Erfahrungen

„Frauen und Mütter werden immer verurteilt. Findet Euren eigenen Weg!“ Zwei Leserinnen kommen zu Wort

2. April 2014

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Ein Blog lebt von seiner Interaktivität. Eure Kommentare, die lustigen, solidarischen, kritischen und sehr klugen Gedanken von Euch, tragen diese Seite und mich übrigens auch. Denn nichts ist ja schlimmer, als online Selbstgespräche zu führen. Dafür möchte ich Euch von ganzem Herzen danken! Als ich kürzlich über das Geschenk der Fruchtbarkeit schrieb, bekam ich einen solch tollen Kommentar von einer Leserin, der mich nachhaltig beeindruckt hat. Eigentlich ging es um das Thema Kinderwunschbehandlung und Fruchtbarkeit, aber Saskia hat so gut umrissen, wie sich Frauen und Mütter in diesem Land fühlen und womit sie zu kämpfen haben, dass ich es hier noch einmal mit Euch teilen wollte. Ihre Meinung ist, dass Frauen und Mütter es in diesem Land eigentlich nie richtig machen können, aber lest selbst:

Saskia sagt:

„Inzwischen ist mir klar geworden, dass es in unserem Land so ist, dass Frauen und besonders Mütter, egal wie sie sich verhalten, verurteilt werden. Jeder hat eine Meinung und weiß es besser.

Du hast nur ein Kind? Egoistisch! Du bekommst ein drittes? Muss das denn sein? Du stillst nicht? Rabenmutter! Dein Kind ist zwei und du stillst immer noch? Das ist doch abartig! Du wirst nicht schwanger? Wahrscheinlich bist du gestresst und unentspannt…mach dich mal locker. Immer noch nicht schwanger? Da kann man doch was machen, geh halt mal zum Arzt. Die dritte IVF- Behandlung? Irgendwann ist doch auch mal gut! Du bist berufstätig? Rabenmutter! Du bist nicht berufstätig? Weichei und Schmarotzer!

Da hilft nur, so gut es geht bei sich zu bleiben. Vor allem aber wäre es wichtig, dass Frauen endlich aufhören sich gegenseitig fertig zu machen. Statt andere Frauen zu verurteilen, sollten wir endlich kapieren, dass es nicht nur einen richtigen Weg gibt, sondern viele. Genauso wie der Weg zum Kind manchmal eben nicht geradlinig verläuft.

 

© Helene Souza/PIXELIO

Ich möchte allen Frauen Mut machen, ihren Weg zu gehen.“

Verena hat Saskia darauf geantwortet und sagt sehr richtig:

„Einerseits sind wir alle ziemlich verunsichert, weil wir es eben nicht mehr nach dem Motto: „war immer so, machen wir auch so“ erziehen, sondern unsere eigenen Wege finden wollen/müssen. Andererseits haben wir Zugang zu jeder Art relevanter Information.

Das zusammen führt zu einem ständigen Abgleichen und Vergleichen. Und dabei werten wir gerne die Anderen ab, um uns selbst sicherer in dem zu fühlen, was wir tun. Ich glaube und hoffe aber, dass es letztlich dazu führt, dass wir sehen, dass unser Weg der unsere ist und nicht vergleichbar und eben auch die Wege der anderen sich unserer Bewertung entziehen.

Und ich glaube, wenn man zu sich selbst und seinem eigenen Weg findet und diesen einfach auch für sich stehen lassen kann, kann man andere Mütter/Väter auch viel mehr annehmen in ihrem Weg.“

Wie wahr, kann ich da nur sagen. Beiden Leserinnen gebe ich vollkommen recht. Die Stärke, den eigenen Weg als Mutter zu finden und anderen ihren zu lassen, das macht doch eine glückliche Mama aus, oder? Warum ist das aber im Alltag oft so schwer?!?

Was mich aber wirklich beunruhigt: Wenn viele Frauen dem Satz „Frauen und Mütter werden hier immer verurteilt werden“ zustimmen, was bedeutet das eigentlich für dieses Land?


Heute habe ich viele Fragen für Euch und ich freue mich auf Eure Meinungen!

Fotos: privat und © Helene Souza/Pixelio

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6 Kommentare

  • Reply Mrs. V 2. April 2014 at 6:39 am

    Ich stimme zu: Frauen/Muetter verurteilen sich in erster Linie gegenseitig. Ich kann es nicht mehr hoeren, die Frage warum ich KEINE Kinder habe. Die Antowr ist: ‚einfach so‘.
    Danach kommt fast immer irgendein belehrender Monolog. Vielleicht sollten wir uns einfach mehr unterstuetzen in unseren verschiedenen Lebensplaenen?

  • Reply Frau Mutter 2. April 2014 at 7:26 am

    Das geht die Leute auch einfach nichts an, finde ich. Das ist eine so persönliche Sache!

  • Reply Andrea 2. April 2014 at 8:12 am

    Das sind wirklich zwei tolle Kommentare aus deinem Blog und sprechen mir aus dem Herzen.
    Zum einen sollten wir Frauen einfach mehr Selbstbewusstsein entwickeln, damit wir mit stolzem Blick sagen können „Ja, das ist der Weg den ich gewählt habe. Das ist mein Weg und der ist für mich genau richtig“.
    Ich glaube, wenn wir uns selbst nicht immer so vergleichen und in Frage stellen würden, dann wäre die Angriffsfläche, die wir bieten auch wesentlich geringer.

    Die Chance mit allen Wegen und Entscheidungen Frieden zu schliessen liegt also in uns selbst!
    Wenn wir unsere eigenen Entscheidungen annehmen und die der Anderen im Gleichen Maße, sollte auch das allgegenwärtige Fingerzeigen abnehmen.

    Es würde mich sehr freuen!!!

  • Reply Amelie 2. April 2014 at 4:48 pm

    Ich glaube, dass es ein modernes Problem ist, weil wir „überinformiert“ sind. Wir haben unendlichen Zugang zu Informationen durch das Internet. Und wenn ein Problem haben oder unsicher sind, wird es erstmal nachgelesen. Das fängt ja schon bei der Schwangerschaft an. Man liest so viel über Geburt und muss dann feststellen, dass man während der Geburt nur noch auf die eigene Intuition hört, egal wieviel man gelesen hat. Ich hab zb viel über Wassergeburt gelesen. Ich hab 9 Std. in der Wanne verbracht um festzustellen, dass diese Art auf mich nicht passt, egal wie toll ich das immer noch finde. Beim zweiten Kind nochmal probiert, aber nach 5min sofort wieder raus aus dem Wasser. Das gleiche, wenn das Kind auf der Welt ist: man will alles richtig machen und zerbricht sich den Kopf. Beim zweiten ist man viel entspannter, viele sagen, das zweite läuft nur nebenbei, aber ich finde, das ist nicht ganz richtig. Man macht sich einfach nicht mehr selber diesen Dauerstress, man hat auch endlich ein Gefühl dafür, dass alles schon ok so ist, wie man es macht oder man es diesmal sofort anders macht, aus der eigenen Erfahrung heraus und nicht, weil irgendein neuer Ratgeber das heute so gesagt hat. Ich finde, dass vielen Müttern das Urvertrauen in sich selbst fehlt, weil man perfekt sein will und sich verunsichern lässt und aus dieser Unsicherheit entsteht vergleichen und urteilen. Jede Mutter ist anders, fühlt anders, reagiert anders. Genauso jedes Kind. Da kann man doch nicht einfach verurteilen, man kennt doch niemals die Komplexität des ganzen, man hat doch nur eine Sequenz des ganzen gesehen/erlebt und kann überhaupt nicht beurteilen, warum wer gerade was macht. Ich plädiere immer fürs eigene Bauchgefühl und wenn man nach seinem eigenen Bauchgefühl handelt, braucht man sich weder verteidigen noch rechtfertigen. Noch verlangt mAn das von anderen. Leben und leben lassen. In sich selbst reinhorchen und nicht gleich das internet durchforsten und sich dadurch seine eigene Intuition, sein eigenes Bauchgefühl von irgendwelchen Foren, Blogs oder Ratgebern, die die gesamte Komplexität gar nicht erfassen kann, durcheinander bringen. Genauso wie ich meine Gründe für etwas habe, hat eine andere Mutter ebenfalls ihre Gründe. Fertig. Leben und leben lassen. Unperfekt ist das neue Perfekt! 😉

  • Reply Frau Mutter 2. April 2014 at 6:11 pm

    Sehr interessant Andrea und Amelie; das mit dem fehlenden Urvertrauen der Mütter ins sich selbst kann ich total unterschreiben. Bei meiner eigenen Mutter habe ich das noch ganz anders erlebt. Da wurde gar nicht so viel verglichen!

  • Reply jule 3. April 2014 at 7:37 pm

    Wenn wir uns einander besser verstehen würden und offener wären für andere Lebenswege, wären wir auch weniger mit unseren Problemen allein.
    Der neue Zusammenhalt würde uns stärken und andere Lebensweisen uns neue Möglichkeiten zeigen auf dir wir alleine manchmal nicht gekommen wären.

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