Die besinnliche Adventszeit macht mal kurz Pause hier. Mit Kindern in der Stadt unterwegs zu sein, fordert offenbar viele andere Verkehrsteilnehmer heraus. Mir ist letzte Woche mal wieder der Klassiker passiert. Ich hole die Kinder von Kindergarten- und Hort ab. Ein Wohngebiet mit vielen parkenden Autos und Müttern mit Kleinkindern, DER Verkehrsbehinderung überhaupt, wie es scheint. Meine Tochter Constanze bewegt sich normal schnell für ein Kind, also langsam für einen Erwachsenen. Sie ist schließlich ein Kind. Am Auto angekommen, verstaue ich Schultaschen, Kindergartenbeutel und Kinder im Auto. Mein Sohn kann das schon alleine, meiner Tochter muß ich helfen. Wie jeden Tag sind die Gurte verdreht und die Schließvorrichtung des Gurtes unter ihrem Po versteckt. Constanze will gerade nicht den Po heben, weil sie mir ihr Bügelperlenbild zeigen will und die Gurte haben sich mittlerweile in einen komplizierten Seemannsknoten verwirrt. Ein Auto fährt heran, bleibt stehen und der Fahrer hupt. HUPT! Bei mir bricht Stress aus. Ich will hier auch fertig werden und nach Hause, aber es geht nicht schneller. Auch will ich mich von diesem Fahrer nicht aus der Ruhe bringen lassen, was mir nicht gelingt. Ich hebe meine Tochter hoch und suche nach der Gurtschließe. Sie fängt an zu weinen, mein Sohn Sebastian lacht, was Constanze nur noch wütender macht. Da! Schon wieder! Hup! Huuuup! Mir platzt der Gedulsfaden, aber gewaltig:
Ich drehe mich zum hupenden Auto, darin sehe ich eine Rentnerin, die wütend gestikuliert und sich dabei an den Kopf tippt. Normalerweise verliere ich nicht so schnell die Fassung. Meine Eltern haben mir auch ein paar Manieren beigebracht. Ich bin höflich und trete älteren Menschen respektvoll gegenüber. Generationenvertrag und so. Nicht so an diesem Tag.
Auto: „Huuup, Huuppp, Hup, hup, hup!!!“
Ich: „Ich schnalle hier mein Kind an, es geht nicht schneller, halt die Klappe!“
Auto: „Huuuuuuuup.“
Ich:“ Shut up! What the F…..“
Huch, woher kommt das denn jetzt? Warum fluche ich auf englisch? Damit die Dame nicht versteht, was ich sage? Habe ich zuviel HBO-Serien gesehen oder in einem früheren Leben in der South Bronx gelebt?
Die Dame im Auto gestikuliert immer wilder und schlägt sich nun mit der ganzen Hand an den Kopf. Dabei wippt ihre Dauerwelle gefährlich auf und ab.
Ich: „You f… off, Stop the….(mist, was heißt „hupen“ auf englisch?) Huping!“
Eine andere Mutter aus dem Kindergarten läuft mit ihrem Kind an mir vorbei und lacht laut. Oh Mann, wie peinlich. Bevor ich ihr jetzt erkläre, dass dieser Umgang bei meinen Vorfahren bei den „Gangs of New York“ ganz normal war, steige ich lieber ins Auto. Gerade sind wir zehn Meter gefahren und das Schicksal schlägt zu. Die hupende, dauer- gelockte Rentnerin ist vor mir und versucht gerade im Schneckentempo abzubiegen, OHNE den Blinker zu setzen.
Haha, now it’s PAYBACK TIME, Grandma.
Ich fahre gefährlich nah an ihr Auto ran und hupe was das Zeug hält. Das machen meine Verwandten von der Mafia in New Jersey genauso. Dabei verfluche ich die Farbe ihres Autos und ihren Wunderbaum, den ich deutlich durch ihre gut geputzten Scheiben sehen kann. Meine Kinder lachen sich kaputt, so kenne sie ihre Mutter ja gar nicht.
„Mama, was heißt eigentlich F….ck und warum ist ein Wunderbaum….. schei….e?“
„Ich weiß es auch nicht, Schatz. Frag mal Deinen Ur-Großonkel Al Capone, der müsste das wissen.“
Ist Euch das auch schon passiert und werdet Ihr dann auch so wütend? Oder muß ich einfach immer Schokolade im Auto dabei haben???
21 Kommentare
Wunderbar, so soll das sein! Ich frage mich immer, ob ich im Alter auch so werde wie deine hupende Omi oder die Rentner die im Supermarkt nie Zeit haben. Ich hoffe nicht.^^
LG Mel
Hallo Mel, das hoffe ich nicht. Man wird zwar vergesslich, sollte sich aber immer mal wieder an die eigene Kindheit erinnern. LG Nina
Haha 🙂 Sehr gut gemacht. Bringt mich auch sehr auf die Palme, sowas.
Oh ja, und wie ich dann ebenfalls fluchen kann. Gerade die Rentner sind ja (natürlich nicht alle und die eigenen Grosseltern ausgeschlossen 😉 ) die schlimmsten Gangster auf der Strasse.
Noch plappert meine Kleine ja nicht alles nach, aber so langsam sollte ich aufpassen was ich sage 😉
Liebe Grüsse
Miriam
Genauso geht es mir auch sehr oft. Nur das ich nicht auf englisch fluch sondern „du horst“ sage. Besonders diejenigen, deren Blinker sich nicht setzten lässt, schiebe ich schnell eine Hasskappe. Mein Schwager sagt immer, geht ja keinen was an, wo er hinfährt. Aber zu wissen, warum der Vordermann urplötzlich abbremst oder ohne ersichtlichen Grund den Fuss vom Gaspedal nimmt hilft schon ungemein beim eigenen Fahrverhalten. Und ICH darf so meckern, und penibel auf die Verkehrsregeln beharren. Ich transportiere schließlich wertvolle Fracht.
Mach weiter so! Lg Jacqueline
Allein beim Lesen die pulsierende Halsschlagader gemerkt…. Nun muss ich mich erstmal wieder beruhigen…. 😀
Danke liebe Nina, die nächsten Lachfalten in meinem Sharpei-Gesicht gehen auf Dich!
Ich bin ein notorischer Autoflucher (aber kein Huper, ich klopp aufs Lenkrad). Ich erinnere mich vage, dass ich das Großkind mal in den Sitz schnallte und er freudig erregt ob der bevorstehenden Autofahrt loslegte: Furzknochen, Klorolleneinhäkler, Arschgeige, Angstbremser… Ich hab mich vielleicht erschreckt!
Hallo Ihr Lieben, da bin ich aber froh, daß es mir nicht nur alleine so geht…und Jacqueline: Der Spruch Deines Schwagers ist aber auch sehr witzig…..
Lach und guten Morgen,
Ja, das kenne ich zu gut! Als mir das erste Mal aufgefallen ist, was für Wörter ich da vor meinem Kind sage, habe ich gemeinsam mit meinem Mann beschlossen alle „härteren“ Wörter mit zB Teddybär oder Einhorn zu ersetzen, statt „du dummes A………“ Kommt jetzt schon seit Jahren „so ein hässlicher Teddybär“… Erstaunt war ich dann aber, als mein Sohn anfing mit zu schimpfen „sieh zu, dass du Landgewinnst, oller Onkel!“, das erste hatte er bestimmt bei mir gehört, den zweiten Teil sicherlich nicht. Bei so Situationen wie bei dir mit dem Anschnallen bin ich inzwischen dazu übergegangen, den Leuten einfach ruhig in die Augen zu sehen und wenn das noch nicht geholfen hat, biete ich Ihnen direkt an ihrem Fenster an, es doch besser zumachen, jetzt sofort, wenn es sie so stört. Seit dem kommt das seltener vor!
Jawohl! Haha das hätte ich sein können. Rentner haben NIE Zeit. Schlimme Sorte Mensch! Nee mal ehrlich, ich wäre auch ausgetickt und wahrscheinlich sogar noch zur netten Dame hingegangen und mal lieb am Fenster geklopft. Grrrrrr!
Sehr gelacht – weil ich mich auch wieder erkenne. Mit ist aber tatsächlich schon mal beim Kind anschnallen (nachdem ich auch seit gefühlt 5 Minuten die Gurtschnalle gesucht habe) ein Typ in die offene Tür gefahren. Und gegenüber der Polizei hat er behauptet, ich hätte die Tür ganz plötzlich von außen aufgerissen. Über so viel Dummheit (oder Dreistigkeit) musste auch die Polizei lachen!
Ich frage mich immer, was bei diesen Menschen im Kopf vorgeht! Wahrscheinlich müsste man mal ruhig auf die Leute zu gehen und genau das Fragen: Was denke Sie gerade, erreichen Sie mit Ihrem Gehupe. Ich muss aber ehrlich gestehen, dass ich eher wie die Autorin reagiere 😀 Du bist nicht allein 😉
Hallo Nina,
ich bin gerade auf deinen Blog gestossen und hab auch gleich mal eine Frage. Vielleicht hab ich es nicht richtig verstanden, aber warum parkst du nicht einfach so, dass andere Verkehrsteilnehmer vorbei können? Ich verstehe deine Wut da nicht wirklich.
Bei der schleichenden und nicht-blinkenden Oma allerdings schon, da werde ich auch regelmäßig sehr ungehalten.
Hallo Sissi, dann erst mal herzlich willkommen hier! Ich habe ganz normal am Straßenrand geparkt. Da beide Straßenseiten mit parkenden Autos voll sind, ist es dann wohl schwierig an einem Auto mit geöffneter Tür vorbei zu kommen. Es lag also wirklich nicht an mir….Ich werde wütend, wenn Kinder oder Mütter mit Kindern gedrängelt werden. Manchmal geht es einfach nicht schneller, auch wenn man das selbst will. lg Nina
Hmm ja… OK. Das betrifft nun nicht nur Rentner. Die Menschen, denen offensichtlich entspanntes und faires Verhalten im Straßenverkehr nicht mehr beigebracht wurde werden leider immer mehr.
In einer solchen Situation hilft es mir oft, einfach mal zu dem Fahrer zu gehen und ihr darauf hinzuweisen, dass er den Mißbrauch des akustischen Warnsignals besser unterlassen sollte (nichts anderes ist nämlich diese dämliche Huperei laut StVO). Bei Rentnern erwähne ich dann gerne auch mal, dass sie bestimmt noch pünktlich zu ihrer Beerdigung kommen werden, auch wenn es mal 2 Minuten länger dauert. Normalerweise ist danach dann Ruhe!
Mein damals Zweijähriger schimpfte mich mal: „Mama, deppat sågt ma net!“ Ich kenn‘ das nur zu gut und irgendwann muss das raus! Und Schoki im Auto kommt immer gut!
Kenne ich auch und leider zu gut. Der Kindersitz des Kleinen ist inzwischen auf der Gehweg-Seite – um das Ganze zu entspannen. Klassisches Stadt- bzw. Innenstadtproblem. Dann lebt man aber leider mit der permanenten Angst, dass der Große (der unbedingt schon selbstständig aussteigen will, weil 7 und ja schon sooo groß) zum falschen Zeitpunkt die Autotür öffnet. Ich stehe gelegentlich kurz vor dem Herzkasper deshalb…
Herrlich! 🙂