Tannenbaum, der Weihnachtsmann, das Christkind. Das gehört doch zu jeder Kindheit dazu, oder? Wir erzählen unseren Kindern diese Geschichte (oder „Lüge“, wenn man es ganz genau nimmt) und denken: „Ach, welch geheimnisvolle, zauberhafte Zeit beschere ich meinem Kindelein hier!“ Und dann das:
„Mama, ich wünsche mir einen ipad, denn der Weihnachtsmann kann sich ja alles leisten.“
Huuups.
Spätestens seit gestern, als meine nun fünfjährige Tochter Constanze diese Weisheit am Frühstückstisch vermeldete, denke ich, es wäre nun mal an der Zeit, mit der Wahrheit über Santa Claus herauszurücken. Aus puren Budget-Erwägungen, versteht sich. Als meine Tochter drei war, war ich übrigens auch schon in Erklärungsnot, was den dicken Mann im roten Plüsch-Anzug betrifft.
Weihnachten im Trotzalter, pardon, in der Autonomiephase
Meine Tochter hatte damals ihre Hoch-Zeit der ihr eigenen Autonomiebestrebungen aka formerly known as Trotz. Und wie immer bei Wutanfällen werden diese von Kleinkindern am liebsten vor Publikum inszeniert. So scheint es wenigstens mir als leidtragende Mutter.
„Constanze, komm bitte, wir müssen nach Hause.“
„Nein, ich hab keine Zeit, ich muss arbeiten.“ Meine Tochter liebt ihren Kindergarten und denkt, das wäre auch eine Art Arbeit für sie. Wie für Mama und Papa ins Büro gehen. Gerade jetzt hilft sie der Erzieherin, Cornflakes auf kleine Schüsselchen zu verteilen.
„Nein, ICH hab keine Zeit, noch länger zu warten. Wir müssen jetzt nach Hause. Gleich kommt der Bofrost-Mann, wir haben keine Erbsen mehr.“
„Der Frostmann? Kommt jetzt der Weihnachtsmann und bringt die Geschenke?“ Meine Tochter hält kurz inne und schöpft Hoffnung.
„Nein, der kommt später im Jahr. Schatzi, bitte komm jetzt einfach, ich erklär dir das unterwegs.“
„Ich will jetzt aber den Weihnachtsmann! Uauauauaua.“ Constanze wirft den Kopf zurück, bekommt ein hochrotes Gesicht und fängt lauthals an zu weinen.
„Wenn du jetzt noch weiter Theater machst, merkt sich das der Weihnachtsmann!“ Dabei nicke ich heftig, um meine zugegebenermaßen etwas veraltete Erziehungstaktik zu verstärken. ( Ja ich weiss, ich muss mal wieder einen guten Erziehungsratgeber lesen….)
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Vor kleinen Konsumkritikern wird ausdrücklich gewarnt!
Ganz unbemerkt hat sich Constanzes fünfjährige Kindergartenfreundin Matilda zu uns gesellt und beobachtet gespannt die Szene. Sie stemmt die Hände in die Hüften und belehrt uns: „Den Weihnachtsmann gibt es nicht, das ist ein Rodukt unserer K…Kum…Kom…Kosmosgesellschaft.“
Oh nein, ich habe eine kleine Konsumkritikerin vor mir! Beziehungsweise sprechen ihre Eltern durch sie zu mir. Das ist jetzt wirklich sehr unpraktisch. Insbesondere weil Constanze Matilda regelrecht anbetet. Alles, was das ältere Mädchen sagt, ist Gesetz. Vielleicht kann ich Matilda bei Gelegenheit mal bestechen, damit sie mit meiner Tochter die Unsinnigkeit von Trotzanfällen ausdiskutiert? Aber das klappt wahrscheinlich eh nicht, denn Matilda ist Spezialistin für eloquenten Widerspruch. Meine Tochter hört auf zu weinen und schaut uns beide mit weit aufgerissenen Augen an.
„W…w…was, den Weihnachtsmann gib es nicht?“ Ich sehe es kommen, sie ist kurz davor, den Glauben an ein wunderschönes Ritual ihrer Kindheit zu verlieren.
„Nein, deine Mama und dein Papa kaufen die Geschenke im LADEN“, posaunt Matilda die schnöde Wahrheit heraus.
„Oh nein, oh nein, oh nein.“ Constanze verbirgt nun ihr Gesicht in den Händen und schüttelt fassungslos den Kopf. Meine Kleine tut mir leid. Mit dreieinhalb Jahren darf man doch definitiv noch an Santa Claus und Co. glauben. Und in diesem Moment beschließe ich, dass wir uns das nicht madig machen lassen, ganz besonders nicht von „Kosmos-Kritikern“!
Mama’s Little Helper: Der Weihnachtsmann!
„Aber nein, Süße, Matilda meint natürlich, dass wir Eltern dem Weihnachtsmann HELFEN, die Geschenke auszusuchen. Er hat dann weniger Arbeit, weil ja so viele Kinder Geschenke gebracht bekommen.“ Bevor die wahrheitsliebende Matilda noch etwas sagen kann, schlage ich ihr schnell einen Besuch auf dem Trampolin in unserem Garten vor. „Bevor wir das jetzt für den Winter abbauen und es in den Keller stellen, dürft ihr noch mal drauf, ja?“ Das hilft. Dieses Mal jedenfalls habe ich die wahre Identität des Weihnachtsmannes geschützt. Durch die Adventszeit komme ich mit dieser Masche weiterhin ganz gut. Und wenn ich zu oft den bärtigen Alten strapaziert habe („Der Weihnachtsmann geht auch gerne früh schlafen“, „Spinat ist ja die Lieblingsspeise vom Weihnachtsmann“, „Bei dem Wetter trägt auch der Weihnachtsmann kein Tutu und Ballettschläppchen. Nein, auch nicht mit Glitzer“), nehme ich einfach das Christkind als „erziehende Autorität“ her.
Ich finde es eigentlich ganz schön, dass meine Tochter mit ihren „reifen“ fünf Jahren noch an den Weihnachtsmann glaubt…
Wie ist das bei Euren Kindern?
Pssst….Diese und andere Geschichten von meiner Familie und mir als unperfekte Mutter findet Ihr in meinem Buch „Eine Mama am Rande des Nervenzusammenbruchs“. Kann man auch gut unter den Weihnachtsbaum legen, merry xmas!
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1 Kommentar
Manchmal bin ich mir nicht sicher, ob mein Dreijähriger an den Weihnachtsmann bzw. das Christkind glaubt. Dabei tun wir alles, um diesen Mythos aufrecht zu erhalten. Denn ich bin die personifizierte Weihnachtsqueen. Mein Sohn scheint aber eher aus der Kategorie „Realist“ zu sein. Oder er denkt sich, Hauptsache, da bringt wer die Geschenke. Ob Muttern oder das Christkind und dem Baum herumkriechen, spielt im Endergebnis keine Rolle 😉 Jedenfalls werde ich so lange wie möglich beides aufrecht erhalten. Kinder werden früh genug mit der harten Realität konfrontiert. Ein wenig „Zauber“ schadet da nicht. Liebe Grüße, Sabine