Erfahrungen

Mutter werden ab 40: „Rollator-Mutti“ oder Mama in den besten Jahren?

23. September 2014
alte Mutter Frau Mutter blog

© Andreas Musolt/Pixelio.de

Bei der Fruchtbarkeit hat die Evolution irgendwie geschlampt. Mit dreizehn sollte man nicht schwanger werden, obwohl es biologisch möglich wäre. Mit fünfzig allerdings auch nicht. Obwohl selbst das, unter Umständen, bei manchen Frauen auf natürlichem Wege ginge. Bei den meisten setzt die Menopause in den Jahren zwischen Mitte Vierzig und Mitte Fünfzig ein. Bei einigen eher, bei manchen später. Bis zu diesem Zeitpunkt sind wir prinzipiell fruchtbar und von der Natur als gebärfähig vorgesehen. Nicht von unserer Gesellschaft! Meine heutige Gastautorin Henrike, Autorin des wunderbaren Blogs Nieselpriem, hat sich ein paar Gedanken gemacht zum Thema „alte Mütter“ und wie wir mit ihnen umgehen.

Die bedauernswerte Frucht schrumpeliger Lenden

„Wann ist der richtige Zeitpunkt, um Kinder zu bekommen?“. Eine offenbar brennende Frage, taucht sie doch in schöner Regelmäßigkeit immer wieder auf. Und während die blutjungen Mütter gern von Fernsehformaten und Talkshows diverser Kanäle medial vermarktet werden, bietet die alte Mutter jenseits der Vierzig Gesprächsstoff für vor allem eine Zielgruppe: die Mitmütter!
Auch wenn rein statistisch betrachtet das Gebäralter steigt, sind alte Mütter nach wie vor tabuisiert und bieten allerlei Nährboden für Spekulationen, Tuscheleien und Mitleid für das arme Kind. Die bedauernswerte Frucht der schrumpeligen Lenden. Das geht niemanden etwas an, aber alle haben eine Meinung dazu! Was ist daran so suspekt?

Sind alte Mütter lahm, erziehen unzeitgemäß und schaden durch das Altsein ihren Kindern? Wo sind Feldstudien und Interviews mit alten Müttern und deren Kindern? Gibt’s dazu Analysen? Befragungen und Dokumentationen? Technisierte Tests zur Erhebung eventueller Schadensnahme des Nachwuchses? Und: Braucht es das oder wäre das am Ende auch nur eine weitere Studie, aus einer Datenmenge extrahiert, um die Volksmeinung zu beeinflussen?

Ich scheue mich vor Verallgemeinerungen. Auch in diesem Fall. Aber ich bin der Prototyp einer Rollator-Mutti und wen es interessiert, dem zeige ich hier meine ganz persönliche, private Sicht auf dieses Thema.

In drei Jahrzehnten jeweils ein Kind geboren

Reif. Das trifft es in meinem Fall. Ich bin mittlerweile eine reife Mutter. Und ich habe lange gebraucht um zu reifen. Auch in meiner Mutterrolle. Ich habe in drei Jahrzehnten meines Lebens ein Kind geboren. Im Alter von zweiundzwanzig, dreißig und dreiundvierzig. Und so wie das Leben, die Umweltbedingungen und mein Alterungsprozess mich geformt haben, so bin ich von Schwangerschaft zu Schwangerschaft gereifter in diese Situation gegangen. Habe ich von Kind zu Kind bejahender, selbstbewusster und situativer umgehen können mit den Veränderungen meines Körpers, der Geburt und der Einstellung zu dem Kind.

Die erste Schwangerschaft fühlte sich an wie eine schwere Krankheit. Unter der Geburt habe ich abwechselnd um Hilfe und nach meiner Mutti gerufen. Ich glaubte, ich müsse sterben. Die zweite Schwangerschaft stand im Schatten der Angst und Furcht um dieses ungeborene Kind. Ich benahm mich wie ein schwerer Pflegefall und schonte mich bis zur vollständigen Couchlähmung. Und unter dieser Geburt schrie ich nach Gott („Oh Gott!“) und meinte, diesmal stürbe ich ganz sicher. In der dritten Schwangerschaft genoss ich jedes Kilo, begrüßte jeden Besenreißer euphorisch und in den Wehen schrie ich nach dem einzigen Menschen, der wirklich helfen konnte: nach Ines, meiner Hebamme. Und ich wusste, ich würde sterben. Aber ganz sicher nicht heute!

Als junge Frau haben mich Existenzängste durch die Schwangerschaften geplagt. Und durch mein ganzes Leben. Gedanken um die Außenwirkung meines Handelns und Tuns, meines Seins. Und auch meine Dreißigerjahre waren noch von Zweifeln geprägt, und von drängenden Selbstverwirklichungsgedanken. Ich rüttelte an den Konstrukten meiner Beziehung, an meinem Weltbild. Stellte regelmäßig alles in Frage und ständig größere, höhere Ziele für mein Leben auf.Wie gesagt, ich brauchte länger um zu reifen.

Mit Anfang Vierzig ist das alles einer Klarheit gewichen. Das Leben ist viel unkomplizierter! Weil meine eigene Sicht auf die Welt und was wirklich wichtig ist für mich sich geändert hat. Das erleichtert vieles ungemein. Auch das Leben mit Kindern.

Alle Schwangerschaften waren willkommen. Aber nie fühlte sich eine Schwangerschaft so richtig an wie mit Mitte Vierzig. Alle großen Fragen des Lebens waren beantwortet, hinter jede Frage ein Punkt gesetzt. Ich hatte starke Wurzeln ausgebildet und tragende Äste und fühlte mich noch nie in meinem ganzen Leben so kraftvoll und lebendig! Ich hatte alles gesehen, wonach ich mich je verzehrt hatte. Hatte das Glück an Stränden am anderen Ende der Welt gesucht, in beruflicher Erfüllung. Auf dem Boden von Weinflaschen, in durchtanzten Nächten. Und gefunden. An einem ganz anderen Ort und viel schöner, als ich es mir vorgestellt hatte. In dieser, meiner Familie.

Henrike Voigt

Endlich angekommen: In den Vierzigern und im Leben!

Die Vierziger sind ein tolles Lebensjahrzehnt! Für mich. Heute mache ich mir keine Gedanken mehr um Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Ich werde Lösungen finden. Ich erwarte die nicht von der Politik, Arbeitgebern oder sonst wem, sondern werde Strategien entwickeln, um meine zukünftige Arbeitssituation um die Bedingungen, die meine Familie benötigt, herumzubauen. Das ist für mich vollkommen selbstverständlich. Genauso wie das Wissen, dass ich Wege finden werde, die uns allen gut tun. Priorisierung ist ein Wort, das ich gar nicht mehr benutze. Darüber muss ich nicht mehr reden. Da gibt’s nichts zu reden. Ich lebe in keinem Konflikt zwischen meiner Mütterlichkeit und meiner beruflichen Rolle. Und hadere auch nicht mit Gefühlen von Selbstaufgabe und „Zurücksteckenmüssen“. Jetzt fühlt sich alles richtig an, wie es ist. Rund. Ich bin zutiefst optimistisch. Gespeist aus meiner Lebenserfahrung und dem Wissen, dass ich alles schaffe, was ich wirklich will. Ich weiß genau, wo ich herkomme und ich habe schon einen langen Weg zurückgelegt. Und selten in den passenden Schuhen.

Doofe Fragen mit herzhaftem Gähnen beantworten

Die zweite Hälfte meines Lebens liegt noch vor mir und ich freue mich darauf! Besonders, weil wieder ein Kleinkind Leben in diese Familie bringt. Und ja, da kommen seltsame Fragen: „Denkst du manchmal darüber nach, dass dein Kind vielleicht früh verwaisen wird?“. „Und du? Denkst du manchmal darüber nach, dass Verkehrsunfälle und schwere Krankheiten auch Leuten in den Dreißigern passieren?“. Auf blöde Kommentare wie „Ach, das finde ich so mutig von dir!“ antworte ich mit herzhaftem Gähnen und beschließe, den Adressat derartiger Verbalergüsse fortan zu meiden. Wer weiß, was da sonst noch an Dubiosem kommt! Am allerbesten finde ich aber folgende Aussage, die immer wieder gern hergenommen wird: „Also, wenn man nicht mehr mit seinem Kind Fußballspielen/ auf Bäume klettern kann, dann sollte man´s lassen mit dem Kinderkriegen!“. Stimmt, ich sehe ständig Muttis auf Bäumen und beim Fußballspielen! Jede Menge. Die Parks sind voll von auf Bäumen kletternden Muttis. Wie Äffchen hängen sie mit ihren Kaffeebechern da rum. Leute, echt jetzt!

Wenn ich in Rente gehe, habe ich einen Teenager hier wohnen. Das ist Fakt. Und ja, das wird vermutlich anstrengend werden. Aber warum sollte ich mir heute darüber Gedanken machen? Niemand weiß, was sein Leben in zwanzig Jahren bereithält. Und das ist auch gut so. Ich genieße das Leben mit meinen Kindern JETZT und denke gar nicht so viel darüber nach, was das Alter mit mir als Mutter macht. Wozu denn auch? Bis jetzt tut es mir gut. Hat mir Gelassenheit gebracht, Werte und Fokus auf andere Dinge im Leben. Das spiegelt sich auch im Umgang mit meinen Kindern.

Was wird mein Kind denken?

Scham. Das kommt auch oft. Die Frage, ob ich denke, dass mein Kleinster sich irgendwann für seine alte Mutter schämen wird. Prinzipiell denke ich bei solchen Fragen immer: Warum zum Teufel sollte ich darüber nachdenken? Und was bitte soll ich dann mit der Antwort, wenn ich denn eine finde in der Glaskugel? Mein Sohn wird mit Fotoalben aufwachsen und Bilder ansehen, auf denen ich jünger war. Ich werde ihm die Geschichten erzählen zu den Bildern. Und er wird wissen, dass ich ganz lange auf ihn gewartet habe. Bis ich graue Haare hatte und Falten. Aber er wird sehen, dass auch ich einmal anders aussah. Und dass es überhaupt nichts macht, wenn die Kinder sagen, er hätte eine alte Mutter. Eine Omi-Mutter. Das stimmt ja! Aber daran ist nichts, was mich verletzen könnte. Und ihn? Er hat mit mir eine alte Mutter. Aber was das bedeutet wird nur er alleine wissen können. Und nur das ist entscheidend.

Ich fühle mich nicht alt. Ich fühle mich manchmal nicht zugehörig, wenn ich in der Krabbelgruppe zwischen lauter Frauen um die fünfundzwanzig sitze. Ich habe einfach nicht mehr dieselben Themen wie sie. Und das ist in Ordnung! Nur weil wir uns in derselben Rolle befinden, können uns doch auch ganz unterschiedliche Sachen beschäftigen. Im Berufskontext habe ich auch möglicherweise eine andere Sicht und Herangehensweise als eine fünfundzwanzigjährige Kollegin. Und beide Sichtweisen sind richtig, wichtig und legitim. Und sollten gehört und respektiert werden.

Am Abend vorm ersten Geburtstag des Kleinsten saßen wir Eltern rührselig händchenhaltend auf der Couch und alle Sätze begannen mit: „Weißt du noch, letztes Jahr um die Zeit…“. Irgendwann blickt mich mein Mann an und sagt, es wäre schön, wenn jetzt noch eines zu uns unterwegs wäre. Und ich? Ich antwortete: „Ja, das wäre schön.“. Ohne Aber. Nur mit Punkt. Und Liebe im Blick.
Alter ist nur eine Zahl. Reife entscheidend. Jetzt bin ich reif. Alt bin ich nur in euren Augen.

Wer mehr von Henrike und ihrer Familie lesen will, dem empfehle ich ihren tollen Blog Nieselpriem-Abenteuer rund um Aufzucht und Pflege der Jungen. Henrikes Blog ist ein neuer Stern am Mama-Blogger-Firmament, aber er strahlt schon sehr hell. Vielen Dank, liebe Rike!

Foto: © Andreas Musolt/PIXELIO (Vorschaubild), Henrike Voigt privat

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14 Kommentare

  • Reply Vanessa Weiß 23. September 2014 at 6:26 am

    Was für ein großartiger Text!

  • Reply Mama notes 23. September 2014 at 8:14 am

    Henrike, wie immer großartig! Danke 😀

  • Reply Jana 23. September 2014 at 8:26 am

    Wow, toller Text. Herzlichen Glückwunsch zu dem gereiften Selbstbewusstsein!

  • Reply Anna 23. September 2014 at 8:54 am

    Schöner Text! Ich arbeite an einer Privatschule und da ist es so, das die meisten Schüler fanden ich wäre mit 28 eine unglaublich junge Mutter 😀 Ehrlich gesagt wäre ich nie auf die Idee gekommen eine Frau die mit Mitte 40 Mutter wird als ‚alte Mutter‘ zu bezeichnen. Das ‚alt‘ kommt mir eher bei Vätern jenseits der 60 in den Sinn. Ich freu mich über jede glückliche Familie, ich weiss wieviele unglückliche es gibt – und Glück und Unglück sind alters unabhängig!

  • Reply Mama on the rocks 23. September 2014 at 8:56 am

    Ein wunderbarer Artikel von einer wunderbaren Frau, von der ich ein grosser Fan bin <3

  • Reply MrsCgn 23. September 2014 at 3:55 pm

    Ja, dieser Artikel ist gut geschrieben. Den Reifeprozess, der da stattgefunden hat, kann man förmlich mit den Händen greifen. Dennoch sehe ich so manches anders. Nach meiner Definition bin ich auch eine recht späte Mama. Aus meiner (!) Sicht ist das okay, wenngleich ich manchmal schon komische Gedanken dazu habe. Ob meine Kinder das zu jedem Zeitpunkt so gelassen wie die Autorin sehen, weiß ich nicht. Ich bin vorsichtig mit Einschätzungen darüber, wie sie das mal finden werden, und auf alles gefasst.

    Bei der Frage „Alter der Eltern“ gibt es immer die Seite der Eltern, aber auch die Seite der Kinder. Erst neulich hatte Frau Chamailion in ihrem Blog die Geschichte aus ihrer Sicht (mit einem deutlich älteren Papa) erzählt, auf sehr positive Weise. Es gibt jedoch sicherlich auch Fälle, in denen Kinder mit dem großen Altersunterschied zu ihren Eltern hadern. Und das gehört meiner Meinung auch zu diesem Thema und ernstgenommen! Was empfindet beispielsweise ein Junge, der Abitur macht, während seine Eltern gerade in Rente gehen? Das kann sich toll, aber eben auch nicht so toll anfühlen. Sind wir Eltern aus dieser Nummer (aus dieser Verantwortung) von vornherein raus, da wir uns ja gut damit fühlen? Ich habe daran zumindest Zweifel.

    • Reply Rike 23. September 2014 at 7:09 pm

      Liebe MrsCgn,
      ich weiß nicht, ob Deine Fragen an mich gerichtet waren, aber darf ich kurz antworten? „Was empfindet beispielsweise ein Junge, der Abitur macht, während seine Eltern gerade in Rente gehen? Das kann sich toll, aber eben auch nicht so toll anfühlen. Sind wir Eltern aus dieser Nummer (aus dieser Verantwortung) von vornherein raus, da wir uns ja gut damit fühlen?“ Ich weiß es nicht! Wie ich eingangs geschrieben habe, sollten diese Zeilen nur meine ganz persönliche und private Sicht schildern. Was habe ich denn für eine Verantwortung gegenüber meinem (irgendwann einmals seienden) Abiturienten-Sohn, die aus meinem Alter heraus erwächst? Außer der, aus ihm einen lebenstauglichen, zuversichtlichen Menschen werden zu lassen?! Hat das was mit meinem Alter zu tun? Und wenn, sollte ich mir die Frage schon zu Zeiten seiner Krabbeljahre stellen? Mit welcher Konsequenz denn? „Das kann sich toll, aber eben auch nicht so toll anfühlen. “ Ja, und halte ich für eine pauschale Aussage und ich denke, da kann man einen beliebigen Pubertierenden hernehmen und ihn zu seiner Sicht auf die eigenen Eltern befragen.
      Weißt Du was, meine Söhne haben eine tolle Mutter! Glaub mir, ich kenn sie 🙂 Mein Alter ist in der Familie bislang kein Thema gewesen.
      Du schreibst, Du seiest selbst eine „alte“ Mutter. Nun, dann hoffe ich, Du kannst an Deinen Zweifeln arbeiten. Was wir für ein Bild bei unseren Kindern hinterlassen, ist von Vielem abhängig. Von dem, was wir tun, was wir nicht tun, wie wir der Welt gegenüberstehen und unseren Mitmenschen. Und ihnen schlussendlich auch. Wie alt wir bei ihrer Geburt waren bildet nicht automatisch einen Abdruck. Aber das ist alles nur meine ganz eigene Meinung. Und jeder darf seine haben!
      Ich wünsche Dir alles Gute für Deine Familie und danke Dir für den Kommentar. Du hast Dir Mühe gegeben und Gedanken gemacht. Mach Dir schöne Gedanken und genieße das Jetzt, die Zukunft können wir nur bedingt beeinflussen. Viele Grüße, Henrike

  • Reply froya 23. September 2014 at 8:07 pm

    Das ist ein wunderbarer Text ! Du hast mich zum Nachdenken gebracht und ich kann mit Deiner Meinung mitgehen. Danke dafür.

  • Reply Rosalie 24. September 2014 at 9:49 pm

    Ha, ich wünschte, ich würde mit Anfang 30 so frisch aussehen! Super Text!

    Aber einen Vorteil gibt es doch, wenn man einer Familie mit jungen Müttern entspringt: Meine Mutter, die Oma ist erst 50. Meine Oma, also die Uroma ist erst 75. Alle sind fit und stehen noch mitten im Leben. Und so haben die 4 Generationen noch recht viel Zeit miteinander. Das finde ich schön, und meine Kids werden sich immer selbst noch aktiv an die Urgroßeltern erinnern können. Ich für mich fand es schön zu sehen, woher ich komme und wie sich meine Familie mit jeder Generation verändert hat. Hinter meinen Töchtern stehen 3 Generationen Frauen, jede mit einer anderen Lebensgeschichte und jede konnte auf die Erkenntnisse der anderen Aufbauen. Meine Töchter werden das auch verinnerlichen und es wird ihnen von Vorteil sein bei der Idenditätsbildung.

    Ich finde es tatsächlich schade, wenn Kinder sich noch nichtmal an ihre Oma erinnern können, weil die schon alt war und gestorben ist. Ich hatte mehrere solcher Schulkameraden und konnte mir das nie vorstellen.
    Und naja, so wie mein Papa früher mit mir am Auto geschraubt hat, erklärt er jetzt der Großen, wie ein Ölwechsel funktioniert und lässt sie auch mal aufs Motorrad sitzen.
    Das mag jetzt alles etwas nostalgisch klingen, aber für mich ist auch die Kernfamilie immer mehr gewesen als Eltern mit Kind. Ich bin einfach mehrere Generationen gewohnt.

    Wenn man erst spät Kinder bekommt und dann vielleicht auch erst spät Enkel, würde man sich sicher über mehr Lebenszeit zusammen freuen.
    Solche Gedanken haben natürlich keinen Platz in einer selbstbestimmten Lebensgestaltung, die auch lange Ausbildung und Beruf beinhaltet.

    Ich jedenfalls kann mich erinnern, wie ich meiner Mutter zum 25. Geburtstag meine erste Schwarzwälder-Kirsch-Torte gebacken habe. Ich fand’s immer super, dass meine Mutter so jung war und noch ist und ich mir wenig Gedanken machen muss, was ihr Alter und der damit verbundene Anstieg einer Abschiedswahrscheinlichkeit angeht.

    Für mich war dieser Aspekt durchaus wichtig bei der Familienplanung.

  • Reply Tina 26. September 2014 at 7:22 pm

    Toller Text! Den habe ich sehr gerne gelesen!
    Ich selbst habe eine junge Mutter. Sie war 19, als ich zur Welt kam. Meine jüngste Schwester ist genau 20 Jahre jünger als ich (dazwischen sind noch 2 Brüder). Sie hat also eine ältere Mutter. Mir war es aber eigentlich immer ziemlich egal, ob meine Eltern nun jung oder alt sind. Sie waren streng. Und das war doof. Eine meiner besten Freundinnen hatte eine ziemlich alte Mutter. Aber ganz ehrlich? Das war nie ein Thema. Ich glaube, die einzigen, die damit ein „Problem“ haben, ist die Generation der Eltern.
    Schön war für mich allerdings, dass ich noch lange Zeit 4 Großeltern und sogar noch 2 Urgroßeltern hatte, die mir sehr viel erzählt haben. So habe ich erfahren, wo meine Wurzeln sind. Nie werde ich die Geschichte meiner Uroma vergessen, als sie mit ihren zwei Kleinsten (einer davon mein Opa) aus Berlin fliehen musste. Oder wie meine Oma meinen Opa kennengelernt hat. Und was meine Mama damals als Teenager so alles angestellt hat. 😀
    Meine Schwester wird das so – aus erster Hand – leider nicht mehr erfahren. Und das ist sehr schade. Und unsere Mutter kämpft momentan mit den üblichen Beschwerden der Wechseljahre, während die Jüngste mitten in der Pubertät steckt. Das ist anstrengend … das sagt sie mir auch ganz offen.
    Ich bin nun 34 und habe zwei kleine Kinder mit einem Abstand von knapp 2 Jahren. Meine Eltern sind großartige Großeltern. Sie können noch viel mit ihnen unternehmen und ich muss mir keinen Kopf machen. Die Eltern meines Mannes sind nun über 70 … da sieht das schon anders aus. Auch sie sind tolle Großeltern, sind aber eben schon eingeschränkter. Und man hört öfter mal den Spruch: „Das werden wir wohl nicht mehr erleben …“
    Jeder muss das für sich selbst entscheiden. Und manchmal passiert sowas auch einfach. Deswegen würde ich niemals jemandem einen Vorwurf machen.
    LG, Tina

  • Reply Roland 28. September 2014 at 9:40 pm

    Hallo,

    Meine Frau und ich sind mit 40 Eltern geworden. Wir fühlen uns überhaupt nicht zu alt.
    Interessanterweise sind die Eltern unseres Sohnes fast alle in unserem Alter. Scheint ein Trend zu sein.

    Wichtig ist wie man sich fühlt und nicht wie al man ist.

    Liebe Grüße aus Wien
    Roland

  • Reply Sonja Sophie Sonnenschein 1. Juli 2016 at 7:57 am

    Danke. Aus tiefsten Mutter Herzen – vier Kinder in meinen drei Jahrzehnten – und als reife Frau. Danke.

  • Reply Chris 27. März 2017 at 3:44 pm

    Danke für den schönen Text. Ich habe mit 43 Jahren meinen einzigen Sohn bekommen und mir sehr viele Gedanken gemacht. Diese entstanden aber überwiegend von außen. Ich wurde schon in der Schwangerschaft als Hochrisikoschwangere behandelt. Dabei hatte ich eine natürliche Geburt die nur ca drei Stunden dauerte, ohne jegliche Komplikationen und ohne Schmerzmittel oder PDA. Ich hatte mich einfach auf mein Körpergefühl verlassen. Mein Kind ist gesund und geht mittlerweile zur Schule. Ich habe eine gesicherte beruflich Position und hatte die Möglichkeit mein Kind in eine gute Kita und auch jetzt in die freiwillige ´Ganztagsschule zu geben. Dies wäre vor 15 bis 20 Jahren nicht möglich gewesen. Damals hätte ich aus meinem Beruf aussteigen müssen, da es hier nur Kindergärten gab, in denen man die Kinder bis 12.00 Uhr abholen musste und die Grundschüler waren teilweise schon gegen 11.30 Uhr zu hause. Viele meiner früheren Schulfreundinnen erging es so und manche mussten ihren Beruf sogar ganz aufgeben. Weiterhin machte mein Mann sich vor 20 Jahren selbständig und hatte somit sehr viel Stress und ein geringes Einkommen in Zeiten des Existenzaufbaus. Unsere dreißiger Jahre bestanden somit aus Studium und Etablieren im Beruf meinerseits sowie Existenzaufbau von Seiten meines Mannes. Mittlerweile hat die Firma von meinem Mann eine gewisse Konstante und er kann es sich auch erlauben wegen der Familie etwas kürzer zu treten. Übrigens, ich hatte ganz junge Eltern und fand diese als Jugendliche immer altmodisch. Der Nachteil ist, dass wir keine fitten Omas oder Opas mehr haben. Aber haben die alle junge Eltern, zumindest in näherer Entfernung ?
    Ich jedenfalls fühle mich jetzt mit 50 noch mitten im Leben stehend. Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist jedoch immer noch schwer. Ich hätte die Chance eine Führungsposition zu übernehmen allerdings nur wenn ich bereit bin Vollzeit, mit wenn möglich Überstunden und Sitzungen am Abend, zu leisten. Hier zählt leider immer noch die Anwesenheit. Homeoffice ist auch nicht gewünscht. Also muss ich doch wieder zwischen Familie und Beruf entscheiden. Ich kann meine Arbeit leider nicht um die Familie herumbauen. Teilzeit geht nur höchstens in zweiter Reihe derzeit bei meinem Arbeitgeber. Und trotz FGTS kann ich zeitlich nur Teilzeit mit max 28 bis 30 Stunden arbeiten. Ich habe noch einen sehr langen Fahrweg.

  • Reply Hummeln im Hintern: Wie sich Familie und Job manchmal verknoten. | STADT LAND MAMA 11. Mai 2021 at 10:29 am

    […] will ich machen und das noch und dies und jenes. Woher der Stress? Es gab ja neulich diesen tollen Text von Nieselprim bei Frau Mutter über „alte Mütter“, in dem sie beschreibt, dass sie in ihren […]

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