Familienalltag mit Humor

Einschulung im Gymnasium: Unser „erster Schultag“

22. August 2018

Einschulung im Gymnasium- ist doch easy! Im Gegensatz zum allerersten Schultag von Sohn und Tochter „damals“ erschien mir der letzte Montag als ein ganz einfacher Termin. Been there, done that. Von wegen! Es fing schon an, dass dieses Mal unser Sohn natürlich Sorgen und Erwartungen besser kommunizieren konnte als vor der ersten Klasse in der Grundschule. Gibt es nette Kinder in der neuen Klasse? Wie sind die Lehrer? Wie heißt meine Bushaltestelle? Werde ich das alles schaffen? In den Tagen vor der Einschulung kam ich aber auch ins Grübeln. Wie war das eigentlich damals bei mir in den guten alten 80er Jahren?

Ich kann mich noch an alles erinnern, als wäre es gestern gewesen, was ich anhatte (ganz wichtig), wie das war, als mein Klassenlehrer meinen Namen aufrief und über meinen zweiten Vornamen stolperte (wer heisst schon „Maud“….tja ich) Und ich dann vor Hunderten Menschen auf der Bühne stand und abwartete, was nun kam. Ängstlich, unsicher aber auch erwartungsvoll.

Einschulung Gymnasium: Walking down memory lane

Als ich dann vorgestern mit meinem Mann und Sohn in der Aula seines neuen Gymnasiums saß, lief ein Film vor meinem inneren Auge ab. Ich war wieder elf Jahre alt, mit zwei Affenschaukeln und einem neuen blauen Scout-Ranzen. Aber ich war auch wieder 13 mit der ersten 5 in Mathe (es blieb nicht die einzige….), mit 14 schwärmend auf dem Schulhof (aber leider nicht erwidert), mit 17 in einer Hauptrolle auf der Aula-Bühne und standing ovations im Publikum . Ich sehe mich jahrelang gelangweilt aus dem Fenster des Chemiesaals starren (wird die Pein jemals enden?), inspiriert und voller Eifer 15 Punkte in einer Deutsch-Leistungskurs-Arbeit schreiben. Und ich sehe meinen zukünftigen Mann und mich im Bio-Unterricht, labernd. Vier Jahre lang. Mehr als acht Punkte in Bio wurden es nie, aber eine Beziehung.

Während das Orchester von Sebastians neuer Schule ihre Instrumente maltraitiert, der Musiklehrer „in the mood“ am Piano intoniert, laufen mir plötzlich Tränen die Wangen herunter. Mir wird schlagartig klar, dass es kaum eine prägendere Zeit für mich gab als die im Gymnasium. So viel Großartiges habe ich dort erlebt, Dinge die mich für mein Leben stärkten und mir Selbstvertrauen gaben und so viel Mist leider auch. Misserfolge, Niederlagen. Streit und Schluss machen. Das Gymnasium war wie eine kleine Probe fürs spätere Leben.

Einschulung emotional

Wie uns die Schulzeit prägt

Wir lernen dort unsere Stärken kennen, unsere echten und unverwechselbaren Talente. Wir erfahren aber auch, dass wir in manchen Fächern leider dumm wie Brot sind (und es auch bleiben). Wir befreunden uns, wir haben schlimme Streits, wir werden gemobbt und angeschwärmt. Wir leisten was, wir sind faul und aufmüpfig. Wir kriegen Busen, Pickel und Stimmbruch. Wir werden langsam wir. Wir gehen durch tiefe Täler, hoffentlich mit guten Freunden und wir sind euphorisch. Und manchmal lernen wir auch im Bio-Unterricht den Mann fürs Leben kennen. Vor allem vergessen wir nichts von alledem. Einzelne Schulstunden, Namen von Mitschülern aus der Parallellklasse, Sprüche der Lehrer, was auf Party xzy passiert ist und was am nächsten Tag.

„Mama, heulst Du etwa?“, fragt mich Sebastian plötzlich ganz streng.
„Mhh, ja, ein bisschen vielleicht.“
„Hör sofort damit auf.“

Einschulung Gymnasium : „Mama, nicht heulen!“

Die Rettung kommt in Form von den Patenschülern aus der 10. Klasse, die sich vorstellen. Mit tiefer Stimme sagt einer der drei:
„Habt einfach auch Spaß.“ Ja, das wäre schön. Wenn es einfach auch oft Spaß machen würde.

Nach einer halben Stunde ist die Feier vorbei und ich stürze, wie auch schon am ersten Schultag des Sohnes damals als Erstklässler-Mutter, an das Kuchenbufett. Bei Marmorkuchen Nr. 3 haben sich meine Nerven etwas beruhigt. Sebastian hat seine erste Schulstunde und kommt fröhlich zu uns.

„Mein Banknachbar heisst David und mag auch „Fortnite“. Na also.

Ich sehe plötzlich viele Eltern wieder, die wir noch aus dem Kindergarten kennen. Wir umarmen uns und wünschen uns alles Gute. Bis dann, wenn wir gefühlt übermorgen unsere Abiturienten verabschieden!

Habt Ihr auch Einschulung am Gymnasium hinter euch? Wie war das für Euch?

Frau Mutter folgen

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6 Kommentare

  • Reply Tine 22. August 2018 at 4:58 pm

    Hallo Nina.nun beginnt für euch ein neuer Schritt.Die Kiddis werden groß.Wir hatten die „Einschulung Gymnasium“ letztes Jahr. Und es war irgendwie schön, aber auch sehr traurig, dass Sie nun schon sooo groß ist.Wir hatten leider keine Feierlichkeiten, nur die Kinder alleine. Allerdings gab es in der ersten Wochen – eine Projektwoche. Wo die einzelnen Klassen einen Ausflug gemacht haben und dann ein Floss bauen mussten, um sich näher kennen zulernen.Abends sind dann die Eltern dazu gestoßen.Es ist schon eine ziemliche Umstellung für uns alle gewesen. Aber wir( die Große) hat das erste Schuljahr super gemeistert.
    Wir haben im Übrigen auch sehr viele aus dem Kindergarten wieder getroffen, man sieht sich immer 2Mal im Leben 😉

    LG und viel Spass mit deinem 5Klässler

    • Reply Frau Mutter 24. August 2018 at 7:31 am

      Oh, das mit der Projektwoche und Floss bauen klingt super. Ja, in einem Jahr sind wir weiter. Hab noch ein bisschen Bammel wegen der Umstellunng. LG Nina

  • Reply Gabriele Patzschke 22. August 2018 at 6:39 pm

    Die Schule kenne ich doch!!! Da haben drei meiner vier Kinder Abitur gemacht!
    … sie hatten eine zauberhafte Schulzeit, unendlich viel Spaß und auf der Hochzeit meines Sohnes am letzten Wochenende war sogar ein Super-Lehrer eingeladen und total gerührt über die Lobeshymnen seiner „Ehemaligen“. Das Brautpaar hatte sich im Chor kennen und lieben gelernt, der bis zum letzten Schuljahr DAS Highlight der Schule war. Nun müsst ihr ohne diese legendäre Einrichtung auskommen – das tut mir leid!
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/schule-aus-in-berlin-abschied-eines-super-lehrers/22764040.html

    • Reply Frau Mutter 24. August 2018 at 7:29 am

      Ha! Danke Gabriele, dann habe ich ja Hoffnung, dass der Sohn dort auch „unter die Haube“ kommt. Naja, muss er gar nicht. Hauptsache, die Schulzeit wird überwiegend schön;) lg ina

  • Reply Sven 24. August 2018 at 12:57 pm

    Liebe Nina,

    ein toller Text. Wir teilen uns jetzt in drei Wochen nach den Ferien auf, denn es geht für unsere beiden nach vier Jahren Grundschule (viel zu kurz) an getrennte Schulen. Eine Premiere für uns und ein neues, getrenntes Umfeld hoch 2. Wir sind gespannt, was kommt. Und ich bin mir sicher, dass auch ich die eine oder andere Träne vergießen werden.

    Liebe Grüße
    Sven

    • Reply Frau Mutter 24. August 2018 at 1:15 pm

      Danke Sven! Ich wünsche Euch viel Erfolg, gerade auch für die zwei getrennten Schulen! LG Nina

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