Familienalltag mit Humor

Papa macht Party und alles geht schief

6. April 2017
papa macht party

Papa macht Party. Dieser Satz ist offenbar ein Widerspruch in sich. Das hat mein Mann kürzlich schmerzhaft heraus gefunden. Cocktails trinken? Ja. Ins Restaurant gehen? Auch gut. Aber Clubbing wie damals als man noch jung war? Klappt dann wohl nicht mehr so gut. Mein Mitleid hält sich in Grenzen. Seine nächtliche Eskapade zwischen parfümierten Cocktails, strengen Türstehern in Berliner Clubs und das böse Aufwachen am Morgen danach. Viel Spaß!

Atemlos durch die Nacht- the middle aged version

Gegen drei Uhr signalisiere ich dem Typen neben mir, dass ich doch auch gerne eine Zigarette hätte. Warum, weiss ich auch nicht, aber er lässt mich mit Gönnerlaune ein Exemplar aus der Lord Ultra-Schachtel fischen und widmet sich wieder gelangweilt seinen diversen Gespielinnen. Unbeholfen paffe ich an dem Glimmstengel, sie geht mir gleich wieder aus, peinlich. So stehe ich leicht schwankend am Rande der Tanzfläche, in der einen Hand ein Sektglas, in der anderen die erloschene Kippe, um mich tobt der Mob, und im dröhnenden Kopf macht sich das dumpfe Gefühl breit, dass ich hier wirklich nicht hergehöre.

Partyplanung ab 40: nur mit Whatsapp-Gruppe

Wie war ich nur in diesen unterirdischen Club im Berliner Westen gelangt, genau weiss ich es auch nicht mehr, nur, dass meine drei Begleiter damit etwas zu tun haben. Wir, das sind vier Väter, die im Verlauf eines von langer Hand geplanten „Herrenabends“ irgendwann die falsche Abzweigung genommen haben. Dabei hatte alles mit vorbildlichen Absichten begonnen. Ein Abend unter Männern sollte es werden, also wurde eigens eine WhatsApp-Gruppe kreiert, der Termin festgelegt, und der Initiator dieses Festivals der „Vaterfreuden“ liess uns wissen, man solle sich pünktlich gegen 19 Uhr in einer Hotelbar einfinden, zwecks Vorglühen. Die Besonderheit dieser ersten Station: hier werden Drinks in Anlehnung an Parfums gemischt. Klassiker meiner Jugend, Nivea Deo oder Caractère von Daniel Hechter waren leider nicht im Sortiment.

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Papa macht Party oder: Männer, die es tun!

Soweit, so gesittet. Danach im Taxi durch die Nacht, Verheissung lag in der Luft, dieser Abend sollte uns gehören: Männer, die es tun! Boxenstopp im Italiener, inklusive Druckbetankung mit Sambucca. Jedes Mal, wenn ich das klebrige Zeug endlich runter habe, taucht schon wieder ein neues Quartett auf, mit den munter darin schwimmenden Kaffeebohnen. Wirklich viel konnte ich noch nie vertragen, auch an diesem Abend nicht. Es gibt zwei Möglichkeiten: weitermachen, und das Wochenende mit grosser Wahrscheinlichkeit komplett abhaken, oder die Reissleine ziehen und am Morgen danach noch halbwegs würdevoll aus dem Bett kriechen. 

Die anderen Herren an meinem Tisch schlucken ordentlich was weg, richtige Kampftrinker sind das,ich bin beeindruckt.

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Zu alt, zu spießig, zu „Papa“: Der Türsteher bleibt hart

Mittlerweile ist es nach Mitternacht, und eigentlich könnte der Abend mit einem Absacker zur Neige gehen. Aber unser Rädelsführer hat noch Grosses mit uns vor, so leicht entkommen wir ihm nicht. 

Letzte Station: Nachtclub. Und so stehen wir vier Papas vor dem Türsteher, der uns mit mitleidvollen Blicken mustert. Das letzte Mal ist mir das vor ca. 25 Jahren passiert, damals war ich einfach zu jung für die Disco, da half kein Flehen. Und heute: zu alt, zu spiessig, zu Papa. Die Jahre am Wickeltisch und im Kombi mit Kindersitzen, die Ferien im Familienhotel, die Weihnachtsfeiern im Kindergarten – das bleibt kleben an uns wie getrockneter Babybrei im Schneebesen, und der Türsteher durchschaut uns alle im Bruchteil einer Sekunde.

Wer rein will, muss abdrücken

Aber dann, das Wunder: die Kordel hebt sich, und wir werden von einer Dame durch die wummernden Katakomben geführt, wie von Geisterhand wird uns ein Tisch zugewiesen, und mir schwant, dass es hier irgendeinen Haken geben muss. Dieser erscheint kurz darauf in Form einer angenehm gekühlten Magnum-Flasche Champagner. Bei dem Gedanken, wie viele „Bibi-und-Tina“- Kinokarten ich davon kaufen könnte, wird mir noch schwindliger, als mir sowieso schon ist.

Am Nebentisch: eine Rotte tanzender Millenials Anfang zwanzig, zusätzlichen Kick erhält ihre Getränkeauswahl durch von innen beleuchtete Champagner-Flaschen. In deren Alter hatte ich auf einem Acker gestanden und zu Pearl Jam gegrooved, in der Hand ein Plastikbecher mit schalem Bier. Zeiten ändern sich.

Party machen ist harte Arbeit

Aber jetzt heisst es durchhalten, rauf auf die Tanzfläche. Ist doch wie Fahrradfahren, das verlernt man nie, oder? Naja, etwas ungelenk bewege ich mich dann doch, und so kommt mir die grandiose Idee mit der Zigarette, als Ablenkung. 

Irgendwann ist es vier Uhr, die dritte Champagner-Flasche ist leer, und ich bin vollkommen ausgewrungen. Mit letzter Kraft ins Taxi, zu Hause die Jeans aus und wie ein gefällter Baum ins Bett, die Ohren summen wie tausend Bienen, der Kopf dreht sich, im Bauch kämpfen Sambucca, Rum und Champagner eine gnadenlose Schlacht.

Erst am späten Nachmittag lasse ich mich blicken, der Samstag ist gelaufen, die Kinder wundern sich über ihren Vater, die Gattin schaut leicht tadelnd („leicht“ ist untertrieben, Anmerkung der Redaktion). Ich bin um die Erkenntnis reicher, dass ich meinen Party-Zenith bereits vor Jahren überschritten habe. Darauf einen Sambucca, mit Beleuchteng bitte!

Papa macht Party? Erstmal nicht mehr….

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