Familienalltag mit Humor

Du bist keine Hilfe, Mama: Warum dieser Satz wehtut

2. September 2021

Wenn es darum geht, dass Mütter sich nicht so stressen und ihren Perfektionismus ablegen sollen, dann wird immer gesagt: „Du bist die beste Mutter für Deine Kinder und weißt, was für sie gut ist.“ Es stimmt, wir kennen unsere Kinder in- und auswendig und wissen meistens, was gerade gut für sie ist. Aber es ist eben nicht immer so. Kürzlich hatte meine Tochter Kummer und ich sprach mit ihr darüber. Es ist mir wichtig, dass meine Kinder immer zu mir kommen können und sie alles erzählen. Wir beide, und auch gerade der Papa, haben immer ein offenes Ohr für sie.

Nichts fände ich schlimmer, als irgendwann von meinen erwachsenen Kindern zu hören, dass ich emotional nicht für sie da war. Die Kinder anzuhören, auch wenn wir bei Problem x und Sorge y  wissen, dass die Kinder das mit 25 oder 35 Jahren vergessen haben werden.

Wir sind eine Familie, die viel redet

Wir reden viel in unserer Familie und teilen uns mit, die guten wie die schlechten Dinge. Es wird diskutiert, gelacht, reflektiert und es findet auch viel Erziehung im Gespräch statt. Irgendwas erklären wir immer;) Ich dachte immer, das sei eine gute Sache. Vielleicht ist es das aber gar nicht?

Beim Gespräch kürzlich mit der Tochter habe ich ihr zugehört und dann wohl diese, altbekannten Sätze gesagt:

„Das ist ganz normal, dass Du Dich so fühlst.“

„In ein paar Tagen ist es besser.“

„Mach Dir keinen Stress.“

„Anderen geht es bestimmt auch so.“

Und noch ein paar  Variationen.

Irgendwann sagte meine Tochter zu mir: „Du bist jetzt gar keine Hilfe, Mama.“

Uff.

Was? Ich bin keine Hilfe?

Wie kannst Du sowas sagen?

Dieser Satz hat mich richtig traurig gemacht.  Mein Mann und ich geben uns doch immer so eine Mühe, ich nehme mir Zeit, höre zu ….und außerdem bin ich doch die beste Mutter für mein Kind und weiß, was sie braucht!

Plötzlich war ich mir nicht mehr so sicher. Was, wenn ich wirklich keine Hilfe bin oder nicht immer? Oder noch schlimmer: Immer weniger? Ich dachte nochmal über unser Gespräch nach.

Warum es wehtut, wenn man keine Hilfe ist

Hatte ich 08/15-Sätze abgespult?

Hatte ich ihr wirklich zugehört und nicht nur etwas gesagt, um etwas zu sagen?

Ließ ich sie ausreden?

Konnte ich mich wirklich in sie hineinversetzen oder habe schaute ich aus meiner erwachsenen Perspektive auf sie?

Plötzlich war ich ganz hilflos und auch ein bisschen wütend, wenn ich ehrlich bin. Wer hört schon gerne, dass er keine Hilfe ist?

Ein gutes Zeichen….

Nach noch mehr Nachdenken konnte ich aber auch das Positive an der Situation sehen. Wir haben offenbar ein gutes Verhältnis, meine Tochter traut sich, Kritik an mir zu üben und sagt mir offen, was sie gerade stört.

Vielleicht hilft man auch nicht so gut mit schlauen Sätzen à la „Kopf hoch, wird schon wieder“. Obwohl es schlußendlich dann doch oft so ist. Es reicht es und ist vielleicht in manchen Situationen sogar besser, da zu sein, Raum zu geben und einfach zuzuhören. Die Kinder werden größer und der „Mama erklärt die Welt-Modus“ ist wohl einfach auch passé.  Trösten wird komplexer, weil ja auch die Kinder immer komplexere Persönlichkeiten werden.

Trotzdem bin ich manchmal traurig darüber, dass man den Kummer der Kinder nicht mehr so einfach „wegpusten kann“. Einfach ein Pflaster drauf und das Kind hört auf, zu weinen.

Kummer anders begegnen

Wir haben an diesem Tag dann nicht mehr über den Kummer darüber geredet. Wir haben einen Spaziergang zur Drogerie gemacht, uns kreischbunten Nagellack gekauft , uns die Nägel lackiert und darüber gesprochen, ob rosa mit Glitzer schöner ist oder rosa ohne Glitzer. Das hat uns beide beruhigt.

Ich habe mir vorgenommen, das jetzt öfter so zu machen. Das kann doch ein schönes Ritual werden und wenn die Tochter einmal auszieht, wird sie all ihren gut überstandenen Kummer in Nagellack-Fläschchen abzählen können.

Wie helft Ihr euren Kindern bei Kummer?

 

 

Frau Mutter folgen

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