Leben mit Kindern

Schafft den Vatertag ab! Rant eines genervten Papas

30. Mai 2019

Soll man den Vatertag abschaffen? Jedes Jahr wird die Anzahl der kritischen Stimmen, was den Muttertag angeht, immer größer. Zu konsumorientiert, zu traditionell-altbacken, zu wenig! Viel kann ich davon nachvollziehen, obwohl ich die Ehrungen in diesem Jahr sehr genossen habe, um ehrlich zu sein. Heute schreibt mein Gastautor Arne Ulbricht, warum ihn dieser Tag so nervt und warum er abgeschafft gehört.

Was ist das überhaupt, der Vatertag?

Ich habe mal bei Wikipedia nachgeschaut, was Vatertag eigentlich bedeutet: “Der Vatertag (…) ist ein in verschiedenen Teilen der Welt begangenes Brauchtum zu Ehren der Väter. […] Die traditionell männlichen Teilnehmer machen dabei meist eine Wanderung (…), wobei oftmals viel Alkohol konsumiert wird. Ziel sind meist traditionelle Ausflugspunkte bzw. Gaststätten. Bei Wanderungen werden häufig Bollerwagen (…) mitgeführt, um die Getränke besser transportieren zu können.“

Genauso ist es. Liebe Väter, das ist doch kein Spaß, sondern einfach nur Mist, und irgendwie auch infantil und lächerlich. Filmt euch dabei, machen heutzutage ja eh alle, und guckt euch den Film dann mal nüchtern an. Ja ja, ich bin ein Miesmacher, ein Spielverderber, ich weiß. Aber damit kann ich leben. Womit ich nicht so gut leben kann, sind männliche Teilnehmer einer Vatertags-Bollerwagen-Tour, die sich schon morgens anfangen zu besaufen. Und mit männlichen Teilnehmern einer Vatertags-Bollerwagen-Tour, die abends auf den Terrassen der Restaurants nicht mehr sitzen können, ohne sich festzuhalten, mit denen kann ich auch nicht besonders gut leben.

Warum nervt mich als Vater der Vatertag so?

Warum eigentlich nicht? Ganz einfach: In Berlin war das Spreeufer – ein Paradies für Familien – am Vatertag an sonnigen Tagen zur No-Go-Area geworden, in Hamburg habe ich am V-Tag die Alster – ein Paradies für Familien – bewusst gemieden, und nun wohne ich in Wuppertal direkt an der Nordbahntrasse. Übrigens ein Paradies für Familien! Kilometerlang ist es möglich, zu inlinern, zu rollern, Skateboard und Rad zu fahren. Allerdings nicht an einem bestimmten Tag. (Wenn es regnet, was in Wuppertal oft der Fall ist, dann geht es.)

Die Väter sind sich in ihrem Suff selbst genug

Die saufenden Väter sind übrigens keine Gefahr im eigentlichen Sinne. Sie sind nicht aggressiv, sie pöbeln einen nicht an, sie beachten einen nicht mal. Sie sind sich in ihrem Suff selbst genug. Dennoch sind sie gerade an einem Feiertag ein großes Ärgernis. Es ist ein wenig so wie an einem Samstag, wenn man mit seinen Kindern ins Grüne fahren möchte, und dann steigen hundert sturztrunkene Fußballfans in den Regionalzug ein, die “Ole Ole Ole“ singen und auf nichts und niemanden Rücksicht nehmen.

Meine Kinder haben Angst vor den Betrunkenen

Kinder haben in solchen Situationen oft Angst. Meine Tochter, die absolut kein ängstliches Mädchen ist, klammert sich jedes Mal an meinen Arm, wenn ein Betrunkener in unsere Richtung torkelt. Und deshalb ist diese ganze Vatertagsgaudi so absurd: Väter verhalten sich wie pubertierende Jugendliche und machen vor allem denjenigen Angst, die ihre Kinder sein könnten. Der Muttertag ist im 21. Jahrhundert übrigens genauso bekloppt. (Laut Wikipedia: „Der Muttertag ist ein Tag zu Ehren der Mutter und der Mutterschaft. Er hat sich seit 1914, beginnend in den Vereinigten Staaten, in der westlichen Welt etabliert. Im deutschsprachigen Raum und vielen anderen Ländern wird er am zweiten Sonntag im Mai begangen.“

Vor dem Hintergrund, dass die Mütter bis ins späte 20. Jahrhundert wirklich diejenigen waren, die sich ausschließlich ums Kochen, Putzen und eben die Kinder gekümmert haben, mag ein Tag, an dem die Kinder und Papi besonders lieb zur Mama sind, seine Berechtigung gehabt haben. Heute sieht die Welt zum Glück in unseren Breitengraden anders aus: Viele Mütter bleiben zwar das erste, manchmal auch das zweite und sogar dritte Jahr zu Hause, aber die meisten fangen dann wieder an zu arbeiten. (Und das ist auch gut so. Schließlich sind sie statistisch gesehen viel schlauer als wir Männer.

Wie wäre es mit einem gemeinsamen Familientag statt Mutter- und Vatertag?

Ich schlage deshalb vor, sowohl den Mutter- als auch Vatertag abzuschaffen und durch einen Familientag zu ersetzen.

Der Wikipedia-Eintrag könnte so lauten:

„Familientag, der: Findet an jedem ersten Sonntag im Monat statt. An diesem Tag sind Eltern nur für Kinder und Kinder nur für Eltern da. An diesem Tag werden zum Beispiel Gesellschaftsspiele gespielt, Ausflüge organisiert und es wird gemeinsam gekocht.“

Mehr über den Autor Arne Ulbricht

In “Mama ist auf Dienstreise” erzählt Arne Ulbricht nicht nur von PEKIP-Kursen, sondern auch davon, wie seine Frau am Flughafen der Security auf Englisch erklären musste, wofür man eine Abpumpmaschine braucht.(affiliate link)

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In seinem Erzählband Vatertag! geht es um ganz unterschiedliche Väter. Auf Lesungen liest er mit seinem Sohn die Geschichte LoL, in der ein Vater versucht ein Computerspiel zu verstehen (und süchtig danach wird), und mit seiner Tochter die Geschichte In der Boulderhalle, in der ein Vater für seine Tochter Wände hochklettert (und stürzt).

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Mehr über Arne Ulbricht und seine Bücher findet Ihr auch hier.

Fotos: privat und Pixabay

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