraft und auf natürlichem Weg gar nicht schaffen KANN?
Reizthema Brustvergrößerung: Wo ist die Toleranz unter Frauen?
Meine Pläne zur Brust-OP habe ich bereits in einem Artikel erwähnt, der sich im Wesentlichen um meine Abnahme dreht. Die darauf folgenden Kommentare unter dem Beitrag waren zum Teil sehr erbost und hitzig, nur weil ich davon gesprochen hatte, mir meine Brüste machen zu lassen. Ich wurde aufgrund eines Satzes, nämlich den über meine Brüste, von Frauen verurteilt, die einen wirklich sehr langen und sehr persönlichen Erfolgs- /Erfahrungsbericht von mir gelesen hatten, der sich um ein ganz anderes Thema drehte, aber in seiner Gesamtheit überhaupt nicht mehr interessiert hat.
Weil eben dieser eine legendäre Satz darin auftaucht. Warum ist eine Brustvergrößerung eigentlich unter Frauen und gerade auch unter Müttern so ein Reizthema? Habe ich vorm Kreißsaal mein Recht, mich auch als Frau noch attraktiv fühlen zu dürfen, abgegeben? Impliziert der Status „Mutter“, dass man nicht mehr „heiß“ sein DARF?
Wo sind denn die ganzen Yummy-Mummies hier? Die müssen doch mal aufstehen und dagegen halten?!
Selbstliebe= persönliche Auslegungssache. Oder nicht?
Selbstliebe und eine andere Auslegung dazu? Das war meiner Meinung nach, der größte Stein des Anstoßes.
Gibt man diesen wunderbaren Begriff bei Google ein, stößt man als allererstes auf einen sehr interessanten Artikel der „WELT“, in dem steht dass Body Positivity eine der neuesten Bewegungen des Feminismus beschreibt und in der Kernbotschaft beinhaltet, dass man seinen Körper einfach so lieben und hinnehmen soll/muss wie er eben ist.
Setze ich mich damit mal nach meiner ganz persönlichen Logik auseinander, stelle ich fest, dass ich der Thematik zwar im Grundsatz zustimme, allerdings nicht bereit bin, das so pauschal und damit in meinen Augen auch ein Stück gleichgültig zu sehen, wie es angeraten ist.
Ist es nicht auch eine Form von Wertschätzung seinem Körper gegenüber, wenn man insofern in ihn „eingreift“, als man ihn in eine gesunde und agile Basis bringt und ihm das gibt, was ihm gut tut – in Form von Nahrungsmitteln, Flüssigkeit und einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Ruhe/Schlaf und Bewegung?
Und was ist eigentlich „natürlich“?
Warum darf man eigentlich zum Friseur gehen, sich die Fingernägel lackieren und z.B. die Zähne richten lassen, wenn sie einem nicht gefallen? Sind das nicht am Ende auch alles Eingriffe in die natürliche „Form“ des Körpers? Komisch, ne? Da kommt keiner mit erhobenem Zeigefinger um die Ecke und fängt an zu schimpfen. Wenn ich Kontaktlinsen trage, weil ich mir mit Brille nicht gefalle, ist das für keinen ein Problem.
Wenn ich sage, ich möchte mir Implantate in die Brüste machen lassen, aber schon. Warum? Weil es ein operativer Eingriff ist? Na und?! Mit den Folgen und Nachwehen hab aber doch hinterher trotzdem nur ich zu kämpfen und niemand sonst. Ich tue damit niemandem weh und niemand wird bedroht.
Wer definiert Feminismus und Body Positivity?
Vielleicht kann man den Begriff „Body-Positivity“ auch einfach unterschiedlich auslegen und interpretieren, im Sinne von „Jede soll sich wohlfühlen dürfen. Mit sich und ihrem Körper. Auf welche Weise auch immer und sie darf ihren persönlichen Weg finden. Die anderen Frauen supporten sie vielleicht dabei oder sagen: „Ich bin mit meiner Größe 42 (34, 38, 48 whatever…) happy, aber super für Dich.“
Wenn man das nämlich mal von der anderen Seite betrachtet, baut es im Grunde doch auch wieder Druck auf, wenn sich jeder immer so annehmen muss, wie er ist. Dieser Druck, dieses „Muss“ ist für mich die Kritik an der Body Positivity Bewegung.
Wenn Ihr an Julias Weg teilhaben wollt, folgt ihr doch auf Instagram
Wenn Ihr zu diesem Thema weiterlesen wollt, empfehle ich Euch den Blogpost meiner Kollegin Jette, die sehr offen über ihren persönlichen Weg zu mehr Selbstliebe und Body Positivity (mit einer OP) schreibt.
Was denkt Ihr?
6 Kommentare
Vielen Dank dafür!
Genauso sehe ich das auch und kann diesen „dein Körper hat so wunderbares geleistet und jetzt darf er hängen..“ Kram nicht mehr hören.
Ich will unzufrieden sein dürfen sowie jede andere zufrieden sein darf!
Und googel (noch) heimlich weiter Fettabsaugen am Bauch!
Liebe Steffi, ich habe zu danken für das tolle Feedback. Es freut mich sehr, dass ich scheinbar nicht ganz alleine auf der Welt bin, mit meiner Sicht der Dinge. Viel Erfolg bei der Suche 😉 Alles Liebe, Julia
Liebe Julia, ich finde es schön, dass Du so offen bist, und habe mich auch über die Angriffe neulich sehr gewundert. Ein bisschen frage ich mich bei den „danach“-Fotos von Dir aber, wo denn da irgendwas hängen soll – es sieht doch alles perfekt aus und nicht „hängelig“. Da müsste ja schon ein, äh, wirklich erstaunlich wunderbarer BH am Werk sein, wenn der aus einem Hängebusen solche schönen, beneidenswerten Rundungen (ich habe die nicht) machen kann! So einen habe ich nach dem Abstillen jedenfalls nicht gefunden, obwohl ich sehr gesucht habe;-).
Liebe Käte, Dankeschön für das Kompliment. Es gibt wirklich solche BH’s 😉 zum Beispiel von Mary Jo oder Chantelle. Kosten ein kleines Vermögen, tun aber ihre Arbeit. Ich war tatsächlich in einem echten Dessousgeschäft dafür und kann das auch nur empfehlen. Die Zeiten wo ich einfach nen H&M BH für 10€ angezogen habe sind leider sowas von vorbei….Oder nen Triangel-Bikini *hahaha* … Ich wünsch dir was. Liebe Grüße, Julia
Triangel-BH? Da kann ich mich auch nur schlapplachen;-). Inzwischen hat sich „die Situation“ auch wieder halbwegs normalisiert bei mir, so dass ich wieder normale Bügel-BHs tragen kann (meine ich zumindest;-)), aber eine Weile lang war es echt schwer. Ich war dann auch in einem richtigen Dessous-Laden und habe mich beraten lassen, bin dann mit zwei Triumph-Produkten nach Hause gegangen;-). Viel Glück Dir für Deine Pläne und liebe Grüße!
Liebe Julia,
ich danke dir, für deine Offenheit.
Ich gestehe, ich bin eine Mutter, die sich hat Operieren lassen.
Tatsächlich, stehen dem nicht alle positiv gegenüber.
Dabei hatte meine Entscheidung nichts mit meinem After Baby Body zu tun.
Das erste Gespräch mit einem Schönheitschirugen, hatte ich bereits mit 18.
Es ging um meine Brüste.
Ich hatte nämlich keine. 😉
Ich habe es zu dem Zeitpunkt nicht machen lassen.
Meine Pflegemutter war nämlich nicht begeistert.
Sie kam aus einer Zeit, da gab es solche Operationen nicht.
Ich stieß also nur auf absolutes Unverständnis.
Wie sagte sie immer so schön , warte bis du 20 bist, sie kommen einfach etwas später. 🙂
Also ich 20 war, sagte sie, warte bis du ein Kind bekommen hast.
Ich bekam ein Kind. Allerdings, erst mit 26 Jahren.
In all den Jahren, war ich ordentlich moppelig, auch ohne schwanger gewesen zu sein.
Dehnungsstreifen an Beinen, Bauch, Armen selbst an den nicht vorhandenen Brüsten, waren neben meinen drei Speckringen, schon fast harmlos.
Ich nahm ab. 20 Kilo. Dann kam die Schwangerschaft. und zack waren 25 Kilo wieder drauf.
Nach der Geburt 2014 , hatte ich nicht das Glück, dass alles einfach nur dahin geschmolzen ist.
2016 habe ich, nachdem ich wieder abgenommen habe ( auf 67 kg ) dann eine Brustvergrößerung und eine Fettabsaugung machen lassen. ( Hüfte , Flanken, Oberbauch , Unterbauch )
Ich hatte es endgültig satt.
Es ist schön daher gesagt, liebe dich so wie du bist.
Gerade nach Schwangerschaft und Geburt, ist es fast zur Pflicht geworden, stolz zu sein, auf Körperteile / Regionen, die man sich im eigenen Spiegel nicht angucken will.
Ich wollte mit fast 30 endlich einen BH kaufen, den man auch als solchen bezeichnen kann.
Denn leider, hat auch eine Schwangerschaft, nicht für Brüste gesorgt.
Bei Größe AA und einem Kreuz wie ein Raubritter, ( Danke an Papas Gene ) habe ich nie ein Oberteil oder eine Bluse gefunden, in der ich mich weiblich und sexy gefühlt habe.
Ich wollte Brüste und ich wollte meine Hüftringe los werden, für die es keine perfekte Sportübung gibt.
Klar, hätte ich sicher auch ohne weiter leben können.
Aber ich gucke mich heute im Spiegel an und fühle mich besser, als je zu vor.
Ich kann die Kleidung tragen, die ich möchte, keine Sachen, in den ich versuche alles zu verstecken / kaschieren.
Persönlich, finde ich, dass ich besser aussehe, als vor meinem Kind.
Meine Tochter sieht mich nicht deprimiert oder traurig vor dem Spiegel stehen.
Ich schäme mich nicht mehr, ins Schwimmbad zu gehen und sogar einen Bikini zu tragen. ( Mit 27 den ersten Bikini gekauft )
Sollen anderen denken was sie wollen.
Sollen sie glauben, ich bin bloß dem Schönheitswahn der Medien verfallen.
Ich habe mir damit ein große Last von der Seele genommen.
Etwas, das mich seit der Pubertät belastet hat.
Am Ende, muss es jede Frau für sich entscheiden und keinem anderen steht ein Urteil darüber zu.
Also ran, an die neuen Brüste. 😉
Natürlich nur bei einem qualifizierten Chirugen. Sparen sollte man bei solchen Dingen nicht.
Liebe Grüße
Jenny