Familienalltag mit Humor

Mein Mann und ich schauen fern…und Abgründe tun sich auf

7. Oktober 2015

fernsehen

Es ist meine tiefe Überzeugung, dass die Grundlage für eine lange und glückliche Partnerschaft gemeinsame Interessen sind. Zum Beispiel, was man sich gerne im Fernsehen oder Kino anschaut. Ich mag zum Beispiel sehr gerne „Tauben-Eddi“, wie mein Sohn die großartige Serie aus England nennt (für Uneingeweihte: „Downtwon-Abbey“ ist gemeint). Mein Mann mag alles aus dem Weltraum und/oder mit viel „Äktschn“.

Wenn wir dann mal etwas finden, was wir beide ansehen wollen, ist das ein Wunder. So geschehen, als kürzlich auf ARTE ein Themenabend zu Richard Geres Popo anstand. „Ein Mann für gewissen Stunden“, das klang nach einem tollen Kostümfilm aus den 80ern und viel Action versprach er auch.

Mit Nüsschen und zwei Gin & Tonics sinken wir also in die Couch und freuen uns auf Unterhaltung und Inspiration. Schon der Titelsong von „Blondie“ macht gute Laune. Dazu Richard aka „Der amerikanische Gigolo“, wie er in einem Mercedes Coupé die Strassen von L.A entlang düst.

Es dauert auch nicht lange, bis das Hinterteil des Frauenbeglückers in einer vorteilhaften Halbtotale auf dem Fernseher erscheint. „Der große Flachbildschirm hat sich echt gelohnt“ denke ich noch und singe fröhlich mit, auf der Couch auf- und ab-hopsend.

Mein Mann und ich = LOL

„Call me, call me, on the line, call me, call me any, anytime, CALL ME.“ Der plötzliche Gute- Laune-Ausbruch meinerseits scheint meinen Mann misstrauisch zu machen. Als sich Julian (so heisst der pretty man im Film) in der berühmten Film-Szene kopfüber an seinen Fußhanteln aufhängt, um dabei den Body zu stählen und simultan schwedisch zu lernen (intelligent ist er auch noch!), gibt es den ersten Kommentar von den billigen Plätzen.

„Der sieht doch aus wie ich“, behauptet Benedikt, dem seine Probemitgliedschaft im Fitness-Studio offenbar zu Kopf gestiegen ist.
Da wir nun 20 Jahre ein Paar sind, fällt mir das Lügen auch immer schwerer.
„Äh, nein?“, ist meine knappe Antwort. Der Mann stellt sich vor den Fernseher, um den Beweis für die frappierende Ähnlichkeit zwischen ihm und Richard anzutreten.
„Nein, auch jetzt nicht. Geh‘ bitte mal zur Seite, Schatz.“

Nachdem wir noch ein bisschen weiter geschaut haben, fällt mir allerdings ein, dass ich ja nun wirklich wie die Zwillingsschwester von „Lady Mary“ in Downton Abbey aussehe.

„Nina, die Schauspielerin ist meines Wissens Anfang 30.“ Aha, na dann sehe ich eben wie die nur unwesentlich ältere Schwester von Michelle Dockery aus. Menno! So kommen wir auch nicht weiter.

Julian legt im Film gerade seine Armani-Anzüge aus, um die beste Hemd-Schlips-Hose-Kombination zu prüfen. Eine klassische Kostümfilm-Szene, die ich wirklich nicht verpassen will. Benedikt findet den Film nun ganz plötzlich irre doof.

„Irgendwie sieht der doch aus wie ein Maulwurf, so kleine Augen hat der.“ Mein Sitznachbar auf der Couch legt seine flachen Hände unters Kinn, um die Maulwurfhaftigkeit des Richard Gere zu untermauern. Ich schaue weiterhin gebannt auf den Fernseher.
„Also das stört mich nicht, und wenn schon. Das ist dann der sexiest Maulwurf alive. Wühlmäuse mit eingeschlossen.“

Wir verfolgen den Film weiter, in dieser Zeit entwickelt sich mein Mann zu einem echten Filmkritiker.

„Das ist alles sehr unrealistisch, wo ist überhaupt der Plot? Die Handlung des Films ist ungefähr genauso dünn wie des anderen, den du dir immer auf DVD anschaust, dieser Mist mit dem Stripper.“

„Meinst Du etwa „Magic Mike“? Mitnichten! Die Vorlage zum Film ist wahr und außerdem so eine Art Entwicklungsroman. Aufgrund der unglaublich kreativen Tanzeinlagen lässt sich das Werk zum Genre der Musicals und Tanzfilme rechnen. Und dünn ist da GAR nichts.“
Wollen doch mal sehen, wer hier Filmwissenschaften studiert hat! Außerdem habe ich „Magic Mike“ höchstens 3,5 mal gesehen. So.

„Der Protagonist sieht genauso wenig schlau aus wie der hier“, er deutet auf den Bildschirm, wo Julian gerade vollkommen nackert am Fenster steht und zugegebenermaßen Quatsch von sich gibt.

„Manchmal soll man auch nicht reden, da muss man einfach nur tun“, gebe ich zu Bedenken.

„Ich schaue mir auf dem Laptop „Transformers“ an. Das ist wenigstens noch eine echte Story.“ Sagt es und geht aus dem Wohnzimmer.

Aber Megan Fox schaut immer so, als ob sie gerade einen ganz großen Wurf in der Quantenphysik bewerkstelligt hat, ist klar.

Wie ist das bei Euch und Euren Partnern? Herrscht beim Fernsehen Harmonie?

Frau Mutter folgen

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3 Kommentare

  • Reply Rike 8. Oktober 2015 at 9:01 am

    Schenkelklatscher!
    Ein Artikel ganz nach meinem Geschmack und sehr schön zu sehen, dass Du, liebe Nina, intellektuell stufenlos einstellbar bist! Und außerdem lässt sich da auch gar nicht drüber streiten…
    Ich versteife mich noch aufs Notlügen. gestern zum Beispiel habe ich versehentlich gegrunzt, als Doug Stamper (keine Ahnung, wie der in echt heißt) in „House of cards“ nackt zu sehen war. Ich wollte wirklich nicht, ich konnte nicht anders! Beflissentlich habe ich dem Mann erklärt, er würde genauso aussehen, wenn er in die Wanne steigt…
    Allerdings falte ich ihn wegen seinem grenzdebilen Grinsen beim Anblick irgendwelcher kaum bekleideter Latinas regelmäßig zusammen! Natürlich. Was zu weit geht, geht zu weit.

  • Reply Sabine Schneider 8. Oktober 2015 at 10:42 am

    Selten soooo gelacht. Ein Hammer Bericht. Vielen Dank für die gute Laune 🙂

  • Reply Frau Mutter 8. Oktober 2015 at 12:34 pm

    Liebe Rike, liebe Sabine,

    danke für Eure netten Worte. Das freut mich sehr. LG Nina

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