Reisen mit Kindern

Camping mit der Familie: Mein Kindheitstrauma

2. August 2016

Camping. Uhhh, ganz ehrlich. Das ist nichts für mich. Ich habe es insgesamt zweimal ausprobiert. Einmal mit 17 Jahren mit einer Gruppe Freundinnen an der französischen Atlantikküste und dann nochmal mit „meinem neuen Freund“ und jetzigen Mann, dem ich aus lauter Verliebtheit versucht habe vorzugaukeln, ich wäre der unkomplizierte Outdoor-Typ. Mhh. Vielleicht hat das Campen auch nicht geklappt, weil ich es als Kind nie richtig „gelernt“ habe. Ganz anders mein Mann. Der hat mit seinen Eltern und drei Geschwistern in den 80er Jahren in einem „Eriba Nova“ Europa bereist. Trotzdem war das wohl nicht immer das pure Camper-Glück….

Camping ist super, nur nicht das Packen

Urlaubszeit ist ja eine Grenzerfahrung für die ganze Familie. Die richtige Auswahl des Ziels ist ja schon die erste Sollbruchstelle jeder noch so gefestigten Beziehung. Dicht darauf folgen in der Liste der Horrorszenarien: Dauerregen am Strand, Sperrmülleinrichtung in der Ferienwohnung, speiende Kinder auf Autorücksitzen, Bettlaken aus knisterndem Plastik, Abzocke bei der Autovermietung und insgesamt das untrügliche Gefühl, wieder mal nicht erholt vom Urlaub heimzukehren. Hatten wir alles schon.

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Aber ganz, ganz oben auf der Skala steht für mich seit Kindesalter etwas anderes: Camping. Nicht, weil ich der Romantik des Zelturlaubs nichts abgewinnen kann. Ganz im Gegensatz zu meiner Frau…Frau Mutter, die bei ihrem ersten und einzigen Camping-Ferienaufenthalt nicht nur dem Sternenhimmel so nah war, sondern auch der Beendigung unserer Beziehung aufgrund unüberbrückbarer Meinungsverschiedenheiten in Sachen Komfort und dem Menschenrecht auf Hygiene (Anmerkung der Redaktion: Ich lach mich tot, HAHAHA) Nein, was mich beim Campingurlaub mit meiner Familie in den Wahnsinn trieb: der unaufhaltsame Drang, das gesamte Haus in den morschen Eriba-Nova Wohnwagen zu transferieren, diesen dann an den nicht minder morschen Mitsubishi L300 Mini-Bus zu koppeln, und dann mit gefühlten 60 km/h bis an die Westküste Spaniens zu tuckern. Tagelang wurde das Gespann mit allem Möglichen beladen: Holzkohlegrill, 200 Paar feste Schuhe für stramme Wanderungen, Schlauchboot nebst Blasebalg, mobile Umkleidekabinen für den Strand, Windschott, Zuckerdose, Korkenzieher, Spülbürste, Bettwäsche, und hunderte anderer Dinge verschwanden so in den Untiefen des Wohnwagens. Es dauerte eine Ewigkeit. Meistens kamen wir am Abreisetag erst gegen Mittag los, am Abend wurde dann endlich Frankreich erreicht, der erste Pitstop auf einer schier endlosen Odyssee durch Westeuropa. So harrte ich also tagelang auf meinem zerschlissenen Sitz und träumte von einer fernen Zukunft, in der ich mal alleine verreisen würde: eine kompakte Tasche in der einen Hand, ein Flugticket in der anderen, in der Innentasche meines schneeweissen Brian-Ferry Anzugs (es waren die 80er Jahre) nur eine Kreditkarte, wenn ich vielleicht noch „Blue Curacao“ im Duty Free Shop kaufen wollte. Sonst: nichts. Herrlich.

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Leichtes Gepäck

Die Realität sah natürlich vollkommen anders aus. Auch heute noch. Zwar gibt es aus oben genannten Gründen keinen Campingurlaub mehr für mich, dafür aber das volle Programm anderer Problemzonen. Doch neulich kam ich meinem Traum von damals doch recht nahe (abzüglich des Brian-Ferry-Anzugs). Ich war für 24 Stunden alleine in London, hatte mir dafür einen wirklich sehr kompakten Rucksack mit einem Satz Wechselwäsche aufgesetzt, und so schritt ich befreit von menschlichem und materiellem Ballast behende durch den Flughafen. Dann: die spontane Konfrontation mit meiner Vergangenheit. Da stolperte sie, die sechsköpfige Familie, der Vater einem Packesel gleich, der Rollkoffer, den er noch hinter sich herzerrte, wand sich im Galopp und drohte zu kippen, dahinter die Mutter mit Babybuggy, auf den noch etliche weiche Taschen gestapelt waren, darunter gleich zwei Kinder. Rechts und links noch der ätere Nachwuchs, ebenfalls mit schweren Koffern beladen. Ein Trauerspiel. Ich glitt mühelos an dieser Karawane vorbei, und sass kurz darauf im Flugzeug mit dem Ziel Heimat. Zuhause angekommen, berichtet mir mein Sohn von seinem Traumurlaub Ganz oben auf seiner Wunschliste: endlich mal Camping mit der Familie. Bitte bitte, das klingt soooo super! Warum eigentlich nicht, man kann ja Gepäck heutzutage auch voraus schicken….Ich muss nochmal mit meiner Frau reden.

Danke, Benedikt, für diesen schönen Text. Ich werde trotzdem nicht mehr in Camping Urlaub fahren. Obwohl, was ist eigentlich dieses „Glamping“….?

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4 Kommentare

  • Reply Emmy Günther 12. August 2016 at 7:35 pm

    Ich habe mich sehr amüsiert beim lesen dieses kleinen Campingausfluges. Für uns ist Camping nicht die erste Wahl. Wir ziehen ein trockenes Bett im Hotel vor. Vor allem mit kleinen Kindern ist Urlaub nicht wirklich eine Erholung finde ich. Man hält ja nahezu den gleichen Rhythmus ein wie zu Hause, nur halt mit schlechteren Rahmenbedingungen. LG Emmy

  • Reply Familien Camper 14. Januar 2017 at 11:50 am

    Ein sehr interessanter Artikel!

  • Reply Kerstin 25. April 2017 at 2:31 pm

    Hey, super toller Artikel. Ich muss jedoch sagen, dass ich ebenfalls nicht so der Camper-Typ bin, da ich das in meiner Vergangenheit nie gemacht habe. Ich überlege jedoch mit meinem Freund unseren nächsten Urlaub in einer Ferienwohnung zu verbringen, da es doch etwas anderes ist als ein Hotel.

    Viele Grüße
    Kerstin

  • Reply Jonas 4. Mai 2017 at 11:47 am

    Guten Tag liebe Mitleser,
    ein sehr informativer Artikel. Meine Kinder und ich möchten demnächst in den Urlaub fahren und planen unseren Familienurlaub. Ich hoffe, dass wir nicht enttäuscht werden vom Hotel. Das wird garantiert ein Spaß.

    Viele Grüße
    Jonas

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