Eltern Interviews

Stiefmutter sein: So funktioniert unsere Patchworkfamilie

14. August 2018

Stiefmutter sein- ein altes Wort, heute redet man lieber von einer Patchworkfamilie. Obwohl es wie bei Grimms Märchen klingt, gibt es sie natürlich insbesondere in modernen Patchworkfamilien: die (böse) Stiefmutter- oder den Stiefvater. Was darf eine Stiefmutter (andere Bezeichnung: Bonus-Mama), soll sie überhaupt miterziehen? Welche Rechte und Rolle hat eine Stiefmutter, wie soll man die Beziehung zur echten Mutter gestalten? Behandelt man eigene und Stiefkinder anders? Über all diese Fragen rede ich heute mit Lea, die mit Mann und drei Söhnen (zwei „Bonus“-Kinder, ein eigenes) in einer Patchworkfamilie lebt.

Lea schreibt auf ihrem Blog Krümel im Bett über ihr Leben als (gute) Stiefmutter.

Stiefmutter sein heute: Wie klappt das mit der Patchworkfamilie?

Wir kennen die böse Stiefmutter in Grimms Märchen. „Patchwork“ heute klingt bunt und lustig. Wie ist es wirklich, in einer Patchworkfamilie zu leben?

“Papa, die Lea ist ne gaaanz böse Stiefmutter”, bekomme ich oft mit einem Lächeln der Jungs zu hören, wenn ich mal wieder den WLAN-Stecker ziehe. Ich sehe den Begriff Stiefmutter mit einem Lächeln und nehme diesen nicht allzu ernst. Bei uns geht es ziemlich bunt und lustig her, wir mögen uns, meistens zumindest. Ich denke eine Stiefmutter in einer Patchworkfamilie ist heute etwas normales, modernes und man kann sie auch mögen 🙂

Glücklicherweise verstehen sich bei uns alle “Eltern” gut. Die Kinder spüren das und somit ist das Familienklima wirklich gut. Da sind wir wirklich eine Vorzeigepatchworkfamilie, dank zwei vernünftiger Ex-Partner und einer Mutter, die das alles mit möglichst viel Leichtigkeit und einem Augenzwinkern zu sehen versucht. Was aber nicht heisst, dass es lari-fari ist.

Wie gehen die Kinder mit zwei Müttern um?

Es gibt auch Situationen, in denen die Kinder versuchen Mutter und Vater gegeneinander auszuspielen, ist aber normal. Versuchen kann mans ja. Merken wir aber. Mir persönlich ist es wichtig, dass die Stiefkids auch Dadtime haben. Ohne mich. Das ist meistens Samstags, da ist Fussballtag. Chris packt alle 3 Kleine an und ab geht es. Ich hab dann einen halben Tag kinderfrei.

Stichwort Erziehung und Regeln in der Patchworkfamilie: Ist es „erlaubt“, die Kinder der anderen Mutter mitzuerziehen? Wie habt Ihr das geregelt?

Ob es generell “erlaubt” ist, schwer zu sagen. Ich denke, jede Familie muss das für sich entscheiden. Chris hat mich von Anfang an in die Erziehung und die Regeln mit einbezogen und das finde ich gut so. Denn Kinder brauchen Grenzen und auch ich setze ihnen diese. Ich kann nicht jedesmal zu Chris rennen und „petzen“, was x y angestellt hat. Ich regle das in der Beziehung gerne und oft selber.

Ein gutes Buch zum Thema Stiefmütter von Susanne Petermann:

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Was darf eine Stiefmutter: Einigkeit bei Erziehung und Werten?

Gibt es bei Euch Einigkeit in der Erziehung?

Es ist generell wichtig, dass sich die Patchwork Familien über die Erziehung einig sind. Das ist bei uns der Fall. Sie werden jetzt nicht anders erzogen, als “damals”. Ich bin mit meinem Mann Christian zu sagen wir mal 80% gleicher Meinung was die Erziehung angeht, darum clashen wir hier nicht wirklich aneinander. Es ist total normal, dass der Vater die wenige Zeit, die er mit seinen Kindern hat “schön” und ohne Ärger verbringen will. Verstehe ich ziemlich gut. Daher bin ich eher der “Bad Cop” und Papa der “Good Cop”. So wie in ganz normalen Familien.

Das Thema Lernen und Pflichten darf einfach nicht zu kurz kommen. Hier bin ich eher die treibende Kraft und frage zum Beispiel Vokabeln ab, bis sie wirklich sitzen. Auch das Thema Mithelfen und Ordnung liegt eher bei mir. Ich finde es selbstverständlich, dass ALLE zusammen helfen. Ich bin nicht die Putzfrau, oder die Bedienung der Jungs. Tisch decken. Abspülen. Müll raustragen, etc. Jedes Kind versteht das.

Stiefmutter und Stiefkinder: Verantwortung nur am Wochenende?

Hast Du verschiedene Beziehungen zu den Kindern? Sind auch die Geschwisterbeziehungen unterschiedlich intensiv?

Christian behandelt alle Kinder gleich. Bei mir ist das natürlich etwas anders. Ich bin die Mama vom kleinen Leo (1) und bin auch für ihn verantwortlich. Immer und mein ganzes Leben. Für die anderen 3 bin ich am Wochenende verantwortlich. Das macht für mich schon einen Unterschied.

Die beiden kleinen (11 und 13) sind beste Freunde und gleichzeitig die grössten Konkurrenten und ab und an fliegen auch die Fäuste. Bis einer weint. Aber so ist das nunmal unter Brüdern.

Zum Kleinsten haben alle eine sehr gute Beziehung. Der jüngere der Beiden findet es super, grosser Bruder und nicht mehr der Jüngste zu sein. Er und Pikk sind ein Herz und eine Seele. Richtig eng die beiden. Der Ältere hat den Pikk mindestens genauso gern, er findet jedoch die spassige Seite mit Baby super, sobald es anstrengend wird, ist es dann zu viel. Was absolut okay ist. Chris grosser Sohn studiert und ist ausser Haus. Ihn bekommen wir leider selten zu sehen. Umso mehr geniessen wir die Zeit, wenn er da ist.

Die Stiefmutter als gute Freundin

Du bist Mutter und Stiefmutter: Welche Unterschiede gibt es bei Dir? Macht man in den Gefühlen einen Unterschied?

Es ist ein grosser Unterschied. Leo ist mein eigenes Kind, er ist in mir herangewachsen. Ich habe die anderen auch sehr, sehr lieb. Aber allein aus dem Grund, dass sie nicht immer bei uns sind, lässt sich eigentlich keine Mutter-Kind ähnliche Beziehung aufbauen. Will ich auch nicht. Sie haben eine Mutter. Ich finde es absolut okay, eine gute Freundin für die Kids zu sein. Sie sehen mich auch nicht als Mutter, finde ich auch richtig so.

Muss man, wenn Kinder da sind, „erwachsener“ mit Expartnern umgehen, bzw. sich mehr zusammen reissen und -raufen?

Diesen Fall haben wir absolut selten, lediglich bei Geburtstagen. Das wäre eher eine Frage für Christian 🙂 Für meinen Fall kann ich sagen, sind solche Treffen kein Problem. Ganz im Gegenteil, ich mag die Mama der Kids. Sie ist eine tolle Mama. Wenn es jedoch der Fall ist, dass gerade unangenehme Themen in der Luft liegen, die es “hinter den Fassaden” zu klären gibt, muss man sich zusammenreissen. Ja!

Das schlimmste für Kinder ist schlechte Stimmung zwischen den Eltern. Und ich rate allen getrennten Eltern, zumindest den Schein zu waren, dass alles okay ist, auch wenn es das nicht ist. Es gibt nichts blöderes für Kinder, als zwischen den Stühlen zu sitzen. Das kann ich als Scheidungskind wirklich gut beurteilen.

Danke liebe Lea und viel Glück für Eure Patchworkfamilie!

foto:pixabay

 

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