Erfahrungen

Hilfe, meine Tochter hat Make-Up entdeckt und ist süchtig!

8. Oktober 2014

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Jeden Morgen wiederholt sich die Szene. Ich sitze an meinem Schminktisch (bis dato ein „Raum“ nur für mich), lege mein Make-Up auf und meine Tochter steht neben mir. Bis vor kurzem interessierten sie die Tiegel und Tuben nicht weiter, aber das hat sich nun geändert.

„Was machst Du da mit dem „Stüft“ an Deinem Auge, Mama?“
„Ich ziehe einen Lidstrich.“
„Warum?“
„Damit das Auge grösser aussieht.“
Constanze beäugt mich interessiert. „Sieht chic aus, Mama.“ Sie greift nach meinen Pinseln und der Puderdose.

„Ich schminke mich jetzt auch. Ich schminke mich als Einhorn.“ Meine Tochter fährt mit dem grossen Puderpinsel über ihr Gesicht.

„Schatzi, dafür bist Du noch zu klein. Und Einhörner schminken sich ja gar nicht.“ (zumindest die, die ich kenne, bevorzugen einen „natürlichen Look“….ähhhhm, oder?)

„Na, ich schminke mich als ROSA Einhorn.“ (Ach so, das ist natürlich etwas völlig anderes….)

„Liebling, wenn Du älter bist, dann kannst Du Dich schminken. Jetzt bist Du dafür noch zu klein.“

Meine Tochter denkt nach. Es rumort in ihr. Ich kann sie gut verstehen. Als ich ein kleines Mädchen war, bin ich auch immer heimlich an die Schminktasche meiner Mutter gegangen. Dann schaute ich mir die glitzernden, blauen und grünen Lidschatten namens „Margaret Astor“ und „Ellen Betrix“ an. Wenn meine Mutter nicht in der Nähe war, schmierte ich mir die Beauty-Kostbarkeiten einmal mit dem Zeigefinger quer über mein Augenlid. Dazu noch den blassrosa Lippenstift und rostroten Rouge, herrlich!

Dabei habe ich mir vorgestellt, dass „Margaret“ und „Ellen“ wohl sehr feine Damen sind, wenn man Schminke nach ihnen benennt. Wahrscheinlich sind sie auch Freundinnen und fahren mit der Frau aus der „Timotei“-Werbung im Boot auf dem See herum, um danach ihre Hände in Spülmittel zu baden. Den Abend beschliessen sie mit einem Cognac, den sie am Geschmack erkannt haben….Die Werbeindustrie hat in den 1980er Jahren jedenfalls bei mir alles richtig gemacht. Wann ich mich wohl endlich schminken durfte? Hände in Spüli tauchen war dann mein Beauty-Ritual bis ich circa 14 Jahre alt war.

Make-Up übte schon immer eine sehr grosse Faszination auf mich aus und als ich endlich meinen ersten Kajalstift benutzen durfte, gab es kein Zurück mehr.

Meine Mutter konnte mich noch so oft daran erinnern, dass „der natürliche Look einem jungen Mädchen doch am besten steht“. Seit meinem 14. Lebensjahr bin ich süchtig und das habe ich wohl meiner Tochter vererbt. Die aber mit drei Jahren schon sehr argumentationsstark ist, was Make-Up betrifft.

„Mama, ich brauche diese Creme (sie zeigt auf meinen Concealer). Mein Auge tut weh.“

„Constanze, die Creme hilft aber nicht, wenn das Auge weh tut.“ Sie überlegt kurz und sagt mit triumphierender Miene:

„Mein Auge tut nicht mehr weh, kann ich jetzt die Creme haben? Büüüüüütte?“

Ach Liebste, ich kann Dich so gut verstehen….. Aber lass Dir noch so ungefähr zehn Jahre Zeit…

Frau Mutter folgen

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6 Kommentare

  • Reply Anna 8. Oktober 2014 at 8:38 am

    Oh je! Ich kann Sie sooo verstehen! Meine Mutter hat sich nie geschminkt, und trotzdem habe ich mir schon im Kindergarten nichts mehr gewünscht als einen Schminkkasten (ausser vielleicht ne echte Kuh und Weltfrieden).
    Losgelassen hat mich das Schminkfieber bis heute nicht und ich nutze meinen Beruf als Theaterpädagogin schamlos aus um Laiendarsteller mit allen Arten von Bunt zu verwandeln.
    Meine Tochter ist erst 19 Monate alt und wenn Sie Morgens neben mir im Bad steht und sieht wie Mama sich eincremet sagt Sie immer ‚auch!‘ und hält die Hand auf. Dann gibt es einen Klecks Babyöl und Sie schmiert sich fröhlich durchs Gesicht. Mal schauen wie lang Babyöl Sie noch glücklich macht…

  • Reply Martine Sinemus - van Kolfschoten 8. Oktober 2014 at 11:47 am

    Glaube ich habe ein noch etwas grösseres Problem: Meine beide Söhne sind genau so interessiert…..

  • Reply Frau Mutter 8. Oktober 2014 at 3:13 pm

    Das mit dem Babyöl klappt nicht mehr lange, Anna. Und welch grossartiger Beruf!
    Und Martine: Naja, dann drück ihnen mal einen Pinsel in die Hand….LG Nina

  • Reply Jessika 8. Oktober 2014 at 4:40 pm

    Lass sie erstmal noch größer werden;-) Meine Tochter ist 11 und als ich eines Morgens den Badschrank öffnete, war gar kein Make up mehr drin. Das hatte nämlich meine Tochter kurzerhand in ihrem Zimmer deponiert. Sie hatte mir bereits in den großen Ferien eröffnet, dass sie sich mit Beginn der 6. Klasse schminken werde. Vielleicht hätte ich das mal ernster nehmen sollen!?

  • Reply Verena 9. Oktober 2014 at 3:37 pm

    Oh wie süß 🙂

    Ja ich habe es auch als Mädchen geliebt…. war aber etwas später dran 🙂

    Alles Liebe

    Verena

  • Reply groschenroman 12. Oktober 2014 at 6:15 pm

    Kenn ich auch. Bei uns ist es der Nagellack. Meine Tochter hat ein Extraregalbrett, auf dem alle Fläschchen schön aufgereiht stehen.

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