Leben mit Kindern

Mein Kind beleidigt mich – wie gehe ich damit um?

11. Mai 2021

Und plötzlich ist er da: Der Moment, in dem das so geliebte Kind einen mit Trotz in den Augen anguckt und ruft „Du Kacka!“ Gastautorin Tanja schreibt heute darüber, wie sie sich fühlt, wenn ihr Kind sie beldeidigt und wie die Eltern gelernt haben, damit umzugehen.

Zugegeben, die Beleidigungen, die Kinder aussprechen, sind noch nicht so verletzend, wie die, die Erwachsene manchmal raushauen. Und glücklicherweise sind die meisten Kinder in den jungen Jahren, in denen sie ihre ersten Beleidigungen formulieren, auch noch nicht so erfinderisch, oder – vielleicht besser gesagt – erfahren in diesem Bereich, wie später zu ihren Jugendzeiten. Da muss man sich sicherlich auf härtere Sprüche gefasst machen. Trotzdem ist dieser Schritt vom süßen 2-jährgen, das zwar seine Trotzanfälle hat, ansonsten die Eltern aber verbal nicht angreift, zum mit Schimpfwörtern um sich schmeißenden Kleinkind eine große Veränderung, an die man sich als Eltern erst gewöhnen muss. Die früheren Trotzanfälle waren in der Regel nicht gegen uns gerichtet, sondern meistens das Aufregen über eine Situation, einen nicht bekommenen Willen oder weil etwas von unser Tochter verlangt wurde, was in dieser Situation einfach nötig war, sie aber nicht wollte, wie z.B. vom Spielplatz wieder nach Hause zu gehen. Nun aber waren ihre Wutausbrüche oft so strukturiert, dass sie direkt mit den Beleidigungen anfing, wenn sie ihren Willen nicht bekam.

Mein Kind beleidigt mich: Wo kommt das so plötzlich her?

Mir ist es ganz wichtig, dass es in unserer Familie keine Beleidigungen gibt. Ein respektvolles Verhalten, auch wenn man mal nicht derselben Meinung ist, ist für mich selbstverständlich. Es ist mir in der Vergangenheit zwar schon passiert, dass ich vor meinen Kindern „geflucht“ habe, weil ich in einer Situation überlastet war und diese Situation mich sehr aufgeregt hat, aber ich habe immer sehr darauf geachtet, dass ich meine Kinder nicht beleidige. Beleidigungen ziehen das Selbstwertgefühl runter, degradieren den Beleidigten und sind zudem einfach sehr verletzend.

Da ich meine Kinder nicht beleidige (und mein Mann auch nicht), gibt es für mich nur eine naheliegende Quelle – die Kita. Wann genau unsere Tochter angefangen hat, meinen Mann, mich und auch ihren kleinen Bruder zu beleidigen, weiß ich nicht mehr ganz genau. Ich denke, dass es so mit drei oder vier Jahren angefangen hat. In der Kita, in die meine beiden Kinder gehen, gab es vor einiger Zeit eine regelrechte Beleidigungswelle. Damals warfen sich die Kinder in der Gruppe untereinander ständig Beleidigungen an den Kopf und schaukelten sich damit gegenseitig richtig hoch bis aus anfänglichen, teils auch scherzhaften, Beleidigungen richtige Wutausbrüche und Kämpfe wurden. Wir als Eltern konnten nur dagegen steuern, indem wir unseren Kindern immer wieder gesagt haben, dass so ein Verhalten und solche Worte nicht in Ordnung sind. Eine andere Mutter sprach auch die Erzieher in der Kita auf dieses Problem an und die Situation besserte sich mit der Zeit. Auch meine Tochter beleidigte uns weniger. Inzwischen kommen Beleidigungen von meiner Tochter nur noch sehr selten vor. Diese Phase, in denen sie schnell mit wütenden, beleidigenden Worten um sich geworfen hat und auch gespuckt hat, ist zum Glück vorüber gegangen. Auch die Kita war sicherlich eine Hilfe dabei die „Beleidigungswelle“ zu stoppen.

Wie gehen wir  mit den Beleidigungen unseres Kindes um?

Wenn unsere Tochter mal wieder wütend ihr Repertoire an Beleidigungen für uns rausholt, was inzwischen ja nur noch selten der Fall ist, heißt es erstmal Ruhe bewahren und sich nicht dadurch anstacheln lassen. Auch finde ich es wichtig zu versuchen sich durch diese Beleidigungen nicht verletzt zu fühlen, was natürlich leichter gesagt, als getan ist, aber bei der Wortwahl meiner Tochter noch ganz gut geht. Ich denke, bei anderen Wörtern hätte ich da mehr Probleme, die einfach an mir abprallen zu lassen. Dann sagen wir ihr direkt, dass solche Beleidigungen nicht in Ordnung sind und dass sie mit diesem Verhalten aufhören soll. Dabei sind wir bestimmt und lassen uns nicht aus der Ruhe bringen. Immer mal wieder, wenn sie sich beruhigt hat, erklären wir ihr, warum wir nicht wollen, dass sie uns beleidigt – ganz in Ruhe, respektvoll und auf Augenhöhe (wortwörtlich, denn bei solchen Gesprächen sollte man sich immer auf einer Ebene in die Augen schauen).

Manchmal ignorieren wir diese Beleidigungen auch einfach, je nach Situation. Was mir ganz wichtig ist: Wir beleidigen niemals zurück oder schlagen gar unsere Kinder, wenn sie uns beleidigen. Dass man seine Kinder nicht beleidigt oder schlägt, sollte sowieso eine Selbstverständlichkeit sein. Wichtig ist auch, dass man als Eltern sein eigenes Verhalten immer wieder reflektiert, vor allem nach Konfliktsituationen und sich immer wieder bewusst macht, welches Verhalten der eigenen Eltern man auf keinen Fall bei seinen Kindern wiederholen will. Natürlich ist niemand perfekt und wir alle machen mal Fehler, aber wenn man diese reflektiert und sich bewusst ist, wo man sich nicht so verhalten hat, wie man eigentlich möchte, kann man es beim nächsten Mal besser machen.

Mein Fazit

Wie schon beschrieben, finde ich es vor allem wichtig, dass man als Eltern in solchen Situationen ruhig bleibt und dem Kind signalisiert, dass dieses Benehmen nicht okay ist. Auf keinen Fall sollte man aggressiv auf die Beleidigungen reagieren. Auch sollte man seinem Kind immer wieder sagen, dass man diese Beleidigungen nicht möchte und dass sie verletzend sind. Außerdem ist es gut dem Kind in einem ruhigen Moment zu erklären, wie man sich als Beleidigter fühlt. Wenn ich meiner Tochter zum Beispiel sage, dass es mich traurig macht, wenn sie mich mit „Du Kacka!“ beschimpft, dann lernt sie mit der Zeit, warum man andere nicht beleidigen sollte, nämlich, weil so ein Verhalten verletzend ist und nicht nur, weil wir es verbieten. Uns ist es wichtig, dass unsere Kinder wissen und lernen, warum ein bestimmtes Verhalten nicht in Ordnung ist und deshalb in Zukunft dieses Verhalten unterlassen, weil sie selbst es nicht in Ordnung finden.

Wie geht ihr in eurer Familie mit Beleidigungen um? Ich freue mich auf eure Kommentare 🙂

Über die Autorin:

Tanja ist Mama einer fast 6 jährigen Tochter und eines 3 jährigen Sohnes. Auf ihrem Blog www.meinmamablog.com schreibt sie über ihre Erfahrungen zu den Themen Kinder und Erziehung, Schlafen und Familienbett, Stillen, Essen bei Kindern u.v.m.

In diesem Gastbeitrag berichtet Tanja über eine Zeit, in der ihre Tochter regelmäßig mit Beleidigungen reagiert hat, wenn sie wütend war und wie sie als Eltern damit umgegangen sind.

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1 Kommentar

  • Reply Steffi 20. Januar 2023 at 4:02 pm

    Liebe Tanja,
    ich kann mich daran erinnern, dass auch einer meiner kleinen Töchter einmal aus Frust „du Kacka!“ entfuhr, das ist jetzt schon über 15 Jahre her. Damals wie heute reagiere ich auf diese Art von „Schimpfen“ mit sehr viel Humor. Wir haben am Ende alle gemeinsam gelacht und die Situation hat sich entspannt. überhaupt sollte man die Dinge mit Humor betrachten. „Kacka“ zeigt in diesem Moment einfach nur die Hilflosigkeit deiner Tochter dir als Übermacht gegenüber.
    Erfindet das nächste Mal neue „Schimpftiraden“, übertrumpft euch gegenseitig und verlernt dabei das Lachen nicht.
    Jetzt ist dein Artikel schon drei jahre her – und bestimmt gibt es keine Beleidigungen mehr dieser Art in eurer familiy.
    lg
    Steffi

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