Leben mit Kindern

Rollentausch in der Familie: Papa bleibt zu Hause und fühlt sich gut dabei!

11. Januar 2019
Vater hilft Tochter beim Roller

Rollentausch in der Familie: Noch immer ist das eine Seltenheit. Gerade gestern las ist wieder, dass jede zweite berufstätige Frau in Deutschland Teilzeit arbeitet- und eigentlich zufrieden damit ist. Die wenigen Männer, bei denen die Frau „das Geld nach Hause bringt“, die „Hausmann“ sind oder „Teilzeitpapa“ (gibt es das Wort überhaupt?!) sind noch in der deutlichen Minderheit. Heute schreibt Autor und Vater Arne Ulbricht darüber, wie es sich anfühlt, dass seine Frau der Hauptverdiener in der Familie ist und er zu Hause bleibt und sich um die Kinder kümmert.

Papas Tag zu Hause: Das kommt jeder „Teilzeitmutter“ bekannt vor!

Morgens:
„Ich will mich heute Nachmittag verabreden, kannst du Mias Mama anrufen?“, fragt meine Tochter, neun Jahre alt.
Mittags:
“Gibt es etwa schon wieder Nudeln?!“, schimpft mein Sohn, 12 Jahre alt, sehr stark erkältet.
Nachmittags:
„Ich hole sie dann so gegen halb sieben ab, okay?“, sage ich zu Mias Mutter, während meine Tochter mit Mia schon in Mias Zimmer geflitzt ist.
Während sich meine Tochter mit Mia vergnügt, gehe ich mit meinem Sohn zum Arzt.
Abends:
„Sag mal, hast du heute keine Wäsche gewaschen?“, fragt meine Frau, die erschöpft von der Arbeit gekommen ist.

Welches Familienmodell macht eigentlich Sinn für uns?

Ja, so ist das bei uns! Ich bin der Vater und zugleich die klassische „Mutter“, und bei meiner Frau ist es umgekehrt. Und nebenbei sind wir stinknormal: Wir zanken uns ständig über alles Mögliche. Genau genommen gibt es nur ein Thema, über das wir uns nicht zanken: Darüber, dass sie das Geld verdient und ich mich vor allem um die Kinder kümmere. Das ist unser Leben, und wir können uns nichts anderes vorstellen.

Bei uns wäre eine andere Entscheidung auch Unfug gewesen, denn sie hatte ein deutlich besseres Abitur, im Studium ständig Höchstnoten und beruflich konkrete Vorstellungen, während ich Bücher schrieb und davon träumte, so erfolgreich wie Juli Zeh zu werden.

Problem finanzielle Abhängigkeit?

Obwohl mich die finanzielle Abhängigkeit von meiner Frau, die bei uns praktisch alles zahlt, vor allem früher geschmerzt hat – vielleicht war das ja typisch männlich, und vielleicht arbeite ich deshalb noch immer als Teilzeitlehrer –, bereue ich nicht, mich auf dieses Modell eingelassen zu haben. Eher ist es so, dass ich mich oft frage, warum wir kaum andere Rollentauschpaare kennengelernt haben. Ich kann es mir nur so erklären:
Frauen wollen das gar nicht. Sie trauen es ihren Männern nicht zu oder haben im Zweifelsfalle keine Lust, Verantwortung fürs (kleine) Kind abzugeben.

Warum sind wir so exotisch?

Und die Männer, die wollen das auch nicht. Die bleiben lieber eine Stunde länger im Büro, als den Kindern abends vorzulesen. Diese Rollenverteilung hat sich eingebrannt in den Hirnen, und dabei wird vergessen, dass diese Rollenverteilung aus den Zeiten der Jäger und Sammler stammt. Und es stimmt ja auch: Von der körperlichen Konstitution sind Männer geeigneter, Mammuts zu erlegen, deshalb haben sich die Frauen um den Rest gekümmert.

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Aber die Zeiten haben sich geändert. Vor dem Hintergrund, dass viel mehr Mädchen Abitur ablegen als Jungs und dass inzwischen viel mehr Frauen als Männer Medizin und Jura studieren und damit wahrscheinlich oft mindestens genauso viel oder mehr verdienen könnten als ihre Männer, sollten viel mehr Paare einen Rollentausch wagen – der sich übrigens immer als Option anbietet, wenn man dadurch keine erheblichen finanziellen Nachteile hat.

Väter, wagt den Rollentausch in der Familie!

Also, Väter und Mütter, wagt es! Es ist ganz wunderbar! Warum? Darum:

Man taucht ein in Welten, die einem sonst verborgen bleiben, weshalb sich ein Rollentausch anfühlt wie eine Reise in ein exotisches Land. Der Mann im PEKIP-KURS ist eben etwas Besonderes! Und die Frau, die auf der Dienstreise am Flughafen dem überforderten Security-Personal erklären muss, was eine Abpumpmaschine ist, erlebt ebenfalls Abenteuerliches.

Und nebenbei gibt es einen ganz praktischen Grund: Natürlich – das leugne ich nicht – haben Mütter zum Baby eine natürlichere Bindung! Das ist logisch: Das Baby schwamm ja in ihrem Bauch herum, und wenn die Mama stillt, dann hängt es auch ständig an ihrer Brust. Diese Bindung kann ein Vater gar nicht zerstören! Das Baby wird immer diese besondere Nähe zur Mutter haben, auch wenn die Mutter neun Stunden am Tag auf der Arbeit ist. Aber zum Vater baut es eben auch sehr früh eine sehr enge Bindung auf. Papa kann sie dann eben auch ins Bett bringen, und Papa kann dann sowieso alles, was in traditionellen Ehen im ersten Jahr und manchmal viel länger nur die Mütter können.
Ist das nicht total…geil???

Wenn sich dieses Modell irgendwann doch mal als vollkommen übliches Modell durchsetzt, dann stehen auf einer Party auch mal ein paar Mütter, die sich über ihre Männer ärgern, die zu Hause nicht aufgeräumt haben, und in der anderen Ecke stehen Männer und schimpfen über ihre Frauen, weil die immer so überarbeitet sind. Das wäre doch was!

Wer mehr über Arne und seine Familie lesen will, dem empfehle ich sein Buch „Vatertag!“ sehr. Die Väter der Erzählungen dieses Buches sind sehr verschieden und er zeigt die ganze Bandbreite des Vaterseins auf. Ein schönes Geschenk für Väter und die, die es werden wollen.

Frau Mutter folgen

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3 Kommentare

  • Reply Sven 11. Januar 2019 at 9:25 am

    Liebe Nina,
    spannendes Thema und schön, dass du es bringst. Diese Sichtweise tut gut und es sollten auch mehr Männer lesen 😉 Wir fahren dieses Modell ja auch seitdem die Kinder da sind. Mal mehr, mal weniger mit positiver Grundstimmung. Aber missen möchte ich den Punkt und die Sichtweise nicht.
    Liebe Grüße
    Sven

    • Reply Frau Mutter 11. Januar 2019 at 9:42 am

      Hallo Sven, ja, vielleicht sollten einfach mehr Väter, die das machen darüber reden. Ich finde es sehr spannend und es gibt sicher noch viel mehr Aspekte, die man beleuchten kann. Und ja, jedes Familienmodell ist auch mal nicht so ideal;) LG Nina

  • Reply Nicole 18. November 2020 at 8:56 pm

    Vielen Dank fuer diese Thema.
    Wir sind auch so eine verkehrte Familie.Mein Mann und ich haben 4 Kinder und ich arbeite mehrere Wochen am Stueck im Ausland,waehrend er den Haushalt und Kinder versorgt und ja er macht das toll.
    Und nein er macht es nicht genauso wie ich,dennoch schafft er das und die Kinder lieben Ihn und ich auch.

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