Familienalltag mit Humor

Sollen Kinder im Haushalt helfen? Ja, sagt das BGB und ich auch!

26. Januar 2017
Kinder helfen im Haushalt

Kinder sollen im Haushalt helfen. Das sage ich 124 mal am Tag, aber das sagt auch das BGB! Mütter und Väter, der Gesetzgeber ist auf unserer Seite! Nie mehr leidige Diskussionen, dass nun das Zimmer aufgeräumt, der Tisch gedeckt oder der Müll herausgebracht werden soll. Einfach mit dem dicken, roten Buch wedeln! Unglaublich aber wahr und erst kürzlich von mir durch einen Facebook-Post entdeckt: Kinder haben tatsächlich die Pflicht, im Haushalt zu helfen.

Kinder sollen im Haushalt helfen: Ihr habt ein Recht darauf!

Ich wollte es nicht glauben, aber hier kommt der Gesetzestext für Euch, der ja Balsam für die Seele von uns ständig aufräumenden Eltern ist:

§ 1619: Dienstleistungen in Haus und Geschäft

„Das Kind ist, solange es dem elterlichen Hausstand angehört und von den Eltern erzogen oder unterhalten wird, verpflichtet, in einer seinen Kräften und seiner Lebensstellung entsprechenden Weise den Eltern in ihrem Hauswesen und Geschäft Dienste zu leisten.“

Wie geil ist das denn bitte? Die tägliche Arbeit am Waschbrett in Haube und Mieder wird ja auch zunehmend beschwerlich…..

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Ich bin völlig baff und frage nochmal bei einer befreundeten Anwältin nach, ein Klick und sie präsentiert mir das Gesetz. Das steht es, eine sachlich-neutrale Abwandelung meiner täglichen Leier, meiner Ermahnungen, und ja, auch meinem Gemotze.

Irgendwie haben wir das nämlich nicht hingekriegt, dass unsere Kinder gerne und mit einem Lächeln auf den Lippen, Lego-und Kapla-Berge in ihren Zimmern aufräumen oder auch mal den Tisch decken.

Kürzlich machte ich mal wieder einen Vorstoß:
„Sebastian, bitte bring mal den Müll raus.“
„Mama, nein.“
„Doch, mach mal. Dauert drei Minuten.“
„Nein, Mama, das sind drei Minuten kostbarer Lebenszeit.“

Öhhhmmm.

Eine Bitte zu helfen wird selten erhört

Ich teile das Zitat später auf Facebook und eine Leserin gibt zu Recht zu Bedenken, dass man als Bitten formulierte Aufforderungen ja durchaus auch verweigern kann. Das gibt mir zu denken. Es stimmt, zuviel Höflichkeit bringt einen nicht immer weiter, auch als Mutter nicht. Aber ich will meinen Kindern auch keine Befehle erteilen.
„Du räumst jetzt dein Zimmer auf, sonst gibt es Stubenarrest.“ Das sind doch wirklich Methoden aus dem vorigen Jahrhundert. Meine Kinder sollen mir bitte freudig helfen, von sich aus. Weil sie sehen, dass ihre liebe Frau Mutter oder der Herr Vater Hilfe brauchen. Aus einem tief empfundenen Wunsch heraus. So wie ich bügele oder so….

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Tatsächlich ist es ja nicht so, als würden sie gar nichts zu Hause machen. Beim Kochen und Backen ist das Helfen bei Sebastian und Constanze sehr beliebt und sogar Schuhe putzen war letztens überraschenderweise ein echter Hit. Aber in einem Haushalt kann man ja nicht nur machen, was einem gerade gefällt. Sonst würde ich ja auch nur jeden Tag drei Stunden meine Lippenstiftbestände checken und Einkaufslisten für Make-Up schreiben.

Wir leben in einem Rechtsstaat…theoretisch

Nach meiner grossartigen, juristischen Entdeckung habe ich natürlich Oberwasser, ach was HOCHWASSER habe ich. Abends beim Essen trumpfe ich auf.
„Also Kinder, wir in Deutschland haben ja gaaanz tolle Gesetze, die das Zusammenleben der Menschen regeln. Und da gibt es so ein dickes rotes Buch, das Bürgerliche Gesetzbuch, und da steht drin, dass Kinder ihren Eltern im Haushalt helfen müssen. Also kurz: Kinder müssen ihre Zimmer aufräumen. Von Rechts wegen.“ (das schiebe ich noch nach, klingt so schön nach Beamtendeutsch)

Sebastian verdreht die Augen. „Ist klaaaaar, Mama. Lügst Du schon wieder? Schreibst Du ein neues Buch?“
Mit Druck von der gegnerischen Seite habe ich ja gerechnet und zücke kurzerhand den Gesetzestext, den ich mir vorher ausgedruckt habe. Genüsslich lese ich Paragraph 1619 vor, nicke wichtig und werfe in Gedanken dramatisch meine Robe über und schreite wie in „The Good Wife“ Gerichtssaal ab. Vielleicht hätte ich ja doch was Anständiges wie Jura studieren sollen?

„Wie bescheuert ist das denn, ich kann noch nicht ins Gefängnis gehen, wenn ich zum Beispiel jemanden töten würde, aber im Haushalt helfen, dafür gibt es ein Gesetz. Ganz klaaar, Mama.“

Öhmmmmm. In der Tat, das wäre eine Lücke im Gesetz. Da hat der Sohn recht. Ich bleibe mal wieder ratlos zurück. In der Theorie klingt das Gesetz jedenfalls total schön und die Autoren des BGB haben das sicherlich auch super nett gemeint. Nur wie kriege ich das in der Realität hin? Irgendwie habe ich nämlich keine Lust mehr darauf, dass wir alles immer alleine machen.

„Mutter und Vater müssen, ihren Kräften und ihrer Lebensstellung entsprechend , Ruhepausen in der Haushaltsarbeit einlegen und Aufgaben an ihre Kinder delegieren.“ Das wäre mein Vorschlag für Paragraph 1619, Zusatz I. ….

 

Wie habt Ihr das zu Hause geregelt? Helfen Eure Kinder im Haushalt? Und wenn ja, wie habt Ihr das geschafft?

 

 

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8 Kommentare

  • Reply Sven 26. Januar 2017 at 9:15 am

    Liebe Nina,
    den Zusatz würde ich auch gerne aufgenommen wissen. Ich bin dabei, falls du eine Petition starten solltest. Das Wochenende naht. Ich werde dieses Thema mal mit den Jungs durchsprechen. Mal schauen, zu welchem Ergebnis wir kommen.

  • Reply Frau Mutter 26. Januar 2017 at 9:29 am

    Lieber Sven, au ja, lass uns Petitionen starten! Abe rich fürchte wir müssen ganz dicke Bretter bohren. LG Nina

  • Reply Lia 26. Januar 2017 at 12:18 pm

    Wir sagen unserem Sohn, das er jeden Tag ein bisschen helfen muss. In der Schule gibt es schließlich auch Tafeldienste und dort muss er nach dem Essen auch seinen Teller abräumen. zimmer aufräumen geht mit ein bisschen Unterstützung oder CD hören leichter. Zumal ich manches eh auch mit aufräumen muss, weil wir damit zusammen gespielt haben. Die Regel gilt auch für zusammengelegte Kleidung. Wenn er es anziehen will muss er es auch in den Kleiderschrank räumen.
    Beim backen oder auch anderen Dingen hilft er gerne von selbst mit. Einkaufen mag er gar nicht, aber wenn ihm dann in Aussicht gestellt haben, dass wir auch kein Lust darauf haben und wenn wir nicht gehen der Kühlschrank leer wir und dann gibt es nichts mehr zu essen, dann kommt er schon eher mit.

  • Reply Lena 27. Januar 2017 at 12:23 pm

    Liebe Nina, ich musste so lachen, als ich den § in der Zeitung entdeckt hatte. Ich finde ja, das Kinder unbedingt helfen sollten. Bei mir ist das noch gar nicht so lange her, dass ich meinen Eltern geholfen habe und ich fand das sehr wichtig. Sowohl mein Bruder als auch ich hatten feste Aufgaben, die wöchentlich und täglich erledigt werden mussten: Spülmaschine ausräumen, Straße kehren und Wäsche aufhängen. Grade für Jungs finde ich es super wichtig, dass sie so Sachen machen müssen, denn wieviele Männer gibt es heute noch, die das für Frauenarbeit halten, weil sie zuhause nie mithelfen müssen. So einen Mann würde ich nicht in die Welt setzen wollen 🙂 Ich finde also, man darf die Kinder dazu auch direkt auffordern, nicht nur bitten. Es schadet keinem Kind. Liebe Grüße, Lena

  • Reply Patricia 31. Januar 2017 at 7:19 am

    Liebe Nina,
    ein super Argument hast du da gefunden – muss ich hier gleich mal ansprechen 😉 Auch bei uns ist die Hilfe im Haushalt nämlich stark Tagesform abhängig.

    Wenn es mal so gar nicht klappen will und der Familienfrieden auf der Kippe steht, starten wir eine neue Runde unseres (auch für Teenies geeigneten) Belohnungssystems: http://www.moms-blog.de/sterne-belohnungssystem-fuer-kinder/ . Das ist zwar keine Dauerlösung, ich bin trotzdem jedes Mal auf’s Neue überrascht, wie gut das funktioniert.

    Liebe Grüße,
    Patricia

  • Reply Ines 17. Februar 2017 at 11:24 am

    Liebe Nina,
    Ich bin ein riesen Fan dieses Gesetzes;-)
    Wir habe in der Küche eine Whitboard-Magnetwand. Da wird die Einkaufsliste geschrieben, der Essensplan und eine Spalte To Do für jedes Familienmitglied ist da auch. Auf weißen Magneten sind die Aufgaben für die Kinder mit Edding notiert zB. Spülmaschine ausräumen, Katze Rundum-Sorglos Paket, Waschbecken putzen, Glastisch putzen,… Jedes Kind nimmt sich Sonntag 2-3 Magnete für die Woche. Sind die Aufgaben erledigt werden die Magnete zurück geschoben. Klappt super!

  • Reply Jale 27. Juni 2017 at 10:39 am

    Oh gott, bei der Vorstellung, meine Eltern würden dieses Gesetz jemals zu Gesicht bekommen, steigt ja bereits Panik in mir auf xD

    Ich bin selbst momentan noch ein Teenager und helfe, dem Klischee entsprechend, nicht sooooo viel mit. Also Tisch decken und die Wäsche aufhängen ist noch drin, aber dann neigt sich die Liste meiner unglaublichen Heldentaten im Haushalt auch langsam dem Ende zu…

    Ganz anders ist das natürlich, wenn ich bemerke, dass meine Mama wirklich gestresst ist, mein Papa sich das Knie verdreht, oder mal wieder irgendeinen Finger gebrochen hat. Dann überwinde ich mich mal einkaufen zu gehen, oder das lebensnotwendige Gericht „Nudeln“ zu kochen.

    Wenn meine Mama nun aber von diesem Gesetz wüsste, würde ich es wohl nie wieder los werden….

    Vielleicht helfe ich zukünftig mehr mit, um ihr gar nicht erst einen Grund zu liefern, der dem besagten Gesetz den Einsatz erlauben könnte…xD

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