Erfahrungen

Kinder und Hobbies: Was ist gut und was ist schon zuviel des Guten?

26. Februar 2015

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Kürzlich bei der U10-Untersuchung meines Sohnes. Beim Herausgehen fragt mich der Kinderarzt: „Und welche Hobbies hat er? Spielt er ein Instrument?“
Ich verneine. „Und macht er wenigstens Sport?“ Ich antworte dem Arzt, dass mein Sohn begeisterter Pfadfinder ist und er ansonsten draußen ist und spielt. Der Arzt macht mir unmißverständlich klar, dass er das für zu wenig hält und doch auch Vereinssport gut für das Rechenverständnis wäre etc.

Vorgestern bin ich mit meiner Tochter bei der U8, dieses Mal eine andere Kinderärztin. Ich erzähle ihr, dass Constanze eine begeisterte „Balletöse“ ist und wir aber nur ein Hobby, eine Freizeitaktivität pro Kind machen. „Ist genau richtig“, ist ihre Antwort. „Ja nicht zu viel machen, dann wird Förderung schnell zur Überforderung.“ Was ist denn nun richtig?!

Verbringt Ihr Eure Wochenenden bei den Spielen der F-Jugend? Oder fahrt Ihr immer mittwochs Euer Kind samt Gitarre zur Musikschule? Vielleicht wascht Ihr auch jede Woche einen Judo-Anzug oder lauscht eurem singenden Kind andächtig beim Kinderchor zu… Es gibt so unendlich viele Freizeitmöglichkeiten für Kinder, gerade im urbanen Raum. Die große Auswahl kann schnell zur Qual werden…

Welches Hobby betreiben Eure Kinder? Sind sie glücklich damit? Meine Kinder fanden erst über einige Umwege zur ihrer Lieblingsfreizeitbeschäftigung. Gerade bei meinem Sohn, beim ersten Kind, war ich noch ganz ehrgeizig und chauffierte ihm vom Fußball zum englischen Kindersingen, dann noch zur musikalischen Früherziehung, ach ja und Kinderturnen natürlich auch . Irgendwann wollte er überall nicht mehr hin und dann gab es jedes Mal Diskussionen. Es war einfach too much und ich am Ende einer Woche des Taxifahrens vollkommen platt. Dann kam seine Schwester und die brüllte dann immer den Musik-Kurs zusammen, so dass wir einiges ganz schnell vom Stundenplan strichen.

Bloß kein Freizeitstreß!

Auch wenn Geige noch so schön klingt und Du Dich schon immer fürs Schwimmen begeistern konntest – Dein Kind sucht ein Hobby, nicht Du! Wir Erwachsenen sollten aufpassen, unseren Kindern nicht eigene Interessen einfach „überzustülpen” oder sie unsere Kindheitsträume realisieren zu lassen. Selbst passionierte Sportler können eher musisch begabte Töchter und Söhne bekommen! Oder ich als Stubenhockerin bekam eben einen begeisterten Pfadfinder. Kaum zu glauben.

Etwas Durchhaltevermögen einzufordern finde ich trotzdem prinzipiell richtig, auch wenn diese Diskussionen vor Turnhalle oder dem Ballett-Studio echt nerven. Doch sollten wir bedenken, dass sich unser Nachwuchs während der Kinder- und Jugendjahre noch ausprobieren möchte. Daher ist es durchaus okay, wenn ein Hobby zugunsten eines anderen wieder verworfen wird – wenn vielleicht auch nicht im Monatsrhythmus. Vielleicht besteht ja die Möglichkeit, zum Einstieg an einem Schnupperkurs teilzunehmen oder unverbindliche Probestunden zu vereinbaren?

Wir „schnuppern“ ganz oft- gerade auch im Sommer gibt es tolle Möglichkeiten, in einem Ferienkurs eine Sportart auszuprobieren. Bevor ich also ein komplettes Tennis-Outfit kaufe, lass ich meinen Sohn demnächst erst einmal in den weißen Sport hinein „riechen“.

In jedem Fall fördert es die Lust auf Sport oder Musik, wenn ein Kind durch sein Umfeld Unterstützung erfährt. Ich lasse mir immer den „Mäusetanz“ meiner Tochter vorführen und interessiere mich für die Pfadfinder-Rituale meines Sohnes.

Hobbys sind wichtig – aber in Maßen

Hobbys fördern das Selbstbewusstsein, Selbstwirksamkeit und Talente, das auf jeden Fall. Bei Freunden, die bereits Nachwuchs im Teenager-Alter haben, sehe ich außerdem, dass Hobbys, die mit Leidenschaft betrieben werden, die Zeit, die vor Computer oder Fernsehen verbracht wird, deutlich verkürzen.

Vielleicht hilft es zunächst sich zuerst gemeinsam über die tatsächlichen Interessen und Begabungen klar zu werden. Dann kommt es auch nicht zu einem „Hobby-Shopping“ wie damals mit meinem Sohn. Freizeitstress finde ich persönlich furchtbar und hat eben auch nichts mehr mit Hobbies zu tun. Es lohnt sich, Talente von Kindern zu fördern. Ich bin meiner Mutter wirklich dankbar, dass sie mich damals zum Ballettunterricht kutschiert hat. Aber der elende Klavierunterricht (da ich musikalisch leider völlig talentfrei war und bin) hätte nicht sein müssen. Daher gilt für mich bei Freizeitaktivitäten für meine Kinder: weniger ist mehr.

Wie macht Ihr das? Wie vielen Hobbies gehen Eure Kinder nach?

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11 Kommentare

  • Reply Schlaflose Mutti 26. Februar 2015 at 9:08 am

    Liebe Nina,

    ich glaube, da gibt es keine pauschale Lösung. Kinder sind eben alle unterschiedlich.. Manche möchten mehr beschäftigt werden und andere weniger. Jede Familie muss da ihren Weg gehen. Bei meiner großen Tochter schankt es immer.. In der Grundschule hatte sie 3 Aktivitäten pro Woche und momentan nur eine… Ich glaube als Eltern hat man das richtige Feeling für sein Kind und muss danach abschätzen!

    Liebe Grüße
    Nicole

  • Reply Yvette [engel + banditen] 26. Februar 2015 at 10:02 am

    Ich war auch eine Ballettöse früher und hab es sehr geliebt. Aber ich hätte auch gern mal Tennis ausprobiert, aber das war damals finanziell nicht drin. Auch ok.
    Meine Töchter machen jeweils 1 bis 2 sportliche Sachen- Tennis und/oder Ballett wie die Mama 😉 und dann spielen sie noch Klavier. Alles freiwillig und mit Spaß! Und das ist doch das wichtigste. Nur Mama ist gestress vor lauter Taxi-fahren.

    LG an alle anderen Mama-Taxis, Yvette

  • Reply Antje 26. Februar 2015 at 10:16 am

    Wie meine Vorschreiberin Nicole schon schreibt, sind Kinder unterschiedlich. Mein Sohn ist eine Sportskanone. Neben 2mal Fussball die Woche, geht er einmal die Woche zum Schwimmen. Und das FREIWILLIG und mit großer Freude. Meine Tochter hingegen geht einmal die Woche zum Ballett und zum Chor. Auch wieder FREIWILLIG und mit großer Freude. Mir ist das alles fast schon ein bisschen viel 🙂 Aber mich fragt ja keiner.

  • Reply Katarina 26. Februar 2015 at 10:25 am

    Liebe Nina,

    ich glaube ihr macht das schon alles richtig so.
    Außerdem ist bewiesen das dieser Frühförderwahn sowieso nicht so gut ist. Daher reicht ein Hobby pro Kind. Und wenn einer dann doch nochmal mehr machen will, wird er euch schon Bescheid sagen. Wobei meine eigenen Pfadfindererfahrungen auch sind das man da an den Wochenenden eigentlich so gut wie immer auf Fahrt ist und da hätte man eh keine Zeit um bei Spielen der F-Jugend vorbei zu schauen. Hätte ich auch gar nicht gewollt. Fahrt war so viel Besser als jeder „Sport“ (Holz hacken, Kothe aufbauen und generell Lagerleben ist auch nicht grade ohne Bewegung….)

    Zu Frühföderung habe ich auch gebloggt. Der Artikel heißt „Mein Kind ist besser als deins.“

  • Reply Kati 26. Februar 2015 at 11:14 am

    In Deinem 3. Absatz finde ich mich komplett wieder. Ich habe 2 Jungs im Alter von 6 und 7 und einen Vollzeitjob. Der Große geht montags zum Karate, dienstags zum Fußball, mittwochs zum Keyboardunterricht; der Kleine hat am Montag Musik und am Dienstag und Donnerstag Fußball. Die Wochenenden gehen dann für Fußballturniere oder Karatelehrgänge oder jetzt im Winter für örtliche Skirennen drauf, jedes Kind an einem anderen Ort versteht sich. Ohne Netzwerk würde das überhaupt nicht funktionieren aber ich bin trotzdem total im Stress und habe ständig ein schlechtes Gewissen – entweder ich arbeite zu wenig oder ich bin zu wenig für die Kinder da. Über eigene Freizeit reden wir ja gar nicht mehr, aber das ist, glaube ich, schon wieder ein anderes Thema…
    Jedenfalls lieben unsere Kinder alles was sie tun, welches Hobby sollte ich Ihnen wegnehmen, damit wir Eltern nicht mehr ganz so im Stress sind?
    Herzliche Grüße von Kati

  • Reply Mias Party 26. Februar 2015 at 11:41 am

    Hallo Nina!
    Ich glaube auch, dass es wichtig ist den Kids alle Möglichkeiten offen zu halten. Deine Idee mit dem Schnuppern in Ferienkursen machen wir genauso. Ich bin zum Beispiel mehr die Tänzerin und meine Mittlere liebt es zu klettern.

  • Reply Frau Mutter 26. Februar 2015 at 2:42 pm

    Hallo Ihr Lieben, danke für Euer Feedback! Das Stichwort Freiwilligkeit ist sehr gut. Allerdings lese ich hier auch heraus, dass einige von Euch doch sehr gestresst sind von der Fahrerei. Es ist toll, dass Ihr soviel für eure Kids macht, aber denkt auch an Euch! LG Nina

  • Reply Testtante Manu 27. Februar 2015 at 11:21 am

    Hallo Nina,

    meine beiden Jungs (6 und 9 Jahre) haben eigentlich keine Hobbies. Wir gestalten unsere Freizeit ganz nach Lust und Laune. Manchmal habe ich ein schlechtes Gewissen deswegen. Andererseits ist es nicht so dass wir nichts machen. Wir haben aber eben keine festen Termine.
    Wenn meine Kinder jedoch äußern dass sie etwas machen möchten werde ich ihnen das gerne ermöglichen. Aber ich werde auch darauf achten dass es nicht zu viel wird, denn meine Jungs lieben es einfach frei zu spielen.
    Ich denke auch dass man die Kinder bis zu einem gewissen Grad selbst entscheiden lassen sollte was sie tun wollen. Es sollte jedoch auch nicht zu viel sein finde ich.

    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende,

    Manu

  • Reply Anni 27. Februar 2015 at 1:23 pm

    Das Hobbythema ist auch bei uns sehr präsent. Meine Große (6Jahre) ist sehr interessiert und aktiv. Sie möchte am liebsten alles und überall mitmachen. Nichts scheint ihr zu viel. Sie hat einmal die Woche Flötenunterricht sowie tägliches üben zu Hause. Einen Nachmittag geht sie zu einem offenen Treff in unserer Gemeinde. Es ist unverbindlich, aber sie besteht auf regelmäßige Teilnahme. Einmal Ballett und Samstags Schwimmkurs. Ums Schwimmen kommt man meiner Meinung nach nicht rum. Das ist essentiell. Ein Instrument finde ich persönlich auch wichtig und ihr gefällt es ebenso. Tja, jetzt will sie noch zum Turnen. MIR ist das zu viel. Was soll ich tun? Ich arbeite nahe zu Vollzeit und die freie Zeit die bleibt wird für Verabredungen mit Freunden verplant. Mein Sohn ist 2 und braucht keine Hobbys und Kurse, dafür muss ich ihn halt immer mitschleppen.
    LG von Anni.

  • Reply Frau Mutter 27. Februar 2015 at 2:39 pm

    Manu: Finde ich eine gute Einstellung und bitte: kein schlechtes Gewissen!

    Anni: Wow, das ist viel und ich kann auch gut verstehen, dass es Dir zu viel wird. Ich persönlich finde Schwimmen auch essentiell, das das haben wir auch gemacht. (mit Hängen und Würgen). Vielleicht kann man ja einen Turn-Sommerkurs im Sommer finden..?

  • Reply Leserinnen-Interview mit Lisa: Kinder-Hobbys und ihre Organisation | STADT LAND MAMA 11. Mai 2021 at 10:26 am

    […] Unsere Blogger-Kollegin Frau Mutter hat sich übrigens auch gerade erst einige Gedanken zu Hobbys […]

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