Kind und Erziehung

Das F- Wort

28. Februar 2012
Daniela Baack/Pixelio.de

© Daniela Baack/Pixelio.de

Manche Eltern tun es jeden Tag um 18:50 Uhr, manche nur sonntags um 7:00 Uhr. Manche nur in den Ferien, wenn es regnet und manche den ganzen Nachmittag. Manche machen es auf der Couch, manche im Bett. Wildes, hemmungsloses….

…. Fernsehen. Sie lassen ihre Kinder fernsehen!

Fernsehende Kinder- das ist in bürgerlichen Wohngebieten meistens bäh. Sandmännchen ab und zu ok, vielleicht die eine oder andere “wertvolle” Astrid-Lindgren-DVD, aber ein regelmässiger Babysitter namens Kika? Aber doch nicht bei uns Akademikern!

Kürzlich babysitteten wir einen Jungen aus Sebastians Frühförderungsgeschädigten-Selbsthilfegruppe. Die Mutter hatte einen Notfall und musste kurzfristig für eine Kursleiterin einspringen, die gesichtslose Lumpenpuppen mit Krabbelkindern bastelt. Bei der Übergabe von Mario wurde also das heikle F-Wort angesprochen.

Mario-Mutter: “Es wäre mir sehr lieb, wenn NICHT ferngeschaut würde, ja”?

Nach meiner Kenntnis weiss die Mario-Mutter nicht, dass ich meinen Sohn fernsehen lasse- und nicht nur das Sandmännchen. Nicht umsonst ist sein Lieblingslied “Bad” von Michael “Schegschn” und nicht irgendwas von DJ Rolf aka Zukowski.

Frau Mutters infame Lüge: „Wie kommst Du darauf, wir basteln was Nettes mit Playdough.”

Die Tür schliesst sich. Mario: „Ej, ich will fernsehen, am besten Star Wars, ich bin Darf Wäda, GEIL!”

Nach 20 Minuten des Horrors, in denen ich mein schlechtes Rabenmutter-Gewissen vergeblich wegkneten will, gebe ich auf. Es gibt also Star Wars auf YouTube. Nach einer halben Stunde haben die Kinder genug und wollen ihre Gewaltphantasien kreativ verarbeiten.

Unsere Wohnung gleicht bald fernen Galaxien. Die Laser-Schwerter machen vor nichts halt. Sebastian ist Luke R2D2 oder wie der heisst und Mario als Darth Vader hat dank Fernsehverbots Einiges an aufgestauten Aggressionen abzubauen. Die Kinder aber sind glücklich. Nach gefühlten 30 Stunden wird Darth Vader alias Mario wieder abgeholt.

Mario zu Mario-Mutter:“Geil, wir haben Star Wars geguckt”. Sie lächelt gequält und beschliesst, ihren Sohn künftig nicht mehr zu uns Super-Nanny-Kandidaten zu schicken.

Foto: © Daniela Baack/Pixelio.de

Frau Mutter folgen

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8 Kommentare

  • Reply Steffi 28. Februar 2012 at 7:25 am

    Einfach zu schön! Vielen Dank für diesen Beitrag 😉

  • Reply fraumutter 28. Februar 2012 at 8:24 am

    Gerne!

  • Reply der Herr B. 28. Februar 2012 at 8:49 am

    wie immer superklasse geschrieben – ich kann mir die Situation nur allzugut vorstellen! 🙂

    Aber: das die kids so auf starwars abfahren hätte ich echt NIE gedacht! Irgendeine Idee woran das liegt?! Was ist den mit den ganzen PIxar-Figuren (Cars, Toy Story etc.), den Muppets/Sesamstrasse oder Shaun das Schaf? Oder ist das ab einem gewissen Alter „Babykram“ und „voll uncool“?

    Grüße nach Berlin!

  • Reply fraumutter 28. Februar 2012 at 9:29 am

    Guude!
    tja ich weiss auch nicht, bei uns zu hause lieben alle männer, gross und klein, star wars.
    aber shaun das schaf ist auch beliebt beim Sohnemann….

  • Reply Marlene´s Mom 28. Februar 2012 at 10:01 am

    Haha, genau die gleiche Diskussion hatte ich auch erst. Mein Gott ey, die sollen mal ihren Fernsehstock aus´m Popo ziehen. Kann man sein Kind doch eh nicht sein Leben lang von fern halten. Und dann lieber gemeinsam kiekn und wissen was läuft, als wenn se sich allein irgend´n Müll reinziehn. Möge die Kraft mit Euch sein!! 😉

  • Reply Caramellita 28. Februar 2012 at 3:44 pm

    Während ich diesen Post lese (und kommentiere), sitzen Sohnemann, sein Spielkamerad und Töchterlein vorm Kika und lachen sich schlapp. Davor haben sie fast drei Stunden ohne Stress (ich kann es selbst kaum glauben) in Sohnemanns Zimmer Lego gespielt. Man kann sich auch bekloppt machen. Das ist wie mit Süßkram: Was zu Hause verboten ist, wird in höheren Dosen woanders nachgeholt.
    Immerhin: Den „Nebenjob“ bist Du elegant losgeworden… 😉

  • Reply fraumutter 28. Februar 2012 at 6:42 pm

    Danke Marlenes Mom für die Wortschöpfung „Fernsehstock aus’m Popo ziehen“. Werde ich mir merken.
    Und, Caramelita: Du hast dann heute wohl beides perfekt miteinander verbinden können.

  • Reply RALV 28. Februar 2012 at 10:23 pm

    Ich finde es neben allem anderen auch ziemlich frech, sein Kind irgendwo hinzubringen und dann noch zu befehlen, was nicht gemacht werden soll. Ist ja wohl klar, dass die Kinder nicht die Starwars Gesamtausgabe auf DVD gucken. Grumpf. Ohne importierte Barbapapa- oder schreckliche Bibi Blocksberg DVDs wüsste ich kaum, wie ich Söhnchen dazu bewegen sollte, mir die 20min zu geben, die ich alleine mit seiner Schwester brauche, um sie ins Bett zu verfrachten. Und? Ich habe jedenfalls kein schlechtes Gewissen. Kenne aber auch Gott sei Dank wenige so spaßbefreite Mütter.

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