Erfahrungen

Der richtige Job für Dich als Mutter: Wie geht das, Katrin Wilkens?

12. Juli 2025

Als Frau und Mutter muss (darf?) man sich im Laufe eines Lebens öfters neu erfinden.  Wer sich für eine lebenslange Berufstätigkeit und damit finanzielle Unabhängigkeit entscheidet, kommt um Jobwechsel und „Finetuning“ der Berufstätigkeit oftmals gar nicht drum herum. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie sich das anfühlt, wenn der Job vor den Kindern nicht mehr so richtig passt, wenn die Kinder da sind. Coachings habe ich schon öfters in Anspruch genommen-das von Katrin war definitiv eines der besten.

Katrin hat eine sehr schnelle Auffassungsgabe, erkennt Zusammenhänge (inklusive Prägungen aus der Kindheit) und erfasst die Persönlichkeit (und blinden Flecken)  ihres Gegenübers sehr schnell.

Ich habe nochmals mit ihr gesprochen, weil sie einen neuen Trend in Bezug auf Arbeiten erkannt hat. Berufstätige Mütter heute glauben immer weniger an die Frauen aus  ihrer Insta-Bubble, wo andere Frauen scheinbar mühelos für ein Jahresgehalt von 300.000 EUR ihrer „Passion“ nachgehen. Ein neuer Realismus und Wertschätzung von soliden Berufen macht sich breit. Ist das gut oder schlecht?

Geben wir uns damit  zufrieden oder ist solch eine Haltung einfach sinnvoll-weil pragmatisch?

Neuer Job nach Babypause: Sicherheit steht hoch im Kurs

Katrin, seit 15 Jahren berätst Du nun schon Frauen nach der Babypause und suchst ihnen einen neuen Job. Was hat sich in den vergangenen Jahren verändert, seitdem Du berätst?

Die Wünsche an einen Job haben sich verändert. Am Anfang hatten wir viel mehr wilde, verrückte Wünsche von unseren Kundinnen, die wir zu einer realistischeren Idee formen mussten: ein Katzen-Café, regenfeste Allwetter-Capes für das Fahrrad, sogar eine Tourismusidee nur für Engelreisen war dabei.

 Und heute?

 …finden nicht wenige auf einmal den Beamten-Status ganz attraktiv. Weil er für Sicherheit in massiv unsicheren Zeiten steht. Weil er Teilzeit ohne Burnout verspricht. Weil wir alle ein bisschen müde sind vom höher-schneller-weiter. Ein Job muss zunehmend nur noch das sein, was er auch schon für unsere Väter und Mütter war: eine Tätigkeit, mit der man sein Brot verdient – und die im besten Fall Spaß macht, weil sie nette Kollegen, eine spannende Aufgabe und keinen vollautomatischen  Überforderungsanspruch beinhaltet.

Klingt triste. Oder zumindest schrecklich erwartbar…

Oder entlastend, ganz wie man es betrachten will. Der Erwartungs-Overkill, den ein Job leisten musste, ist ja auch ganz schön neurotisch-schmerzhaft. Sinnhaft, Teilzeit, kreativ, teamfähig, aber im Homeoffice, gut bezahlt. Ich sage zu meinen Kundinnen manchmal: wäre Ihr Job, den Sie suchen, ein Mann, kämen wir mit George Clooney nicht hin. Dann lachen manche und sehen ein, dass zu viel Wunsch auch „überwünscht“ sein kann.

Warum ein normaler Job mit „Dienst nach Vorschrift“ heute Sinn machen kann

Woran liegt es denn, dass wir jetzt gerade uns wieder mehr nach „Dienst nach Vorschrift“ sehnen?

Zum einen an einer politisch sehr dichten Zeit: wir leben sozusagen mit flacher Bauchatmung in den Tag, weil wir nicht genau wissen, was als nächstes kommt. Und dann haben wir an den letzten Jahrzehnten gesehen, dass im Brennen für einen Job auch oft das Verbrennen steckt. Und das ist uns zunehmend der Beruf nicht mehr wert. Der Job liebt uns nicht zurück. Das Kind, die Freunde, der Partner, die Eltern – schon. Und zum Dritten reden wir heute offener über Frauen und Geld. Blogs wie Madame Moneypenny oder Zeitschriften wie „financielle „wollen, dass Frauen tabulos ihr Geld anlegen. Dann müssen sie es aber auch vorher erst einmal verdient haben. Und viele sagen an dieser Stelle, wie Bertolt Brecht: Erst kommt das Fressen, dann die Moral. Übersetzt: Erst einmal will ich Geld verdienen. Und dann mache ich die Yoga-Coaching-Pilates-Ausbildung.

Frauen: Geld kann auch Sinn machen-und unerreichbare Wünsche nicht

Wie schafft man es denn, dass bei diesen doch sehr pragmatischen Überlegungen der Spaß nicht ganz auf der Strecke bleibt?

Ich glaube, der Spaß kommt durch andere Faktoren zustande. Als erstes durch eine Tätigkeit, die wirklich zu meinen Talenten und meinen Werten passt. Dann durch eine Arbeitsstruktur, die auch von Kontakten, Resonanz, Feedback, Anerkennung fußt, also nicht nur: Home office und Kacheln schrubben. Und schließlich: wieviel Identität entdecke ich in dem Job? Manchmal kann ein Teil dieser Identität auch schlicht das Gehalt sein: ich schaffe es, mich und meine Kinder zu ernähren. Ich kenne das Gefühl. Mit dem kann man Bäume ausreißen oder einen langweiligen Montag Nachmittag überstehen.

Was sind denn die größten Job-Glücks-Verhinderer für junge Mütter?

Ganz klar auf Platz 1: Perfektionismus. Wenn ich nichts akzeptiere als 100 %, dann muss ich mit einer Teilzeitstelle scheitern. Schon rein rechnerisch. Platz zwei wäre bei mir der Orginalitätszwang. Manchmal kann eine „langweilige“ Lösung eine sehr, sehr passende sein. Und Drittens: der Vereinbarkeits-Mist. Ich finde ja, dass auch Väter Teilzeit arbeiten dürfen, ohne dass ihnen ein Ei aus der Hose purzelt. Und wenn dadurch den Müttern eine höhere Teilzeit möglich ist, ist am Ende der Geschichte, so ungefähr zur Rentenzeit: beiden geholfen. Der Mann muss seine Frau nicht unterstützen. Die Frau kann entscheiden, wofür sie ihr verdientes Geld ausgibt, wenn sie selbst nicht mehr in der Lage ist, welches hinzuzuverdienen. Ich weiß, Rente klingt immer wie Kukident. Aber betrifft uns ja hoffentlich alle irgendwann. Und: das finde ich immer bei Frauen, die Töchter haben, wunderschön: sie bringen ihren Kindern bei, dass zu einem zufriedenen Leben auch ein arbeitendes Leben dazu gehört. Was für ein schönes Erbe, wenn das meine Tochter von mir irgendwann sagen könnte!

Welchen Job würdest Du Dir denn selbst vorschlagen, wenn Du zu Dir kämst?

(Katrin lacht) Es müsste ein wunderbares Amalgam aus Kontakt, Kreativität, schreiben und ein bisschen Druck sein. Und so ist es ja tatsächlich auch immer noch: wenn morgens die Tür aufgeht und eine Kundin kommt herein, dann habe ich immer noch ein leichtes Bauchziehen, weil ich mir wünsche: hoffentlich werden wir ihr gerecht. Weniger wichtig wäre mir Ästhetik, Handwerk und als Zielgruppe sehr Junge oder sehr Alte. Und ich brauche keine Überprüfbarkeitsfaktoren in meiner Arbeit: ich arbeite jetzt seit 27 Jahren selbstständig. Ich weiß, wann ich eine Arbeit gut mache und wann nicht.

Mehr zu Katrin Wilkens:

Katrin Wilkens hat vor 15 Jahren i.do (www.i-do-hamburg.de) gegründet. Sie berät junge Frauen nach der Babypause und sucht ihnen einen neuen Job. Und hat damit etwas geschafft, was sich die meisten ihrer Kundinnen wünschen: einen Job, für den sie brennt, aber der sie nicht verbrennt.

Ich kann euch eine Beratung bei ihr von ganzem Herzen empfehlen!

 

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