Das Hotel Traube Tonbach in Baiersbronn im Schwarzwald ist legendär: legendär aufgrund der langen Tradition (seit 1789 im Familienbesitz), legendär, weil dort seit mehr als 20 Jahren Harald Wohlfahrt in der „Schwarzwald-stube“ auf 3-Sterne-Niveau kocht. 80 Prozent Stammgäste, die teilweise seit Jahrzehnten immer wieder kommen, ist auch nicht die Regel in der deutschen Hotellandschaft.
Aber „die Traube“ ist auch eine sehr gute Destination für einen Familienurlaub, der keine Wünsche offen lässt. Das Hotel, das wir für Euch testen durften, hat meine Familie und mich nachhaltig beeindruckt. Vor der Reise waren wir neugierig. Wie geht das zusammen, Kulinarik, verwöhnte Gourmets, Wellness auf höchstem Niveau- und dann… unsere Kinder? Müssen wir für diesen Urlaub (alle) vorher einen Benimm-Kurs absolvieren? Fragen über Fragen. Hier unser Reisebericht für Euch:
Kinder und Luxus-Hotel: Geht das?
„Mama, ich hole mir Erdbeer-Joghurt“, sagt mein Sohn und geht zum Buffet. Es gibt zwar mindestens fünf Sorten Joghurt auf der gefühlt größten Frühstücksauslage der Welt, Erdbeere ist an diesem Morgen nicht dabei. Bevor wir zurück an unseren Platz gekommen sind, steht schon eine Schüssel an seinem Platz. Der Maître d’hôtel hatte den Wunsch des Sohnes vernommen, blitzschnell gehandelt und die richtige Geschmacksrichtung in der Küche besorgt. Die ältere Dame neben uns am Tisch, seit 25 Jahren Stammgast in der Traube, freut sich für Sebastian. „Die machen das hier janz toll für die Kleinen“, sagt sie mit leicht köllschem Akzent.
Tatsächlich habe ich noch nie so viele ältere Herrschaften und auch kinderlose Paare erlebt, die sich ehrlich darüber freuen, dass hier auch Familien mit (kleinen) Kindern ihren Spaß haben. Es herrscht eine wohlwollende, freundliche und familiäre Atmosphäre unter den Gästen im Hotel. Gleichzeitig achten die Eltern darauf, dass die Kinder eben nicht Nachlauf ums Buffet veranstalten oder den Kellner mit dem vollen Tablett anrempeln. Eine Art Generationenvertrag, der hier gut funktioniert.
Wunderbare Kinderzeit im Kid’s Court und zusammen im Schwarzwald
Den kleinen Gästen wird tatsächlich eine ebenso große Wichtigkeit beigemessen wie den älteren. Zunächst wäre da die ehemalige Tennishalle zu nennen, die zum „Kid’s Court“ umfunktioniert wurde. Auf einer riesigen Fläche gibt es Platz zu toben, basteln, klettern und Trampolin springen. Da der „Kid’s Court“ von 10 Uhr morgens bis 10 Uhr abends geöffnet hat, können die Kids, nachdem sie sich für eine Viertelstunde im Restaurant vorbildlich benommen haben, noch eine oder mehrere Runden toben und die Eltern in Ruhe ihr Essen beenden. Eine wirklich großartige Einrichtung!
Von besonderer Qualität ist sicherlich aber das Kinderprogramm. Abteilungsleiterin Frau Müller, seit 20 Jahren Erzieherin, bietet jede Woche ein wirklich einmaliges Programm für Kinder. Auf dem Stundenplan stehen Sportturniere, Basteln, aber auch Ausflüge ins nahe gelegene Freudenstadt, Ponyreiten oder Seife herstellen. Schön fand ich, dass sich auch im Programm der Kleinen Kochkurse und sogar Cocktail-Kurse fanden. Das ist wirklich mal etwas Sinnvolles und ich hoffe die Begeisterung hält nun zu Hause weiter an.
Ein besonderes Highlight ist auch der neue Spielplatz mit großartiger Aussicht, der „Holz“ bzw. die heimische Holzverarbeitung zum Thema hat. Auf „Floßen“ und „Holzriesen“ ließ sich hervorragend spielen. Auch Mama hat die Seilbahn wirklich Spaß gemacht. Im Winter kann man hier Eisstock schießen.
Zusammen mit den Kindern kann man in der Umgebung des Hotels, aber auch um Baiersbronn herum, herrliche Wanderungen durch den Schwarzwald unternehmen. Wir waren komplett barrierefrei auf dem Tonbachwiesenweg unterwegs, immer auf der Suche nach den „Hürschen“, die wir dann zum Glück auch gefunden haben. Barrierefrei besonders für meine Tochter, die nicht mehr aus dem hoteleigenen, mit Decken gepolsterten, Bollerwagen aussteigen wollte.
In Baiersbronn direkt gibt es viele verschiedene Wanderwege, viele dafür für Kinder geeignet. Toll hier ist beispielsweise auch der „Holzweg„, auf dem man viel zur Geschichte der Holzverarbeitung in der Gegend lernen kann. Der Schwarzwald hat sich als besonders gut geeignet für Wanderungen mit den Kindern erwiesen, eben auch, weil man keine alpinen Höhenunterschiede überwinden muss.
Paar-Zeit in der Traube Tonbach
Zwei Tage (und nicht zu vergessen die wunderschönen Essen nur zu zweit) haben mein Mann und ich uns Zeit für uns genommen. Das Hotel bietet ein wirklich ausgesuchtes Programm für jeden Geschmack. (Sport von Nordic Walking bis Zumba, Wanderungen, Besichtigungen, Ausflüge, Kochkurse, Verkostungen).
Auch im Programm zeigt sich das besondere Etwas des Hotels. Bei unserer geführten Wanderung nach Bad Rippoldsau wurde anfangs ein Lied gesungen. Unser Wanderführer versorgte uns während der Wanderung nicht nur mit wunderbaren Wegen und Aussichten, sondern auch mit Details zur Geschichte und überraschte uns mit einer Verkostung des heimischen Obstlers. Vollkommen wurde das Erlebnis durch eine Vesper mit Gulaschsuppe und Wein in einer Wanderhütte mit Lagerfeuer, auf weißer Tischdecke und mit Silber eingedeckt. Dazu schien die Sonne, ein perfekter Tag! Die Wanderwochen im Hotel Traube Tonbach sind sehr beliebt, absolut zu Recht!
Nach so schönen Unternehmungen noch eine Runde zusammen im Thermalbad schwimmen oder in einer der vielen Saunen ein bisschen schwitzen, da stellt sich dann wirklich Entspannung und Zweisamkeit ein.
Eine Servicekultur, die ihresgleichen sucht
„Mama, kommt gleich wieder der Mann und fragt, welchen Wunsch er uns erfüllen darf?“ Sogar meinem Sohn fiel nach kürzester Zeit der besondere Geist des Hauses auf. Ich war schon in einigen Hotels, aber eine solche Servicekultur, die so herzlich, zugewandt, dabei aber immer professionell ist, habe ich noch nicht erlebt. Der Kakao wird schon etwas abgekühlt in einer Mokkatasse serviert, damit die Tochter ihn besser geniessen kann. Als der Sohn an einem Morgen weniger isst, wird uns ein Frühstücksbeutel mitgegeben. Als unser Fondue-Abend auf der Blockhütte länger dauert, werden uns die Kinder selbstverständlich dorthin gebracht. Für den Rückweg bekommen wir Fackeln für eine denkwürdige Wanderung durch den nun wirklich „schwarzen Wald“.
„Zeugnisse sind mir nicht so wichtig, die Freude an der Arbeit ist das Wichtigste. Jeder soll sich hier entfalten“, sagt mir Sebastian Finkbeiner, der mit seinen Eltern und Geschwistern das Haus in achter Generation leitet. Einmal die Woche stellen sich die Mitarbeiter den Gästen vor. Dabei erfährt man, dass viele seit mehr als 20 Jahren „Traubianer“ sind oder nach Stationen in der Welt wieder „heimkommen“. Auch (männliche) Mitglieder der Geschäftsleitung gehen selbstverständlich in Elternzeit. Toll fand ich auch die Wertschätzung, die dem Personal von den Gästen entgegen gebracht wird.
Zwischen Tradition und Moderne: Die „Zeitmaschine“ Traube Tonbach
Als ich das erste Mal im „Restaurant Silberberg“ des Hotels sitze und meine handgerollte Maultasche verspeise, lasse ich den Blick schweifen. Viel Holz in gedrechselter Form, Messing, Lüster. Gestärkte und bestickte Tischwäsche, das Besteck in Silber. In der Bar schmiedeeiserne Geländer, ein weißer Flügel und die Barkeeper im Smoking. Es herrscht eine traditionelle Atmosphäre, sieht aber trotzdem so neu aus, als wäre die Einrichtung erst gestern so eingebaut worden.
Das alles kommt mir so seltsam vertraut vor. Hatte nicht meine Mutter genauso einen Lüster im Wohnzimmer und diese Troddeln am Vorhang? Man hat förmlich das Gefühl, Prof. Dr. Brinkmann kommt gleich herein, einen Cognac schwenkend und sich nach dem werten Befinden erkundigend.
Sebastian Finkbeiner erklärt mir, dass einige Stammgäste ihre Suiten unverändert vorfinden wollen, und da man hier im Hotel ja sehr auf den Gast hört, wird eben behutsam modernisiert.
Unsere Unterbringung ist aber im modernen Haus Kohlwald, gegenüber dem Haupthaus gelegen. Hier ist die Atmosphäre ganz anders. Moderne, klare, Linien, viel Grau und Bäder mit Mosaik und Naturstein. Ein reduzierter, moderner Stil, der trotzdem die heimische Gegend nicht verleugnet. Das sieht man zum Beispiel an den Geweihen an der Wand, die sich gut ins Gesamtbild einfügen.
Die geräumigen Familienappartements des Hauses Kohlwald bieten sehr viel an Komfort. Zwei Schlafzimmer, zwei Bäder und einen Wohnbereich. Die zahlreichen TVs wurden zum Glück nicht benutzt, weil die Panoramafenster und der Balkon einfach soviel mehr an Aussicht geboten haben. Uns gefiel die Verbindung von traditionellem und modernem Stil sehr gut. Das Haus besteht ja seit 1789 und dieser Tradition sollte man ja auch Rechnung tragen.
Schlemmen bis Prof. Dr. Brinkmann kommt: Kulinarik auf höchstem Niveau
Die Restaurants der Traube „Silberberg“, „Köhlerstube“, „Bauernstube“ und auch die urige Blockhütte bieten allerfeinstes Essen. Viele Gäste berichteten mir euphorisch von der Schwarzwalstube, dem 3-Sterne-Restaurant. Wir waren auch in den anderen Restaurants regelmässig im „siebten Foodie-Himmel“. Schon allein das Frühstück ist ein Erlebnis. Von regionalem Schinken und Wurst, Crèpes, Waffeln, exotischen Früchten, einem Bircher Müsli to die for, frischen Säften und Backwaren vom (5.) Stern- ich habe mich regelmässig beim Frühstück geärgert, schon satt zu sein. Aber so ein bisschen Weißwurst und Crevetten-Cocktail ging dann doch noch.
Auch die anderen Mahlzeiten waren 100 Prozent Perfektion. Charolais-Rind mit Sel de Guérande, Krustentier-Torte, lauwarmes Bananentörtchen mit Schoko-Sorbet nebst Salz-Karamell- der Genuss war vollkommen und einfach nur beglückend. Am Ende der Woche saß die Jeans etwas knapper und ich bin vor lauter Begeisterung im Partner-Look mit meiner Schwarzwälder-Kirsch-Torte gegangen….
Es waren traumhafte und unvergessliche Tage im Schwarzwald!
Die Reise wurde teilweise durch das Hotel Traube Tonbach unterstützt.
6 Kommentare
Wow, das klingt ja traumhaft – und nach ehrlicher Begeisterung! Das Hotel werde ich meiner anderen Hälfte mal für die nächsten freien Tage vorschlagen. Mit Baby können wir uns da bestimmt auch wohlfühlen.
Ja, Andrea, die Begeisterung ist ehrlich und nachhaltig! LG Nina
Sie schreiben mir aus dem Herzen- genau so fühle ich und meine Familie in der Traube.
Unsere Tochter (mit knapp 3 Jahren schon auf dem besten Weg zur Stammkundin der Zukunft) erzählt auch noch Wochen nach unseren Ferien im Schwarzwald vom Kids Court und dem tollen Schwimmbad!
Und die Eltern schwärmen von Wellness und Kulinarik 🙂
Beides ist dort perfekt vereinbar und absolut empfehlenswert!
Herr Wohlfart macht ja auch kreativ Maultaschen. Ganz großes Kino. Ich war 1x da – unvergesslich!!
Das klingt wahrhaftig traumhaft. Wir haben mit unseren Kids bisher solche Hotels nicht auf dem Schirm gehabt, aber wer kann nach den Zeilen schon widerstehen, sich nach den Familienzimmern zu erkundigen?!
Hallo Sven, es lohnt sich, dort ist es wunderbar und unvergesslich schön! LG Nina