Mütter aus Deutschland, ja wie sind sie denn eigentlich nun, was wünschen sie sich und mit welchen Herausforderungen kämpfen wir Mamas in „diesem unseren Lande“? Meine Kollegin Tanya alias Lucie Marshall hat wieder mal ein tolles neues Buch herausgebracht. „Mütter aus Deutschland“ ist ein wunderbarer Bildband mit den unterschiedlichsten Frauen. (Sehr) junge Mütter, reifere Mamas, Mütter die adoptiert haben oder alleinerziehend sind. Mütter mit schwierigem sozialen Hintergrund und Frauen aus der oberen Mittelschicht. Alle finden sich in dem Buch wieder und jede einzelne Geschichte ist so unglaublich spannend. Besonders schön an diesem Buchprojekt ist auch, dass ein Großteil der Verkaufserlöse an die Organisation Care.forward gespendet werden, die geflüchteten Müttern und Frauen auf dem Weg in den Beruf hilft. Ich habe mit Tanya über dieses ganz besondere Buch gesprochen.
Wie kam es zur Idee „Mütter aus Deutschland zu schreiben?
Die Idee entstand tatsächlich im Nebensatz. Ich saß mit Laura Esnaola, der Geschäftsführerin von Care.com Europe – in Deutschland besser bekannt unter betreut.de – zusammen. Wir sprachen über die Situation von Müttern in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern. Und dann stand plötzlich der Satz im Raum: „Man müsste mal ein Buch machen, in dem die Mütter zu Wort kommen“. Und das war der Anfang. Laura hatte mit dem IRC (International Rescue Committee) 2 Jahre zuvor Care.forward gegründet. Eine Organisation, die geflüchteten Frauen und Müttern auf dem Weg in den Beruf mit Deutschkursen, Praktika und Ausbildungen unterstützt. Wir fanden es beide schlüssig, dass ein Großteil der Erlöse des Buches da hinein fließen. Und so war die Idee geboren, ein Buch von einer Mutter, über Mütter, für Frauen bzw. Mütter zu machen.
Du bist für das Buch durch ganz Deutschland gereist und warst in ganz unterschiedlichen Milieus unterwegs. Was hast Du da gelernt?
So unendlich viel. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Ich hatte das Glück, mit Frauen in Berührung zu kommen, mit denen ich sonst einfach wenig bis keine Überschneidungen habe. Alleine das ist ein Riesengeschenk. Weil man mal aus seiner eigenen Blase rauskommt. Und man lernt ja immer dazu, wenn man sich die Leben, die Entscheidungen von anderen Menschen anschaut. Meine größte Erkenntnis ist, dass hinter jeder Geschichte eine Geschichte steckt. Und wenn man sich die Mühe macht, sich die genau anzuschauen, dann sind schnelle Bewertungen gar nicht mehr so einfach. Wir haben alle Schubladen im Kopf. Das hilft ja auch beim Sortieren. Aber es macht Sinn, in denen immer mal wieder aufzuräumen. Meine große Hoffnung ist, dass es den Lesern auch so geht.
Die Mütter in Deinem Buch sind total verschieden. Gab es auch Gemeinsamkeiten, etwas, was sich alle wünschen?
Alle wünschen sich das Beste für ihre Kinder und alle wünschen sich mehr Wertschätzung für ihre Rolle als Mutter.
Welche Mütter haben Dich besonders beeindruckt?
Alle. Jede Einzelne. Mit ihrer individuellen Geschichte. Mit ihren Entscheidungen. Mit ihrem Mut. Mit dieser unglaublichen Kraft. Einige Rucksäcke sind schwerer als andere. Bei einigen Geschichten saß ich nur da und dachte: Keine Ahnung, ob ich das schaffen würde. Beeindruckt hat mich aber jede Einzelne zutiefst.
Mir gefallen die Titel, die Du den Frauen gegeben hast. „Die Glaubende“, “ Die Beschenkte“, „Die Selbstbestimmte“….Du bist ja auch selbst eine Mutter aus Deutschland, welchen Titel würdest Du Dir selbst geben und warum?
Oh, das freut mich! Ich wollte nicht kategorisieren, aber jede hat doch ein Merkmal, das mir besonders entgegen strahlte. Ich habe mich da ganz frech bei bei dem alten Griechen Theophrast und seinen Charakteren bedient, sie aber auf Frauen übertragen. Und sie eben ausschließlich positiv, bewundernde und liebevoll zugeordnet. Ist ja immer schwer, sich selbst von außen zu betrachten. Ich habe gesagt „Die Suchende“. Meine Lektorin meinte „Die Verbindende“. Beides stimmt. Glaube ich.
Worum geht es bei Care.forward?
Wir haben Care.forward nicht nur als Organisation gewählt, weil Laura sie mitgegründet hat. Sondern weil es so wichtig ist, alle Mütter und Frauen zu empowern. 90 % der geflüchteten Frauen wollen gerne arbeiten. Aber wie? Und wo? Da sitzen sie in einem Flüchtlingsheim, haben alles verloren und hinter sich gelassen, sorgen sich um Familie und Freunde und wissen nicht, wo oben und unten ist.
Was mich an Care.Forward so berührt hat ist, dass es schnell und pragmatisch ist. Die Frauen bekommen die Möglichkeit, Deutsch zu lernen, können eine Ausbildung machen oder direkt arbeiten und stehen somit auf eigenen Füßen. Während des Programms gibt es natürlich kostenlose Kinderbetreuung.
Im besten Falle arbeiten sie danach in deutschen Unternehmen oder Familien. Das bedeutet Integration von allen Seiten – für die deutsche Seite ist das Wort „Flüchtling“ nicht mehr abstrakt, sondern wird mit einer Person verbunden. Und die geflüchteten Frauen lernen im Berufsalltag unsere Gesellschaft kennen.
Care.com hat die ersten 1000 Exemplare des Buches „Mütter aus Deutschland“ komplett finanziert. Das heißt, bis auf eine kleine Bearbeitungsgebühr für Versand und , gehen 90% an Care.forward. Diese Aktion geht bis zum 11. Juni.
Also, shop till you drop – für euch, für Freunde und am besten auch für Väter oder welche, die es werden wollen!
Liebe Tanya, herzlichen Glückwunsch zum Buch und viel Erfolg!
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