Gastbeiträge

Beziehung: Geht’s auch mal ohne Sex?!

15. März 2016

Meine Kolumnistin Sandra hat leichte Panik, was ihre Beziehung angeht. Momentan herrscht im Schlafzimmer eher Flaute. Ist das schlimm oder ganz normal, gerade wenn gerade alle dauer-krank sind? Heute hat sie sich darüber Gedanken gemacht.

Sex als Fieberthermometer der Beziehung?

Ich habe keinen Bock. Keine Lust. Auf Sex. ICH! Überflüssig zu sagen, dass ich mich mit diesem Zustand weder abfinden, noch gelassen zurücklehnen kann in der Gewissheit: Je eher ich die Unlust akzeptiere, desto schneller ist sie vorbei. Nein, völlig unmöglich! a schrillen in meinem Kopf schon wieder die Alarmglocken: Das geht doch nicht, das ist der Anfang vom Ende! Sex ist gut, Sex ist wichtig für eine gute, entspannte Beziehung und überhaupt, du liebst deinen Mann doch und da gehört doch der Sex dazu wie die Butter zum Brot. Wie kannst du dann keine Lust auf Sex haben? Sex ist doch toll, immer und überall!

Nein, ist er nicht. Wenn frau wochenlang kranke Kinder gepflegt hat, der einzige Kontakt zur Außenwelt das Telefon und der Fernseher war, auf dem allabendlich – als das Highlight des Tages – ein glücklich machender Bollywoodfilm flimmerte (und da haben die schließlich auch keinen Sex, sondern lieben sich einfach nur unsterblich!), dann kann einem die Begierde schon mal gehörig verloren gehen.
Und das Einzige, was mich dann beschäftigt, ist, wie ich sie zurückbekomme und wie ich meine durchschnittliche Sexfrequenz noch aufrecht erhalten kann mit so einer negativen Grundeinstellung. Was für´n Streß.

Ist es tatsächlich so, dass eine Ehe daran bemessen werden kann, wie viel Sex die Protagonisten selbiger haben, und ist es tatsächlich Besorgnis erregend, wenn wochen- oder – Gott mag´s verhüten – monatelang nichts läuft? Ist Sex tatsächlich das Fieberthermometer der Beziehung, an dem ich erkennen kann, ob wie krank oder gesund sie gerade ist?

Sexpanik ist auch nicht gut

Sagen wir einmal so: Das Ende einer Beziehung geht zu 90% mit vorher bereits eingestellter Bettakrobatik einher. Ist aber eine längerer Flaute damit zwangsläufig der Vorbote des nahenden Endes? Da ich von Natur aus nicht zur geduldigen Sorte Mensch zähle und das Scheitern bereits einer Ehe einen nicht unerheblichen Druck erzeugt, in der zweiten Ehe alles früher zu erkennen, besser zu machen und um Himmels Willen nicht wieder zu scheitern, bekomme ich regelmäßig Panik, wenn mein Mann und ich länger als vier Wochen keinen Sex haben.

Da werden Teelichter im Schlafzimmer angezündet, erotische DVDs finden auf wundersame Weise den Weg in den Player, die Reizwäsche wird wieder aus dem Schrank gekramt und überall und nirgends versuche ich, mein mangelndes, körperliches Engagement in flammende Leidenschaft zu verwandeln.

Das Einzige, was ich allerdings damit erreiche, ist noch weniger Lust auf Sex, was die Panik verstärkt und somit einen Teufelskreis in Gang setzt, den ich nur noch aufhalten kann, indem ich Sex ohne Lust habe, in der Hoffnung, dass die Lust kommt wie der Appetit beim Essen. Okay, ich fürchte, auch wenn es mir zum Haare raufen schwerfällt, ich MUSS, nein darf, diese Trockenphase einfach annehmen, in der stillen Hoffnung, dass die bloße Akzeptanz die Problematik in Luft auflöst.

Beziehung heisst auch im Gespräch bleiben

Ich atme also und ergreife die Flucht nach vorne. Als ich meinem Mann meine Unlust gestehe und ihn eine Runde im damit verbundenen Gedankenkarussell mitfahren lasse, antwortet er nur gelassen: „Ach Schatz, ist doch nicht schlimm. Die Lust kommt schon wieder! War doch bis jetzt immer so.“

Und gerade, als er das sagt, breitet sich ein angenehm entspanntes Gefühl in meinem Körper aus. Und da höre ich sie ganz leise: die Stimme meiner Leidenschaft.

Beziehung Kolumne

Sandra S., 40, lebt mit Mann und Töchtern in Kiel. Sie dreht “ehe-technisch” bereits die zweite Runde, wirkt oft bei Poetryslams mit und schreibt außerdem Kurzgeschichten. Wenn sie nicht gerade textet, das Meer oder ihre Familie genießt, singt sie mit Leidenschaft und Inbrunst. Bei Frau Mutter ist sie die Expertin für die körperliche Liebe oder was das ist, “wenn Mama und Papa sich ganz doll lieb haben.”

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1 Kommentar

  • Reply Sina 15. März 2016 at 9:56 pm

    Danke für deine offenen Gedanken und Wort über ein Thema, was sicherlich viele Mamis betrifft. Es hilft sehr, wenn man weiß, das es einem nicht alleine so geht und die Gedanken verrückt spielen.

    Alles Liebe Sina

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