Wenn man so langsam aber sicher die 40 ansteuert, ist aber so gar nichts mehr im Leben unbeschwert, wild und spontan. Die Party ist sowas von vorbei. Job, Kinder, der Darlehensvertrag. Viel ist Alltag, viel ist Pflicht. Die eigenen Hobbies und Leidenschaften von früher sind neuen „Pflicht-Hobbies“ gewichen. Früher begeisterte Surferin, heute 1-A-Silberputzerin. Damals Hobby-Schneiderin und heute passionierte Hosen-Flicken-Beauftragte. Es ist doch immer noch ein Bügelberg da, der abgetragen werden muss. Wann man mal wieder einen richtigen Berg besteigen wird, steht in den Sternen….
Nach zwei Kindern, sieben Jahren Hobby-Abstinenz und viel angestauter Kreativität hat sich nun das Blatt bei mir gewendet.Tief im bürgerlichen Berliner Südwesten habe ich Gleichgesinnte gefunden zum Quatsch machen! Wer sagt denn, dass nur die Kinder auf den Spielplatz dürfen?
Sebastians Klassenlehrerin hatte wohl am ersten Elternabend für die Erstklässler-Eltern den richtigen Riecher: Der erfolgreiche Unternehmer im edlen Zwirn träumt eigentlich von den Brettern, die die Welt bedeuten. Die seriös wirkende Mutter mit den Perlenohrringen, die ausserdem Richterin ist, kann sich nichts Schöneres vorstellen als zum Thema „Wirtschaftskrise“ zu improvisieren und die selbstbewusste Chirurgin wollte immer mal gerne eine Leiche darstellen.
Ich konnte mein Glück gar nicht fassen, als unsere Lehrerin Frau Schmidt eine Impro-Theater-AG für die Eltern gründete. Nun freue ich mich die ganze Woche auf Dienstagabend. Da heisst es dann Quatsch machen satt! Keine Kunden, die gewonnen werden sollen, kein Chef der besänftigt werden muss und kein Kind, dass erzogen werden will und der Bügelberg kann mir dann auch gestohlen bleiben! Die ganze Woche will immer irgendwer was von einem und man muss mehr oder minder wohlerzogen sein und sich unter Kontrolle haben. Das ist so anstrengend, oder?
In unserer Theater-Gruppe heisst es dann: „Mord im Dunkeln“, „Sei eine Gulaschkanone“ oder „Stelle eine Krankheit dar“. Ich weiss, nur die „Rampensäue“ unter meinen Lesern werden meine Begeisterung jetzt verstehen.
Aber es tut sooo gut, einmal in der Woche für eine Stunde albern zu sein.
Und das waren meine letzen Oscar-verdächtigen Rollen:
Ein Kochköffel in der Gulaschkanone
Ein Mörder
Ein Massen-Mörder
Eine Leiche
Ein gedopter Rad-Profi
Ein nölendes Kind
Eine Dampfmaschine
Ach ja, im richtigen Leben bin ich übrigens Pressereferentin….und heimische Bügelberg-Beauftragte.
Schafft Ihr es, Euren Hobbies weiterhin nachzugehen?
Foto: © Gerd Altmann /
Gerd Altmann/Mirko:rg1024 – ocal
7 Kommentare
Wunderbar! Als 40-Grenzüberschreiterin hat mich Dein Beitrag voll erwischt. Bügelberg statt Matterhorn, genau. Ich muß aber sagen, daß es mit der eigenen Zeit immer besser wird und ich da durch aus Hoffnung hab. Viel Spaß beim Improvisieren!
LG
Katharina
Ich will das auch *schrei*
Hier gibts sowas nich, find es aber eine supertolle Idee!
LG Sandra
Nächste Dienstag treten wir zusammen als Papst auf die Bühne. Für mich ist die eine Stunde genau so heilig!
Je älter die Kinder werden, desto besser wird es. Außerdem gibt es Babysitter. Und – die Party stirbt nie!!!
das klingt ja sehr leiwand! habts ihr auftritte auch? brauch eh noch lustige tipps für das berlin wochenende im april 🙂
Nein, leider noch keine Auftritte, aber das wär dann in der Tat extrem leiwand, wenn wir mal auftreten würden….Ich würde den Quatsch Comedy Club empfehelen, da gibt es immer nette stand-up comedy. viel Spass in Berlin!
Das ist ja herrlich. Da wird ick glatt auch mitmachen. 🙂
Liebe Grüße, Christian