80er Jahre-Nostalgie oder: Ich werde langsam alt

Fortschreitendes Alter erkennt man unter anderem an einem Hang zur Nostalgie.
Als Kind fand ich die Geschichten meiner Eltern und Grosseltern zwar interessant, aber eben auch wie aus dem Geschichtsbuch. Neulich habe ich festgestellt, dass ich auch schon so anfange.

“Zu Kaisers Geburtstag durfte ich immer ein Gedicht vor der ganzen Klasse aufsagen” (Frau Ur-Oma, Jahrgang 1904)

“Ich habe vor dem Spiegel immer gespielt, ich wäre Caterina Valente” ( Frau Oma, Jahrgang 1942)

oder eben: “Als ich ein kleines Mädchen war, konnte man sich im Berliner Zoo mit Löwenbabies fotografieren lassen” (Frau Mutter, Jahrgang 1974)

Es macht natürlich schon Sinn, kleine afrikanische Ureinwohner vielleicht nicht nord-europäischen Grippeviren auszusetzen. Auch ist es vielleicht artgerechter, Löwenkinder bei ihren tierischen Eltern zu lassen, als bei dauerstreichelnden Menschenkindern. Aber jedes Mal, wenn ich mit Sebastian in den Zoo gehe, schaue ich mich hoffnungsvoll um, ob ich nicht doch vielleicht das kleine Gartenhäuschen sehe mit dem Jägerzaun drumherum. Im Vorgarten tummeln sich die kleinen Löwenbabies, die man dann einfach auf den Arm nehmen kann. Ich kann mich noch genau an das weiche Fell am Bauch des Löwen erinnern und an seine Krallen, die er an meinem Rock ausprobiert hat. 1985 im Berliner Zoo war ich eine sehr glückliche Löwenbändigerin. Und diesem Beruf bin ich ja auch irgendwie treu geblieben…