Leben mit Kindern

Kinder haben: Kann ich das überhaupt?

15. März 2018
Kinder haben

Bevor wir Kinder haben stellen wir uns ja immer vor, wir würden das alles super wuppen. Und zwar immer. Egal wie viel Schlafmangel uns gerade beherrscht oder wer wieder welche Magen-Darm-Grippe hat. Dann sitzt man als Mutter dann plötzlich da und fragt sich: „Kann ich diese Aufgabe überhaupt bewältigen?“ Habe ich meine Fähigkeiten überschätzt bzw. mich einfach übernommen?

Zweifel packen fast jede von uns manchmal. Schön, wenn man sie zulassen kann. Meine Gastautorin Sandy beschreibt heute diese Gefühle.

Kinder haben: Bin ich eigentlich die Richtige für den Job?

Vielleicht bin ich einfach nicht für Kinder gemacht. Vielleicht gehören Kinder nicht zu meinem Lebensplan. Vielleicht soll es so sein, dass andere Kinder bekommen. Ich bin viel zu ungeduldig, viel zu sensibel. Ich bin viel zu aufbrausend und auf mich bezogen, um mit Kindern mein Leben zu teilen. Ich, Ich, Ich. Ich brauch` viel Zeit und Raum für mich. Ich hab erhebliche Pläne, verrückte Träume und ein extremes Schlafbedürfnis – bin ich wach?

Ich wache auf und stelle fest: Zu spät, ich habe wirr geträumt. Da liegt ein gurgelndes Baby links von mir, das sich über seinen fehlenden Schnuller echauffiert, noch maximal drei Minuten und es beginnt zu schreien. Dann muss spätestens meine Brust herhalten. Nach wie vor. Das mit dem Zufüttern will irgendwie nicht klappen. Liegt nicht an mir, liegt an meiner Tochter, welche mich schon panisch anbrüllt, wenn sie ihr Lätzchen nur von weitem sieht.

Kinder abholen

Manchmal kann ich es selber kaum fassen

Ich habe wirr geträumt. Ich habe keine Wahl, ich hatte eine Wahl und heute die Gewissheit: Ich bin Mutter! Von zwei Kindern! Wow! Manchmal kann ich es selber kaum glauben. Jetzt muss ich meine Tochter stillen, sonst ist die Nacht vorbei. Rechts von mir schläft unterdessen mein Sohn, hat ja auch lange genug gedauert, vorhin, um 4.30 Uhr, um ihn wieder zum Einschlafen zu bewegen. Früher gehörte dieser Platz meinem Freund, seit das zweite Kind auf der Welt ist, wechselt Sohnemann frühmorgendlich von seinem Kinder- in unser Schlafzimmer und wir schlafen zu Viert. Versuchen es zumindest. So viel zum Thema Ehebett.

Aber „Ehebett“ hört sich eh grausig an. Wir sind ja gar nicht verheiratet, haben quasi ein „Lebensgefährtenbett“. Pardon, hatten ein Lebensgefährtenbett. Jetzt haben wir ein Familienbett: Zwei Generationen, vier Köpfe, acht Arme plus acht Beine auf Zwei mal zwei Metern. Physisch sind wir, also mein Freund und ich, schon lange über den Punkt hinweg, wo wir den Schlafmangel mit links weggesteckt hätten. Die Folge: Dauernd ist irgendwer krank. Psychisch habe ich keine Kraft mehr, zu protestieren, meinen eigentlich benötigten (Frei)raum – wenigstens nachts – einzufordern.

Kinder haben ist schön- und manchmal einfach nur anstrengend

Wachträumend die Gewissheit: Mir bleiben noch dreißig Sekunden, um die Brust auszupacken, andernfalls schreit die Kleine los und der Große will aufstehen. Ich blicke auf mein Handy, 6.10 Uhr. In eineinhalb Stunden muss unser morgendlich, straffes Programm geschafft sein, um Papa und Sohnemann pünktlich ins Büro und in die Kita zu entlassen. Ich lege den Säugling an und seufze in mich hinein. Habe ich mich mit zwei Kindern übernommen? Wie schaffen andere Mütter den Alltag mit zwei Kindern? Wie bewerkstelligen es Eltern von Dreien, gar Vieren? Die kinderreiche Großfamilie hat ausgedient, weil sie zu viel Kraft kostete, ganz einfach.

Haben Mütter kein Recht auf Feierabend?

Im Halbschlaf sehe ich Szenen des Films „Eat, Pray, Love“ vor mir. Die Protagonistin auf Weltreise (ihr Selbstfindungstrip kommt mir im mütterlichen Dämmerzustand völlig banal vor) philosophiert weintrunken mit Gleichgesinnten über den Sinn des Lebens. Sie beginnen, jede Stadt auf der Welt mit einem Begriff zu beschreiben. Müsste ich mein derzeitiges Leben auf einen Begriff herunter brechen, es wäre: Anstrengend. Das Leben mit zwei Kindern unter drei Jahren ist einfach nur anstrengend, da kann man noch so viel beschönigen. Bin ich nicht belastbar genug?

Habe ich versagt? Wie ist in diesem „Irrenhaus“ (Zitat eines befreundeten Vaters von zwei Kindern) eine gesunde Distanz für Eltern möglich? Habe nicht auch ich ein Recht auf Feierabend? Manche Eltern von älteren Kindern meinen tröstend, es würde im Laufe der Zeit besser. Andere entgegnen, die Anstrengung nähme mit dem Alter gar zu. Was soll ich glauben?

Vielleicht will ich es gar nicht wissen. Derzeit fehlt mir jegliche Zeit und Muße überhaupt darüber nachzudenken. Ich dämmere dahin. Befinde mich irgendwo zwischen den Welten, in einer Blase, in der ich mit meinen Kindern zu verschmelzen scheine. In einem Zustand zwischen Traum und Realität, in dem mein Freund oft zu kurz kommt (zu oft) und kinderlose Freundinnen keinen Platz mehr finden. Das tut mir Leid….

Frau Mutter folgen

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2 Kommentare

  • Reply Kathrin 16. März 2018 at 10:27 pm

    Alles wird besser. Unsere sind jetzt fast 2 und fast 4 und alles ist entspannter geworden. Die Leute, die sagen, alles wird schlimmer, sollte man gekonnt ignorieren. Ich habe das erste Jahr vom 2. Kind genauso wie du empfunden. Also Kopf hoch, halt durch 🙂
    Grüße Kathrin

  • Reply Petra 12. April 2018 at 10:20 am

    Hallo,
    egal wie viele Kinder, das erste Babyjahr ist immer fürchterlich anstrengend. Mir hat geholfen mir es so komfortabel wie möglich zu gestalten (zum Beispiel Anstellbetten rechts und links ans Familienbett, gibt es auch in 1.2m Länge), und dann Augen zu und durch.
    Bei dem Satz „Die kinderreiche Großfamilie hat ausgedient, weil sie zu viel Kraft kostete, ganz einfach.“ muss ich als bald 5-fach Mutter doch widersprechen. Nicht die Kinder sind schuld, größtenteils ist es die Umwelt! Kaum passender Wohnraum, Familientickets für gerade mal 2 Kinder, Sprüche der lieben Mitmenschen, etc. . Die Liste ist fast beliebig fortführbar. Ein bißchen schade dass dieser Beitrag hier auch nicht positiver ist.
    Viele Grüße, Petra

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