Früher dachte ich, mein täglicher Arbeitsweg mit dem PKW quer durch Berlin wäre anstrengend. Der Berliner Autofahrer ist ja so wie der Berliner Radfahrer oder Fussgänger. Hart, aber hart. Berliner Schnauze in der Volldröhnung. Auf Berlins Strassen werden keine Gefangenen gemacht. Es ist irgendwie immer noch Mai 1945. Dann habe ich Kinder bekommen und die wollte ich dann in diversen MaxiCosis von A nach B bugsieren. Was eher so wie Stellungskrieg im Schützengraben ist. Seit wir Eltern sind, haben wir nie eine längere Autofahrt als maximal zwei Stunden in Kauf genommen. Warum?
Darum:
10 Dinge, die Du im Auto tust und sagst, seit Du Kinder hast:
– Nach hinten gucken. Ständig. Beim Überfahren einer grünen oder roten Ampel, beim Überholmanöver oder beim Diskutieren mit dem netten Verkehrspolizisten. Leider bringt das dauernde Nachschauen nix. Die Kinder schlafen immer noch nicht.
– Das Auto als Müllhalde benutzen. Die Rückbank hat sowieso schon so viel Mageninhalt Deiner Kinder gesehen, dann kann ja auch der Boden ein bisschen Müll vertragen. Hier wird auch nicht der Müll getrennt. Ausegedrückte Caprisonnentüten haben es sich neben dem wochenalten Inhalt der Lillifee-Brotbox gemütlich gemacht
– „Bald“. sagen. Nämlich als Antwort auf die Frage „Wann sind wir endlich da?“
– Unsägliche Kinderlieder auswendig lernen. „Er schenkt Bö eine Rose in der Dose“ heisst es jetzt statt „Baby one more time“
– Sachen nach hinten durchreichen. Als Bestechung, ist doch klar. Gummibärchen, Schnuller, zur Not auch den Hausschlüssel der dann von Baby unter den Beifahrersitz gefeuert wird.
– „Jetzt hör doch mal auf mit dem Theater“ sagen. Als ob es was bringen würde.
– „Fahr vorsichtig!“ sagen. Nämlich zu dem erwachsenen Familienmitglied, welches immer nach hinten guckt
– „Ich kann ALLEINE fahren, DANKE!!“ sagen. Zu demjenigen, der „Fahr vorsichtig“ sagt
– „Nie wieder, das nächste Mal fliegen wir oder bleiben gleich zu Hause“ sagen. Auch nach einer fünfminütigen Fahrt zur Kita.
– Graue Haare kriegen, immer mehr und mehr.
Anstatt des dusseligen Betreuungsgeldes sollte die Regierung lieber einen Chauffeurdienst für Familien einrichten, finde ich. Und was meint Ihr?
Foto: © Pixelio.de/© Steglich
15 Kommentare
Hallelujah ! Es geht nicht nur mir so !
Welche wahre und weise Worte.
Und trotzdem wagen wir uns morgen Mittag 400km über die Autobahn gen Westen, weil wir zu einer Kommunion eingeladen sind. Bestechungsmaterial ist schon gekauft, der MP3-Player vom Großen aufgeladen und die Spielsachen gepackt…..
Auf jeden Fall!!! =)
Super Idee, wir haben das Auto leichten Herzens abgeschafft als wir nicht mal fünf Minuten fahren konnten ohne Sirenengeheul und jedesmal wenn wir uns doch eins leihen und denken, das wird schon (weil z.b. vorwärtsgerichteter sitz – da sieht sie doch was) werden wir aufs neue ernüchtert…..
Ich liebe deine Texte!! 🙂
großartig auf den Punkt gebracht!!!
Super 🙂 Früher bin ich sooo gerne Auto gefahren und jetzt -bekomm ich schon Herzrasen wenn ich nur dran denk mit meiner Alarmanlage rum zu fahren- zurZeit können wir höchstens 30 Min. Auto fahren das reicht grad nach München (mit 250 km/h auf der linken Spur 😉 )zu meiner Schwägerin die zwei 12 Monate alte Kinder hat 🙁 – sehr entspannent !!!!
Ich hätte noch anzubieten:
– Diverse Aufenthalte auf dem Pannenstreifen unterschiedlicher Dauer mit dem Hinweis: Wir fahren erst weiter, wenn du den Anschnallgurt geschlossen lässt!
Mindestens viermal in der Stunde anhalten weil eines der Kinder mal muss und dann doch wieder nicht. Übrigens scheint die Häufigkeit des Harndrangs exponentiell mit der Kinderzahl anzusteigen, so kommt es einem zumindest vor. 🙂
Die Musik!!! Anne Kaffeekanne in der Dauerschleife
super, ganz genau getroffen
absult genial..Kicheralarm…
Danke, es geht noch anderen so 🙂
Großartig! Werde DAS so in unserem Blog verlinken, denn es beschreibt genau unsere Autofahrten!!!!
Besser kann man es nicht sagen! Ich durchleide auch jede Autofahrt…meine sind schon etwas größer und nun geht es ständig: Mama, guck mal…Mama, kannst du das auch? usw…und sie verstehen einfach nicht, dass Mama auf keinen Fall gucken kann….
Ich kann mein Bruder fragen ob er auch so ein Auto mit TV-Schirmen für euch hat! 🙂