Leben mit Kindern

Genervte und überforderte Eltern der Pandemie: Wer denkt jetzt an die Kinder?

10. Juni 2021

Wir alle sind wahrscheinlich so ferienreif wie schon lange nicht mehr. Alle ächzen und stöhnen auf den letzten Metern im Homeschooling, konzentrieren können wir uns alle schon lange nicht mehr. Viele Familien hat die Pandemie hart getroffen, es gab Sorgen und Verluste. Unsere Kinder waren in den letzten 1,5 Jahren die Leidtragenden. Vom Schulsystem alleine gelassen, mit überforderten und genervten Eltern zu Hause. Man kann es ruhig so sagen wie es ist: Die Zeche zahlen unsere Kinder. Es wird höchste Zeit, dass wir uns besinnen und uns auch selbst den Spiegel vorhalten.

Meine Gastautorin Sophie schreibt heute darüber wie es ist, wenn Eltern einfach nicht mehr können -und das an ihren Kindern auslassen.

Es ist ein gewöhnlicher Nachmittag auf dem Spielplatz. Meine Kinder spielen friedlich und ich genieße die Sonnenstrahlen. Plötzlich Unruhe. Zwei Brüder im Schulalter bewerfen sich mit Sand. Die Mutter verliert ihre Geduld und macht die beiden rund. Sie wird all ihren Frust lautstark los. Jeder auf dem Spielplatz wird Zeuge, dass sie „von einem 9-Jährigen mehr erwartet hätte, SIE hier den harten Job habe und sich lieber noch eine Stunde hingelegt hätte als sich jetzt diese Szenen zu geben“. Sie ist offensichtlich müde und verlässt mit ihren Kindern den Spielplatz. Wehe jedem, der ihr jetzt in die Quere kommt! Die Jungs sind klein mit Hut.

Ich sehe, wie die Jungs versuchen sich zu erklären, für sich einzustehen, ihre Sicht der Dinge zu zeigen. Vielleicht hatten sie einen genauso anstrengenden Tag. Vielleicht haben sie schlecht geschlafen. Vielleicht hatten sie Stress in der Schule, es liegt ihnen auch etwas auf der Seele oder sie wollen sich hier, heute in diesem Augenblick einfach wieder wie Kleinkinder fühlen.

Verlieren gerade nur die anderen Mütter die Nerven?

Ein offenes Eltern-Ohr: Keine Chance, kein Durchdringen!

Nein! Erst gestern war ich genau diese Mutter mit nicht ganz so friedlichen Kindern. Müde, erschöpft, zerrissen! Wo eine Situation, die mich an anderen Tagen kalt lässt, das Fass heute zum Überlaufen bringt. Wo andere denken mögen: Warum übertreibt sie jetzt so? Warum verliert sie wegen dieser Lappalie die Nerven? Doch manchmal ist es halt das umgekippte Wasser, während DHL Sturm klingelt und man gleichzeitig zwei wild gewordene, schreiende Kinder davon abhalten muss, sich an die Gurgel zu gehen.

Dann kann schon mal etwas durch die Wohnung fliegen, um dem Ärger Luft zu machen oder Mama sich schreiend im Kreis drehen. In solchen Situationen ist es einfach das zusammenbrechende Kleinkind im Treppenhaus, das vom Großen provoziert wurde. Warum?? Weil in jedem Erziehungsberechtigten gerade einfach zu viele Emotionen schlummern. Es ist nicht das banale Sandwerfen oder das unnötige Piesacken.  Unsere Grenze ist erreicht.

Gefühlschaos – Corona macht es nicht einfacher

Je mehr Familienmitglieder, desto mehr Gefühle, die bedacht werden müssen. Bestenfalls von jedem, gegenseitig und miteinander. Aber an manchen Tagen fällt es einfach schwer, das große Ganze zu sehen. Da reicht eine gerissene Mülltüte und das Chaos ist perfekt. Als Reaktion ein Augenrollen, ein Fluchen, genervt sein seinen Kindern gegenüber.

Wie oft werden Mütter (Väter eigentlich auch?!) verurteilt, kriegen blöde Sprüche ab, wenn sie unterwegs in Gegenwart ihrer Kinder stumpf am Handy rumtippen. Ich kann denen nur sagen: Ey Leute, ihr habt keine Ahnung, was da den ganzen Tag oder auch in den Nächten abgeht. Vielleicht sind die fünf Minuten am Handy manchmal die einzigen  am Tag, an denen wir nicht verhandeln, diskutieren oder schlichten müssen.

Satz des Jahres: „Wenn Corona vorbei ist…“

Angespannt sind wir alle. Der Spagat zwischen Kindern und Job, Corona on top, fällt an manchen Tagen schwerer als an anderen. Ein Ende scheint in Sicht, wir sehen eine Perspektive und endlich die lang ersehnte Entlastung. Genervt können Mütter sein, nervig ihre Kinder, aber in diesen ungewöhnlichen Zeiten ist es wohl das normalste und vielleicht auch das gesündeste der Welt, wenn alle mal am Rad drehen. Nett wäre ein aufmunterndes Lächeln, kein übergriffiger Spruch.

Und das Wichtigste ist doch, wenn man seinen Kindern gegenüber mal genervt ist oder unfair wird: sein eigenes Verhalten überdenken, miteinander reden und sich auch entschuldigen können. Denn mit einem 9-Jährigen kann man oft besser reden als mit manchem Erwachsenen.

„Mama, ich versteh dich ja!“ – „Ich dich doch auch!“

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2 Kommentare

  • Reply Anne 10. Juni 2021 at 10:45 am

    Moin,
    ich weiß nicht so ganz, was ich von dem Text halten soll.
    Dass ein überforderter Mensch, der selbst Entlastung und Mitgefühl braucht, irgendwann nicht mehr in der Lage ist, sich angemessen um andere zu kümmern, ist einfach so. Dann zahlen nicht nur die Kinder die Zeche, sondern auch sehr stark die Person, um die es geht. (Die Kinder auch, dass will ich nicht in Frage stellen.)
    Ich weiß, dass es bei uns gängig ist, das Fehlverhalten dann auch noch vorzuführen, statt Verständnis und ggf. Hilfe anzubieten. Und dass es sehr gängig ist, sich selbst kein Mitgefühl schenken zu können, obwohl es jede_r verdient hat.
    LG Anne

  • Reply Marita 11. Juni 2021 at 11:37 pm

    wer soll denn bemitleidet werden? die überforderten Eltern?

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