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Perfektionismus ablegen: Endlich entspannter durch den Mama-Alltag!

11. September 2018
mutter mit kindern vor boot

(enthält affiliate links) Perfektionismus ablegen. Das ist ein langer Weg und gar nicht so einfach für viele von uns. Fühlen wir uns doch immer für alles zuständig und hadern wir so oft mit all dem, was uns nicht gelingt. Dabei gelingt uns doch so viel! An einem Tag und auch sonst im Leben. Die Ansprüche unseres Umfelds, aber vor allem unsere eigenen führen oft nur zu Stress- und gar keinem perfekten Leben. Aber wie kommt man aus so einer Denke wieder raus und was kann man konkret tun, damit wir wieder mehr bei uns sind? Ich habe mit Bloggerkollegin Nathalie Klüver gesprochen, die das Buch „Die Kunst keine perfekte Mutter zu sein“ geschrieben hat. Darüber, wie wir mit Erwartungen und gesellschaftlichem Druck umgehen, warum wir ehrlicher miteinander umgehen sollten und was fehlender Anerkennung mit Perfektionismus zu tun hat.

Manchmal habe ich das Gefühl, wir müssten heute als Mütter alle Erwartungen von früheren Müttergenerationen erfüllen (perfekte Hausfrau, aufopfernde Mutter) und dazu noch eine moderne Mutter sein, also auch finanziell unabhängig sein…..Wie siehst Du das?

Das ist leider viel zu oft der Preis, den wir für die Emanzipation zu zahlen haben: Wir haben nun Haushalt, Kinder und dazu noch Beruf und Karriere an der Backe. Und alles natürlich möglichst perfekt, stets mit einem netten Lächeln auf den Lippen, die Haare schön, die Kinder adrett und in der einen Hand die Einhorntorte für den Kindergarten und in der anderen das Handout für die Jobpräsentation. Das Leben ist komplizierter geworden – es sind einfach immer mehr Aufgaben hinzugekommen. Nur der Tag hat leider weiterhin 24 Stunden und eine dritte Hand ist uns auch noch nicht auf dem Rücken gewachsen.

Warum ist es so schwer sich von gesellschaftlichen Rollenerwartungen zu lösen? Wie kann das gelingen?

Weil die Erwartungen von so vielen Seiten kommen. Früher haben einem die Nachbarin und die Schwiegermutter reingeredet, heute ist mit dem Internet die halbe Welt dazu gekommen. Und wirklich jeder scheint es besser zu wissen! Dazu kommt, dass wir Frauen dazu neigen, es allen recht machen zu wollen – der lieben Harmonie wegen. Dieses Streben nach Harmonie ist tatsächlich angeboren, da gibt es Studien drüber. Sich aus dem Korsett der Erwartungen zu befreien, ist oft ein großer Schritt, denn es bedeutet, dass man andere vor den Kopf stoßen muss. Dazu braucht man erst einmal Überwindung und Mut.

Perfektionismus ablegen und wie man dahin kommt

Frauen und Mütter gehen auch gegenüber sich selbst hart mit sich ins Gericht. Wenn man sich vom Perfektionismus verabschieden will- wie lernt man, 5e grade sein zu lassen?

Einfach mal machen! Man kann ja klein anfangen: Was passiert, wenn ich heute Abend mal in Ruhe lese, statt die Wäsche zusammenzulegen? Meist nicht viel, außer dass man sich am nächsten Morgen die Klamotten aus dem Wäschekorb zusammensucht. Die Familie wird es überleben! Oder sich einfach mal trauen, einen schnöden Marmorkuchen zum Schulfest mitzubringen. Wer richtig mutig ist, kredenzt dann TK-Pizza zum Familienfest!

Ich beobachte schon, dass Mütter auch viel erzählen, was sie alles machen. Aber nie sagt mal eine: „Heute gab’s Dosensuppe und dann habe ich die Kinder den Nachmittag über vor den Fernseher gesetzt.“ Ist dieser Perfektionismus auch oft Eigen-PR? Müssten wir nicht viel öfters erzählen, was wir alles NICHT tun?

Genau das sollten wir tun! Untereinander einfach mal ehrlich sein. Dann würden wir merken, dass es anderen genauso geht. Einfach mal nicht aufräumen, wenn eine Freundin mit Kindern kommt – sie wird sich sicher gleich viel besser fühlen, dass es nicht nur bei ihr so aussieht. Wenn wir alle ehrlicher wären, dann wäre der Druck gleich viel geringer. Denn ganz ehrlich: Was soll denn die Show?! Wem wollen wir eigentlich was beweisen?! Deshalb hatte ich übrigens damals meinen Blog ganznormalemama.com gestartet: um zu zeigen, Ihr seid nicht allein. Es ist alles ganz normal.

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Stichwort „Aufopferung und gute Mutter sein“. Warum meinen wir, wir sind besonders gute Mütter, wenn wir uns aufopfern? Warum ist es so schwer, die eigene Mittelmässigkeit beim Muttersein anzunehmen?

Dieses Aufopferungsding ist in Deutschland besonders ausgeprägt – und liegt tatsächlich in unserer Geschichte begründet. Denn der Mythos der „sich aufopfernden Mutter“ stammt aus den 30er Jahren. In anderen Ländern wie zum Beispiel in Skandinavien ist es sehr viel normaler, dass Mütter auch mal nur an sich denken. Und Schweden oder Dänemark sind weder fürs Unglücklichsein noch für total gestörte Kinder bekannt. So schlimm kann eine gesunde Portion Mütter-Egoismus also nicht sein.

Perfektionismus und die fehlenden Innensicht

Und dann auch noch dauernd glücklich: Warum herrscht überall immer so ein Glücks-Druck? Wie gelingt es uns zu verstehen, dass die andere nicht glücklicher und erfolgreicher ist, als wir selbst?

Wer nicht glücklich ist, ist gescheitert – das ist natürlich totaler Quatsch. Scheint aber oft die allgemeine Sichtweise zu sein. Wir schauen zudem viel zu oft nach links und rechts und sind ständig am Vergleichen. Das fängt bei den Entwicklungsfortschritten der Kinder an, setzt sich beim beruflichen Erfolg und beim Geld fort und gipfelt dann im Vergleichen des eigenen Wohnzimmers mit dem pastellfarbenen, aufgeräumten Skandi-Wohnzimmer der Instagramkollegen. Dabei sind wir alle Individuen und mit nichts zu vergleichen. Jede Mutter ist anders, jedes Kind und jede Familie. Statt unsere Energie damit zu verschwenden, anderen nachzueifern, sollten wir uns auf unseren eigenen Weg konzentrieren.

Könnte es sein, dass wir alle so perfekt sein wollen (oder so scheinen), damit wir auch mal Anerkennung bekommen?

Tja, mit der Anerkennung hapert es in der Tat leider viel zu oft! Wir leben ja gern nach dem Motto „nicht geschimpft ist genug gelobt“. Wenn uns schon sonst keiner lobt, sollten wir das einfach mal selbst übernehmen. Uns abends vor dem Schlafengehen selbst auf die Schulter klopfen und einfach mal selbst loben. Und dann im nächsten Schritt einfach mal spontan andere loben. Denn wie man in den Wald ruft… Ihr wisst schon.

Liebe Nathalie, danke für Deine Ansichten und viel Erfolg für Dein Buch!

 

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