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Der passende Job für Mama: Diese Frau hilft Euch wirklich beim Thema Vereinbarkeit!

1. März 2019

Der passende Job für Mama- gibt es das überhaupt? Einer, der nicht nur nach Sinnspruch klingt („Do what you love“), sondern zum Leben und zur Frau passt? „Immer noch bekommen Frauen nur die Hälfte der Rente, immer noch gibt es den gender-pay-gap und immer noch konkurrieren Mütter darum, wer die besten Dinkelkekse bäckt.“ Wir reiben uns auf zwischen Lebensentwürfen, Wunschvorstellungen und die Vereinbarkeit wird seit Jahren nicht leichter. Oft wissen wir selbst nicht so recht weiter und hadern und hadern. Heute spreche ich mit Katrin Wilkens, die bereits 1000 Frauen geholfen hat, den passenden Job zu finden: die erlösende Vision – oder schlicht das Machbare, das funktioniert. Wir Mütter müssen uns, je nach Alter der Kinder, oft beruflich neu erfinden.

Der perfekte Job für Mama…und was ist überhaupt machbar?

Über 70 Prozent der Deutschen arbeiten im falschen Job, da sind auch einige Mütter dabei. Katrin und ihr Team helfen in ihrer Coaching Agentur für beruftstätige Mütter i.do bei dieser schwierigen, aber auch schönen Aufgabe.

Zu diesem spannenden Thema hat sie nun das Buch  „Mutter schafft- Es ist nicht das Kind, das nervt, es ist der Job, der fehlt“ vorgelegt, das ich bereits in der Druckfahnen-Version verschlungen habe. Es ist wirklich soooo gut und echt hilfreich, wenn Ihr Euch gerade die eine oder andere Vereinbarkeits-Frage stellt.

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Das beste Buch zum Thema berufstätige Mütter!

Sie führt in diesem Buch die Ursachen für die Schwierigkeiten an und erklärt den Kreativitätsansatz, mit dem sie arbeitet, so dass irgendwann der Dinkelkeks-Battle nicht mehr die Altersarmut zur Folge hat. Katrin verwebt psychologische Erkenntnisse, Fragen nach Elternhaus, Wertvorstellungen und Talenten zu einem (oder mehreren) „Jobangeboten“. Dabei werden Feminismus und so unangenehme Fragen nach Existenzsicherung und Rente nicht ausgeklammert. Besonders gefallen hat mir der gesunde, aber optimistische Pragmatismus, der sich durch das Buch zieht. Ich kann Euch das Buch nur ans Herzen legen, mir hat es sehr geholfen und ich habe bisher kein besseres Buch zum Thema berufstätige Mütter gelesen!

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Wie findet Mama jetzt den passgenauen Job, Katrin?

Warum ist es oft so schwer zu benennen, was man will und was man kann? Wie hilfst Du dabei?

Da gibt es ganz unterschiedliche Techniken. Zum Beispiel kann man über das Ausschlussverfahren auch etwas erfahren: wenn du nicht weißt, was du magst, weißt du vielleicht, was du auf jeden Fall NICHT magst.

Spannend ist auch die Frage: welchen Vorteil hat es, sich nicht festlegen zu müssen?

Was war das verrückteste, was Ihr jemals für jemanden gefunden habt?

Tatsächlich haben wir einmal Domina empfohlen. Seitdem weiß ich, dass zur Ausbildung auch das Fach „Knotenkunde“ gehört…

Welche Erfolgsgeschichten gibt es? 

Wir haben eine Mutter beraten, die einen neuen Job brauchte, um sich um ihr totkrankes Kind kümmern zu können. Wir haben einer Kundin buchstäblich aus dem Selbstmord geholfen und wir haben es auch geschafft, dass sich eine Frau endlich, nach 25 Jahren, getraut hat, sich scheiden zu lassen. Weil sie nun finanziell unabhängig war.

Aber schön sind natürlich auch immer die ganz konkreten Selbständigkeiten: die eine Kundin macht Kinderkunst, die andere hat ein Buch geschrieben, die dritte ist auf regionalen Käse spezialisiert, die vierte hat eine Mut-Akademie gegründet und die fünfte hat sich nach 30 Jahren endlich, endlich erlaubt, nicht zu arbeiten. Auch das gibt es.

Wenn Du mit Deinen Mandantinnen redest, hast Du das das Gefühl, dass sich das Thema Vereinbarkeit verbessert? Sind Arbeitgeber offener für flexible Arbeitszeiten, Home Office und (qualifizierte) Teilzeitbeschäftigung?

Home Office-Möglichkeiten gehen gerade wieder etwas zurück. Generell lässt sich sagen und klagen, dass sich der Arbeitsmarkt auf die „stille Reserve“ (so werden hochqualifizierte Frauen nach der Babypause genannt) noch nicht voll eingelassen hat. Da wird immer noch so getan, als müsste nur der Mann das Geld verdienen. Ich stelle aber auch einen rasant zunehmenden Druck von Seiten der Frauen fest: jede möchte für „etwas brennen“, obwohl die meisten zu Hause etwas haben, für das sie brennen. Dieser Optimierungszwang, auch durch die Medien herbeigeführt, ist ein richtiges Gift für uns Frauen, die einfach den Spagat zwischen Familie, Beruf und eigener Identität so gut wie möglich hinbekommen wollen. Geht mir ja auch nicht anders.

Mütter, denkt an Eure Rente!

Wenn wir über berufstätige Mütter sprechen dürfen wir das Thema Pay Gap, Rente und Altersarmut nicht ausklammern? Hast Du das Gefühl, das dies nun ein Thema bei Deinen Mandantinnen ist oder wird das noch gerne ausgeklammert?

Nein, vom ausklammern kann leider keine Rede sein. Immer noch verdienen Frauen viel zu wenig in Deutschland, zumindest wenn sie Mütter geworden sind. 1000 Euro, 1500 Euro, das ist schon Oberkante. Wir hatten mal eine Architektin, die war bei Ikea für 900 Euro netto angestellt, für 30 Stunden!

Es reicht nicht, den Familienurlaub finanzieren zu können, jede Frau sollte auch etwas für die eigene Rente zurücklegen können. Ich weiß, Rentenvorsorge hört sich nach Kukident an, wird aber immens wichtig, wenn im Alter die richtigen Investitionen anstehen, für die man leider kein Geld mehr dazuverdienen kann.

Warum wollen so viele ihren Job mit 40 noch einmal wechseln?

Vielleicht weil wir wissen, dass wir sowieso alle bis 70 arbeiten müssen? Vielleicht weil der Druck für etwas brennen zu müssen so groß ist. Vielleicht weil sich die Parameter geändert haben: mit Kind denkt man anders als ohne. Vielleicht weil sich der Markt ganz einfach verändert hat, in dem man mal angefangen hat.

Was sollte dabei beachtet werden?

Ein großer Sinn für Realität ist von Nutzen. Und den Job nicht zu vergotten. Er muss nicht alles abdecken, was man sich im Leben wünscht. Wenn man sehr, sehr etwas „Sinnvolles“ sucht, dann kann man auch ein Ehrenamt ausüben, das deckt diesen Bereich ab.

Warum ein Job heute für Frauen auch „inszenierte Realität“ ist

Was hast Du von den 1000 Frauen, die du beraten hast, gelernt? 


Puh, da reichen zehn Stunden nicht aus, das zu erzählen. Vor allem Demut. Auch Demut vor der eigenen Unfähigkeit. Nicht jeder Kundin kann ich helfen. Das musste ich erst mühsam lernen und tue es eigentlich noch heute. Wenn sich jemand zu mir setzt und mir zehn Stunden seine Geschichte anvertraut, sie mir schenkt, dann will ich, auf Teufel komm raus, dass er auch mit einer Idee, die ich gut finde, nach Hause geht.

Trotzdem würde ich heute immer noch mit Monacco Franze antworten: A bissl was geht immer.

Das zweite: nicht immer ist „brennen“ gut. Für manche Frauen ist ein sanftes glimmen viel passender. Da ich aufbrausend bin, muss ich das auch erst mühsam akzeptieren.

Das Dritte: wir Frauen kämpfen immer noch viel zu wenig um unsere Rechte. Damit meine ich nicht #metoo, sondern einen Rentenausgleich für die Zeit, wo man den Kindern half, den eigenen Eltern und manchmal sogar noch den Schwiegereltern. Care-Arbeit ist auch eine Arbeit. All die altersarmen Frauen waren ja nicht faul in ihrem Leben, sondern meist nur zu bescheiden. Und das ärgert mich jeden Tag mehr, dass dieser Teil der Gesellschaft nicht adäquat entlohnt wird.

Was hat sich im Laufe der Jahre beim Anspruch einen Job für sich zu finden, geändert?


Früher stand die finanzielle Versorgung und der Pragmatismus mehr im Vordergrund, heute geht es eindeutig auch um Inszenierungen von Identitäten. Wir essen das, was wir sein wollen, wir kleiden uns so, wie wir sein wollen und wir haben eben auch den Beruf, der uns so macht, wie wir gern sein wollen.

Warum machst du das, was du machst, du bist ja auch Mutter von drei Kindern?


Aus demselben Grund wie ihn die meisten unserer Kundinnen auch haben: mein Job als Journalistin ging eines Tages nicht mehr, zuviel Reisen, zuviel Ungeplantes. Dann haben meine Partnerin und ich überlegt: was können Journalisten gut? Sie erfassen eine Geschichte, können verdichten und bei Bedarf auch eine Schraubendrehung weiterdrehen. Genau daraus wurde i.do und mein viertes Kind.

Anfangs haben wir befürchtet: was ist, wenn uns die Geschichten irgendwann langweilen, vielleicht weil es keine Promis sind oder weil sie nicht so gut erzählen können? Das Gegenteil ist der Fall: Die Geschichten, die uns die Frauen erzählen sind echt, klar, gut. Jede einzelne von ihnen ist ein Geschenk. Jede bringt mir etwas anderes bei.

Liebe Katrin, danke für dieses spannende Interview. Viel Erfolg weiterhin bei Deiner wichtigen Arbeit!

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