Erfahrungen

Gedanken zum Weltfrauentag

8. März 2014

Weltfrauentag Frau Mutter Blog

Heute begehen wir den Weltfrauentag, genauer gesagt wird er als „Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden“ bezeichnet. Mhhhhh. Sollten wir den eigentlich „feiern“? Brauchen wir den noch? Ist das eigentlich so ein Tag für die Blumenindustrie wie der Muttertag? Fakt ist, dass der Weltfrauentag auf Anregung der deutschen Sozialistin Clara Zetkin um 1910 entstand. Die Idee kam aus den Vereinigten Staaten, dort hatten Frauen der Sozialistischen Partei Amerikas (SPA) 1908 ein Nationales Frauenkomitee gegründet und beschlossen einen besonderen nationalen Kampftag für das Frauenstimmrecht zu initiieren. Die Einführung des Wahlrechts für Frauen in Deutschland im Jahr 1918 war sicherlich DER wichtige Meilenstein im Kampf um die Gleichberechtigung….und sonst?

Wir Frauen in Deutschland geniessen heute viele Rechte, die Gleichberechtigung und damit Unabhängigkeit bieten sollten, sind aber durch den hohen Prozentsatz an Teilzeitbeschäftigung weit entfernt von einer finanziellen Unabhängigkeit. Ich habe eine interessante Pressemitteilung des statistischen Bundesamtes gefunden, die zum Weltfrauentag 2013 publiziert wurde. Danach arbeiteten im Jahr 2013 45 % aller erwerbstätigen Frauen in Teilzeit. Ich bin eine davon.

Als Hauptgrund für ihre Teilzeittätigkeit nannte mehr als jede zweite Frau (55 %) in Deutschland die Betreuung von Kindern, die Pflege von Angehörigen oder andere familiäre und persönliche Gründe. Im EU-Durchschnitt arbeiteten 46 % der Frauen aus diesen Gründen verkürzt. Yup, hier kann ich auch nur nicken. Meine Kinder werden zwar bis 15:O0 Uhr betreut, aber danach? Und ich habe eine pflegebedürftige Mutter, deren Betreuerin ich bin.

Mein Mann hilft mir im Rahmen seiner Möglichkeiten sehr viel, aber den Alltag der zu betreuenden Personen in meiner Familie wuppe ich. Aber ist das nicht auch Arbeit? Ja, aber unbezahlte! Die Betreuung meiner Kinder und meiner Mutter habe ich freiwillig übernommen. Und unentgeltlich. Womit wir dann bei der zukünftigen finanziellen Absicherung und Rente (oh Gott!) wären.

Meine Rente wird nicht sicher, wenn ich die nächsten zehn Jahre Teilzeit arbeite und nachmittags die Kinder von A nach B und meine Mutter zum Arzt fahre. Aber wer soll es sonst machen, frage ich mich?

Wäre es eine vernünftigere Idee, mir einen Vollzeitjob zu suchen und eine Haushälterin/Kinderfrau?
Ich könnte mein Netto-Gehalt mit Steuerklasse 5 wahrscheinlich komplett der Kinderfrau geben. Die Jahre, bis die Kinder keine Betreuung mehr brauchen, wären also mehr oder weniger „für umme“ gearbeitet. Ich hätte vielleicht ein paar Rentenpunkte mehr.

Der Blick nach Schweden lohnt sich in diesem Zusammenhang immer. Wir haben drei Jahre dort mit Kind gelebt. Es gibt eine 18monatige Elternzeit, die Vater und Mutter nehmen. Danach gehen beide meistens in Vollzeit arbeiten. Wobei Vollzeit dann auch nicht 50-60 Stunden/Woche wie bei uns bedeutet. Die Familie geht immer vor, und man ist auch nicht faul oder verantwortungslos, wenn man um 16:30 Uhr nach Hause geht. Wenn ein Kind krank wird, kann Mama oder Papa bis zu 60 Tage pro Kind und Jahr zu Hause bleiben und bekommt 80 Prozent seines Einkommens von der Krankenkasse weitergezahlt. Wenn ein Paar sich trennt, ist es klar, das beide zu 50 Prozent fürs Kind sorgen. Jaaa, die Steuern. Aber die sind übrigens nur ganz geringfügig höher als bei uns in Deutschland.

Hohe Beschäftigungsquote der Frauen + sichere und gute Betreuung der Angehörigen= finanzielle Unabhängigkeit= Gleichberechtigung der Frauen

Diese Gleichung würde ich jetzt mal aufmachen….Aber das dauert noch, denke ich.

Die von momondo.de zur Verfügung gestellte Grafik zeigt einige wichtige weibliche Vorbilder, die als Pionierinnen Grossartiges geschafft haben und als Inspiration für den heutigen Weltfrauentag gelten können.

Die luxemburgische EU-Kommissarin Viviane Reding wandte sich übrigens gegen „das Feigenblatt eines symbolhaften Tages“ und stellte im März 2008 fest: „Solange wir einen Frauentag feiern müssen, bedeutet das, dass wir keine Gleichberechtigung haben. […] Das Ziel ist die Gleichberechtigung, damit wir solche Tage nicht mehr brauchen.“

Ich frage mich, wann wir den Weltfrauentag abschaffen können, weil wir in einer gleichberechtigten Welt leben. Vielleicht wird das mal meine Enkeltochter erleben, früher rechne ich eigentlich nicht damit.

Was glaubt Ihr?

Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit momondo.de.

Frau Mutter folgen

Das könnte auch interessant sein…

1 Kommentar

  • Reply Mark 8. März 2018 at 12:08 pm

    Toller Beitrag. Ist ja auch so.
    Ich denke jedoch zwei Dinge dazu: Vergesst die Jungs nicht und … Frauenrechte sind MENSCHENRECHTE!

  • Kommentieren

    Schreibe einen Gastbeitrag!
    Dir gefällt mein Blog und Du möchtest auch schreiben?

    Veröffentliche Deinen Text auf meiner Seite!

    Gastbeiträge:
    • - sind mindestens 600 Wörter lang mit Überschriften und Foto (lizenzfrei)
    • - "AutorInnenkasten" am Ende des Beitrags mit Deiner Vorstellung
    • - Verlinkung Deiner Seite (do follow)

    Anonyme Beiträge:
    Du möchtest Dir etwas von der Seele schreiben und suchst eine wertschätzende und verständnisvolle Community von Müttern?

    Du kannst Deinen Beitrag gerne anonym veröffentlichen!
    Textvorschläge bitte an: fraumutter74@googlemail.com
    We respect your privacy. Your information is safe and will never be shared.
    Schreibe einen Gastbeitrag!
    ×
    ×
    WordPress Popup