Gestern ist mein Sohn Sebastian 10 Jahre alt geworden. Ich bin nun also seit einer Dekade Mutter. Wenn man 10 Jahre im Mom-Business ist, hat man Einiges erlebt und ist vor allem reich an Erfahrungen. Trainee ist man nicht mehr, auch nicht „Young Professional“. Nach zehn Jahren habe ich nun Prokura bekommen in meinem kleinen Familienunternehmen. Ich bin angekommen in meiner Mama-Identität, obwohl so ein Familienleben natürlich trotzdem tägliche Herausforderungen bietet und man seine Maximen und Werte immer wieder hinterfragen muss. „Kein Zucker, nur Bio und alles selbst gekocht“, das habe ich nur ein Jahr geschafft. Aber immerhin.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich mir meine Mutterschaft in den rosigsten Farben ausgemalt habe. Meistens war ich die Heldin in diesen Phantasien. Kompetent und souverän, von Anbeginn an. Selig mit sanft schlummernden Kind im Wochenbett. Geduldig wie ein Engel, das Baby altersgerecht fördernd. In meinen Vorstellungen war ich komischerweise nie bleiern müde und gereizt, ungeduldig oder ungerecht.
Mutter werden ist ja ein ganz großer Realitäts-Check. Nach der ersten aber auch der zweiten Geburt war ich ängstlich und unsicher, übermüdet, latent depri und überfordert. Als mein Sohn sieben Wochen alt war, sind wir für drei Jahre nach Schweden gezogen. Es gibt wenige Länder und Gesellschaften, die es einem leichter machen, junge Mutter (und Vater) zu sein. Hilfsbereitschaft, Toleranz und diese ganz besondere, schwedische, entspannte Art haben mich gut ankommen lassen. Es waren dunkle, kalte und laaaange Winter, aber wir hatten auch wunderbare Sommer mit Baby und Kleinkind. Tack, tack Sverige…
Obwohl übervorsichtig, konnte ich meinen Sohn nicht vor Unfällen bewahren. Einen gebrochenen Arm mit knapp zwei Jahren, durchtrennte Sehnen nach dem Schnitzen. Mit meinem ersten Kind war ich oft bei Ärzten und Notaufnahmen…..
10 Jahre Mutter, davon 5 mit zwei Kindern
Es war uns doch wichtig, dass mein Sohn Geschwister bekommt. Einzelkinder sind tatsächlich überlebensfähig (ich bin auch eins), aber zu zweit sein ist doch schön. Dachten wir. Als Sebastian vier Jahre alt war, kam seine Schwester Constanze auf die Welt. Nicht immer war der Erstgeborene von der Idee des zweiten Kindes überzeugt.
Sehr intensive Jahre mit viel Streit zwischen den Geschwistern folgen. Zum Glück haben wir das hinter uns. Bruder und Schwester lieben sich nun sehr, spielen oft zusammen und werden hoffentlich immer ein Team bleiben, auch wenn Mama und Papa später komisch werden.
Nach zehn Jahren habe ich weniger schlechtes Gewissen als Mutter wie am Anfang. Ich weiß, dass eine Limonade nicht die Ernährungsbilanz zerstört und zwei Stunden TV nicht alle Kreativität im Keim erstickt. Wenn ich nicht perfekt bin, etwas vergesse oder auch mal laut werde, verzeihe ich mir das. Mit dem Muttersein habe ich anfangs auch durchaus mal gehadert, das ist nicht mehr so. Ein gutes Gefühl! Obwohl ich mir als Mutter manchmal immer noch nicht genüge, weiß ich, wo ich gut bin.
Mein Mann und ich haben eine enge, liebevolle Beziehung zu beiden Kindern. Sie vertrauen uns und fühlen sich geliebt und geborgen. Wir haben unseren Erziehungsweg gefunden, ohne Dogma, aber mit Grenzen setzen. Dabei bin ich schon oft immer der „bad cop“, aber das ist vielleicht auch normal und gar nicht so schlimm.
Wenn ich auf mein heutiges Muttersein schaue, fühle ich mich außerordentlich beschenkt. Ich war zweimal schwanger in meinem Leben und habe zwei wunderbare, gesunde Kinder bekommen. Das ist nicht selbstverständlich. Manchmal habe ich Angst vor der Zukunft. Eltern-Kind-Beziehungen bleiben nicht immer gut, werden problematisch, erkalten oder werden bedeutungslos.
Wen ich mir eine Sache für die nächsten 10 Jahre wünsche ist es, dass ich diese gegenseitige, tiefe Liebe konservieren kann. Ganz ehrlich, habe ich gar keine Lust von „Du bist die tollste Mama!“ zu „Du bist echt so peinlich, kannst Du bitte im Auto auf mich warten!“ zu kommen.
Kann alles nicht so bleiben wie jetzt?
5 Kommentare
Sehr schön geschrieben! Ich bin erst seit drei Jahren im Mama-Business und muss noch meinen Weg finden. Wir haben erst spät zum Kinderglück gefunden, dann gleich im Doppelpack und keine 2 Jahre später kam noch unser Küken dazu. Folglich haben alle drei immer gleichzeitig ganz viele und ähnliche Bedürfnisse, die einem sehr viel abverlangen.
Ich hoffe also in ca. 6,5 Jahren auch so liebevolle und ehrliche Worte über das Mutterdasein formulieren zu können.
Hut ab!
Ihr zwei seit einfach nur goldig 🙂 Richtig schön, wie du dich um dein Kind kümmerst, muss man echt mal sagen , großes Lob 🙂 !
Ich weiß gar nicht so recht, ob das hier in diesen Artikel reinpasst, ich schreib schreibe es einfach mal hier rein. An dieser Stelle erst mal vielen Dank für die vielen wertvollen Informationen, die man in diesem Beitrag / Blog finden kann. Das Internet ist ja voll mit Informationen zum Thema Schwangerschaft bzw. Leben mit Kindern und leider lassen sich viele werdende oder gerade gewordene Mütter gerade beim ersten Kind total irre machen. Da ich selber einen Sohn habe, weiß ich nur zu gut, wie ein Kind das Leben schlagartig verändert, bzw. auf was man jetzt zusätzlich noch alles achten muss, gerade was das Leben in der Familie angeht. Wie gesagt, Daumen hoch für den Blogbetreiber / Blogbetreiberin, für die Zeit bzw. Arbeit, die hier investiert wird. Gerade wenn man Kinder hat, ist es schon ein Kunststück sich für sowas Zeit zu nehmen. Liebe Grüße
Super cool ihr Zwei ! Top Bilder !
Wunderschön geschrieben! Ich möchte diese Liebe, die du am Ende erwähnst auch konservieren. Ich mag gar nicht daran denken, dass die innige Beziehung zwischen mir und meiner Zweijährigen nicht ewig so bleiben wird. Schnief. Hab jetzt schon Angst vor der Pubertät. Bestimmt weine ich ständig 😉 Obwohl? Das mache ich jetzt auch schon ;D Ich bin halt nah am Wasser gebaut.
Danke für deinen schönen Text!!! Liebe Grüße, Nätty