Leben mit Kindern

Laufen anfangen: Warum Dir das als Mama jetzt guttut

15. Februar 2024
Laufen_anfangen

In meinem Umfeld gibt es viele „laufende Mütter“. Auch oder gerade jetzt im Lockdown werfen sie sich um 7 Uhr in die Laufklamotten und laufen um den See. Viele sagen mir eins: Laufen ist gut für die Psyche! Ich bewundere das und frage mich, ob ich nicht was verpasse. In der Schule war ich eine schlechte Läuferin und bin immer sofort umgeknickt. Kann man mit dem Joggen auch mit 40 anfangen? Wie fängt man am besten an zu laufen? Wie lange sollte man am Anfang joggen gehen? Wie weit laufen Anfänger und das Wichtigste: Wie überwinde ich den inneren Schweinehund und wie motiviere ich mich, auch im Winter zu laufen? Meine Kolumnistin Sandy ist eine begeisterte Läuferin und erzählt euch, welche Erfahrungen sie gemacht  mit therapeutischem Laufen gemacht hat und wie ihr das gerade als Mutter im Lockdown hilft. 

Laufen anfangen

Früher bin ich immer mal wieder gelaufen, seit dem Teenie Alter laufe ich. Aber eben nur, um irgendwas zu machen, um endlich abzunehmen, immer wieder Anläufe, um mich fit zu halten, aber nie des Laufens wegen. Jetzt ist Laufen mehr als ein Hobby, es ist meine Passion und es klingt auch in meinen eigenen Ohren noch immer verrückt!

Ich laufe seit Beginn der Pandemie in Deutschland regelmäßig, also nunmehr seit einem Jahr. Manchmal gehe ich raus und laufe um mein Leben, manchmal trete ich vor die Haustür und laufe vor Problemen weg, manchmal gar vor mit selbst. Manchmal laufe ich, um dem zu entfliehen, Stress vom Job, aber auch Stress in der Familie, zugegeben. Das Gefühl dann endlich an die frische Luft zu können in meinen Laufklamotten, wenn man den ganzen Tag zu fünft daheim hockt, ist dann sehr stark. Und mir ist mittlerweile egal, ob es 30 Grad Sonnenschein oder minus Zwei Grad und Schneetreiben sind. Insofern könnte man jetzt meinen, Laufen ist (m)eine Art Flucht.

Hat Joggen positive Auswirkungen auf die Psyche?

Beim Laufen lösen sich die Dinge für mich, nach einem Lauf sehe ich wieder klarer: Nach einem Lauf – egal wie schwer oder leicht er mir fiel, wie sehr ich geflucht habe unterwegs, und man findet vieles, dass momentan zum Fluchen einlädt im Lockdown. Am Ende ist das alles Einstellungssache, im Kopf und egal, wie oft ich anhalten musste oder ob ich `gar richtig schnell lief – hinterher ist die Welt wieder klar, sehe und fühle ich wieder klar, erscheinen meine Kinder wieder liebenswürdig und der Chef mit seinen Allüren nicht der Rede wert. Ich laufe mir der Kopf frei, denn Laufen ist Kopf Sache.

Regelmässiges Laufen: 7 Kilo Gewichtsverlust und mentale Stärke

Ich bin sogar der Meinung, dass ich leichte Kopfschmerzen, durch Verspannungen bspw. besser mit Laufen wegbekomme, als mit einer Kopfschmertablette. Abgesehen davon bringt Laufen am Morgen den Kreislauf in Schwung, und zwar sowas von besser, als jede Tasse Kaffee, das verspreche ich, obwohl ich der Koffeinjunkie vom Herren bin. Und ich verspreche auch, dass alle meine Statements hier auf empirischen Selbststudien basieren, einfach machen, ausprobieren, was für einen individuell funktioniert. So habe ich es gemacht. Manch einer läuft mit Musik, die nächste hört regelmäßig Podcasts.

Eine läuft nur auf nüchternen Magen, der nächste ausschließlich am Abend nach 20 Uhr. Man muss einfach loslaufen, es versuchen, Schritt für Schritt. Einen Fuß vor den anderen setzen und schauen, was es mit einem macht, was passiert. Sich beobachten und sich selbst überraschen und hören, was der eigene Körper einem sagt, wo es zwickt, welche Gedanken einem kommen. Ich persönlich laufe im Übrigen ausschließlich ohne Kopfhörer oder ähnliches. Und lasse meinen Gedanken freien Lauf.

Stressbewältigung durch Laufen in Zeiten von Corona

„Stressabbau“ lautete auch mein ursprüngliches Motiv, als ich im Februar 2020 begann, zwei Mal pro Woche die – damals noch acht Jahre alten – Joggingschuhe aus dem Schrank zu holen. Was für ein Prozess ich mit 42 Jahren anstoßen würde, ahnte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht- und wie gut Laufen als Stressabbau in Corona-Zeiten funktioniert. Wie intensiv das Laufen würde, war mir nicht bewusst. Nebenbei habe ich über die zwölf Monate abgenommen, ganze sieben Kilo, was bei 65 Kilogramm Anfangsgewicht viel ist. Die Gewichtsreduktion ist ein erfreulicher Nebeneffekt, alles andere wäre natürlich gelogen, zumal Fitnessstudios derzeit geschlossen sind und mich YouTube- Yoga auf Dauer nicht hinterm Sofa vor lockt. Damit einhergehend kam ein allgemein neues, frische Körpergefühl und die Einsicht, je leichter ich bin, desto weniger schwer fällt mir auch das Laufen.

Verletzungen beim Laufen vorbeugen: Aus eigenen Fehlern lernen

Dann der Rückschlag: Im Frühsommer musste ich krankheitsbedingt eine Laufpause machen und war total deprimiert – gerade jetzt, wo ich so toll im Training war, zog ich mir einen schmerzhaften Muskelbündelriss in der rechten Wade zu. Beim Chinesisch- Tischtennis- Rundlauf mit den Kindern, man glaubt es kaum. Um weiteren Verletzungen beim Laufen vorzubeugen,  dehne ich seitdem ausgiebig vor und nach dem Lauf.

Ich musste das Desaster wortwörtlich aussitzen, hatte sechs Wochen Laufverbot. Es war verrückt, aber ich begann mich so darauf zu freuen, endlich wieder Laufen gehen zu können, war unglaublich motiviert und gleichzeitig voller Angst, ich könne nicht mehr Laufen gehen, dass mir anschließend jeder einzelne Lauf wie ein Freiheitsschlag vorkam.

Ich begann mit dem Training von vorne, kein Schema, kein Laufbuch oder online Trainingsplan, einfach Schritt für Schritt zog ich meine Kreise, mit zwei Kilometern angefangen. Diese Dankbarkeit, gesund zu sein, laufen zu können, potenzierte sich natürlich auch mit der Gesamtsituation der Pandemie. An Tiefpunkten der Erschöpfung sage ich mir beim Laufen selbst: „Wie schön, gesund zu sein!“ und dann laufe ich weiter. Laufen ist Kopfsache, man muss es nur wollen. Laufen ist Selbstdisziplin. Wenn ich meine Gedanken auf die Atmung fokussiere, auf ein mantraartiges „Ein und Aus“, dann brauche ich keine Musik dabei, dann brauche ich keine Meditation oder Therapie. Ich fühle mich, als heile ich mich selbst, meinen eigenen Körper und Geist durch das Laufen.

Wie motiviert man sich zum Laufen: Mein lieber Schweinehund

Jeder muss sich zunächst zum Laufen überwinden, bei mir hat das aber weniger mit äußeren Faktoren wie dem Wetter zu tun, denn mit den richtigen Laufsachen ist es eigentlich wirklich zu jeder Jahreszeit schön zu laufen, besonders natürlich, man kann durch die Natur und ebendiese auf sich wirken lassen.
Insofern ist es ja eher der innere Schweinehund beim Laufen, den es da zu überwinden gilt. Hier ist es letztlich auch nur „Kopfsache“. Mir hat anfangs geholfen, immer die selbe Strecke zu rennen und vor allem diese in ihrer Länge variieren zu können: Hatte ich von Anfang an eigentlich an dem Tag keine Lust, laufen zu gehen, sagte ich mir, okay, dann eben heute nur die ganz kleine Runde (selbstgesteckt, reichen ja bspw. zwei Kilometer). Und auch hierbei ganz easy mit sich selbst, unter dem Motto „wenn mir selbst die zwei Kilometer heute schwer fallen, dann lege ich zwischendrin einfach Gehpausen ein“).
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Soll ich heute noch Laufen gehen? Ja, der Appetit kommt beim Essen!

Im Idealfall, und das passiert auch erst während des Laufes, findet man plötzlich doch seinen Spaß, weil man wider Erwarten doch „gut“ drauf ist, kann man die Strecke dann eben optional noch verlängern – oder gleich zwei Mal rennen! So kam ich im Übrigen zu meinem ersten Zehn- Kilometer- Lauf, ich hatte mir das nicht vorgenommen, aber nachdem eine Runde um den See so dermaßen gut lief, rannte ich im Anschluß einfach nochmal rum 😉
Ansonsten hilft bei  klassischen „Kopfkino“ auch – einfach machen! Wenn ich mir schon den ganzen Morgen lang einrede, dass ich eigentlich gar keine Lust habe, es drinnen viel gemütlicher ist, ich eigentlich die Wäsche machen müsste oder endlich mal eine Zeitung lesen, dann drehen sich die Gedanken spiralförmig rein und der Lauf wird wirklich keinen Spaß machen. Wenn bei mir solche Gedanken aufkommen, dann hilft mir „nicht lang reden/ denken – einfach machen“. Raus und laufen.
Während des Laufes dann auf die Atmung konzentrieren – mantraartiges Ein und Aus vorbeten. Wer dann noch immer Gedanken darüber verschwendet, wie wenig Spaß das eigentlich gerade macht, der läuft zu langsam – laufe zwei Schritte schneller, sodass Du nur noch an die Atmung denken kannst…

Ein guter Film über das Laufen

Last but not least möchte ich noch darauf hinweisen, dass es krasse Filmdokumentationen über Läufer gibt. So hat mich bspw. dieser Film „I Want To Run – Das härteste Rennen der Welt“ so dermaßen geflasht, dass mir meine Distanz von fünf oder zehn Kilometern plötzlich lächerlich gegen das anfühlte, was diese Läufer da rennen. Natürlich funktioniert sowas nicht für jede/d, aber es beweist meine Auffassung, das Laufen reine „Kopfsache“ ist.

Meine Erfahrungen mit dem Runner’s High: Laufen mach süchtig!

Im Herbst erlebte ich ein Phänomen, eine Premiere, von der diese Lauftypen im Fernsehen  immer sprechen: das Runner’s High. Ich merkte, dass mich das Laufen, oder der damit erreichbare physische und psychische Zustand meiner selbst, süchtig gemacht hatte. Ich laufe seitdem und mittlerweile jeden zweiten Tag, und zwinge mich regelrecht zu dem Pausetag in between. Es klingt verrückt, ist aber so!

Manchmal werde ich morgens wach und denke: „Oh schade, heute darfst Du nicht laufen, Du musst noch bis morgen warten, denn du warst erst gestern!“ (Ich zwinge mich wirklich wegen Regeneration zu diesem Rhythmus).

Laufen anfangen: Wie oft sollte man in der Woche joggen?

Ich habe festgestellt, dass einmal die Woche Laufen gehen nicht reicht, um eine entspannte Regelmäßigkeit rein zu bekommen. Nur wer alle zwei Tage Laufen geht, muss sich nicht mehr überwinden, raus zu gehen, muss keinen Schweinehund mehr bezwingen. Es klingt verrückt, ist aber so.

Ich laufe des Laufens wegen und seit November sind es um die 100 Kilometer pro Monat.

Ich bin das erste Mal zehn Kilometer mit meinem Mann gelaufen und habe aus Spaß an einem Nikolaus- Lauf in der Nähe mitgemacht, ungeplant, ganz spontan, weil ich da gerade vorbeikam.

Was ich von Lauf Apps halte

Lange hatte ich mich gegen eine LaufApp gewehrt, aber seit November tracke ich nun sogar meine Läufe und es macht Spaß, den Verlauf zu verfolgen. Dabei geht es mir nicht um besonders schnelle Zeiten, ich habe keinen großen Ehrgeiz, immer weiter zu laufen. Oft gehe ich auch mit befreundeten Muttis laufen, da hat jede ein eigenes Tempo und ich passe mich an, mal ziehe ich die Andere, mal sie mich.

Es ist eine tolle Möglichkeit, gemeinsam an die Luft zu kommen, zu quatschen und sich auszutauschen, gerade in diesen schwierigen Zeiten, in denen wir alle an unsere Grenzen kommen. Ich kann abschließend nur jeder und jedem empfehlen, es selbst auszuprobieren, denn beim Laufen findest Du Dich selbst.

(Sandy Bossier-Steuerwald)

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2 Kommentare

  • Reply Jetzt sind wir dran: Warum Ü40-Eltern die beste Zeit ihres Lebens haben 7. September 2021 at 6:47 am

    […] es geht, muss gehen. So hatte ich bspw. mit Laufen angefangen und gehe seit letztem Winter auch noch Eisbaden – es geht, wer hätte das gedacht? […]

  • Reply Eisbaden ist gesund! Der Erfahrungsbericht einer Mutter 2. November 2021 at 7:29 am

    […] von Natur aus neugierig. So habe ich insbesondere seit dem Ausbruch der Corona Pandemie „kleine Fluchten aus dem Alltag“ in den vergangenen Monaten sehr zu schätzen gelernt. Insbesondere wenn man als […]

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