Alles Liebe zum Vatertag, Ihr Papas unter meinen Lesern! Vatertag: Das war für mich als Kind der 80er Jahre eher eine Art Herrenabend auf einem Trecker. Mehrere angeheiterte Mittvierziger stemmten Biere oder Rieslingschoppen und grölten irgendetwas Unverständliches, während sie an Christi Himmelfahrt durch die Weinberge tuckerten (mein Mann und ich sind „auf dem Landen“ in Rheinhessen aufgewachsen). Wahrscheinlich klopften sie sich bei dieser Veranstaltung auch des Öfteren mal auf die Schulter. Selbstreflexion für Eltern war ja damals noch nicht so „in“ wie heute.
„Ei, was sin mer doch für dolle Babbas! Äscht, oddä? Unserne Kindä habbe es äscht guuud. Und die Fraue erst. Brauche mer gar ned drübber redde.“
Heute schreibt passenderweise mein Mann darüber, wie es ist, Vater zu sein. Eine schöne Sammlung, in der Ihr Euch oder Eure Partner (liebe Mamas) wieder finden werdet. So wirklich unterschiedlich ist das auch gar nicht von uns Mamas. Viel Spaß!
Väter: glücklich, mit schlechtem Gewissen und soooo old
Vater sein bedeutet, sich plötzlich für wahnsinnig langweilige Dinge zu interessieren wie Whiskey, W-Lan und Wanddämmung. Väter legen sich teure Rennräder zu, streifen sich lächerlich bunte Plastikstrampler über und verschwinden dann ganze Sonntage im Umland. Väter bedienen Schlagbohrmaschinen, sind alleine zuständig für das korrekte Beladen des Kombis vor dem Urlaub und stellen jedes Jahr den störrischen Weihnachtsbaum auf. Kinder wollen von ihren Vätern in die Luft geworfen werden, je waghalsiger desto glucksender. Sie wollen Väter, die nicht wie Väter sind – streng, humorlos, leicht reizbar – sondern wie junge Männer ohne Kinder: geduldig, geistreich, Großmeister im Rülpsen.
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Vatertag: Für mich geht’s in die Waschanlage
Kinder wollen von ihren Vätern vorgelesen, ein Baumhaus gebaut und niemals die Haare gekämmt bekommen. Als Vater kann man zwar immer noch ganz gut Lego bauen, aber damit spielen hat man längst verlernt. Als Vater hat man vergessen, wie gut Nudeln ohne alles schmecken, oder wie gut es sich anfühlt, auf Socken auf die Strasse zu rennen. Als Vater bekommt man seine Kinder weniger unter der Woche zu Gesicht als den Büroschreibtisch an einem einzigen Arbeitstag. Und dennoch ist man als Vater am Wochenende auch mal ganz gerne alleine, liest Zeitung, harkt das Gartenbeet oder genießt die Abgeschiedenheit der Autowaschanlage. Gleichzeitig aber plagt Väter das schlechte Gewissen, eben weil sie viel zu wenig Zeit mit ihrer Familie verbringen.
Wir sind alle Softies geworden- und das ist auch gut so!
Daher sind Väter grosse Softies, die geliebt werden möchten, inkonsequent und manipulierbar, leichte Beute für Kinder und deren Verlangen. Ausbaden dürfen das dann Montags: die Mütter. Vater sein bedeutet Amnesie; die schrecklich durchwachten Nächte und der Geruch schwerer Windeln sinken hinab ins Unterbewusstsein. Aber man vergisst auch, was man sich doch alles vorgenommen hatte. Alles besser machen wollte man als der eigene Vater – Lockerheit beweisen, mehr Freund sein als Vater, Zärtlichkeit zeigen – und dann verliert man doch regelmässig die Nerven, wenn die Kinder abends nicht ins Bett wollen, sich auf der Rückbank streiten oder sich ohne Vorwarnung übergeben.
Kinder und Väter wünschen sich Dinge, die ihnen verwehrt bleiben: Kinder wollen Autos lenken, lange wach bleiben, im Winter im T-Shirt rausgehen. Väter wollen ausschlafen, 911er statt 08/15 fahren, Boutique-Suite beziehen statt Kinderhotel. Denn Väter und Kinder sind eine Schicksalsgemeinschaft eingegangen, die Sehnsüchte des Einen werden in Schach gehalten vom Leben des Anderen. Väter wollten doch eigentlich bleiben wie Ernie, aber sie sind geworden wie Bert.
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