Das Handy des Kindes ist oftmals Streitpunkt zwischen Eltern und Kind. Wie lange drauf gestarrt werden darf, zum Beispiel. Aber natürlich geht es irgendwann auch um Privatsphäre. Ist es okay, dass Eltern aus Sorge beim Klassenchat auf whatsapp mitlesen? Übrigens ist whatsapp erst für Jugendliche ab 16 Jahren erlaubt. Darf, wer das Gerät finanziert, auch die Kontrolle darüber haben? Wann wird aus Sorge Neugier und wie sieht es mit Vertrauensvorschuss aus? Ich weiß, dass viele Eltern „mitlesen“ und kann das auch nachvollziehen. Wir tun es nicht. Wir haben das Gefühl, dass unser Sohn uns erzählt, wenn ihn etwas bedrückt. Mich hat als Teenager schrecklich geärgert, als mir meine Mutter damals erzählt hat, dass sie mein Tagebuch liest und daraus auch noch Erziehungsmaßnahmen und Vorwürfe abgeleitet hat. Wie ist hier der richtige Weg? Ich habe mit meiner Freundin Katharina darüber gesprochen, die zugibt: Ja, ich lese mit!
Was hälst Du generell von Klassenchats auf Whatsapp? Ist das hilfreich oder eher eine Art erweiterter Schulhof, mit allem was dazu gehört?
Ich denke, das ist normaler Austausch unter Freunden/Mitschülern. Ich habe früher nach der Schule stundenlang mit Freundinnen telefoniert. Heute ist es eben WhatsApp. Ein Klassenchat hilft hin und wieder, wenn bspw. jemand seine Bücher in der Schule vergessen hat. Ein Mitschüler kann dann schnell ein Foto der nötigen Aufgaben machen und es in die Gruppe stellen. Somit muss keiner ohne gemachte Aufgaben in die Schule am nächsten Tag. Insofern finde ich es hilfreich.
Du kontrollierst, was Dein Sohn schreibt. Warum?
Mein Sohn ist 11 und mein ältestes Kind. Ich muss mich also auch erst rantasten: Was darf ich? Was darf er? Gehört das Handy ihm oder eigentlich uns Eltern?
Ja, ich gebe es zu: Sein Handy-Code war uns immer bekannt und hin und wieder habe ich ein paar Chats gelesen. Ich war neugierig, über was er da so schreibt. Und vor allem mit wem. Mit einer Sache eines Chats war ich nicht zufrieden. Ich habe ihm dann gebeichtet, das ich mitlese, das Thema aber angesprochen. Er war deswegen nicht böse, eher genervt.
Mittlerweile lese ich nichts mehr. Erstens weil ich ihm seine Privatsphäre gönne. Zweitens muss ich lernen, ihm zu vertrauen.
Beim Handy mitlesen: Sorge oder Neugier der Eltern?
Ich war damals hochgradig empört, als rauskam, dass meine Mutter mein Tagebuch liest. Gibt es für Kinder keine Privatsphäre?
Das mit der Privatsphäre ist so eine Sache. Ja! Definitiv gibts eine solche, auch für Kinder. Als Eltern muss man trotzdem abwägen, wie viel Privatsphäre es geben soll. Privatsphäre kann vom Kind sicher auch schnell ausgenutzt werden. Gerade in der Pubertät kann aus zu viel Privatsphäre schnell eine Abwärtsspirale bedeuten, sollten es Eltern mit Kontrolle gar nicht mehr ernst nehmen.
Ich habe früher auch sehr intensiv Tagebuch geschrieben. Ich war ein schwieriges Kind in der Pubertät. Erst im Erwachsenenalter erfuhr ich von einem Verwandten, dass auch meine Mutter meine Tagebücher las. Ich war entsetzt. Denn das was sie da gelesen hat, war ein Blick in meine Seele, meine damalige Gefühlswelt und auch in meine Männergeschichten.
Heute, selber Mutter, kann ich ihre Tat verstehen. Sie war so verzweifelt mit mir. Wusste nicht, wie sie an mich ran kommt und wollte einfach nach Antworten in meinen Tagebüchern suchen. Es war also eher aus Verzweiflung als aus Neugier.
Sollte ich in den nächsten Jahren das Gefühl bekommen, dass WhatsApp mehr über meine eigenen Kinder weiß als ich: ja, ich würde nochmal mitlesen.
Gefahr Mobbing: Über soziale Netzwerke aufklären
Hast Du mit ihm über Apps wie whatsapp gesprochen, ist er noch auf anderen Netzwerken unterwegs?
Ja, das haben wir mit Übergabe eines eigenen Handys im Alter von 10 getan. Ich muss an dieser Stelle betonen, dass weder mein Mann noch ich bei Facebook, Instagram und co. Mitglied sind. Er sieht uns also nichts posten oder Liken. Insofern sind diese Art der Netzwerke NOCH nicht interessant. Er fragte mal nach Instagram und ob er da Mitglied werden darf. Meine Meinung lautet klar: nein. Nicht mit 11 Jahren.
Wir haben ihm lange erklärt, wo die Gefahren liegen. Selbst bei WhatsApp lauern Gefahren, vor allem im Bereich Mobbing.
Meine 13 jährige Nichte hatte mal einen Streit mit ihrer Freundin und hat ihr eine bissige Sprachnachricht geschickt. Die wiederum hat diese Nachricht in den Klassenchat gestellt. Meine Nichte hat sich 2 Tage nicht in die Schule getraut.
Wir sind in der Pflicht den Kindern von heute eine Art „online Etikette“ mit auf den Weg zu geben. Das Netz erscheint anonym, doch nichts desto trotz sollte man sich auch hier höflich verhalten. So wie man es im persönlichen Leben ja hoffentlich auch tut!
1 Kommentar
Ich finde das Thema immer wieder spannend und immer mehr wird es auch Thema werden. Unser Sohn ist jetzt 10 Jahre alte geworden und wünscht sich natürlich ein Handy. Welches es nicht nicht bekommt. Problem ist, dass gefühlt alle Kids um ihn herum schon Besitzer eines Handys sind. Jeder soll entscheiden, wann er denkt, dass es der richtige Zeitpunkt für ein eigenes Telefon ist. Ich finde es definitiv zu früh. Grenze ich meinen Sohn nun aus, weil er noch kein eigenes Gerät hat? Ich will nicht, bloß weil alle ein Handy haben, nachziehen müssen. Schwieriges Thema….