Spätestens jeden Abend um 22:30 Uhr packt mich der blanke Neid. Denn dann liege ich neben meinem Mann, der selig schläft. Ich leider nicht. Ich liege mindestens noch eine Stunde wach, drehe mich auf den Bauch, auf den Rücken, nach rechts und nach links.
Jeden Abend das Gleiche: Nachdem wir das Licht gelöscht haben, legt mein Mann seinen Kopf auf das Kissen und eine Minute später, es dauert wirklich nieeee länger, atmet er gleichmäßig und tief. Nichts, wirklich gar nichts kann ihn mehr aufwecken.
Und ich? Werde grün und gelb vor Schlaf-Neid, denn ich weiß: Bis ich im Land der Träume bin, dauert es noch sehr, sehr lange.
Das war nicht immer so. Als junger Mensch konnte ich prima schlafen. Auf der Couch, im Auto, beim Busfahren, auf einer Party, ja sogar auf dem Boden. Ich habe mich hingelegt und schwupps-weg war ich im Land der Träume.
Schlafe ich wegen Corona so schlecht oder ist das schon senile Bettflucht?
Seit ein paar Jahren will es einfach nicht mehr klappen mit dem 8-stündigen Schlaf. Ich schlafe immer schlechter. Sobald ich mich hinlege, geht mein Gehirn wie auf Autopilot To-Do-Listen durch, ich mache mir Sorgen wegen diesem und jenem, während ich versuche abzuschalten. Je länger es dauert mit dem Einschlafen, desto wacher werde ich. Dann stehe ich auf wandele durch da Haus.
Ist das schon senile Bettflucht, frage ich mich….
Vielleicht hat Corona den Alterungsprozess insgesamt beschleunigt? In der Pandemie ist es natürlich nicht besser geworden. Der Stress hat bei mir wie bei allen stark zugenommen, die ständige Doppelbelastung zu Hause, all die offenen Tabs auf dem Bildschirm und im Kopf.
Ich versuche es dann mit autogenem Training, Mini-Meditationen, Atmen und fühle mich dann doch meistens zu sehr gestört vom seligen Schlaf neben mir. Ich habe auch schon versucht, früher ins Bett zu gehen, um „vorzuschlafen“ und meinen Mann so einzuholen. Aber das klappt auch nicht. Ich liege nur noch länger wach, bis er dann ins Bett kommt und wieder nach drei Sekunden eingeschlafen ist.
Mein Mann hat mir mal erzählt, dass er in Hotels und alleine immer sehr schlecht schläft. Bei mir ist es genau anders herum.
Meine 5-Sterne-Schlaf-Fantasie
Komisch, denn meine Schlaf-Fantasie sieht so aus: Das Boxspringbett mit 1,50 m dicken Matratzen und flauschigem Bettvorleger wartet auf mich im 5-Sterne-Hotel „Mother’s Retreat“ auf einer einsamen und schwer erreichbaren Insel im Südpazifik. Der Handy Empfang ist auch leider sehr schlecht. Jemand hat mir meine Bettdecke mit ägyptischer Baumwolle aufgedeckt, die ich mir vorher im „Bettwäsche-Menü“ ausgesucht habe. Ich streife mir meine Bettsöckchen aus einer Alpaka-Cashmere-Mischung über, sinke in die Laken, finde die ideale Schlafposition und schlummere nach zwei Sekunden ein für 10 Stunden. Natürlich wird mir am nächsten Morgen ein Frischkornbrei mit exotischen Früchten ans Bett serviert.
Manchmal überlege ich, in welchem Raum im aktuellen Homescholing und Homeoffice-Szenario ich diese Fantasie umsetzen könnte…
Vielleicht wäre im Waschkeller noch Platz ….
Schlaf-Neid und Schlummer-Sabotage
Unter Umständen würde es ja schon reichen, wenn ich aus dieser dieser „Einschlaf-Konkurrenzsituation“ rauskäme, die oft schon absurd wird. Bitte nicht verraten, aber manchmal versuche ich, den Schlaf-Vorsprung meines Mannes zu sabotieren.
Kurz nachdem er friedlich eingeschlummert ist, frage ich laut und deutlich:
„Haben wir abgeschlossen?“
„Ist da nicht noch ein Licht an“?
„Was war das für ein Geräusch? EINBRECHER!!!“
Völlig sinnlose Fragen, nur um mir einen Schlaf-Vorteil zu verschaffen. Aber auch das nutzt nichts! Er geht nach oben, knipst das Licht aus, schließt nochmal die Haustüre ab oder horcht nach imaginären Geräuschen. Dann legt er sich wieder hin schläft sofort wieder ein.
Morgens jammere ich meistens ein wenig. „Ich hab soo schlecht geschlafen, koch schon mal Kaffee!“
„Ich habe Dich gestern Nacht wieder laut und deutlich Blubbern gehört“, sagt mein Mann.
Blubbern?
„Ich blubbere nicht! Und wie soll ich bitte blubbern, wenn ich doch wach liege?“
Blubbern. UNVERSCHÄMTHEIT. Außerdem ist blubbern viel charmanter als schnarchen, geradezu liebenswert.
Wir werden immer mehr wie das Paar aus „Loriots Szenen einer Ehe“, soweit ist es schon gekommen.
Gute Nacht!
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