Studieren mit Kind. Tatsächlich erinnere ich mich an ein Gespräch mit meiner Frauenärztin, damals als ich im Studium war: „Warum bekommen Sie jetzt kein Kind, Sie sind jung und das wäre doch ideal.“ Damals war ich ziemlich geschockt und habe den Ratschlag nicht umgesetzt. Bei mir kam alles nacheinander. Studieren mit Kind kann Vorteile haben, aber auch Nachteile. Meine heutige Gastautorin Sabrina vom Trotzkopfblog lässt ist genau in der Situation und lässt uns an ihrem Leben teilhaben.
Studieren mit Kind:„ Wie schaffe ich das nur…?“
Dieser Satz verfolgt mich seit der Geburt meines ersten Sohnes. Er kam drei Tage nach der letzten Klausur im ersten Semester meines Studiums zur Welt und seitdem steht meine (Studenten-) Welt Kopf. Schon als hochschwangere Endzwanzigerin war ich nicht die klassische Studienanfängerin und wollte doch mir und der Welt beweisen, dass ich das kann. Und ja, ich glaube ich kann das!
Mit Kind(ern) zu studieren hat viele Vorteile. Einerseits die vielbesungene Flexibilität, im Idealfall selbst auszuwählen, wann man welche Kurse an der Uni belegt oder Haus- bzw. Bachelorarbeiten schreibt. Dank Bolognasystem geht das heute meistens ganz gut, sodass ich während meiner bisher knapp 4 Jahre Studium und zwei Geburten nie aussetzen musste. Urlaubssemester wären möglich gewesen, allerdings dann ohne BAföG-Bezug und allzu lange will ich ja auch nicht brauchen, um den Bachelor endlich zu machen. In meinem Studiengang wird außerdem viel Heimarbeit erfordert und weniger Präsenz, was mir da natürlich entgegen kommt. Andererseits kann man so direkt schon im Studium beweisen, wie gut man sich organisieren kann und dadurch dem späteren Arbeitgeber noch einen Grund mehr vorlegen, warum man bestens als Kandidat für einen Job geeignet ist. Denn Organisation und natürlich auch Improvisation ist letztendlich alles beim Studium mit Kind(ern).
Zeit für mich? Fehlanzeige!
Der große Nachteil ist allerdings, dass man oft kaum Freizeit hat, vor allem, wenn man wie ich, kein soziales Netzwerk hat, dass mal eben schnell einspringen kann. Eins oder beide Kinder krank? Mama bleibt zuhause. Nur zu dumm, wenn das dann schon der dritte Fehltermin im Seminar ist, denn in Seminaren herrscht in der Regel Anwesenheitspflicht (und und und), sodass man dann doch auch mal rausfliegen kann, wenn der Dozent nicht kulant ist. Das Problem hatte ich bisher noch nie, alle meine Dozenten waren bisher sogar bereit, dass ich das Kind/ die Kinder auch mal mitbringen konnte, was ich allerdings wirklich nur zweimal tun musste und da fand ich es sehr stressig.
Die gute Betreuung der Kinder ist also meines Erachtens wirklich das A und O beim Studieren mit Kindern, also genau wie im Berufsleben. Jede Working Mum kennt das Thema, nur dass im Studium ja immer noch die Lernzeit dazu kommt. Wann ich lerne? Im Idealfall zwischen den Vorlesungen und Seminaren, zum Beispiel auch im Bus oder abends, wenn die Kinder schlafen. Freie Zeit für mich? Oder gar „Semesterferien“? Eigentlich nicht drin. Anders als „typische Studenten“ ohne Anhang muss ich bereits von Tag eins des Semesterbeginns an lernen. Planen, organisieren, vorbereiten, nachbereiten, büffeln. Denn einfach mal am Wochenende 4 Stunden in der Bibliothek verschwinden? Ist bei mir nicht drin. Der Papa der Kinder arbeitet sehr viel und kann nur im Notfall übernehmen. Ich kenne aber viele, bei denen das anders ist. Ich lerne also ab dem ersten Tag an und versuche nicht zu viele „Ausfallabende“ zu haben, an denen ich einfach nur erschöpft ins Bett falle.
Sind dann eben wieder die Kinder oder – Gott bewahre – ich selbst krank, liege ich völlig fertig im Bett und frage mich „Wie schaffe ich das nur…?“.
„Stets findet Überraschung statt. Da, wo man´s nicht erwartet hat“ (Wilhelm Busch)
Und immer dann, wenn ich denke, ich schaffe es nicht, genug für eine Klausur zu lernen, was bei mir immer der große Knackpunkt ist, hilft mir meine ordentliche Portion Optimismus. Die mich am nächsten Tag zu großen (Lern-)Taten antreibt oder mir plötzlich die fehlende Erleuchtung bringt. Und lustigerweise weiß ich in den Klausuren dann meist mehr, als ich von mir selbst erwartet hätte. Sicherlich bin ich mittlerweile sehr gut in „Mut zur Lücke“ und „maximal Lernen in minimaler Zeit“, das lernt man irgendwann einfach. Und wenn´s nicht klappt, gestehe ich mir zu, eben mal durchzufallen und ein zweites mal eine Klausur schreiben zu müssen. Ich bin eben nicht perfekt und auch wenn ich mein Studium und vor allem das Fach Psychologie wirklich liebe, gibt es ganz einfach zwei Menschen, die ich am meisten liebe und die für mich immer Priorität haben: meine zwei kleinen Monster.
1 Kommentar
Liebe Sabrina,
das ist doch eine tolle Leistung, die Du da an den Tag legst. Und vor allem mit den Unwägbarkeiten, die es mit sich bringt Kinder zu haben. Die nehmen ja keine Rücksicht darauf, ob Du gerade lernen musst, wenn sie krank sind. Selbst kenne ich das nur zu gut: meine beiden kids sind noch im Kleinkindalter und ich muss mich gerade beruflich neu erfinden und studiere aus diesem Grund „mal eben nebenbei“ in Teilzeit. Das geht allerdings nur, weil es ein Fernstudium ist und ich für die meisten Seminare nicht präsent sein muss. Gerade ist meine Tochter schon wieder eine Woche krank zuhause. Das geht nur mit einer Prise Gelassenheit. Aber Hut ab vor allen, die ein Vollzeitstudium mit Kindern an einer Präsenzuni durchziehen. Wir hätten viel Gesprächsstoff 🙂
Liebe Grüße
Dinah