Viele Männer geraten ja in Stress, wenn es ans Geschenke besorgen geht. Für die Kinder ist es ja noch relativ simpel, einfach den laaangen Wunschzettel abarbeiten. Kolumnist Johnny fragt sich heute, was denn nun das Weihnachtsgeschenk für seine Frau sein könnte.
Jedes Kind weiß: Zu Weihnachten gibt es einen pieksigen Baum unter den bunte Geschenke gelegt werden. Und wenn man das ganze Jahr über ganz lieb gewesen ist, dann gibt es sogar extra viele bunte Geschenke. Manchen Vätern treibt diese Geschenkezeit, also besser gesagt: die Zeit davor jedoch nichts als die puren Tränen der Angst in die Augen. Oder wahlweise den Schweiß auf die Stirn: „Was soll ich meinem ‚Baby‘ bloß schenken? Was nur? Was? Ein Hochhaus? Einen Flughafen? Die Welt? Oder lieber erstmal eine kleine Cola für 1,50 Euro? Im vorletzten Jahr entschied ich mich in dieser durchaus heiklen Frage kurzerhand für ein kleines, niedliches Eichhörnchen. Ein Eichhörnchen? Ja, ein Eichhörnchen! Wie es dazu kam, warum große Geschenke viel besser sind als kleine und warum das alles sowieso relativ ist, davon will ich berichten. Mal so ganz unter uns aus dem leeren Bierkästchen geplaudert.
„Baby, bitte mach Dir nie mehr Sorgen um Geld. Gib mir nur Deine Hand und ich kauf‘ Dir morgen die Welt!“ Das sang vor nicht allzu langer Zeit ein männlicher Mittzwanziger mit Pandamaske im Gesicht. Ach, noch einmal so jung sein, dass man sich einfach die ganze Welt kaufen könnte, wenn man wollte. Natürlich habe ich dieses besonders bei Kindern beliebte Lied persönlich niemals gehört, sondern habe mir nur davon erzählen lassen. Der eine oder andere kennt es aber vielleicht, so wie ich, auch nur vom Hörensagen. Oder vielleicht von viel zu langen Urlaubsfahrten. Es ist unverkennbar ein Sommerlied. Der Sommer aber liegt genauso wie das Projekt Bikinifigur schon lange, lange hinter uns. Der Winter kommt. Genau genommen: Weihnachten kommt und zwar mit riesigen Schokoladenstiefeln.
Als Papa und als Mann malt man sich dieses Fest ja manchmal in wirrbunten Wachsmalfarben aus. Wie wäre es zum Beispiel mit einer Schneefontäne auf der Yacht vor Antibes in Südfrankreich? Für die Liebste eben nur das beste, und warum nicht einfach mal verrückt sein? Mit Weihnachten aber ist nicht zu spaßen. Man sollte ehrlich bleiben. Weihnachten, oder wie manche es nennen: Der Tag des jüngsten Geschenkegerichts.
Ich persönlich muss gestehen, dass ich in den vergangenen Jahren weder die wunderliche Reise ins Gelobte Geschenkeland, noch die wilde „Stirb langsam, Weihnachtsedition“-Actionepisode im Einzelhandel mitgemacht. Mir ist bewusst, dass ich mich schon mit dem nächsten Satz bei einigen wahrscheinlich sehr unbeliebt machen werde, aber: Ideen für Geschenke habe ich eigentlich immer. Es reicht schon, wenn man nur ab und zu mal genau überhört, was die Freundin so den lieben langen Tag von sich gibt. Verrückt, oder? Das ist sehr viel effektiver als direkt zu fragen, denn wer weiß schon aus dem Stegreif, was er bzw. sie sich zu Weihnachten wünscht? Ich zum Beispiel wüßte nicht, was ich mir ganz spontan wünschen sollte. Alle, die es hingegen schon wissen, bitte für einen Moment auf die stille Treppe setzen, Danke.
Für mich stellt sich jedes Jahr nicht die Frage: „Himmel, was will die Frau, was will sie nur?“ Nein, mich trifft es gleich viel härter. Bruce Willis weiß gar nichts. Ich habe nämlich eine gute Vorstellung davon, woran meine Freundin Gefallen finden könnte. Allein, schaue ich in mein zwiebelledernes Portemonnaie, dann sehe ich dort.. nur ein Portemonnaie. Das Geld ist längst fort und über alle Berge und all seine besten Freunde mitgenommen. Dann ist eben doch wieder Improvisieren angesagt. Dabei hilft es natürlich ungemein, nicht nur das eine Mal der Freundin genauer zugehört zu haben, sondern das andere Mal auch.
Das Weihnachtsgeschenk für meine Frau: erst zuhören, dann kaufen!
Beispiel: Wenn sich meine Freundin darüber beklagt, dass sie sich, seitdem sie Mutter ist, kaum noch hübsch machen und ausgehen kann, warum dann nicht einfach schöne, kleine Ohrringe schenken? Irgendwann wird die gemeinsame Tochter aufhören, an diesen Ohrringen herumspielen zu wollen; und irgendwann wird meine Freunde sie auftragen, wenn sie auf Rolle, Piste, Walze oder Strallafitti geht. Es sind dann keine einfachen Ohrringe mehr, sondern das Versprechen auf eine Zukunft. Ist doch eigentlich ganz einfach, oder?
Und so passierte auch die Eichhörnchen-Episode. Es heißt, dass man in Momenten großer Freude man immer auch einen Moment an das denken sollte, was nicht so schön war. Deswegen streut man zum Beispiel manchmal Salz über das Brot. Deswegen zertritt man auf jüdischen Hochzeiten ein Glas. Ein schöner Brauch. Im vorletzten Jahr schenkte ich meiner Freundin ganz simplen, aber handgemachten Weihnachtsbaumschmuck aus Holz. Er hatte die Form eines Eichhörnchens. Ich musste vier der widerlichsten Berliner Weihnachtsmärkte aufsuchen, um an einem Stand am Alexanderplatz endlich fündig zu werden. Warum aber ein Eichhörnchen? Einige Monate zuvor brachte meine Freundin eines dieser possierlichen Tierchen mit zu sich nach Hause, um es aufzupäppeln. Das kleine Eichhörnchen überlebte trotz großer Anstrengung leider nicht. Auch das gehört manchmal eben dazu. Der Baumschmuck ist symbolisch für eine gemeinsame Erinnerung und Teil unserer gemeinsamen Geschichte.
Als Vater und als Mann finde ich Geschenke auszuwählen keineswegs angsteinflössend oder anstrengend. Leider habe ich bloß nicht immer die Möglichkeit, das zu schenken, was ich gerne verschenken möchte. Wenn man aber manchmal die Ohren offen hält und sich gegenseitig zuhört, dann hat man aber zum Glück immer auch die kleine Chance zu improvisieren. Was mich an Weihnachten viel stärker unter Druck setzt und wo meine Lernkurve noch deutlich ansteigen könnte, das sind andere Kleinigkeiten wie „Wie gestalten wir die Weihnachtsdekoration zu Hause?“, „Warum haben wir keine Weihnachtsgurke?“ oder „Wer bringt denn nun die Geschenke: Der Weihnachtsmann oder das Christkind?“
In diesem Sinne, feiert feste.
Euer Johnny
Johnny, Museumspädagoge mit Berliner Wurzeln bloggt seit mehr als einem Jahr regelmäßig auf seinem Blog Weddinger Berg. In seinem Papablog offenbart er die satirisch ungeschönte Wahrheit über sich als Vater einer töchterlichen Urgewalt. Manchmal mit einem Augenzwinkern und immer zischend frisch. Aus dem wunderschönen Wedding, Berlin
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