Familienalltag mit Humor

Kinderessen oder: Hilfe, das Gastkind isst mit!

10. Mai 2016

Kinderessen, ein heikles Thema. Oft gibt es Streit und Gemäkel. Achtung, jetzt muss ich mal angeben, was das Zeug hält. Also: MEEIINE Kinder essen alles, ALLES! Wirklich. Seit sie festes Essen zu sich nehmen, probieren sie allerlei Lebensmittel und futtern fröhlich Räucherfisch, Artischocken, Oliven etc. Und warum? Jaaaa, weil ICH sie so toll erzogen habe. Prahlerei off.

Keine Ahnung, ob ich mir dafür den Orden an die Brust heften kann. Aber ich bin sehr glücklich darüber, dass wir mit unseren Kindern überall hingehen können und sie dort essen werden. Egal, ob es bei Tante Silvia nun Pizza oder Forelle gibt oder Restaurant XY einen „Rotkäppchen-Teller“ aka „Variationen aus der Fritteuse“ anbietet oder nicht.

Natürlich ist das ganz anders, wenn wir Gastkinder bei uns zu Hause haben. Dann ist Kinderessen plötzlich wieder ein Thema. Was ich wirklich nicht mache, ist buchstäblich Extrawürste braten. Da bin ich ganz Frau Mutter aus dem Jahre 1899. Von ungefähr kommt mein Blogname ja nun auch nicht, hihi. Gegessen wird wirklich, was auf den Tisch kommt. Ganz und gar nicht immer nur „haute cuisine“, aber wir alle essen ein und dasselbe Essen. Dann wird auch nicht immer alles gegessen, aber das ist okay so für uns.

Kinderessen mit Gastkind: Wo bleibt der „Rotkäppchen-Teller“?

Ich habe festgestellt, dass es vier Sorten von Gastkindern gibt, die bei uns am Tisch sitzen.

1. Der „Ich esse Nudeln mit Butter, aber nur so wie meine Mama die macht-Typ“

Hier bekomme ich leichte Schnappatmung und muss mehrmals während des gemeinsamen Essens im Vorratskeller gegen den Kartoffelsack treten, um meine Aggression zu bezwingen. Diese Kinder möchten gerne in anderen Familien mitessen, aber eigentlich sollte die Mama einen „Essen auf Rädern“-Service anbieten, der dann praktischerweise zur Essenszeit die Extrawürste bzw. Nudeln mit Butter anliefert. Meistens wird bei diesem Typus im angebotenen Essen herumgestochert, um dann schließlich doch alles liegen zu lassen. „Du, dann kannst Du hier nicht mehr essen“ heisst dann meine Antwort. Und ich habe null, Komma nullnullnullnull Periode null Probleme damit, die „strenge Mutter von Sebastian, die voll Doofe“, zu sein. Paul, vielleicht verstehen wir uns ja dann in 15 Jahren besser.

2. Der „Okay, dann probiere ich halt mal die Kartoffel-Typ“

Schon besser, aber immer noch anstrengend. Leon, der Freund meines Sohnes hat echt Glück, dass er sonst so nett und sanft ist und man ihm einfach nicht böse sein kann. „Also bei uns gibt es heute Lachs im Blätterteigmantel, isst er das?“ Kürzlich war ich wirklich eine ganz tolle Mutter, dass ich mich sogar fernmündlich bei Leons Mutter über seine Essgewohnheiten informiert habe. „Ja, aber Du musst das „Fisch“ nennen, Lachs kennt er nicht.“ Aha, bekommt das Tier also einen Codenamen, mir auch recht. Am Tisch offeriere ich den Fisch. Er wird bereitwillig angenommen, bis auf die Beilagen. Brokkoli okay, aber Kartoffeln? So etwas Exotisches?  Leon kann sich aber benehmen bei fremden Leuten und „probiert“ dann halt mal die Kartoffel. Eine halber in Rosmarinbutter geschwenkter Erdapfel reicht dann aber doch. Es schmeckt einfach nicht! Kinderessen ist eben was für Profis!

3. Der „Was gibt es bei Euch?- Nee, dann esse ich lieber zu Hause-Typ“

Sebastians Freund Ben ist Pragmatiker. Vorher wird abgefragt, was es gibt. Nudeln mit Tomatensoße? Ja! Dann wird auch die Köchin überschwänglich gelobt. „Deine Mama kann voll gut kochen, Sebastian.“ Und ich schmelze dann vor Stolz dahin….Bei Nudeln mit Pesto bleibt er aber konsequent und trotzdem höflich. „Ich glaube, das mag ich eher nicht und würde dann lieber gerne zu Hause essen, ich rufe schnell meine Mama an. Vielen Dank trotzdem.“ Sagt’s und setzt sich während unseres Essens auf die Couch, beteiligt sich aber trotzdem am Tischgespräch. Damit kann ich leben und beim nächsten Mal schmeckt es ihm wieder bei mir, wetten?

4. Der „Es wird mir schon schmecken-Typ“

Friederike, Sebastians Schulfreundin, lobt nicht nur meine Handtaschen, sondern ist auch beim Essen der perfekte Gast. „Du, heute gibt es Hühnchen-Mandel-Curry, schmeckt Dir das?“ Ihre Antwort darauf kann wohl als Gold-Standard gelten: „Das kenne ich noch nicht, aber es wird mir schon schmecken.“ Halloooooo, Leon, Paul, Ben…? Ich war tief beeindruckt davon. Da haben die Eltern echt was richtig gemacht. Das Curry wurde zwar auch nicht ganz aufgegessen, aber das muss ja auch nicht sein.

In der Süddeutschen Zeitung gab es hierzu einen interessanten Artikel, der die Kinderessen in Restaurants wie „Rotkäppchen-Teller und „Käptn-Blaubeeer-Platte“ sehr kritisch unter die Lupe nimmt.

Es würde mich sehr interessieren, wie Ihr das zu Hause erlebt!

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14 Kommentare

  • Reply Sabine 10. Mai 2016 at 8:16 pm

    Da bin ich auch altbacken. Gegessen wird, was auf den Tisch kommt 😉 Jeder bekommt mal das Essen, was er am liebten mag. Ansonsten müssen wir alle gemeinsam durch die Mahlzeiten. Hihi. Im Ernst. Wenn ich bei jeder Mahlzeit am Tag Sonderwünsche berücksichtigen würde, könnte ich mich am Herd festketten. Unser Sohn ist 2,5 Jahre alt und hat seit einiger Zeit gewisse Anwandlungen. Den einen Tag sind Möhren sein Lieblingsgemüse und am anderen würde er mich am liebsten dafür kreuzigen. Dann isst er halt nichts, aber eine Extrawurst serviere ich auch nicht. In der Regel klappt es ganz gut. Und wenn es mir zu bunt wird, blogge ich halt darüber 😉 In diesem Sinne liebe Grüße, Sabine.

    • Reply Frau Mutter 11. Mai 2016 at 6:16 am

      Bloggen hilft immer, Sabine!!! LG Nina

  • Reply Anna 10. Mai 2016 at 10:07 pm

    Dauerbrenner Thema!
    Im Familienkreis ist ein Junge der schon als Kleinkind immer Verstopfung hatte weil er nur Schxxx isst. Ich bekomm auch die totale Krise wenn die Mutter von besagtem Jungen aus der Familie da sitzt und mir sagt das der 8 Jährige Sohnemann nichts von dem was ich gekocht habe Essen wird. Von der Quiche wird dann nur der Boden gegessen und Pizzataschen wieder ausgespuckt wenn sich ein Stückchen nicht passierte Tomate verirrt hat. Selbstverständlich pult Mama alles weg was er nicht mag.
    Meine Tochter fand es super lustig das er sich vor Oliven ekelt und es war für mich herrlich zuzusehen wie meine 3 Jährige einen 8 Jährigen wahnsinnig macht weil Sie ihm Oliven vor die Nase hält und dann genüsslich verspeist 🙂
    Bei uns wird meistens so gekocht das wenigstens eine Sache dabei ist die das Tochterkind mag. Manchmal wird wirklich alles probiert und für lecker befunden, manchmal wird sogar Milchreis verschmäht. Natürlich nicht ohne lauthals darauf hinzuweisen das Sie keinen Milchreis mag und noch nieee mochte! Essen darf abgelehnt werden, wo ich aber wirklich viel Wert drauf lege ist das Essen nicht abwertend bezeichnet wird. Es ist in Ordnung das Kinder es nicht essen, aber nicht anderen das Essen schlecht machen.
    Wenn Tochterkind wirklich nichts geschmeckt hat, isst Sie sich später an Obst oder rohem Gemüse satt. Das darf Sie immer!

  • Reply Frau Mutter 11. Mai 2016 at 6:18 am

    ja, da hast Du Recht. Essen abwerten finde ich auch ganz schlimm. Und wenn die Tochter dann Rohkost isst, passt es ja wieder! LG nina

  • Reply Tina 11. Mai 2016 at 7:29 am

    Ein toller Text – ich habe sehr geschmunzelt!! Da unser Sohn erst 1 Jahr alt ist, kann ich zu Gastkindern noch nichts sagen, ich finde deine Haltung dazu aber prima. Unser Mini ist ein guter Esser, bekommt aber auch jetzt schon sehr oft das, was wir auch essen. Manchmal schmeckt es ihm nicht, dann gibt es stattdessen ein Brot. Klar gibt es Sachen, die ich für ihn weniger würze oder die er einfach noch nicht kauen kauen kann, aber ich finde es enorm wichtig, dass er soviel wie möglich probiert. Auf zwei Jahre Butternudeln habe ich ja so gar keine Lust… 😉 Bisher klappt das gut – abgesehen von manchen Blicken & Kommentaren, dass mein armes Kind jetzt schon alles essen „muss“ und ich ihm keinen Brei mehr mache…

  • Reply Linde 11. Mai 2016 at 7:47 am

    Mein großer tut eher immer so verhungert bei anderen. Als gäbe es bei uns nichts. XD wir kochen auch keine Extrawürste. Aber probieren tut er eigentlich alles.

  • Reply M 11. Mai 2016 at 9:49 am

    Es gibt, was es gibt. Wer nicht moechte, bekommt eine Scheibe Brot mit Butter. Die Mutter einer Freundin von mir hat frueher immer gleich dazu gesagt, dass man bei ihnen nichts essen muss, was man nicht mag, und das fand ich immer total angenehm, weil der Zwang weg fiel. Und da gab es dann eben auch die besagte Scheibe Brot mit Butter, ohne wenn, aber und komische Blicke.

    Allerdings finde ich es voellig in Ordnung, wenn Kinder etwas nicht wollen oder probieren moechten. Bei Erwachsenen regt sich da keiner auf und findet es voellig normal, wenn jemand es nicht isst, oder nicht probieren mag.

    Ob es an der Erziehung liegt ist fraglich, wir haben einen Sohn, der eigentlich so gut wie alles futtert und probiert, und eine Tochter, die voellig eigen ist, was in den Mund kommt und was nicht, und ihre Praeferenzen aendern sich sekuendlich, wenn nicht sogar noch oefter.

  • Reply N 11. Mai 2016 at 11:36 am

    Ich kann mich M nur anschließen. Erwachsenen wird auch zugestanden, ganz eigene Essgewohnheiten zu haben. Und wenn ich Gäste habe, möchte ich ja auch, dass sie sich wohl fühlen — insofern ist es für mich ein Zeichen von Gastfreundschaft, einem kleinen Menschen seinen ganz eigenen Geschmack zuzugestehen und ihm seine Nudeln meinetwegen auch mit Butter zu beträufeln, wenn er das denn lieber mag als Pesto oder Bolognese …

  • Reply Mama Maus 11. Mai 2016 at 3:56 pm

    Hallo Nina,

    Bisher hatten wir noch nicht viele Gäste zum Essen.

    Die Erfahrungen, die ich mit der besten Freundin der Tochter (4 Jahre alt) gemacht habe, topen jedoch fast alles. Sie isst prinzipiell nichts. Egal ob Nudeln, Brot oder Milchreis, alles wird verschmäht. Ich weiß beim besten Willen nicht, was diesem Kind schmecken könnte. Deshalb liefere ich sie hungrig zuhause ab und weise nur darauf hin, dass das Kind noch etwas zu essen braucht.

    Unsere eigenen Kinder sind zwar auch keine Allesesser, aber auch bei uns gibt es keine Extra-Würste. Gegessen wird was wir Erwachsenen auch essen. Schmeckt es nicht darf auch ein Brot gegessen werden. Irgendwann gibt es dann schon wieder etwas, was den Kindern schmeckt und verhungert ist noch kein Kind am gedeckten Tisch.

    Viele Grüße
    Mama Maus

  • Reply Frau Mutter 11. Mai 2016 at 6:19 pm

    Hallo Mama Maus, sehe ich genauso. LG nina

  • Reply maike 12. Mai 2016 at 11:52 am

    Leider haben wir auch eher das problem das beide Mädels kaum etwas essen was auf dem Tisch kommt.
    Die kleine noch weniger als die große. Wir Eltern essen alles, was aber leider die Kinder nicht bewegt auch alles zu essen.
    Bei uns darf sich dann das kind ein brot selber schmieren wenn es das Essen nach dem probieren nicht mag.
    Da die Kleine aber auch recht dünn ist bring ich es nicht übers herz ihr das essen nur wg nicht mögen ganz zu verweigern. das kann man bei Kindern machen die gut im Gewicht sind glaub ich….

  • Reply anketschickardt 16. Mai 2016 at 8:45 am

    Ahoi,also bei uns gilt im Grunde : am vollen Tisch ist noch keiner verhungert.Ich koche das worauf ich Lust habe, oder die Gören geben ihr Wünsche-Essen ab.Sie probieren relativ viel,aber im Zweifelsfall nehmen sie halt nur die trockenen Nudeln, Reis oder Kartoffeln zu sich.Ich kann da wunderbar mit leben.und es gibt keine leidige Diskussion.Kinder holen sich eh das was sie brauchen.In regelmässigen Abständen trinken sie plötzlich gaanz viel Milch,haben Heißhunger auf Rohkost und Obst.Das regelt sich alles von selbst.

  • Reply NeLuMum 17. Mai 2016 at 12:23 pm

    Bei uns gibt es auch das Motto: Take it or leave it! Das gilt auch für unsere Gastkinder. Natürlich mache ich keine Bolognese wenn ich weiß, dass zB ein türkisches Gastkind bei uns zu Besuch ist. Dann gibbet die Spaghetti eben mit Tomatensoße. Ansonsten gilt: Nicht meckern – erstmal probieren. Mir ist auch aufgefallen, dass die Gastkinder manche Gerichte gar nicht kennen und am Ende deren Mamas mich nach dem Rezept fragen 😉
    Die verschiedenen Gasttypen hast du übrigens ganz wunderbar beschrieben! Da kenn ich auch einige davon *g*

    LG <3

  • Reply Auch Mama 19. Oktober 2017 at 11:38 pm

    So gut geschrieben – habe herzhaft gelacht.Ein toller Blog.

    Zum Thema: Mein Kind ist noch kein Jahr. Deswegen kann ich in Punkto Gastkinder noch nicht so mitsprechen. Dafür kenne ich da eine Person, die Mutter ist. Sie stellt mit ihrem Verhalten alle Bens, Leons und Pauls unanfechtbar in den Schatten. Meine persönlichen Top 3 von Ihr: „Ih, das willst du doch nicht essen, da sind Pilze drin. Iss die nicht, die sind eklig.“ oder „Eure Bolognese sieht ja komisch aus, verwendet ihr den gar keine Maggietütten?!?“ Oder „Kommt Kinder wir gehen Pommes Currywurst essen! Ihr isst ja kein Obstsalat“- unbezahlbar der Blick wenn ihre Kinder an unserem Tisch sitzen bleiben und sich den Obstsalat schmecken lassen.

    Eines habe ich gelernt: Manche Erwachsenen sind schlimmer als das ärgerlichste Gastkind!

    Schöne Grüße

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