Ich frage mich gerade oft, wie unsere Kinder die Zeit der Pandemie erinnern werden. Wie werden sie als Erwachsene, sagen wir mal im Jahr 2040, zurück schauen auf unser Leben „damals“? Wie haben sie ihre Kindheit und Jugend erlebt, in der Rückschau? Wie haben sie uns als Eltern erlebt? Und wie werden wir einmal diese Zeit in Erinnerung haben?
Meine lieben Kinder,
ich bin so stolz auf euch, auf die Menschen, die Ihr geworden seid. 29 Jahre und 34 Jahre alt seid ihr heute.
Fühlt Ihr euch angekommen im Leben? Ihr seid nun in der „Rush-Hour des Lebens“ und wir Eltern schon lange in der Happy Hour- mit Seniorenteller!
Könnt Ihr euch noch an die Pandemie erinnern? Als wir zwei Jahre alle zusammen mehr oder weniger nur zu Hause waren?
Was wir damals oft gesagt haben…
Ich muss mal an den Drucker!
Nein, ich habe jetzt einen Caaaaall!
Lass uns das Wohnzimmer grün streichen!
Wann geht er endlich wieder ins Büro?
Ich muss mal raus!
Ja, dann gehen wir mal wieder um den See….. Zum 134. Mal
Wie habt ihr uns Erwachsene damals erlebt?
Habt Ihr im Jahr 2021 geahnt, wie hilflos die Erwachsenen eigentlich waren? Wieviel Angst sie hatten? Vor Krankheit, Jobverlust. Davor, dass es nie wieder so wird wie vor der Pandemie?
Wie die Stimmung zu Hause oft am Überkochen war und es einfach viel mehr Streit gab? Die Eltern haben sich gestritten, die Nachbarn haben sich gestritten, im Job wurde gestritten.
Heute wissen wir, dass wir uns in einer Phase der großen Veränderung befanden und das geht nie ohne Reibung ab.
Sind diese negativen Stimmungen damals auch in eurem Inneren angekommen? Oder konntet ihr euch ablenken?
Habt ihr auch Angst bekommen, vor der Zukunft, vor dem Leben? Habt Ihr damals gedacht: Erwachsen zu sein und arbeiten zu müssen ist wohl wirklich blöd.
Wahrscheinlich haben wir als Eltern damals nicht alles richtig gemacht. Wir haben unsere Arbeit zu wichtig genommen und hatten nicht genug Zeit für Euch. Wir haben angestrengt auf Bildschirme gestarrt und zu unseren Kollegen gesagt: „Hört Ihr mich?“ anstatt euch zuzuhören.
Das habt ihr gemerkt und das hat euch verletzt. Ich hoffe, ihr konnt uns das verzeihen. Die Corona-Pandemie bedeutete für uns damals die echte wirkliche Krise in unserem Leben.
Auch das sog. Homeschooling, oder wie man die Beschäftigungstherapie für Eltern, Lehrer und Kinder damals genannt hat, haben wir viel zu ernst genommen. Stellt euch mal vor, wieviele Hunderte Arbeitsblätter wir damals ausgedtruckt haben. Zum Glück werden eure Kinder heute ganz anders lernen.
Die Jahre 2020/2021 waren Wendepunkte und ein Geschenk
Wir hatten keine einfache Zeit damals. Könnt Ihr euch an unsere eigene Quarantäne erinnern? Zur gleichen Zeit starb damals eure Oma und ihr habt zum ersten Mal erfahren, was Trauer ist. Daneben voll zu arbeiten mit all den Zukunftssorgen, was nach der Pandemie sein wird- das hat uns sehr gestresst. Vielleicht versteht ihr das heute als Erwchsene besser.
Ich erinnere mich neben all den Sorgen und dem Stress damals an viel gemeinsame Zeit. Euer Vater war soviel zu Hause wie nie wieder danach, ihr habt „dank Corona“ viel mehr Zeit mit ihm verbracht als wir mit unseren Vätern in unserer Kindheit. Ihr habt gesehen, dass ein Vater genauso gut kochen, backen und spülen kann wie eine Mutter.
Nach der Pandemie wart ihr wirklich dann Teenager und wolltet nur noch raus und euer Leben leben. Ohne die Eltern.
Die Jahre 2020 und 2021 waren für uns Eltern ein Geschenk und ein Wendepunkt. Geschenkte Zeit mit euch, unseren lieben Kindern, bevor das endgültige Loslassen und ja, auch der Abschied von der Kinderzeit begann.
Könnt Ihr euch erinnern an……
An 730 gemeinsame Mittagessen, alle zusammen an einem Tisch und unsere Gespräche über Gott und die Welt?
An Kuchenbacken mit dem Bruder mittwochs um 16 Uhr, weil man sonst nichts zu tun hatte?
An all die Schminktutorials, „Room Makeovers“, tanzende Tik Toker und Kochsendungen, die wir gemeinsam geschaut haben?
An unsere gemeinsamen Ausflüge zu dm oder zum Supermarkt als „Highlight des Tages“?
Wenn ich heute als ältere Frau auf Corona zurückblicke, dann…
Wünsche ich mir so sehr, jemand würde heute in mein Büro kommen und ganz dringend Arbeitsblätter ausdrucken müssen.
- Ich drucke mir heute nur Briefe von der Rentenversicherung aus und die will ich eh nicht lesen…
Würde ich heute gerne wieder von euch beim Arbeiten unterbrochen werden…
- Ich habe heute so viel „metime“, das konnte ich mir damals überhaupt nicht vorstellen
Würde ich euch liebend gerne heute was erklären dürfen…
- Aber heute steht ihr im Leben und seid selbständig…
Meine lieben Kinder….Am Ende ist auch die Pandemie vorbeigegangen und unser Leben normalisierte sich wieder. Diese Zeit hat uns alle verändert und ich würde mal sagen zum Guten.
Ich wünsche Euch für die Krisen eures Lebens, dass Ihr sie auch so gut übersteht wie wir damals….
Eure Mama
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