Familienalltag mit Humor

„Wie war’s in der Schule?“ und andere sinnlose Elternfragen

13. September 2024

„Wie war’s in der Schule“? Liebe Schulkind-Eltern oder Eltern von zukünftigen Schülern: Bitte diese Frage sofort aus dem Vokabular streichen! Warum? Genauso könntet ihre Eure Kinder fragen: „Wann werde ich sechs Richtige im Lotto haben?“ Obwohl, ich muss mich korrigieren: Der Satz „Wie war’s in der Schule“ erzeugt bei meinen Kindern ganz unterschiedliche Reaktionen. Bei meiner Tochter wird ein Roman erzählt. Einer von Tolstoi. Bei meinem Sohn verschiedene Varianten der Antwort „Mhhh…joa…weißauchnich.“

Wie war’s in der Schule?: „Joa…..“

Seit Sebastian in die Schule geht, versuche ich aus ihm herauszubekommen, was da so eigentlich passiert. Wie die Lehrer so sind, welches Fach im gefällt, ob es Streit gab, welche Jungs er mag- und welche Mädchen (okay, darauf eine Antwort zu bekommen habe ich schon längst aufgegeben). Meistens geht das dann so ab. Die Tür klingelt, ich mache dem Sohn auf.

„Hallo Schatz, wie war’s in der Schule?“

„Hallo.“

„Na komm mal rein und zieh Dir die Schuhe aus. Wie war’s denn heute so?“

„Gutt. Ich geh rauf.“ Er rennt die Treppe rauf.

Ich rufe von unten, weiterhin kommunikationswillig, in den ersten Stock:

„Warte doch mal, habt Ihr nicht den Mathetest geschrieben?“

„Joa.“

„Und wie war der?“

„Mhh, ganz gut.“ Netterweise stellt er sich jetzt oben ans Treppengeländer, um mit mir zu reden.

„Hast Du alles gewusst?“

Was wirklich mitteilungswürdig ist…..

„Mhh, jo. WEISST DU WAS; MAMA?“

„Was“? Ich bin sehr gespannt. Werde ich mehr zum Mathetest erfahren oder eventuell sogar was „zwischenmenschliches“? Ich gehe die Treppe rauf und setze mich erwartungsfroh auf sein Bett, in dem er gerade „chillt“.

„Bei Fortnite gibt’s voll nice neue Skins. Ich zeig die Dir mal.“

Okeeeee.

Wollte ich denn so dringend von der Physik-Stunde früher erzählen als ich Schulkind war? Nein! Hat auch mich meine Mutter JEDEN Tag gefragt, wie es so in der Schule war? JAAAA!

Mit meinem Sohn ist das lustig. Er erzählt relativ wenig und behält persönliche Sachen erst einmal auch für sich. Und dann sind wir in irgendeiner Situation und er analysiert sie danach total treffend -in drei Worten. Er beobachtet gut und mich verblüfft immer wieder, was er alles mitbekommt. Ich als eher extrovertierter Mensch muss mich mitteilen, um überhaupt zu einer Lösung zu kommen. Mein Sohn muss das überhaupt nicht.

Das war schon immer so. Er teilt sich meistens knapp mit und Aufsätze in der Schule enden gerne nach einer Seite. Ist doch alles gesagt, warum noch weiter labern?

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Aaaaalso: Wie war’s in der Schule, Constanze?

Ganz anders verhält es sich bei seiner Schwester. Wenn ich Constanze nach der Schule abhole, komme ich meistens gar nicht dazu, sie zu fragen wie es denn heute war.

„Mama. Heute war es sooooo schrecklich in der Schule!“

„Aber wieso denn?“

„Also, als ich heute morgen in die Klasse kam, saßen da Paula und Amelie und haben über mich gepischpert.“
(Es folgt eine szenische Darstellung von Paula und Amelie, pischpernd.)

„Also, ich weiß nicht, WAS sie gesagt haben, aber ich habe irgendwie meinen Namen gehört. Glaub ich jedenfalls Und dann haben sie noch so die Augen gerollt, so ungefähr… Ich weiß nicht, ich mag sowas nicht, das ist doch auch UNFAIR.“

„Später im Sport hat Herr Wittmann mich in eine voll doofe Gruppe gesteckt und da hat mich dann der Tim ANGEREMPELT. Obwohl ich ihm gesagt habe, dass er das lassen soll. Und Herr Wittmann dann so zu ihm: „Tim, lass das.“ Und er hat immer wietergemacht. Später in der Pause haben Paula und Amelie dann…“

Mama und Tochter sind immer im Gespräch

Diese doch relative Menge an Informationen wird mir in den ersten fünf Minuten erzählt. Nachmittags geht es so weiter, während der Sohn heilfroh ist, dass Mama mit Mutter-Tochter-Gesprächen beschäftigt ist. Kann man wenigstens in Ruhe „Fortnite“ spielen.

Ich mag erzählen auch gerne. Mit meiner Tochter kann ich stundenlang reden, sie vertraut uns alles an und ich hoffe, es bleibt so (wenigstens noch ein paar Jahre). Von meiner Mutter und mir kenne ich das auch so. Ich habe ihr wirklich jeden Pups erzählt- und sie hat mir IMMER zugehört. Nie hatte ich das Gefühl, meine Geschichten wären langweilig oder unwichtig.

Es gilt, als Mutter den richtigen Kommunikationsweg zu finden für die Kinder, auch wenn er nicht der eigene ist und zunächst einmal fremd scheint. Weniger ist mehr bei meinem Sohn, mehr ist mehr bei meiner Tochter.

Gestern kam mein Sohn aufgeregt nach Hause:

„Mama, heut war der tollste Tag ÜBERHAUPT, das muss ich Dir erzählen!“

„Ja, was gab’s denn?“ Ich freue mich auf ein ausführliches Gespräch.

„Bei Fortnite gibt’s jetzt Skins für die WM.“

„Und wie war’s in der Schule?“

„Gutt.“

Alles gesagt.

Wie ist das bei Euch? Teilen sich Eure Kinder gerne mit?

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10 Kommentare

  • Reply Kati 26. Juni 2018 at 7:59 am

    Herrlich die Kommunikation mit dem Sohn! Ich habe 2 davon, leider keine Tochter, entsprechend sind unsere Gespräche.

  • Reply Antje 26. Juni 2018 at 8:50 am

    Ich liege am Boden. GENAUSO ist es bei uns. Herrlich 🙂

  • Reply Nadine 26. Juni 2018 at 10:00 pm

    Ich erfahre maximal was es zum Mittag gab. Alles andere vom Schultag hat mein Sohn schon vergessen wenn ich ihn abhole. Ist aber Papa beim Abholen dabei, erzählt er ihm in den 15 Minuten Heimfahrt mehr als mir in der ganzen Woche

  • Reply jomeri 28. Juni 2018 at 10:46 am

    Haha, bei uns auch genauso und auch ein Fortnite-Jünger. Antworten zur Schule gibt es hier meist nur mit einem ganz genervten Gesichtsausdruck 😉

  • Reply Caro von POLA Potsdam 12. Juli 2018 at 11:59 am

    „Und, was gab es heute in der Schule zu essen?“ fragte eine Freundin letztens ihren Sohn, da er nicht wirklich gesprächig bezüglich Schulthemen war. Und die Antwort: „Ich frag dich doch auch nicht jeden Tag, was du gegessen hast!“ 🙂

  • Reply Matthias 4. August 2018 at 1:16 pm

    Einfach nur herrlich amüsant. 🙂

  • Reply Martina 21. September 2018 at 5:51 am

    Ich beneide dich,dass du zuhause bist,um deinen Sohn nach der Schule zu empfangen. Meine Tochter und ich haben leider immer wenig Zeit am Nachmittag. Aber wenn wir beide unsere Zeit zum Abschalten hatten (sie fragt mich oft zuerst,wie mein Tag war-wie süß), dann hören wir uns gegenseitig zu, lachen und bauen uns auf,wenn’s mal nicht so lief. Die Zeit mit meiner Tochter ist das Wertvollste am Tag für mich! Lg

  • Reply Laura 7. Januar 2021 at 12:44 pm

    Einfach genial! Das erinnert mich irgendwie an meine Kindheit. Ich war sehr ähnlich wie Sebastian, jedenfalls wenns ums das Thema Schule ging. Alles war irgendwie langweilig und mehr als ein einfaches „gut“ als Antwort kam bei mir nicht raus. Ich war dann doch eher für andere Themen zu haben. „Herrlich“, dass sich bei den Kindern nichts verändert hat.
    Beste Grüße,
    Laura

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