2018 ohne gute Vorsätze! Das macht mich etwas nervös, ehrlich gesagt. So ganz freimachen von guten Vorsätzen oder „Lebensoptimierung“ kann ich mich auch nicht. Das Doofe: es kommt immer wieder das Leben dazwischen und die Schoki schmeckt halt auch so gut…
Heute ein nachdenklicher Text meiner Gastautorin Sandy zum Thema Optimierungswahn und warum ToDo-Listen und Vorsätze uns nur stressen. Vielleicht gelingt uns Müttern ja ein entspannterer Ansatz für das tägliche Chaos im Alltag, wäre das nicht mal ein Ziel für 2018?
2018 ohne gute Vorsätze: Ja geht denn das?
Am jungfräulichen Morgen des ersten Januartages 2018 sitze ich mit meinem Taschenkalender am Esstisch. Den Geruch des neuen Leders in der Nase, nehme den alten Lamy Füller zur Hand. Die unerledigten To-Dos von 2017 werden handschriftlich ins neue Jahr übertragen, es sind rund zwei Dutzend. Werde ich alle 2018 erledigen?
Ferner gehen mir meine guten Vorsätze für 2018 durch den Kopf: Öfter Joggen, mehr Lesen, weniger Handy, weniger Zucker, gelassener werden – die selben, wie jedes Jahr. Ich schreibe sie ebenfalls auf, damit sie in den kommenden Monaten nicht wieder in Vergessenheit geraten. Während sich meine Kinder lautstark über den Kakao streiten, kippt mein Milchkaffee um. Ich hatte ihn mit der selbst auferlegten „Gelassenheit“ geschäumt, nun läuft die heiße Milch über mein Hosenbein. Werde ich die guten Vorsätze 2018 umsetzen?
Grundsätzlich bin ich ein Mensch, der neue Herausforderungen sucht und Ziele verfolgt. Ich brauche permanente Challenges, sonst wird mir langweilig. Ich arbeite gerne. Ich mag den Druck des täglichen Lebens, die Dynamik eines Familienalltags. To-Do-Listen abarbeiten schafft mir eine gewisse Befriedigung. Jedes Mal, wenn ich einen Punkt wie „Keller aufräumen“, „Zahnarzt anrufen“ oder „Fotos sortieren “ durchstreiche, fühle ich mich regelrecht befreit.
Nun ist es seit achteinhalb Jahren jedoch so (seitdem wir Kinder haben), dass meine Liste der Vorhaben immer länger statt kürzer wird! Als Dreifach- Mutter arbeite ich alles nach Prioritäten ab, immer in der Gewissheit, dass nie alles zu schaffen sein wird. Warum mache ich mir diesen den Druck? Reicht es nicht schon an sich, den alltäglichen Anforderungen als Mutter gerecht zu werden, das Schiff an sieben Tagen die Woche, 12 Monaten und 365 Tagen im Jahr auf Kurs zu halten?
Die Listen sind mehr Stress als die unerledigten To-Dos
Zu meiner To-Do-Liste und der Guten- Vorsätze- Liste kommt noch meine Merkliste für Suchaufträge bei eBay Kleinanzeigen. Ich habe seit Monaten diverse Neuanschaffungen geplant, so wünsche ich mir einen nostalgischen Schaukelstuhl, einen größeren Esstisch und den perfekten Lampenschirm für unseren Flur. An diesem Neujahrsmorgen ploppen sage und schreibe 32 neue Angebote auf meinem Handy auf. Mein Mann blickt mich vorwurfsvoll an, ich hatte vergessen auf lautlos zu stellen.
Warum muss ich immer alles erledigen, verbessern, optimieren? Eigentlich stresst mich mehr, dass To-Do- Listen nicht abgearbeitet werden, als die unerledigten To-Dos auf ihnen.
Und all die guten Vorsätze für 2018, die letztlich wieder nicht erfüllt werden – ist nicht ihre bloße Existenz viel frustrierender, als der Umstand, dass ich zu viel Süßes esse oder zu selten Sport treibe?
Wenn ich darüber nachdenke, nervt mich weitaus mehr, ständig Lampenschirme zu vergleichen ohne mich entscheiden zu können, als die Tatsache, der nackten Glühbirne im Flur.
Wie wäre es mit einer Liste #läuft?
Die einzige Möglichkeit, aus diesem Dilemma wieder rauszukommen, besteht am Ende darin, die Umstände anzunehmen, wie sie sind. Genau zu betrachten, was alles läuft. Vielleicht sollte ich hier und heute das Positive in einer Liste festzuhalten, anstelle der Unzulänglichkeiten. Mich frei machen, von den Vorsätzen.
Und so reiße ich kurzerhand die zwei Seiten mit alten To-Dos und Vorsätzen wieder aus dem Kalender und freue mich an ihrer Punktlandung im Papierkorb. Beschwingt lösche ich die ebay Kleinanzeigen App auf meinem Handy. Dann schreibe ich mein persönliches Paradigma für das neue Jahr auf Seite eins meines 2018 Kalenders: „So wie es ist, kann es bleiben!“
Danke Sandy, für Deinen schönen Text! Übrigens haben meine Kolleginnen bei Stadt Land Mama einen guten Text über sinnvolle Vorsätze geschrieben, der mir sehr gut gefallen hat.
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