Familienalltag mit Humor

Die Erziehungsmethoden meiner Tochter

29. September 2015

Erziehungsmethoden Frau Mutter Blog

Meine Tochter Constanze hat einen starken Willen. Unsere 80jährige Nachbarin, selbst mehrfache Mutter, sagte mir kürzlich: „Seien Sie froh, ihre Tochter kommt mal gut durchs Leben.“ In der Tat mache ich mir um sie wenig Sorgen. Die letzten vier Jahre hat sie mit purer Lautstärke ihren Willen durchgesetzt, nun hat sie aber das Verhandeln, Überzeugen und schlicht das Erziehen für sich entdeckt.

Trotzanfälle gibt es immer noch, aber Constanze hat sich nun darauf verlegt, mich einfach nach ihrem Willen anzuleiten. Keine Ahnung, wie das passiert ist. Die Erziehungsmethode „Zuckerbrot“ scheint ganz gut bei mir zu wirken….

Das Prinzip der „freundlichen Strenge“ wird eigentlich jeden Nachmittag angewendet. Sie hat mich ganz gut im Griff.

„Mama, ich brauche einen Topf, weil ich schnitze jetzt.“ Schnitzen geht bei uns nicht immer gut, also versuche ich das Vorhaben abzuwenden.
„Komm, ich lese Dir was vor, okay?“
„Nein, ich SCHNITZE jetzt, M-A-M-A. Verstehst Du mich nicht, hol einen Topf, danke und tschüss.“
Sie hat mittlerweile verstanden, dass man besser „danke“ und „Bitte“ sagt, wenn man etwas will. Sie winkt mir freundlich zu, ihrer eilfertigen Hausangestellten, die man manchmal ein bisschen antreiben muss. Dann fängt Constanze an, zwei Holzstücke aneinander zu reiben.

„Schnitz, schnitz, schnitz! MAMA, hast Du schon den Topf geholt? Bittedanke!“

Nun, wenn Holz aneinander reiben als Schnitzen durchgeht, will ich mal nicht so sein. Ich gehe in die Küche und tue, wie mir aufgetragen wurde.

Constanze ist zufrieden. „Du bist die süßeste Mama, danke und tschüss!“ Ich verstehe offenbar nicht, dass ich mich zurückzuziehen habe. Ich muss mal wieder die neuen Folgen von „Downton Abbey“ schauen, damit ich weiß, wie sich eine gute Zofe zu benehmen hat.

Da ich offenbar gerade nicht gebraucht werde, hole ich mir eine Zeitschrift und setze mich in ihre Nähe. Das ist auch gut so, denn bald gibt es neue Aufträge, wozu hat man denn eine Mama-Zofe? Die Tochter legt den Kopf schief und schaut mich aus großen, braunen Augen an.
„Darf ich was Süßes, Mama, ja? Holst Du mir was?“
„Nein, Schatz, bald ist Abendessen, nun nicht mehr.“ Auch bei „Downton Abbey“ dürfen die Angestellten ja mal eine eigene Meinung haben, so einmal pro Jahr. Constanze passt das aber gar nicht.
„Mama, ich schnitze noch ein bisschen, dann esse ich eine Schoko-Reiswaffel, dann gebe ich Dir ein Küsschen, weil Du bist süss und dann kannst Du Abendessen machen. Danke und tschüss!“ Dabei macht sie ausladende, erklärende Handbewegungen wie ein sehr aufgebrachte und schon leicht enervierte Schloßherrin.

Bei diesem unglaublichen Verhandlungsgeschick bzw. Erziehungsmethoden kann ich nicht ernst bleiben und muss schmunzeln. Was die Tochter natürlich sofort merkt und schamlos ausnutzt.

„Du bist die schönste Mama, ich muss Dich küssen!“ Sie nimmt meinem Kopf in ihre beiden Hände und drückt mir einen Schmatzer auf den Mund. Danach läuft sie in die Küche, nimmt sich den Hocker, schiebt in ans Regal mit den Süssigkeiten und angelt sich eine Schoko-Reiswaffel heraus. Alles muß man selbst machen!

Mit der Reiswaffel in der Hand winkt sie mir zu.
„Ich gehe jetzt raus, weil ich neue Stöcker brauche.“

Bitte, danke und tschüss!

Haben eure Kinder euch auch so gut im Griff?

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9 Kommentare

  • Reply Mama arbeitet 29. September 2015 at 10:19 am

    Meine Jüngste ist auch so ein Kind. Nur hat da die Kinderärztin statt der Nachbarin jenen Spruch gesagt, dass sie mal gut durchs Leben kommen. Und danach die Erzieher, einer nach dem anderen. Ja. Ich kenne das. Ich habe keine Chance gegen sie, ihren Charme und ihren Dickkopf.

    Ich übe mich in Akzeptanz und halte nur gegen, wenn es wirklich sein muss. Pick your fights wisely. Alles andere ist reine Energieverschwendung!

    Viele Grüße,
    Christine

  • Reply Frau Mutter 29. September 2015 at 10:41 am

    Hallo Christine,

    ich denke auch, sie wird einfach Bundeskanzlerin und gut is, haha. LG Nina

  • Reply Lara 29. September 2015 at 11:26 am

    Ich hoffe, der Artikel ist ein Witz! Und sonst, viel Vergnügen in der Pubertät!!! 😀

    Man kann auch die beste/tollste/schönste Mutter sein, wenn man NICHT nach der Pfeife der Kindern tanzt. Ich hab 2 supersüsse Jungs, aber wenn sie keine Manieren hätten und meinen würden, sie müssten mich rumkommandieren, würde ihnen der ganze Charme auch nichts nützen. Mein Jüngerer hat auch eine starke Meinung, trotzdem geht er mit Daddy in die Ferien und nicht umgekehrt (will heissen, dass er sicher nicht das ganze Programm bestimmt, wie er es gerne hätte). Seine Meinung wird immer angehört und validiert, trotzdem ist nicht er der, der bestimmt. Manchmal darf er das, aber nur wenn er höflich fragt.

    Man kann sich die Monster auch anerziehen… Ich kann verzogene Gören nicht ausstehen. Und die, die es tun noch viel weniger… 😉

    • Reply Michael 22. September 2023 at 10:22 am

      🙂 ist zwar schon sehr lange her, aber was haben Sie gemacht, wenn die Kinder nicht so wollten wie die Eltern? Meiner Erfahrung nach (2 Kinder) kann man das prinzipielle Temperament, und das inkludiert den Grad des Akzeptierens von „Anordnungen“ der Eltern, eines Kindes überhaupt nicht erzieherisch beeinflussen. Manchen Kinder sind Anfängerkinder, die sind halt lethargisch, ruhig und „brav“, während andere halt gegenteilig sind und sich ganz schwer tun, Befehle zu befolgen. Wie es – ohne psychischer und physischer Gewalt – gehen soll, „die Kinder im Griff zu haben“ war mir schon immer ein Rätsel. Meiner Erfahrung nach sind besonders brave und vermeintlich gut erzogene Kinder zumeist ziemlich lieblos und brutal behandelt worden, und Gehorchen und Bravsein ist das Ergebnis von Furcht vor Strafe und Liebesentzug (wie in Frankreich üblich).

  • Reply Evelyn 29. September 2015 at 11:49 am

    Oha! Ich befürchte, sowas in der Art kommt auch auf mich zu. *schluck*

  • Reply Nicole 29. September 2015 at 12:13 pm

    Hahaha. Ohje… zum Glück haben wir noch etwas Zeit bis es soweit ist. Ich kann mir das aber richtig gut vorstellen. Unsere Tochter kann sich auch schon jetzt gut durchsetzen.

    Liebe Grüße
    Nicole

  • Reply Sabine 29. September 2015 at 3:12 pm

    Hallo Nina,

    so ein cleveres Kerlchen habe ich wohl auch erwischt und der ist erst zwei 😉
    Neuerdings kommt er immer und ruft „kuscheln“, sobald ich etwas ohne ihn machen möchte. Ich verliebte Mutti bin stets darauf angesprungen, bis ich nach drei Wochen sein Manöver geschnallt habe. Gut, ich bin über dreizig, da braucht man schon mal länger….

    Weiterhin viel Spaß! LG, Sabine

  • Reply Melanie W. 30. September 2015 at 9:11 pm

    Ich habe auch ein Töchterchen, das meint, dass ich nach ihrer Pfeife tanzen soll. Sie versucht es dann auch immer mit „Ich möchte so gern was Süßes und du bist doch die allerbeste Mama“ etc. Allerdings ist ein Nein auch ein Nein, ob allerbeste Mama oder nicht. Meine Tochter wird bald 6 und lässt dann auch gerne mal ihrer Wut freien Lauf. Macht mir aber nichts. Ich bin mal gespannt, wenn die Dame nächstes Jahr in die Schule kommt und keine Lust auf Hausaufgaben hat. Ob man da die Lehrerin in den Arm nehmen darf und zutexten darf oder doch besser mit dem Fuß aufstampft und sagt, dass die Lehrerin voll gemein ist, weiß ich noch nicht. Aber ich denke, wir dürfen gespannt sein. 🙂

  • Reply Tante Do 3. Oktober 2015 at 9:21 am

    hahaha 🙂 So ist sie…ich kann es mir lebhaft vorstellen!

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