Erfahrungen

50 Shades of Grey im Auto: Die Fahrt ins Romantik- Wochenende

29. April 2015

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Kolumnistin Sandra hat sich so sehr auf das Wochenende ohne Kinder gefreut. Sie hatte viel vor mit ihrem Mann (hüstel, hüstel) und wählte zur Einstimmung auf das Paar-Wochenende das Hörbuch von „50 Shades of Grey“ aus.

Als sog. „mommy porn“ ja wahrscheinlich sogar prädestiniert für ein romantisches Wochenende für Mama und Papa. Oder auch nicht? Ob’s geklappt hat mit der „Inspiration“, lest ihr heute hier:

Endlich ist es soweit! Ich konnte meine Mutter davon überzeugen, dass so ein Wochenende alleine mit ihren Enkelinnen eine ganz tolle Sache ist, es fielen Worte wie:“ Auf keinen Fall anstrengend, total toll, und ach, zwei Tage sind ja sooo schnell vorbei…“

So hat mein Mann für uns ein romantisches Wellnesswochenende mit Candle-Light-Dinner, Ganzkörpersynchronmassage und Cleopatrabad gebucht, und ich habe als passende, erotische Einstimmung für die knapp 5-stündige Autofahrt das Hörbuch von Shades of Grey besorgt. Aufgeregt wie die Teenager fahren wir los.

Das Hörbuch startet mit nervigem Teeniegestammel der Protagonistin Anastacia Steele, die mit süßen 21 noch Jungfrau ist. Da lache ich das erste mal schallend. Wer soll Autorin Frau James das denn abkaufen?
Ihr Gegenpart ist der erfolgreiche CEO Christian Grey, der GRAUE Augen hat, die unter seinen GRAUEN Haaren hervorlugen, und das gesamte Buch GRAUE Leinenhosen trägt, die ausnehmend gut zu seinen GRAUEN Augen passen – ach so… Mein Mann fragt: „Hat der eigentlich nichts anderes zum Anziehen?“, doch da nervt Protagonistin Ana schon weiter.

„Wow, was sein bloßer Blick in mir auslöst. Hach, findet mich der super Mega-CEO etwa toll? Oh mein Gott, wenn er mir die Hand gibt, verglühe ich schon fast.“ Ich frage mich, wie sich diese Erregung eigentlich noch steigern soll, wenn es später im Buch fesseltechnisch zur Sache geht, heuchle aber vorerst weiter Interesse. Schließlich erhoffe ich mir nach dieser erotisierenden Autofahrt dank Shades of Grey einen inspirierten Auftakt für unseren Kurzurlaub vom Familienalltag.

Beherzt lege ich meine Hand schon mal vielversprechend auf den Oberschenkel meines Göttergatten. Wow, was ich nur mit meiner Hand auf seinem Schenkel in ihm auslöse, denke ich. Okay, ich löse scheinbar gar nichts aus, denn mein Mann starrt weiter brummig auf die Fahrbahn.

Bei Bremen meint er entnervt: „Also, wenn die bei Münster noch nicht vögeln, werfe ich die CD aus dem Fenster.“ Das klingt jetzt nicht nach erregter Vorfreude. Aber nach weiteren 40 Kapiteln, in denen bis auf Wortgefechten zwischen Anas Salsa tanzender inneren, kleinen Göttin und ihrem Unterbewusstsein („Steele reiß´ Dich zusammen!“) nichts passiert. Ich bin inzwischen unangefochtene Gewinnerin im Sätze bilden aus Autokennzeichen (W-HS?: Wilma hat Sex) und spule vor.

Bevor es endlich zu Sex kommt – wir sind unserem Fahrtziel und dem Scheitern einer anheizenden Autofahrt gefährlich nahe – muss Ana noch eine Verschwiegenheitsklausel unterschreiben und als Christian dabei ganz zufällig erfährt, dass sie noch Jungfrau ist, rastet er erstmal aus. Eigentlich erwarte ich von ihm jetzt, dass er diese unerfahrene, ahnungslose, zickige Bratze dominant vor die Tür setzt und sich eine echt devote Sub vorknöpft und uns mal so richtig zeigt, wo es bondagemäßig lang geht.

Aber nein, Mr. Grey ist ja soo begeistert von Anas als Schüchternheit getarnter Unterwürfigkeit, daß er beschließt, ihr vor der Bondageerfahrung ein normales, erstes Mal zu bescheren, obwohl er Blümchensex hasst und es auch eigentlich nie im Bett tut.

„Männer sind so inkonsequent!“, nörgele ich. „Pssst!“, zischt mein Mann, denn jetzt geht’s endlich los!

Die Stimmung im Auto ist gespannt wie ein Flitzebogen. Wir lauschen, wie Christian Ana in das GRAU-weiße Schlafzimmer führt, sie auszieht, ihr den BH von den Brüsten streicht und… dann zerspringt Ana in tausend Teile (will heißen: kommt wie die Feuerwehr)… Moment mal? Da fehlt doch das Beste!

Ich tippe wie wild auf den Knöpfen herum, aber nichts passiert, außer dass unser CD-Player die CD ausspuckt und ab da den Dienst quittiert. Im Gegensatz zu uns, ist dem Gerät so unerträglich heiß geworden, dass es sich jetzt weigert, den ersehnten Akt vollständig abzuspielen. Mein Mann und ich sind auf 180 und heiß ist uns jetzt auch, aber nicht ganz so, wie ich es mir vorgestellt habe.

Zu allem Überfluß erreichen wir in diesem Moment unser Hotel und damit das klägliche Ende unserer aphrodisierenden Autofahrt.

Hoffe nur, dass der Rest des Wochenendes in erotischer Hinsicht reibungsloser verläuft und baue fest auf Plan B: Cleopatrabad und Massageöl…

Sandra S Kolumne Foto

Sandra S., 40, lebt mit Mann und Töchtern in Kiel. Sie dreht „ehe-technisch“ bereits die zweite Runde, wirkt oft bei Poetryslams mit und schreibt außerdem Kurzgeschichten. Wenn sie nicht gerade textet, das Meer oder ihre Familie genießt, singt sie mit Leidenschaft und Inbrunst. Bei Frau Mutter ist sie die Expertin für die körperliche Liebe oder was das ist, „wenn Mama und Papa sich ganz doll lieb haben.“

„50 Shades of Grey“ soll ja ein sog. „mommy porn“ sein, whatever that means… Was haltet Ihr von Buch und Film?

FOTO: Bondage im Auto mit Abschleppgerät: geht doch! ©Frau Mutter Blog

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1 Kommentar

  • Reply Sven 29. April 2015 at 2:36 pm

    hahahaha, habe mich sehr schön amüsiert. Was meinst du, warum wir die CD im Auto noch nicht ausprobiert haben…
    Und das arme schwedische Lenkrad…

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