Leben mit Kindern

„Streit alleine lösen lassen“ Das neue Buch : Geschwister, eine ganz besondere Liebe

9. September 2021

Als Mutter größerer Kinder kann ich euch beruhigen: Streit zwischen Geschwistern wird wirklich besser und das Dauer-Gekreische nachmittags zu Hause hört irgendwann von fast wie selbst auf. Früher hat irgendwie jeder Tag aus Schreien, Heulen und gegenseitigigem Beschuldigen bestanden.  Ich bin als Einzelkind aufgewachsen und alleine der Geräuschpegel mit meinen Kindern in der Streit-Phase hat mich wirklich überfordert. Heute verstehen sich Sebastian und Constanze viel besser. Ich habe Hoffnung, dass sie wirklich einmal ganz enge Verbündete sein werden, deswegen habe ich ja schließlich auch zwei Kinder bekommen. Nichtsdestotrotz kann das Zusammenleben mit mehreren Kindern zu Hause phasenweise eine Herausforderung sein.

Meine Bloggerkollegen Alu  Kitzerow und Konstantin Manthey haben zusammen mit Jan-Uwe Rogge ein wirklich sehr gelungenes Buch zum Thema Geschwister geschrieben:  „Geschwister- eine ganz besondere Liebe“.  Nicht nur das Dauerbrenner-Thema Streit, sondern auch Rivalität, Verbundenheit, Rollen und Positionen in der Familie und das Thema Trennung werden sehr einfühlsam und klug besprochen. Ich habe beim Lesen wirklich Aha-Momente gehabt und Denkanstösse bekommen, die ich im Alltag umsetzen kann. Übrigens ist das Buch auch besonders schön aufgemacht, so dass es sich gut als Geschenk für Rat suchende Eltern eignet.

Als früheres Einzelkind hat mich besonders gefreut, dass die Autoren ausführlich auch auf uns „Solitaire“ eingehen und tradierte Vorstellungen  und Vorurteile von Einzelkindern hinterfragen.  Ich habe mit Alu und Konstantin über ihr Buch und das Thema Geschwister gesprochen.

Geschwister- eine ganz besondere Liebe

Alu und Konstantin: Seid Ihr selbst als Einzelkinder oder mit Geschwistern aufgewachsen? Wie habt Ihr das erlebt, gerade auch wenn Ihr eure eigenen Kinder heute beobachtet?

Hallo Nina, wir sind beide mit Geschwistern aufgewachsen und das hat uns auch geprägt. Wir sind sehr Familien verbundene Menschen und das hoffen wir auch unseren Kindern mitgeben zu können.

Ich bin immer wieder überrascht, wie unterschiedlich meine Kinder sind, kommen sie doch aus demselben Bauch und Haus;) Warum fällt es Eltern oft schwer, diese Unterschiedlichkeit anzuerkennen? Wie wird man jedem Kind gerecht?

Die Vergleichbarkeit setzt schon mit der Schwangerschaft ein und geht dann eben so weiter. Wie oft setzen wir uns in Vergleiche mit anderen, auch um uns abzugrenzen? Für eigentlich alle Situationen mit den Kindern gilt, immer erstmal einen Schritt zurücktreten, kurz vielleicht atmen und dann nochmal überlegen: Wer benötigt was von den Kindern? Nicht immer ist gerecht zu handeln gleichbedeutend mit gleich zu handeln. Jedes Kind braucht vielleicht etwas anderes und dies zu erkennen und auch anzuerkennen, das ist kein so einfacher Prozess.

Eltern leiden oft unter dem geschwisterlichen Streit, der ja oft über Jahre und fast jeden Tag massiv sein kann. Ein Kapitel eures Buches heißt „Streiten muss ein“. Warum?

Konflikte austragen und auch gemeinsame Lösungen mit den Geschwistern oder Eltern suchen, tragen dazu bei, dass jedes Kind ein „inneres Konzept der Familie“ aufbaut. Dieses ist gekennzeichnet durch mehrere Ebenen. Die Geschwisterkinder finden alle ihren Platz, sie erkennen: In dieser Familie ist Platz für jeden. Die Verbundenheit und auch die Gewissheit, streiten zu können, sind ein wichtiger Schritt in der Selbstwerdung jedes Kindes und gehen nicht ohne Abgrenzung. Für Eltern ist wichtig zu erkennen, dass man Kindern Konflikte durchaus zutrauen kann. Hier plädieren wir alle für den Weg, als Eltern dabei zu helfen, dass die Kinder ihre eigenen Anliegen lösen können und daran wachsen.

Sollten Eltern nach eurer Meinung bei Streit der Kinder eingreifen und auch bewerten, wenn der eine den anderen verletzt hat?

Streit und Rivalität passieren auf zwei Ebenen: Auf der Ebene zwischen den Geschwistern geht es vor allem darum sich auszuprobieren, abzugrenzen und zu handeln. Auf der Ebene zwischen Kindern und Eltern geht es darum, als Eltern zu erkennen wann ein Einschreiten dann notwendig ist. Das kommt vor allem vor, wenn eines der Kinder signalisiert, dass es den Streit nicht allein lösen kann. Das heißt aber nicht, dass Eltern jederzeit einschreiten sollten, Jan-Uwe beschreibt das im Buch so: „Nicht jeder laut- und meinungsstark ausgetragene Streit, den man in einem anderen Zimmer mitbekommt, sollte zum Anlass genommen werden, sich gleich ins Getümmel zu stürzen.“ Er plädiert also hier für etwas Gelassenheit.

Stichwort Rollen der Kinder in der Familie. Warum ist es oft so schwer, diese im Erwachsenenleben abzustreifen und muss das überhaupt sein?

Rollen in der Familie können wechseln, sie sind nicht festgelegt. Es gibt nicht das „arme“ Sandwichkind oder die „gute“ große Schwester. Gerade als Erwachsene ist es vielleicht noch wichtiger immer wieder ins Gespräch über die eigene Kindheit oder die zugeschriebenen Rollen zu gehen, denn das wirkt sich auch auf alle Partner- und Familienkonstellationen aus.

Ich bin Einzelkind und habe mir, gerade in schwierigen Lebenssituationen, immer Geschwister gewünscht. Was kann man als Eltern dafür tun, damit aus Geschwistern Verbündete fürs Leben werden?

Es gibt sehr viele Dinge, die man als Eltern tun kann, aber die wichtigste Erkenntnis ist wohl: jedes einzelne Kind so anzuerkennen und zu sehen, wie es ist, damit sich alle wertgeschätzt fühlen. Weitere Tipps und Tricks verraten wir in unserem Buch.

Foto: Katja Hentschel

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