Manchmal tue oder sage ich Dinge als Mutter, auf die ich nicht stolz bin. „Halt endlich mal die Klappe“, das habe ich zu meinem Sohn gesagt. Und nicht in Zimmerlautstärke. Ein Glück war gerade kein RTL-II-Reporter in der Nähe. „Zoff hinterm Sprossenfenster: Überforderte Mütter im bürgerlichen Milieu“, für so einen Beitrag hätte ich mich an diesem Morgen gut geeignet. Es war der typische Morgen im Haus von Frau Mutter:
Um sechs Uhr klingelt der Wecker, der Sohn will nicht aufstehen und nölt, die Tochter schreit sowieso seit einer Stunde wegen eines undefinierbaren „Aua“. Die Mutter versucht im Bad ihre geschwollenen Augen zu überschminken für einen Tag im Büro und der Vater arbeitet schon (oder noch?) kurz im homeoffice.
Um halb sieben ist der Sohn aufgestanden und schreit jetzt vor schlechter Laune, die Tochter schreit immer noch.
„Ich kann meine Kinder nicht erziehen, nichts klappt, alles ist Chaos, Ruhe, Ruhe , RUHE“, habe ich in dem Moment gedacht. Und meine fehlende Autorität mit Lautstärke zu übertünchen versucht.
Nach dem Ausbruch „Halt endlich mal Deine Klappe“ ist mein Sohn still und weint. Um es noch schlimmer zu machen, sagt mein Mann dann: „Ich will nicht, dass Du so mit ihm redest.“ Ich habe ihm dann nicht freundlich und auch nicht ruhig geantwortet.
Am Ende des Tages entschuldige ich mich bei meinem Sohn. Ich schäme mich. Er nimmt meine Entschuldigung an. Ich weiss nicht, ob er die Angelegenheit vergessen hat. Ich hoffe es.
In Sebastians Hort gibt es einen „Wutraum“. Der ist mit abwaschbaren Matratzen ausgelegt und man kann darin ungestört austicken. Eine Art Gummizelle sozusagen.
Wir haben da noch so einen ungenutzten Raum im Haus, den werde ich jetzt mal einrichten. Ikea hat doch bestimmt was etwas Passendes.
Foto: © Bettina Stolze/Pixelio.de
11 Kommentare
Ich hatte neulich auch ne Situation wo ich nicht stolz auf meine Reaktion war. Ich war auf 180 und bin rauchen gegangen-und hab die Kids alleine am Abendbrot Tisch gelassen….War vielleicht besser als vor den Kids zu explodieren-die waren nämlich ausnahmsweise mal nicht Schuld.
Mütter sind auch nur Menschen-wir sind nicht perfekt ! Auch wenn ich das manchmal auch erst kapieren muss !
Son Wutraum is aber gar keine schlechte Idee 😉
Wohl dem, der einen Wutraum hat 😉
Auch gern genommene Auszeitzelle: das Gästeklo…
Gummar!
Fast jede(r) bräuchte eine Gummizelle, wenn jeder Tag so beginnt… Ich frage mich gerade, welchen Namen Ikea so einer Gummizelle geben würde 🙂
Aber, so halte ich dagegen, dein Sohn hat in dieser Situation gelernt, dass man sich entschuldigen kann, wenn man ausgetickt ist. Ich finde also dein Verhalten sehr vorbildlich. Wegen meiner Geräuschüberempfindlichkeit wünsche ich mir so manches Mal eine Zelle, Mit Schallisolierung und 33 Kilo Schokolade im Vorratsschrank, das würde mir vollauf genügen.
Ich glaube es gibt kaum irgendwelche Eltern, die solche Situationen nicht kennen.
Auch ich denke, dass es eine wichtige Lernerfahrung ist, wenn Kinder erleben, dass wir Eltern nicht in jeder Situation perfekt sind. Dass wir auch mal unsere Gefühle nicht unter Kontrolle haben. Denn dann sehen die Kleineren und die Größeren ja auch, wie wir mit solchen Situationen umgehen.
Ich danke Euch für Eure Erfahrungen und Eure Unterstützung, komme mir gleich nicht mehr so trashig vor…..Und drei Ovomaltine-Riegel retten mich gerade durch einen lauten Nachmittag!
ich sehe das so wie erziehung-kreativ. für die kids ist es manchmal ganz gut zu sehen, dass die erwachsenen auch nicht perfekt sind. und das mit dem entschuldigen bei fehlverhalten kann man ja nicht früh genug lernen ^^
Ich bin auch manchmal so und dann schäme ich mich schön während ich etwas sage, das ich gerne nur gedacht hätte. Schön ist das nicht und stolz kann man darauf auch nicht sein, aber es zeigt doch deutlich, dass auch Mütter und Väter nur Menschen sind. Solange es beim Einzelfall bleibt und man die Courage hat sich dafür zu entschuldigen, ist alles gut. Und das merken, da bin ich sicher, auch Kinder. Insofern: Sie sind nicht alleine! 🙂
Diese Situationen sind aber typischerweise immer in der Frühe… Da kann der Weg zum Kindergarten unangenehmer sein als der ganze restliche Arbeitstag… Aber es gibt Hoffnung: Mein Großer ist inzwischen in der 5. Klasse und muss um 7.10 Uhr aus dem Haus und ich begleite ihn normalerweise zur S-Bahn, auch wenn ich eigentlich erst später los müsste. Da ist es inzwischen so, dass er entnervt an der Tür steht, während Papa noch nicht fertig rasiert ist…. Liebe Grüße, Andreas
Hier mein RTL ll Moment:
Der Tiefpunkt meiner 15-monatigen Mamakarriere war, als ich während eines schlimmen Streits mit meinem Mann (schlimm genug vor dem Kind…) vor den Augen meines staunenden Sohnes eine (mit Rührei gefüllte!) Essschale auf dem Küchentisch zerdeppert hab’…. Ich schäm‘ mich noch heute fast zu Tode! Und die Delle auf dem Tisch wird mich noch lange dran erinnern….