Wenn unsere Kinder schlechte Esser sind, braten wir gerne mal Extrawürste und „machen das Grüne“ aus dem Essen raus. Wird es dadurch besser? Nein! In der Hoffnung, dass die Kleinen „wenigstens etwas zu sich nehmen“, machen wir Eltern es oft noch schlimmer. Mit meiner heutigen Gastautorin teile ich das Glück, gute kleine Esser zu Haus zu haben und ich teile ebenso mit ihr die Ansicht, dass Essen absolut Erziehungssache ist. Ein interessanter Denkansatz, wie ich finde.
Über Verpackungsschwindel und Franzbrötchen: Warum unsere Kinder schlechte Esser sind
Eine Sache gleich mal vorweg: Als Hamburgerin liebe ich Franzbrötchen. Und zu einem Schokoriegel oder Croissant sage ich auch nicht nein. Der große Trick dabei ist, dass es so etwas bei uns eben nur AUCH zu essen gibt.
Wenn ich mir die sogenannten gesunden Snacks und auf Kinder zugeschnittene Lebensmittel ansehe, würde ich zunächst nicht vermuten, dass da neben viel zu viel Zucker auch noch ein ganzer Haufen anderes Zeug drin steckt, das bestimmt nicht zu einer gesunden Ernährung beiträgt. Steht ja auch „vegan“ drauf oder „bio“, das muss doch gut sein! Aber Werbung ist eben alles und es gibt viele Verpackungsdesigner, die ihr Handwerk gut beherrschen. Um so wichtiger, daß wir Mamas uns die Zeit nehmen, das Kleingedruckte durchzulesen!
Warum Obst aus Tüten zum Aufsaugen???
Was ich bis heute nicht verstehen kann, warum man seinen Kindern Obst aus Tüten gibt. Ok, kurz den Deckel aufschrauben ist schneller als einen Apfel zu schälen. Aber: Warum muss denn das sein? Was ist denn falsch an einem Apfel? Oder an frischen Erdbeeren – wenn sie denn Saison haben. Ich möchte nicht damit sagen, daß Frucht-Pürees aus der Tüte ungesund sind. Im Gegenteil, da steckt bestimmt viel Gutes drin. Aber: Auch wenn die Verpackung recycelt wird, der CO2-Ausstoß bedacht wurde und alles Zucker- Gluten- und Laktosefrei ist: In meinen Augen wird eine ganz falsche Botschaft an das Kind vermittelt: Schnell. Essen. Am besten noch mal eben zwischendurch beim Laufen/Gehen/Roller fahren/Kinderturnen.
Essen soll und darf zelebriert und wertgeschätzt werden!
Essen sollte zelebriert werden anstatt sich mal eben zwischendurch irgendetwas reinzupfeifen. Denn: andernfalls senden wir unseren Kindern damit die falsche Botschaft. Mir war von Anfang an sehr wichtig, dass unsere Kinder das Essen wertschätzen. Das sie wissen wie ein Apfel, ein Kürbis, etc. aussieht und auch wissen wie jedes einzelne Lebensmittel schmeckt. Und das am besten mit Zeit. Und mit beiden Beinen unter dem Esstisch. Natürlich hat es bei uns auch mal das Brötchen in der Karre gegeben oder nach der Kita, kurz vor dem Mittagessen. Aber im Sitzen und nicht während sie eigentlich mit etwas Anderem beschäftigt waren.
Spaß an Lebensmitteln und darüber reden, was auf den Tisch kommt
Weil wir bei unseren gemeinsamen Mahlzeiten unsere Kinder auf Essen neugierig gemacht haben und auch darüber reden, was auf dem Teller liegt, denke ich, daß sie fast alles essen und, viel wichtiger, alles p-r-o-b-i-e-r-e-n. Von Anfang an gab es bei uns eine Vielfalt an Lebensmitteln. Immer saisonal und fast immer regional (Bananen ausgenommen, die wachsen hier dummerweise nicht). Alles, was wir auf dem Teller hatten, durften auch unsere Kinder kosten. Und immer haben unsere Töchter von Gemüse bis Süßigkeiten alles begutachtet, angefasst (sich auch mal roh in den Mund gesteckt) und das jeweilige Produkt für sich selbst entschieden: Fisch, Fleisch, Gemüse, Brot, Nudeln, Joghurt, Süßigkeiten – von Schokolade bis Weingummi ist unsere Süßigkeitenbox immer gut gefüllt. Aber auch Datteln, Humus, zuckerfreier Schokopudding und Kakao sowie Smoothies in 50 Variationen, Porridge und Pancakes stehen auf unserem Speiseplan.
Zusammen essen ohne Zwang und Dogmen!
Bei uns macht Essen Spaß. Denn es wird zelebriert. Es wird der Esstisch gedeckt, dabei Helfen die Kinder (seitdem sie das können) selbstverständlich. Dann wird sich hingesetzt, und auch die Kinder dürfen sich selber nehmen (seitdem sie das können). Und dann wird gegessen, erzählt, gelacht, gekleckert. Wer etwas nicht mag, der muss das nicht essen und darf es gerne aussortieren. Vor Allem: Wir nehmen uns Zeit und es wird sitzen geblieben, bis der Letzte fertig is(s)t.
Leider wahr: Die Kinder spiegeln unser Essverhalten
Diesen Ablauf empfinde ich als das Normalste von der Welt. Also, lasst uns das Essen doch mal wieder zelebrieren, als würden wir jeden Tag ein Fest feiern. Wir zeigen unseren Kindern die Welt, erklären ihnen jedes Gänseblümchen – warum nicht auch die vielen Lebensmittel, die es zu entdecken gibt? Wir sind das Vorbild und die Kinder spiegeln unser (Ess-)verhalten. Und für alle, die mich jetzt verteufeln wollen: Herrgott, unsere Kinder bekommen bei Oma & Opa auch mal Obst oder Joghurt aus der Tüte. Und, na klar, sie lieben es. Aber da dürfe sie eben auch dreimal mehr Fernsehen schauen als zu Hause. Und dabei so ‘ne Tüte verdrücken.
Christin ist Zwillingsmädelsmama, Foodbloggerin und hat gerade ihr erstes e-Book „Family Kitchen“ herausgebracht, das sich mit dem einfachen Start in eine gesunde Familienküche beschäftigt. Mehr Infos und Gratis-Download unter www.familykitchen.de
foto: pixabay
12 Kommentare
Obst aus Tüten? Aber natürlich!
OK, das war jetzt reißerisch formuliert 😉 Hier gibt es Obst in Naturform. Verdrückt meine Große (3) en masse. Nichts macht sie momentan essenstechnisch glücklicher als Erdbeeren bis zum Abwinken, im Winter kann der Papa die Pomelo gar nicht schnell genug schälen und den Sternfrucht-Konsum habe ich nur deshalb eingeschränkt weil es langsam ins Geld ging 😀
Die Tüten gibt es ab und an noch dazu. Als kleine Nascherei, weil sie die so gerne mag. Und ich mir denke wenn sie das als Süßigkeit akzeptiert statt Kekse, Gummibärchen etc – warum nicht? 🙂
Puh… ich finde solche Aussagen, dass „Essen absolut Erziehungssache“ ist ziemlich grenzwertig. Unser Essverhalten ist genauso wie im Artikel beschrieben: vielfältig, ausgewogen und als gemeinschaftliches Ereignis zelebriert. Es wird zweimal – am Wochenende dreimal – zusammen gegessen, unsere Tochter (4) hilft beim Einkaufen, bei den Vorbereitungen und kocht auch leidenschaftlich gern mit uns. Und dennoch isst unsere Tochter nicht alles und ihr Speiseplan ist ziemlich klein und begrenzt. Wir erziehen sie also falsch? Wenn man das „Glück“ hat, dass die eigenen Kinder „gute Esser“ sind, ist so eine Aussage ja auch schnell gemacht. Und schon wurde schon wieder Druck und Schuldgefühle auf andere Eltern ausgeübt. „Bei uns gibt es zuckerfreien Schokopudding. Und Humus. Und Datteln“. Wer ist hier die bessere Mutter? Ich kann es nicht mehr hören/lesen/sehen!
Ich weiß, ich sollte mich von solchen Aussagen nicht persönlich angegriffen fühlen, tu‘ es aber trotzdem, weil sie arrogant sind! Ich trinke jetzt meinen Smoothie zum Frühstück, den mir übrigens meine Tochter gestern noch zusammen mit meinem Mann gemacht hat, ihn aber – im besten Falle – höchstens probiert und ihn dann stehen lässt. Und zur Vollständigkeit: Schokokekse mag sie auch nicht und das „Grüne“, dass sie vorher selbst ins Essen mischte, puhlt sie sich auch wieder raus.
Liebe Kathi,
zunächst einmal sollst Du Dich bitte nicht angegriffen fühlen. Christin hat einfach eine klare Meinung, die sie hier formuliert und ist ja keineswegs dogmatisch, dass es nicht mal Süßes oder nicht gaanz so hochwertiges Essen geben darf. Ich denke, wenn Kinder viel verschiedene Dinge sehen, mit ihnen in Kontakt kommen, hilft das schon. Bei uns zu Hause gibt es manchaml montags Pizza (TK), dienstags Lachsquiche, mittwochs MC Donalds , donnerstags frische Artischocken, alles wird gerne gegessen. Es geht doch um einen Denkanstoß. Nicht: wer ist besser. Jeder kann was anderes gut als Mutetr oder Vater. Christin hat das mit dem Essen raus;)
LG Nina
Hallo Nina, danke für Deine Antwort. Ich finde nicht, dass Christin hier eine Meinung vertritt, sondern schon die Überschrift „Woran es wirklich liegt, dass unsere Kinder schlechte Esser sind“ suggeriert eine Behauptung – die, meiner Meinung nach, falsch ist. Es geht auch nicht darum, dass auch mal TK-Pizza erlaubt ist, sondern dass hier behauptet wird, dass die Erziehung (=die Eltern) daran Schuld ist, wenn ein Kind schlecht isst.
Übrigens war meine Tochter ähnlich wie die Tochter von Katrin: auch meine Tochter hat erst nach dem ersten Lebensjahr angefangen zu essen. Davor wurde sie fast ausschließlich gestillt bzw. bekam die Flasche. Wir haben ihr alles angeboten, aber unser erste Priorität war immer: kein Druck beim Essen. Was ich damit sagen will: Es gibt tatsächlich Kinder, die einfach so schlechte Esser sind! Genauso wie es Kinder gibt, die schlechte Schläfer sind. (Zu letzterem zählte meine Tochter übrigens nie – dennoch kreide ich mir das nicht als Erziehungserfolg an.)
Sicherlich sind Christins Ausführungen absolut richtig: Kinder lernen von ihren Eltern, egal ob es sich um das Essverhalten dreht, um Medienkonsum, Arbeit oder Sport. Vielleicht sollte man dies jedoch weniger anklagend und selbstdarstellerisch formulieren.
P.S.: Deinen Blog mag ich trotzdem sehr.
Ich muss mich da Kathi anschließen. Meine ältere Tochter (6) isst zu meinem Leidwesen keinm Obst – außer Erdbeeren und Himbeeren – und kein Gemüse – außer Kartoffeln und rahmspinat, und dies war IMMER schon so und ist trotz aller meiner Belesenheit zu dem Thema und allem, was hier im Artikel als richtig und wichtig hervorgehoben wird, bisher so geblieben. Und das liegt nicht an mir. Solche behauptungen wie „Essen ist absolut Erziehungssache“ suggerieren aber, dass es so wäre, und deshalb nehme ich daran – genau wie Kathi – Anstoß. Ich habe meiner älteren Tochter nie Gläschenbrei gegeben! Sie bekam von Anfang an Fingerfood und eine große banbreite an Lebensmitteln angeboten! Bis sie 11 Monate alt war, hat sie ALLES abgelehnt, ich musste sie weiterhin voll stillen. Danach ernährte sie sich von Brot, Käse, Müsli, Joghurt, Obstmark (diese Gläser mitu ngesüßtem Apfel- und Sonstwasmus) u.ä.. Aber jedes Gemüsestück wird abgelehnt. Ja, sie probiert inzwischen in der Kita „pflichtgemäß“ hier und da ein bisschen Gemüse, aber das Ergebnis ist immer „schmeckt mir nicht“. Bei meiner jüngeren Tochter ist es ganz anders, obwohl ichbei ihr nichts anders gemacht habe. Diesen Senf musste ich einfach dazugeben. Es ist sol eicht – vielleicht ungewollt – andere zu verurteilen und Schuldgefühle zu wecken. Oder auch Vorurteile – „Dein Kind isst kein Obst und Gemüse? Da musst Du ja wohl eine uninformierte/ungebildete Asi-Mutter sein, die ihrem Kind nur unterwegs Obstquetschies und Kekse anbietet und kein richtiges Essen zu Hause kocht.“ Sowas kann ich echt nicht gebrauchen. Ich bin selbst Vegetarierin, esse sehr gerne Obst und Genüsegerichte, und ich habe trotzdem so ein Kind, und es macht das Kochen für und das Ernähren dieses Kindes absolut nicht zu einer Freude! Ich mache mir ja selbst ständig Gedanken darüber, ob sie alle wichtigen Nährstoffe bekommt oder irgendeinen Vitaminmangel kriegt. Da kann ich nicht noch solche Belehrungen brauchen.
Ich schließe mich meinen Vorrednerinnen an…welch ein herablassender Ton…ES IST NICHT ERZIEHUNGSSACHE. Wie kämen sonst 2 komplett unterschiedliche Esser bei gleichen Eltern zu Stande?
Danke für die Unterstützung:-)! Eben: es ist eben nichts, was man „raus haben“ kann. Es ist wie mit dem Schlafen: auch hier hatte ich leider Pech – und das bei beiden Kindern -, und ich bin mir absolut sicher, dass das nicht meine Schuld war, sondern die Kinder eben einfach so tickten. Mehr als frisches Essen, Obst und Gemüse anzubieten, eine gute Essensatmosphäre zu schaffen und mit gutem Vorbild voranzugehen kann man nicht tun. Und man sollte keinesfalls Druck ausüben, und auch nicht zum Probieren zwingen. Das hat alles Anja Gaca, die Hebamme vom Blog vonguteneltern.de mal sehr schön und überzeugend dargelegt. Es ist eben Glückssache. Und es ist kein „Trick“, dass es Süßigkeiten, Croissants etc nur unter anderem gibt – sondern eine Selbstverständlichkeit. Dafür braucht man sich nicht zu rühmen. Genauso wenig wie ein Einschlafritual aus Geschichte Vorlesen, Schlaflieder Singen und Kussgeben tolle Tricks zum schnellen Einschlafen (am besten alleine) sind, sondern etwas, was alle halbwegs intelligenten Eltern sowieso machen. Da fühle ich mich einfach herablassend behandelt.
Hallo Katrin,
aber das sagt die Autorin doch auch so. Viel Anbieten, Spaß am Essen vermitteln und wenn man das selbst lebt, kann es gut klappen. Vielleicht auch: Dann wird es irgendwann gut Klappen mit dem Essen. Viele der schlechten kleinen Esser von damals sind ja heute durchaus gute Esser. Da muß man nur an sich selbst denken. LG Nina
Woran es wirklich liegt, dass mein Kind ein schlechter Esser ist? An meiner „falschen“ Erziehung? Da hört sich aber alles auf…sie klopfen sich selbst auf die Schulter…wofür…Glück gehabt in meinen Augen…
Furchtbar wertender Artikel
Kinder und Essen ist ein schwieriges Thema. Aber ich habe in den letzten Jahren immer wieder erfahren und gemerkt, dass dem Essen hier nicht so viel Wertschätzung entgegenkommt. Geld ist für alles andere da, oft aber nicht für gute Lebensmittel. Für mich der wichtigste Punkt am Artikel ist, dass man sich ZEIT zum Essen nehmen sollte. Und da sind wir Eltern genauso in der Pflicht. Es ist die Zeit, an der die Familie zusammenkommt. Nein, wir sehen nicht alle so glücklich morgens aus, wie auf der Packungs der Frühstücksflocken. Aber eine gemeinsame Mahlzeit am Tag sollte es sein. Dasein. Zuhören. Miteinander essen.
Sven, ich danke Dir! Die Punkte Geld ausgeben für gute Lebensmittel und gemeinsam Essen sind mir auch sehr wichtig. Man kann ja durchaus einfacher und weniger Fleisch essen und dafür eben ein richtig guter Salat vom Bauern. Gemeinsam essen ist auch nicht immer einfach (mit kleinen Kindern, Chaos etc.) aber es tut als Familie gut! LG Nina
Da hat aber jemand mit seinen Kinden echt Glück gehabt.
Und glaubt jetzt, es wäre sein Verdienst.
Bäätsch; ist es nicht, hätte ich aber vielleicht auch geglaubt, wenn ich nur das eine hätte. Das Spinat und Broccoli liebt und bei Süßigkeiten nur ein Stück möchte und alles probiert.
Ich hab aber auch noch den Nudelesser, der Nudeln mit Öl isst. Als Abwechslung mit Butter. Ein Jahr lang. Die Erziehung war die Gleiche.