Leben mit Kindern

Würmer bei Kindern: Ein krabbelndes Tabuthema

5. Oktober 2021

Ein Tabuthema, obwohl es in vielen Familien vorkommt: Würmer bei Kindern. Gastautorin Sabine schreibt heute darüber, wie es für sie war, Würmer bei ihren Kindern zu entdecken, wie man die Symptome richtig erkennt und vor allem, mit welchen Mitteln man sie wieder losbekommt.

Als Mutter von drei Kindern bin ich eigentlich hartgesotten…

Als abgebrühte Mutter von drei Kindern im Alter zwischen zwei und acht war ich bis vor Kurzem der Meinung, mich könne nichts mehr schocken. OPs wie „Röhrchen für die Öhrchen“ oder Hodenhochstand, stundenlanges Ausharren im Erste-Hilfe-Bereich von Krankenhäusern inkl. offen klaffender Platzwunden oder Blasenentzündungen (vorzugsweise im südeuropäischen Ausland) gehören zum Eltern-Alltag bekanntermaßen dazu. Auch wiederkehrende Pilzinfektionen im Windelbereich, hartnäckige Hand-Mund-Fuß-Seuchen oder der unangenehme Noro- Virus über Weihnachten wird unvergesslich bleiben. Von Rotzeblasen bis Kotzephasen, ich war der Meinung wirklich alles gesehen zu haben. Bis es „krabbelte“.

Wie ich die Würmer entdeckt habe

Wir hatten gerade das Abendessen beendet, als mich meine Fünfjährige mit folgenden Worten ins Klo rief: „Mama, mein Po juckt!“Bei den sommerlich-schwülen Temperaturen und Kindern, die den ganzen Tag im Freien zwischen Sandkiste und Planschbecken verbringen, wäre das an sich eher Grund zum Duschen, als Grund zur Beunruhigung. Gestern war das jedoch anders. Denn als ich den Po meiner Tochter nach dem Duschen mit einer Creme pflegen wollte, erschrak ich zuriefst. Zunächst dachte ich, meine Wahrnehmung hätte mir einen Streich gespielt, aber weit gefehlt: Ein hauchdünner, weißer Faden bewegte sich an ihrem Po, erst auf zweiten Blick erkennbar.  

Nun ist das ja so eine Sache mit dem Fassung bewahren vor den Kindern. Und obwohl ich es noch nie vorher gesehen hatte, wusste ich was es war: EIN WURM. Schon als Kind schwankte ich zwischen Ekel und Faszination, wenn ich beim freudigen Öffnen einer reifen Pflaume plötzlich einen Wurm im reifen Fruchtfleisch vorfand. Gestern Abend hatte ein kurzes Déjà-vu, bis mich die Realität einholte und innerlich einen Schrei ausstieß. Mir hatte sich vor Monaten eine Mutti-Freundin nach dem dritten Glas Wein anvertraut, mir hinter vorgehaltener Hand berichtet, ihre Tochter hätte Würmer! Aber das so was uns passieren würde? Ein absolutes Tabu-Thema, mit Ekel behaftet.

Es hätte ein schöner Sommerabend werden können. Stattdessen begann ich um 19.30 Uhr – kurz nachdem ich meine Fassung wiedererlangt hatte – Betten abzuziehen, Handtücher bei 90 Grad zu waschen und die Bäder putzen. Meinen Mann schubste ich mit folgendem Imperativ aus der Tür Richtung: „Koste es was es wolle, aber komm nicht ohne irgendwas zurück aus der Apotheke, was die Dinger tot macht!“ 

Würmer bei Kindern: Welche Medikamente helfen

Insbesondere im Kindergarten- und Grundschulalter kommen Würmer vor (am häufigsten Madenwürmer), was unterschiedliche Ursachen haben kann. Oftmals gelangen Wurmeier bei Kindern über den Mund mit bereits kontaminierten Spielsachen, Nahrungsmitteln oder Erde in dem Körper. Ebenso können sie bei einer Wiederansteckung durch betroffene Kinder die Runde machen – mangelnde Hygiene in Gemeinschaftseinrichtungen, wo sich (Klein)Kinder ggf. nicht ausreichend oder unter Aufsicht die Hände nach dem Toilettengang gewaschen haben.

Würmer bei Kindern: Symptome erkennen

Als spezifisches Symptom tritt ein paar Tage nach Wurmbefall ein Jucken am Po bzw. After auf, mit zunehmenden Beschwerden am Abend. Aber auch unspezifische Symptome wie Bauchschmerzen, Müdigkeit, Übelkeit und Blähungen können auf einen Wurmbefall beim Kind hinweisen. Je nach Ausmaß lässt sich der Verdacht auf Wurmbefall mit dem bloßen Auge verifizieren, ja, man erkennt tatsächlich lebende Würmer am After oder im Stuhlgang.

Der Klebestreifen Test

Bei einem noch nicht bestätigten Verdacht auf Wurmbefall bitten viele Kinderärzte auf elterliche Mithilfe: So soll am frühen Morgen – direkt nach dem Aufwachen – ein breiter, durchsichtiger Klebestreifen für 15 Sekunden auf den After des Kindes geklebt werden. Vorsichtig wieder entfernt, wird dieser in einem Umschlag oder einer Plastiktüte verpackt zu Sprechstundenbeginn beim Kinderarzt abgegeben. Ein kurzer Blick durchs Mikroskop reicht dem Experten zur Erkennung von Wurmeiern…

Anthelminthika gegen Würmer

Gegen Wurmbefall gibt es in der Apotheke frei verkäuflich oder auf Rezept Medikamente, die sogenannten Anthelminthika. Oftmals werden sie nach einem speziellen Langzeitschema – in mehreren Chargen und ggf. einigen Wochen Abstand genommen.  Viele  Ärzte empfehlen, die ganze Familie gleich mit zu behandeln, um die oben erwähnte Wiederansteckung zu vermeiden. Unser Tipp: Der Saft ruft (nach unserer Erfahrung) heftige Übelkeit und Erbrechen hervor, besser verträglich sind die Tabletten!

Zu Beginn der Einnahme des Medikaments müssen Handtücher, Bettwäsche und Unterwäsche, ggf. auch Kuscheltiere bei mindestens 60 Grad gewaschen werden. Teppiche werden wie gewöhnlich gesaugt, Türklinken und Oberflächen im Bad und der Küche werden mit gängigen Putzmitteln feucht abgewischt .

Wie spricht man über das Thema Würmer?

Es ist Quatsch, einen Wurmbefall zu tabuisieren, weder innerhalb noch außerhalb der Familie – auch wenn das Thema gerne unter den Tisch gekehrt wird. Generell richtet es sich jedoch auch nach dem Alter des Kindes, wie offen man über Parasiten spricht. Mit ganz kleinen Kindern spricht man besser mehr über die Hygiene und Wichtigkeit des Händewaschens, als über die als abstrakt erscheinenden, weil ggf. nicht sichtbaren Würmer selbst. Kleinere Mädchen können sich ekeln, Mädchen in angehender Pubertät sind ggf. ohnehin schon empfindlich, was den Umgang mit ihrem Körper angeht. Von daher ist individuelles Fingerspitzengefühl gefragt!

Wurmbefall: Nicht hysterisch werden und pragmatisch bleiben

Normaler Weise neige ich nicht zur Hysterie. Aber in den folgenden 60 Minuten desinfizierte ich jeden Lichtschalter und jede Türklinke unseres Heims. Es fiel es mir  schwer, dieses Bild vom Wurm am – bis dato süßesten und unschuldigste-  Popo weit und breit, nämlich dem meiner süßen Tochter!!! – aus meinem Kopf zu verbannen. „Konnte es etwas Ekeligeres als Würmer geben?“ Vielleicht Läuse? Läuse werden offener kommuniziert, man hat sich ja schon an die „Wir haben Läuse“- Bekanntmachungen an Kita- und Hort-Eingängen gewöhnt.   

 Schließlich haben wir das Thema mit zwei Behandlungen mit Anthelminthika in den Griff bekommen und hoffen, dass die ungebetenen Gäste für immer weg bleiben.

 

 

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