Erfahrungen

Die vielen Rollen einer Frau

9. November 2012

Eine Frau, insbesondere wenn sie Kinder hat, ist Hochleistungs-Multitaskerin. In 24 Stunden üben wir ganz viele verschiedene Berufe aus. Frau, Mutter, Krankenschwester, Berufstätige, Nachbarin….Wir spielen etliche Rollen. Besonders wir selbst erwarten von uns, dass dies alles Hauptrollen sind. Oscarpreisverdächtig, immer mit frenetischem Beifall der Zuschauer bedacht. An manchen Tagen würde ich bei der einen oder anderen Rolle allerdings nur „Die goldene Zitrone“ gewinnen. Teilweise verwechsle ich auch die Rollen und dann wird es peinlich:

Da kann es dann schon mal passieren, dass ich mit der Nachbarin wie mit meiner knapp Zweijährigen Tochter rede:

„Nein, Frau Müller, der Rhododendron ist nicht „Deins“, das ist „Meins“. Du legst die Heckenschere jetzt schön weg, sonst gibt’s Aua. Und jetzt gehen wir schön lieb wieder ins Haus, Tschühüs!“

Oder ich verwechsle meinen Mann mit meinem Chef: „Socken wegräumen steht aber gar nicht in meiner Zielvereinbarung. Ich möchte mich gerne wieder auf meine Kernkompetenzen konzentrieren- die Zierde im Hause sein!“

Auch kann es sein, dass ich meinen Sohn in meinen männlichen Kollegen wieder entdecke:“ Ja, ich weiss, Du bist der Dr. Darth Vader und regierst ein ganzes Schreibtischimperium, aber ich mache trotzdem nicht die Ablage für Dich!“

Als Sebastian und Constanze sich kürzlich wieder heftig um ein Gummibärchen gestritten haben, wollte ich den Betriebsrat anrufen….

Und als ich gestern Abend in der Badewanne lag, habe ich mit den Quietsche-Enten gespielt und „Köpfchen in das Wasser, Schwänzchen in die Höh‘ gemurmelt, anstatt meinen Prosecco zu kippen.

Wann kann ich eigentlich eine Minute nur „Ich“ sein? Wahrscheinlich geht es gar nicht mehr….Was meint Ihr?

Frau Mutter folgen

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13 Kommentare

  • Reply Xeniana 9. November 2012 at 6:45 am

    Ich frage mich das auch immer.Erschwerend kommt hinzu, dass sobald man versucht sein Ich zu platzieren, es sofort eine Gegenbewegung gibt. Bei uns klingt das dann so“Musste das sein mit dem neuen Buch?“ Wieso bloggst du eigentlich, du könntest es ja auch an die Haustür pinnen…was schon wieder ins Theater(Ich war einmal dort in diesem Jahr. „Ich will mein Leben zurück“ rief vor ein paar Jahren eine Kollegin meines Mannes, da war sie gerade Mutter geworden…..wieso gelingt es den Männern soviel mehr ich zu bleiben?

    • Reply Agnes 12. November 2012 at 8:47 am

      @Lorelai: Das kann ich dir ganz genau nachempfinden. Soetwas sind dann die Highlights des Tages…vielleicht sogar der Woche. 😀

  • Reply Lorelai 9. November 2012 at 7:22 am

    Klicke mal auf „gefällt mir“ so als Kommentar weil ich nicht registriert bin 😉 Ich habe mich gestern seit langem wieder mal gespürt als ich an einer Besprechung teilgenommen habe, beigetragen hab und nach meiner Meinung gefragt wurde. Da fühlte ich mich doch glatt wieder lebendig… nicht dass ich eine tote Mutter bin aber, ach, weiss auch nicht???

  • Reply Mara 9. November 2012 at 7:49 am

    sehr schön geschrieben! ich will auch wieder die zierde im hause sein! aber ernsthaft: nachdem mein psychiater mir ein rezept ausgestellt hat (alle 14 tage eheabend, mindestens!) (mit stempel und unterschrift), haben wir die notbremse gezogen, haben die kinder ausquartiert und sind wieder ausgegangen. hach, wat iss dat herrlich. vielen dank für den artikel! mara.
    ps nur leider kann man das rezept nicht beim italiener einlösen.

    • Reply Mara 10. November 2012 at 5:52 am

      och, psychiater sind auch nur menschen.

  • Reply Lorelai 9. November 2012 at 7:53 am

    Hilfe, Mara, das kommt also auf uns zu? Ojemine…

  • Reply WeibsWort 9. November 2012 at 10:50 am

    Wann kann ich eigentlich eine Minute nur “Ich” sein?

    Mir stellt sich da vor allem die Frage, wer ich überhaupt bin und das führt gelegentlich zu kurzen Selbstmitleidsschüben und dem Zwang, esoterische Bücher zu konsumieren. Allerdings habe ich dazu neulich ein interessantes Statement in der Zeit|Wissen gelesen. Nämlich: „Das Ich ist ein Sammelsurium. Es entsteht aus all den Erfahrungen, die wir im Lauf unseres Lebens machen.“ [So die Definition eines Taxifahrers.] Und von daher denke ich, dass ich wohl die ganze Zeit „Ich“ bin, auch wenn ich manchmal gezwungenermaßen ein wenig… ähm… schauspielern muss und fragwürdige Prioritäten setze. 😉

  • Reply freudefinder 10. November 2012 at 10:23 am

    Oh das kommt wieder – keine Sorge – sehr schön beschreibst Du, dass wir uns außerdem selbst diesen Stress machen weil wir alles so perfekt machen wollen – das kommt sicherlich noch erschwerent hinzu. Im Nachhinein – nach 3 Kindern – kann ich sagen, es war eine perfekte Trainingseinheit für den Job. Blitzschnell Situationen erfassen, wer ist traurig, wer führt was im Schilde, wer ist gegen wen, das macht stark für die Konferenzen wo man sofort erfasst, wo und wie der Hase läuft. Dann hat man gelernt zu motivieren, aufzubauen, das kann man wunderbar für seine Mitarbeiter einsetzen. Ach es ist eine unvorstellbare Vielfalt, die man da lernt – für den Job und fürs Leben. Daher sind Frauen mit Kindern so stark.
    Aber das beantwortet nicht die Frage, wann lebe ich mein Ich – aber versprochen, das kommt wieder – aber man sollte dies auch wohl mit in den Kalender schreiben – Termin ICH.

  • Reply Noch'ne Mutti aus Berlin (Mama Sophie von NetWorkingMom.de und Berlinfreckles.de) 11. November 2012 at 10:11 pm

    Haha, sehr gut. Erst vor ein paar Tagen habe ich mich wieder gefragt: „Wer bin ich und wenn ja, wie viele?“

  • Reply Britta 12. November 2012 at 2:56 pm

    Am schwierigsten finde ich den Spagat zwischen Mutter und immer noch heißer Ehefrau.
    Es ist schon etwas schwer noch sexy zu wirken, wenn sich alle Gedanken bei ihr und bei ihm um den Nachwuchs drehen.
    Und die Zeit zu Zweit muss man exakt planen, aber das ist es einem doch wert 😉

  • Reply Julia in England 14. November 2012 at 8:13 pm

    Ja,das frage ich mich auch öfters, aber vielleicht sind diese vielen Rollen ja einfach ein neues Ich?

  • Reply Maria 10. Dezember 2012 at 10:34 am

    Natürlich ist es möglich neben all diesen „Rollen“ noch Ich zu sein. Sich dafür Zeit zu nehmen ist auch außerordentlich wichtig. Ich zu sein hat nämlich nicht unbedingt etwas mit Egoismus zu tun. Ich sein bedeutet Rückbesinnung, Selbsterfahrung und letztendlich Selbsterkenntnis. Aus diesem Prozess geht man dann gestärkt hervor und kann auch all die Rollen besser meistern.

  • Reply Yuliya 25. Juni 2014 at 12:07 pm

    Wenn Du weißt, was du hinter den allen Rollen bist, was deine Essenz ist, dann identifizierst du dich nicht mehr mit den einzelnen Rollen. Du siehst deine „kleine Ich´s“ als deine äußere Hülle, als eine Umrandung deines inneren Kerns und der ist unveränderbar, ewig existierend. Du nimmst mal eine Rolle und spielst sie mit vollem Einsatz (wie z. B. Kleinkind oder Geliebte), mal eine andere, die vielleicht erst mal nicht so spannend und interessant aussieht (wie z. B. Schwiegertochter oder Hausfrau). Du entwickelst dich immer weiter und probierst verschiedene Rollen. Einige werden dir gut gelingen und Freude bereiten, andere vielleicht weniger. Aber dein Kern, dein „unsterbliches Ich“ bleibt gleich. Du kannst es nur in der Stille erfahren, wenn du dich nicht von all deinen „wichtigen“ und weniger wichtigen Aufgaben ablenken lässt. Wenn dein Geist, deine Gedanken still werden, dann kannst du deine Existenz erst kennen lernen. Dafür eignet sich die Meditation sehr gut. Täglich 15 Minuten Zeit für sich allein nehmen und in die Stille gehen. Kein Radio/TV/Handy mit Whats App etc., sondern nur DU und deine Innere Welt – entdecke dich selbst und du wirst all deine Rollen mit mehr Klarheit genießen lernen.

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